Everybody's fucked in their own special way

Donnerstag, 31. März 2016

Spuren

(Zugleich ein Beitrag für Frau Tonaris "Rost-Parade"-Projekt.)

Über den Lauf seines Lebens hinterlässt der Mensch verschiedene Spuren. Bei Gegenständen ist das ähnlich, insbesondere, wenn sie etwas angerostet sind. An den Spuren, die dieser Aschenbecher am Flughafen hinterlassen hat, lässt sich ersehen, dass er es nicht allzu weit geschafft hat. (Und ich bin glücklich, dass ich noch einmal neuen Rost gefunden habe.)

Da heute der 31.3. ist, und heute vor zwanzig Jahren Jeffrey Lee Pierce viel zu früh im Alter von 37 Jahren gestorben ist, kommt die Musik natürlich von ihm. Er hat auch einige Spuren hinterlassen, wie  auch das wunderschöne Lied "Mother of Earth", das nur zu gut zu dem Gedenktag passt. Gehen wir mit ihm den River of sadness entlang.... (Mehr zu Jeffrey Lee Pierce heute auch im Zweitblog).


Mittwoch, 30. März 2016

Nein, diese Jugend!



Letzthin diese Aufschrift im Bürgerpark gesehen, die mich dann doch nachdenklich machte. Hat denn die Jugend gar kein Gefühl mehr für die elementaren Regeln unseres Gemeinwesens? Bestimmte Dinge kann man heutzutage wohl nicht mehr voraussetzen. Auch von jungen aufstrebenden Graffiti-Künstlern kann man aber doch wohl Kenntnisse von Rechtschreibung und Grammatik verlangen, insbesondere die korrekte Bildung des Imperativs zweite Person Plural! Von der Interpunktion will ich gar nicht anfangen, das fehlende Komma ist potenziell sinnentstellend. Und hat niemand den jungen Leuten gesagt, dass es keinen wirkungsvolleren stilistischen Kniff gibt, als einen Ausrufesatz mit einem - Ausrufezeichen zu beenden?

(In Bezug auf die Tatsache, dass die Künstler - obwohl sie ein Publikum adressieren, das ihnen nicht im Einzelnen bekannt ist und in dem sich auch Ältere wie ich befinden - die zweite Person Plural und nicht das eigentlich angebrachte "Ficken Sie sich, Sie Opfer!" gewählt haben, will ich aber mal nicht so sein. Man war ja auch einmal jung und mit dieser Stilfrage haben auch manche Erwachsene ihre Probleme.) 

(Anmerkung: Wenn ich noch häufiger solche Posts schreibe, wächst mir ein Monokol. Allein der Gedankenstrich im ersten Absatz bringt mich schier um.)

Dienstag, 29. März 2016

Fotoalbum

Ich suche nie nach Motiven, sondern ich finde sie (wenn ich Glück habe). Dinge fallen mir ins Auge, ohne dass ich das vorausplanen kann. Manchmal helfe ich etwas nach, indem ich eine andere Strecke gehe, aber auch das funktioniert nicht immer: Auch auf fremden Strecken findet sich manchmal nix Fotografierenswertes, dafür bleibe ich dann am nächsten Tag auf der ollen Invalidenstraße fünf Mal stehen.  

Von den ganzen Fotos landen dann viele hier im Blog, mit anderen kann ich dann doch nix anfangen oder ich vergesse sie mit der Zeit. Die eher atmosphärischen Fotos tauchen hier im Blog kaum auf, weil ich zwar kein Problem mit Dilettantismus habe, aber nicht, wenn man versucht, einen auf künstlerisch zu machen. Meistens nehme ich die gleichen Motive mehrmals auf, weil mindestens die Hälfte meiner Fotos unscharf und verwackelt ist. Ab und zu gehe ich dann meine Fotos durch, weil ich mir denke "Jetzt würde eigentlich das Foto von dem Kürbis, der aussah wie ein Hintern, wunderbar passen, wo war das noch mal". Meistens finde ich's dann nicht mehr. 

An der Fotogalerie auf meinem Handy kann ich meistens meine Aktivitäten nachvollziehen. Die zufällige Sortierung der Bilder hat für mich einen besonderen Reiz.





