(Fortsetzung und Schluss von hier)
Bei dieser Riesenfichte war uns beiden unwohl. Zu versuchen, sie mit Muskelkraft in die richtige Richtung zu stoßen, wäre ein hoffnungsloses Unterfangen gewesen. Das funktionierte zwar mit den anderen Stängelchen, hier musste zu anderen Mitteln gegriffen werden. An der Vorderseite wurde ein Stück angeschnitten, der Schnitt der Motorsäge wurde mit Metallkeilen unterstützt (anders hätte man auch nicht sägen können, da ansonsten das Gewicht des Baumes zu schwer auf der Säge aufgelegen hätte). Aber auch das schien meinem Chef zuwenig. Er nahm die lange Eisenkette unseres Traktors, befestigte sie am Baumstamm, zog sie in die Richtung, in die der Baum fallen sollte, ließ sie an einem Stamm entlang in eine andere Richtung laufen und befestigte sie an unserem Traktor. Den Traktor ließ er an und legte einen Gang ein. So würde über den Zug der Baum in die richtige Richtung gelenkt. Da das Seil über den weiteren Baum in die andere Richtung gelenkt wurde, stand der Traktor jedoch nicht im Fällkorridor. Ich half noch mit den Keilen, doch dann bedeutete mir mein Chef, lieber in gehöriger Entfernung in Deckung zu gehen. Wenn ein großer Baum fällt, bleibt keine Zeit zum Wegrennen. Und so richtig wohl war uns beiden trotz aller Vorkehrungen nicht.
So stand ich in sicherer Entfernung und konnte mir das Schauspiel ansehen. Mein Chef sägte weiter, es kam der Punkt, als sich mit einem lauten Knacken andeutete, dass der Baum nun fallen würde, er neigte sich und.... fiel trotz aller Vorkehrungen nicht dorthin, wo er sollte, sondern leicht schräg. Die Krone streifte den Traktor, man hörte ein lautes Krachen und die Vorderpritsche war komplett zerschlagen. Das Ganze sah ich fast wie in Zeitlupe und es war eine Situation wie in alten Zeichentrickfilmen. Als der Baum lag herrschte Stille und ich wußte, dass ich das Lachen, das mir unwillkürlich hochkam, schnell unterdrücken musste.
Mein Chef, der sonst über den ganzen Tag nur wenige Wörter sagte, fluchte erstmal ausgiebig. Der Traktor war offenbar noch fahrtüchtig, sonst hätten wir auch noch die 7 km zu Fuß laufen müssen. Schweigend sägten wir noch die große Fichte auf und fuhren dann zur Arbeit zurück. Mein Chef musste den Schaden bei der Krankenhausleitung melden, die ihm mitteilten, dass das sein Problem sei. Das nächste Wochenende verbrachte er damit, eine neue Holzpritsche zu zimmern. Für die nächsten Wochen ging er den anderen Mitarbeitern noch mehr als sonst aus dem Weg, da er der Sache nicht soviel Humor abgewinnen konnte wie der Rest der Belegschaft.
(Ein Epilog zu den Holzgeschichten findet sich hier)
Hihi :)
AntwortenLöschen:) Zum Glück seid ihr beide heile geblieben..
AntwortenLöschenPs: ich glaube bei Teil 2 stimmt der Fortsetzungslink am Ende nicht..
Lieber Gruss
Anne
Ich hatte damals - wie so häufig - mehr Glück als Verstand. Den Link habe ich korrigiert; danke für den Hinweis! Liebe Grüße, Andreas
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