Everybody's fucked in their own special way

Donnerstag, 18. August 2016

Bedeutende Dienstreisen (13)

Es geht an den Bodensee. Ich lerne, dass der schnellste Weg dafür über Zürich geht. Nach über 10 Jahren also mal wieder ein Kurzausflug in die Schweiz.

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Bei der Ankunft in Zürich fällt mir schon auf, dass ich das Schwyzerdütsch gar nicht mehr verstehe. Vor einigen Jahrzehnten hatte ich immer Schweizer Radiosender gehört, weil da die bessere Musik kam, und war ganz gut in der Lage, auch den Schwyzerdütschen Ansagen zu folgen. Das ist anscheinend vorbei. Ich muss raten, was die Leute von mir wollen. Daran ist sicher Berlin schuld.

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Ich war mir nicht ganz sicher, ob ich noch rechtzeitig ankommen würde, da die Verbindung von Zürich Flughafen nach Konstanz nicht vollständig klar war. Aber in der Schweiz gehen die Bahnen offensichtlich noch pünktlich. Alles ganz problemlos; wenn ich vom Düsseldorfer oder Frankfurter Flughafen weiterkommen will, geht das normalerweise nicht so reibungslos.

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Ich darf etwas erzählen und verheddere mich natürlich wie immer in allen möglichen Details. Mich begeistert allerdings, dass ich einen Schlenker zur zukünftigen Handelspolitik von Donald Trump machen kann. Wie immer finde ich es am Schönsten, wenn man irgendwelche Themen einbauen kann, die weder etwas mit meiner Beschäftigung noch mit der meiner Zuhörer zu tun haben.  Bei den weiteren Diskussionen muss ich nur noch zuhören und bin zunächst entzückt, als es um den Methan-Schlumpf geht, den ich bislang nicht kannte. War aber nur ein Verhörer meinerseits.

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Konstanz hat ein relativ laszives Denkmal für die Prostituierten des Konstanzer Konzils, das vorne am Hafen steht und sich andauernd um die eigene Achse dreht (genaueres zu Konzil und Denkmal bei Calendula). Des Weiteren gibt es ein Denkmal für den Grafen Zeppelin, das sich nicht dreht, auf dessen Kopf sich allerdings gerne die Möwen setzen. 

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(Nachteile des Alleinreisens: Ich kann kein Foto von mir als Konzilskurtisane machen.)

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Bei der Stadtführung lerne ich den Ursprung des schönen Wortes "Scheißgasse", das ich zum ersten Mal vor Jahrzehnten in Karl Kraus "Briefwechsel mit der 'Literarischen Welt' " gelesen habe. Die Scheißgasse ist ein schmaler abschüssiger Weg an den hinteren Fassaden der Häuser entlang. Die Aborte waren dann so konstruiert, dass man einfach in die Gasse schiss und auf den nächsten Regen hoffte. Der Schlussatz des genannten Briefwechsels - "...dass Sie sich in etwas befinden mögen, das man außerhalb der literarischen Welt Scheißgasse nennt." - wird auf einmal noch plastischer.

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Während wir später mit einem Boot über den Bodensee fahren, erschießt in München ein Achtzehnjähriger neun Menschen.

7 Kommentare:

  1. "Ich kann kein Foto von mir als Konzilskurtisane machen."

    -> S C H A D E <-

    .... aber die Scheißgasse macht´s wieder wett (ړײ)
    Über die Grausamkeiten, im Rest der Welt, garnienimmer schreiben möcht !!! *seufz*

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    1. Wenn ich das nächste Mal in Konstanz bin, mache ich das Foto..

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  2. Wo ist der Selfiestick, wenn man ihn braucht?

    Zum Thema Scheißgasse gäbe es ja tausend Assoziationen, da könnte man ein eigenes Blog aufmachen!

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    1. Der Scheißgassenblog? Am besten die Domain sichern ( ich nehme an, htttp://scheissgasse.blogspot.de ist noch frei) und dann ein Koop-Blog aller Scheißgass-Enthusiasten eröffnen.

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    2. YEAH -> (ړײ) ... bin dabei ! *hehe*

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  3. Scheißgassen sind manchmal auch Sackgassen, zumindest in Belgien:
    http://kirschblueten-tsunami.blogspot.de/2015/09/merkwurdiges-am-mittwoch-super_16.html

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    1. Das war auch die Assoziation, die ich vorher hatte. Deswegen fand ich ja die Konstanzer Scheißgassen-Enthüllung so bemerkenswert

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