Samstag, 26. März 2016

Breaking: Frühlingsbeginn


Ich gebe zu, ich war skeptisch. Wie hier die letzten Jahre empirisch bewiesen werden konnte, gibt es neben dem metereologischen und dem kalendarischen Frühlingsbeginn noch den eigentlich, den Berliner Frühlingsbeginn, mit dem man genau den Beginn des guten Wetters bestimmen kann. Man muss einfach aufpassen, wann man den ersten Socken auf Berlins Straßen findet. Dieses Jahr war ich etwas am Zweifeln. Aber die Wissenschaft behält recht: Diesen Socken habe ich heute in der Wilhelm-Kuhr-Straße gesehen, folgerichtig steigen die Temperaturen deutlich über 10 Grad. 

Drama im Bürgerpark


Die Ente sitzt ganz oben auf dem als Totholz geschnittenen Baumstamm. Was ist da passiert? Die Panke-Enten sind, ganz wie es für diese Tiere üblich ist, normalerweise eher bodennah unterwegs. "Cherchez les Erpels" meint Frau Ackerbau in ihrer Weisheit. Und sie hat recht: Zwei Erpel lungern unten am Stamm herum.




Ein Drama der Polyamorie? Frau Ente hat keinen Bock auf Frühling? Übliches Werbeverhalten der Panke-Enten? Wir werden es wohl nicht erfahren. 
Als ich zuhause war, fand ich allerdings Folgendes erschreckender:



Wo kommt denn diese Fratze im Baumstamm her? 


Freitag, 25. März 2016

Das Krähennest


(Wenn ich ehrlich bin, habe ich nicht so richtig aufgepasst. Die Krähen sind eigentlich eher einen Kilometer südlich an der Reinhardtstraße. Vielleicht sind's auch Elstern, aber das war gegen die Sonne nicht so richtig zu erkennen.)

Donnerstag, 24. März 2016

Pankower Pausensnack



Schnaps, Kippen.... und junger Spinat? (Ist das diese Gentrifizierung? Vegane Suffköppe?)



(Wie Spinat und Alkohol gut zusammenpassen, sieht man allerdings in diesem Blogpost.)

Montag, 21. März 2016

"Chef, da ist noch Rollrasen übrig!"


"Leg den Kram einfach um den Baum, wir nehmen den nicht mehr mit."

(Oder wollte man das Black Flag-Logo nachlegen?)

Sonntag, 20. März 2016

Geht doch!

Die Tomatensamen haben sich dann doch noch einmal berappelt. Inzwischen sind die meisten doch noch aufgegangen; wie jedes Jahr wird das Problem eher, die ganzen Pflänzchen unterzubringen. Ein paar Nachbarn haben sich schon unauffällig erkundigt, ob ich wieder Tomaten ziehen würde, die werden dann auch dieses Jahr nicht leer ausgehen. Und zum Tauschen sollte dann auch noch genügend da sein.

Bei den Fleischtomaten sieht es noch ein bisschen schwach aus, die Black Krim hatte bislang noch keine Lust, die Apricot Brandywine will auch nicht und von den ganzen German Gold haben auch bislang nur ein paar die Erde durchbrochen (hat sich was mit deutschen Tugenden, faule Säcke). Aber das ist ja immer das Gleiche mit der German Gold: Wenn sie erst mal wächst, ist sie verlässlich und pflegeleicht. Oft hat sie schon vorher keine Lust. 

Bislang habe ich noch ganz gut Ordnung halten können (mal davon abgesehen, dass ich anstatt Apricot Brandywine auf die Etiketten Brandywine Cherry geschrieben habe und beim Nachsäen etwas durcheinander gekommen bin und zu den kanarischen Tomaten Black Cherry gesät habe, so dass ich jetzt nicht so richtig weiß, welche Pflänzchen da wachsen). Spätestens beim zweiten Umtopfen werde ich aber wieder komplett den Überblick verlieren. 

Weil ich bekloppt bin Aus guter Tradition habe ich wieder viel zu viele Sorten, 21, wenn ich richtig gezählt habe. Einige Neuigkeiten sind dabei, auf die ich schon mal gespannt bin. Alle Farben und Formen sind vertreten.

Freitag, 18. März 2016

"Der digitale Bauer kommt!"

Zwar bin ich gerade nicht unterwegs, aber ich habe auch in Berlin genügend Gelegenheiten, Unsinn zu hören und selbst Unsinn zu reden. Aus irgendwelchen Gründen war mal wieder eine Woche, in der ich mit irgendwelchem Kram über Digitaldingens, disruptive Entwicklungen und so weiter unterhalten wurde. Ich bin da ja von beruflichen Tätigkeiten um die Jahrtausendwende immer noch traumatisiert und meine Ohren beginnen zu bluten, wenn mir jemand von use-cases, solution orientated subclusters und so weiter erzählt. Immerhin habe ich jetzt dazu gelernt, was WTP heißt. (Ich schreibe mir jetzt die dümmsten Sprüche immer in mein Notizbuch. Alle denken, ich wäre besonders aufmerksam.)

Aus berufenem, nein berufensten Mund habe ich aber auch die Nachricht gehört, die jetzt in der Überschrift gelandet ist. Ich habe keine Ahnung, was das heißen könnte, alle anderen fanden das aber interessant, bewegend oder bemerkenswert. Ich denke mal über ein entsprechendes Tattoo nach. 

Vielleicht ist der digitale Bauer ja jemand, der Fotos von seinen Setzkartoffeln in seinen ranzigen Blog stellt?


(Dann wäre ich ja Trendsetter!)

(Einen guten Satz habe ich allerdings gehört: Digitalfuzzy, auf Nachfrage nach einem unverständlichen Monolog: "Das klingt ein bisschen wirr, macht aber Sinn." Stimmte zwar nicht, aber darauf wusste niemand mehr etwas zu sagen. Muss ich mir merken.)

Donnerstag, 17. März 2016

Sagt es allen Leuten!


(Nicht so rätselhaft, wie's aussieht. Es stand auch noch eine Telefonnr. drauf, die aber inzwischen ausgebleicht ist. Unabhängig davon sollte jeder einen Zettel schreiben, wenn ihm irgendetwas zufliegt.)

Nebenbei (und ein großer Quell der Freude): Die 17.30 Uhr-Amsel ist wieder da, einen Baum weiter gezogen. Ich war mir erst nicht sicher, ob sie's war, aber das Chuck Berry-Riff im Pfiff hat sie verraten. Der Frühling kann jetzt wirklich beginnen. 

Dienstag, 15. März 2016

Gefesselt!


(Ich bekomme das Gefühl, dass die Baustelle am Humboldthafen und ich Freunde werden könnten.)

Montag, 14. März 2016

Sonntag, 13. März 2016

Kunst im Bürgerpark

Im Bürgerpark gibt es eine Menge Kunst, viele Statuen, seit Metalldiebe zugeschlagen haben, ein paar weniger; seit neuestem gibt es auch Kunst, die für Metalldiebe nicht interessant ist. Dieser Wurzelstock wurde abgelegt, es ist zu erkennen, dass der Baum einst woanders stand. Eine neue Attraktion für die Kinder und natürlich eine Freude für die Freunde der Waldgeister.


(Nein, das da hinten ist keine Bronzeskulptur eines Jungen, der gegen den Baum strullt. Das sieht nur von dieser Perspektive so aus.)


("Hier gibt es nichts zu sehen, Leute.")

Samstag, 12. März 2016

Amsellos

Die 17.30 Uhr-Amsel habe ich jetzt schon lange nicht mehr gehört. Der Frühling beginnt eigentlich erst, wenn man zum ersten Mal wieder Amselgesang hört. Das war letzte Woche in der Frühe der Fall, allerdings muss es ein anderer Amslerich gewesen sein. Das Chuck-Berry-Riff und der Love-Supreme-Einstieg der 17.30 Uhr-Amsel war nicht zu hören, es war ein melodischerer Gesang. Ob die Amsel wieder kommt? Nach sechs Jahren kann es natürlich auch sein, dass der Hausamslerich nicht mehr lebt; das wäre sehr schade. 


Die Robinie auf dem Nachbargrundstück, auf der er immer saß, gibt es auf jeden Fall nicht mehr. Sie war innen faul und musste gefällt werden. Als ich am Wochenende ein bisschen im Garten werkelte, schauten ein paar Amsleriche interessiert zu. Ich hoffe, einer davon findet einen nahen Platz und singt mir dann immer vor.  

Freitag, 11. März 2016

Freuden des Nahverkehrs


In der S 1, zwei Herren unterhalten sich. Nach wenigen Sätzen wird mir klar, dass sie wohl in einem Bundesministerium arbeiten, der eine ein alter Hase, der andere neu. S 1 ist wirklich die Premium-S-Bahn mit den Premium-Gesprächen. Nun sagt mir nicht, dass das ein Zeichen der Gentrifizierung sei, denn solche Typen kommen aus Frohnau, und da war's schon immer so. 
Beide leiden unter einer verbreiteten Nahverkehrskrankheit: Entweder glauben sie, niemand in der Bahn spräche ihre Sprache, oder sie glauben, alle anderen seien taub. Zumindest ich bin's nicht, so dass ich einige Neuigkeiten aus dem Ministerialbetrieb erfahren. Natürlich kann ich damit nicht allzu viel anfangen, da ich weder das Personal, noch die Gepflogenheiten kenne, aber immerhin. Beide sind sich einig, dass ihr Minister zwar "schwierig, aber nicht doof" sei und dass deswegen die neueste Stellenbesetzung schon irgendwie Sinn gebe. Zusätzlich kenne ich jetzt den Namen des Staatssekretärs, der sich beim Personalrat beschwert hat, dass ihn die Leute auf dem Gang nicht grüßen.  Ist ja vielleicht mal nützlich. Aber wahrscheinlich wird das nie eine Frage bei Quizduell und außerdem spiele ich ja noch nicht einmal Quizduell. 

Derweil steht in der S-Bahn neben mir eine kleine junge Frau, die mit Karteikarten die Zusammensetzung verschiedener Cocktails lernt. S 1, Premium S-Bahn.

Donnerstag, 10. März 2016

Bedeutende Dienstreisen (10 - zweiter Tag)



(Fortsetzung von gestern)

Das Hotel ist schnell gefunden, landestypisch steht eine kleine Flasche Wein als Präsent des Hauses auf dem Zimmer. Pech, dass ich gerade keinen Alkohol trinke. Auf dem Zimmer finde ich auch einen der rätselhaftesten Hinweise, die ich bislang in Hotelzimmern gesehen habe:



Am nächsten Tag schaue ich mal aus dem Fenster und kann die Warnung zumindest in Ansätzen nachvollziehen.


Ein Kollege, den ich unerwartet im Frühstücksraum treffe, berichtet mir, dass er den Blick auf das benachbarte Bordell hatte (in Trier nimmt man Bahnhofsvierteltraditionen noch ernst). Ich will also nichts gegen den Container gesagt haben. 


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Die Sitzung, für die ich dann insgesamt 20 Stunden Reise auf mich genommen habe, dauert zwei Stunden. Das anschließende Essen ist gut, aber ich habe keine Zeit, weil ich zum Bahnhof muss.


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Die Strecke Trier-Koblenz bei Tageslicht ist wirklich beeindruckend. Wenn die Kinder aus dem Haus sind, mache ich mal eine Rheinreise mit dem Kajak und ertränke mich abschließend in einem Faß Riesling.


(Da ich diesen Teil der Reise mit meinem Kollegen machte, keine verschwommenen Fotos der Rheinschlösser. Der hält mich ohnehin schon für bekloppt oder  für verschroben. Recht hat er.). [Ergänzung 11:40 Uhr: Möglicherweise auch deswegen, weil die Strecke gar nicht am Rhein entlang führt.] 


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Diesmal kein kontemplativer Aufenthalt auf dem Hauptbahnhof von Koblenz, wir erwischen den Anschluss. Die nächste Regionalbahn bleibt dann allerdings in Mainz stehen, weil jemand im Bahntunnel herumrennt. Wir machen also erst mal 40 Minuten Pause in Mainz, die Anschlüsse sind damit flöten. Aber was soll’s, bei den Reisezeiten macht eine Stunde mehr oder weniger auch nichts mehr aus; es stellt sich sogar ein gewisses Interrail-Feeling ein (Eine Änderung, die das letzte Jahr für mich gebracht hat, ist, dass ich mich nicht mehr über irgendwelche Reiseprobleme oder Ärgernisse aufregen will und kann. Ich habe ein Zuhause, zu dem ich fahren kann, und ich muss nicht meine gesamte Habe mit mir herumtragen. Kein Grund zur Klage.)


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Ich sehe auf der Bahn-App, dass mein Anschlusszug in Frankfurt auch Verspätung hat, ich renne also zu dem Bahnsteig, er steht tatsächlich noch da. Und jetzt passiert mir etwas, was ich so bislang nur von den Straßenbahnen in Augsburg kenne: Ich drücke mehrmals auf den Türöffner, der Zug steht noch, fährt dann aber ohne mich ab.


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Eine Stunde auf dem Hauptbahnhof Frankfurt zur freien Verfügung. Man könnte sich einmal ansehen, wie der Sonnenuntergang alles in zartes rosafarbenes Licht taucht (sind wir nicht alle in der Tiefe unseres Herzens kleine Prinzessinnen? Gut, Ihr nicht, ich schon.)


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Ich setze mich in den Zug, vor mir setzt sich ein kleiner Typ mit großem Koffer an einen Vierertisch, an dem schon ein anderer Passagier sitzt. Der andere Passagier murmelt etwas vor sich hin, der Neuankömmling sagt höflich: „Entschuldigung, ich kann Sie nur ganz schlecht verstehen, können Sie etwas lauter sprechen?“ worauf der andere durch den Waggon plärrt: „Sie haben mir gerade Ihren Koffer gegen mein Bein gerammt!“ Ein vielversprechender Anfang, die beiden kommen aber ihrer Verpflichtung, mich ein bisschen zu unterhalten, nicht mehr nach. Der Kleine sieht sich dann auf seinem Laptop nur irgendwelche Livekonzerte von Metal-Bands, die wahrscheinlich so gruselig klingen, wie sie aussehen an (gut, gerade guckt er Dr. Who, wollen wir mal nicht so sein.) Vielleicht sitzt ja auch hinter mir irgendein Dödel, der mir auf den Laptop starrt? (Schnell mal umdrehen und sehen, wer rot geworden ist). 


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Eigentlich wären stundenlange Zugfahrten ja die idealen Gelegenheiten, allen möglichen Kram zu erledigen. Eigentlich.


22 Uhr Hauptbahnhof (nein, ich gehe jetzt nicht noch einmal am Humboldthafen vorbei). 

Mittwoch, 9. März 2016

Bedeutende Dienstreisen (10 - erster Tag)



Motto: „Jetzt ist es dann aber auch einmal gut!“ (Herr Ackerbau)


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Letzte Dienstreise vor Ostern, bis Ostern habe ich mir ja vorgenommen, die Dinger zu dokumentieren, danach muss man mal sehen. Diese Reise ist, obzwar lang und weit, in besonderem Maße ereignislos, enervierend und ohne Pointe. Aber da müssen wir jetzt  durch. Eine Premiere gibt es: das ist jetzt quasi das Blog-Äquivalent einer aufgezeichneten Livesendung: Ich schreibe den Mist, während ich im Zug nach Berlin sitze. 

Aber von vorne:


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Ich muss früher aus den üblichen Montagsbesprechungen raus, den ich nehme einen Mittagsflug nach Saarbrücken. Die Kollegen dürfen weiter diskutieren, ich spaziere gemütlich Richtung TXL-Bus. Habe damit seit langem mal wieder die Gelegenheit nachzusehen, wie es denn am Humboldthafen weitergeht. 


(Ich lege ja wenig Wert auf kunstreiche Fotos und reagiere eher allergisch, wenn mich jemand für die Bilder lobt, aber das hier finde ich selbst hübsch.)


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Mit dem TXL-Bus nach Tegel, durch die Abfertigung, anders als das letzte Mal ist auch nicht viel los, niemand tastet mir den Popo ab oder verlangt, dass ich die Schuhe ausziehe. Ein angenehmer Beginn einer angenehmen Reise. Denke ich zumindest. Der Boardingtermin verstreicht und wir bekommen mitgeteilt, dass man derzeit in Saarbrücken nicht landen kann, weil dort 15 cm Neuschnee liegt. Ich habe auch einen Anruf bekommen, in dem mir mitgeteilt wurde, dass aus genau diesem Grund die Veranstaltung, zu der ich eigentlich wollte, abgesagt wurde. Eigentlich wäre das jetzt eine Win-win-Situation, ich könnte wieder ins Büro fahren, hätte die Besprechung versäumt und hätte einen unverhofft terminfreien Tag. Eigentlich. Leider habe ich am nächsten Tag einen Anschlusstermin in Trier und es ist praktisch unmöglich von Berlin aus zu einem 10 Uhr-Termin nach Trier ohne Anreise am Vortag zu kommen. Saarbrücken ist da schon gar nicht so schlecht, so beschließe ich abzuwarten, wie es mit dem Flug weitergeht. Nach etwa einer Stunde wird uns mitgeteilt, dass wir auf den Flug umgebucht werden, der 18.30 Uhr in Baden-Baden ankommt. Das ist jetzt nicht so richtig hilfreich für meine Trier-Pläne, also beschließe ich, mit dem Zug dorthin zu fahren. Dauert ja auch nur etwas über 7 Stunden.


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Zurück mit dem TXL-Bus, am Humboldthafen vorbei (da müssen Archäologen am Werk sein, oder?), eine Semmel eingekauft, kurz versucht vom Büro aus eine Unterkunft in Trier zu bekommen, am Humboldthafen vorbei zum Hauptbahnhof (der Humboldthafen nervt jetzt schon irgendwie).


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Zugteilung in Hamm (diesmal mit Foto! Hammer!).


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Die Sonne geht blutrot unter. Warum kann man aus dem Flugzeug, das ja viel schneller ist, klare Fotos machen, aber beim lahmen Zug verwischt alles? (rhetorische Frage, bitte nicht beantworten).



Ich bin aber ziemlich begeistert von meinen Wischbildern. Wenn ich mit Öl malte, sähen meine Bilder wohl so aus. Gut, dass ich es nicht tue.


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Der Zug hat etwas Verspätung, mein Anschluss in Koblenz ist etwas knapp. Der Schaffner sagt aber durch, dass alle Anschlüsse erreicht würden, so dass ich in Koblenz zum Bahnsteig sprinte. Der Zug ist natürlich weg. Naja, eine dreiviertel Stunde Koblenz-Hauptbahnhof ist ja auch ein Geschenk. Und ob man in Trier jetzt um 22 Uhr oder 22.30 Uhr ankommt, ist dann ja auch scheißegal (für den einen Grabbesuch, den ich gerne machen würde, wäre es so oder so zu spät).


(Fortsetzung folgt. Ich musste das auch über zwei Tage ertragen.)

Dienstag, 8. März 2016

So wird das nix!

Zwei Wochen nach Beginn der Tomatensaison ein niederschmetternder Befund: Die wollen nicht. 

Traditionell ist es so, dass nur die Hälfte der Samen aufgeht, derzeit sind wir aber eher bei einem Achtel. Da ich die Sämereien aus fünf verschiedenen Quellen habe, scheint es an mir zu liegen (oder vielleicht an den Kommentatorinnen, die mir einiges durcheinander bringen?).

Ich hoffe mal, dass es mit den versandten Sämereien besser klappt. Nach den Erfahrungen in den letzten Jahren kommt dann aber wieder alles auf einmal, wenn man überall nachgesteckt hat. Wäre eine neue Erfahrung, einmal zu wenige Pflänzchen zu haben. 

(Die Chili- und Paprika-Samen, die immer besonders störrisch sind, habe ich jetzt noch einmal im Kamillentee baden lassen. Das ist ein Tipp, den ich vom guten Holgi habe.)

Montag, 7. März 2016

Bedeutende Dienstreisen (9)

Motto: "Something is happening here, but you don't know what it is or do you, Mr. Ackerbau?" (Bob Dylan). (Der heutige Reisebericht ist eher okkulter Natur.)

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In der S-Bahn zur Beusselstraße. Ein älterer Asiate steigt ein, nimmt sein Handy und beginnt zu telefonieren. Er redet laut und nach einiger Zeit stelle ich fest, dass er deutsch redet. Irgendetwas scheint ihn sehr aufzuregen: "Lug und Betrug! Lug und Betrug! Ich bin Berliner, wo sind die Millionen? Russenmafia, jaa. Deutsche Beamten, Arscheloche. Interpol, Lug und Betrug? Hahaha, Probleme mit Drogen? Millionär, Millionär!" Er redet unentwegt die gleichen Sätze, ich kann nicht entscheiden, ob er weiß, was er da redet, oder nur Gehörtes nachplappert. Aber er streut immer meckerndes Lachen in das Telefonat, so als rede er über lauter Idioten und sei der einzige, der die Sache durchschaut. "Lug und Betrug. Hahahaha. Deutsche Beamte, wo sind die Millionen?" Ich bin inzwischen überzeugt, dass er gar nicht telefoniert, sondern das Handy nur als Vorwand hat, die Sätze in den Waggon zu schreien. Man ist ja viel gewohnt in der S-Bahn, aber das war bei weitem das Gruseligste, was ich in der letzten Zeit gehört habe. 

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Der Himmel am Flughafen Tegel zeigt deutlich, dass die Machthaber die Matrix nicht mehr im Griff haben. Es gibt Lücken in der Realitätssimulation. (Eigentlich wollte ich ja deshalb als Motto ein Zitat aus "Eight Miles High" von den Byrds nehmen, aber die singen ja "signs in the streets" und nicht "signs in the sky", Blödsinn eigentlich bei einem Lied über einen Flug. Eight Miles High ist ja ein unglaubliches Lied, diese Mischung aus Gitarre, die das Free Jazz-Saxophon nachahmen will, deutlich hörbar bei der 17 Minuten Liveversion auf der Untitled, und den Folk-Harmonie-Chören der wunderbaren Melodie, noch einmal gedreht in der unglaublichen Coverversion von Hüsker Dü, wo aus der Harmonie der Schrei der gequälten Kreatur... äh... zorry, falscher Blog, tut mir leid.)

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Der Flughafen Köln-Bonn versucht mich  zu warnen: Augen auf! Gefahr lauert überall! Noch wusste ich nicht, dass die nächsten Tage noch ganz andere als diese drei Gefahren bereit hielten. 

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Auf der Autobahn durch NRW. Wir überholen das Kanalauge (kurze Verneigung vor Torsten, dem Erfinder der FvRvLKW. Hier nur Transporter mit Anhänger). Leider habe ich Internetabstinenz und mein Lexikon des Aberglaubens nicht dabei, sonst hätte ich rausfinden können, ob das Kanalauge Unglück bringt.)

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Rechtzeitig zur Sitzung. Wie üblich kein Fortschritt zu den Fragen, für die man sich eigentlich getroffen hat, aber am Rande ein völlig irrelevanter ausgedehnter Streit darüber, ob ein alter Gartenstuhl Sperrmüll sei. Ich habe die Gelegenheit, von Ferne Weltkulturerbe und eine CO2-Schleuder zu sehen (weiß jetzt gerade nicht mehr, was was war). 

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Die folgenden Fotos entstanden beim nächtlichen Stadtrundgang, ich kann sie im Nachhinein auch nicht mehr erklären.

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Beim sehr guten Abendessen bin ich der einzige, der auf Alkohol und auf Nachspeise verzichtet, obwohl alles sehr lecker aussieht. Nein, nicht der einzige, neben mir sitzt noch ein Mann, der etwa ein Vierteljahrhundert älter ist. Er erzählt mir, dass der Alkohol die Nerven in seinen Beinen beeinträchtigt, so dass er vom Saufen taube Beine bekäme. Allerdings hätte er in seinem Leben auch schon genug getrunken, so dass es auch nicht so schlimm sei. Wir prosten uns mit Pfefferminztee und Wasser zu. 

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Vor dem Hotel sehe ich dieses rührende Bild bürgerschaftlichen Engagements. Wage nicht, mir auszumalen, wie es ohne die Patenschaft aussehen würde. 

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Wieder zurück in Berlin. Die Beusselstraße zeigt, dass die Machthaber die Matrix immer noch nicht reparieren konnten (Herr der Ringe-Fans können an diesem Bild erkennen, wer hinter dem Ganzen steckt).