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Samstag, 29. März 2014

Anleitung für den Tegel-Anflug

Pankow liegt in der Einflugschneise Tegel. Bei uns sind die Flugzeuge etwa in 400 Meter Höhe. Ich kenne das jetzt seit 12 Jahren, so richtig gewöhnt habe ich mich daran noch nicht. Aber es gibt Schlimmeres. Und meine körperlichen und sonstigen Defizite kann ich sicher nicht auf den Fluglärm schieben. 
Berlin gibt sich ja Mühe, dass die Flugzeuge noch ein bisschen hierbleiben, also gibt auch der folgende Service-Post durchaus Sinn:

Mich hat es nämlich von Anfang an geärgert, dass einem die Flugzeuge zwar direkt über das Dach donnern, ich beim Landeanflug nach Tegel aber nie in der Lage war, unsere Nachbarschaft von oben zu identifizieren. Irgendwie finde ich es ziemlich schwer, sich von oben zu orientieren, wenn ein fester Anhaltspunkt fehlt. Nach vielen Flügen habe ich aber eine Methode zur Orientierung entdeckt. Wer auch gerne beim Flugzeug aus dem Fenster guckt, dem ist vielleicht mit folgendem Text geholfen. 

1. In welche Richtung die Flugzeuge landen, hängt im Wesentlichen vom Wind ab. Flugzeuge müssen gegen den Wind starten, so dass ein Landeanflug über Pankow bei Westwind stattfindet. Westwind scheint häufiger zu sein als Ostwind, ich würde mal denken, dass die Flugzeuge an fünf Tagen die Woche über unserem Haus im Landeanflug sind. Wenn Ostwind ist, kann man Pankow nur beim Start sehen. Beim Start gewinnen die Flugzeuge aber relativ schnell an Höhe, da ist meist nicht so viel zu sehen. 

2. Bei der Westwindlage ist der beste Platz an den linken Fenstern der Maschine (Platz A in jeder Reihe). Auf der linken Seite hat man Blick auf die Innenstadt und damit auf den Fernsehturm. Der Fernsehturm ist für die Orientierung sehr hilfreich. 

3. Man macht den Anflug auf Berlin normalerweise von Südosten her. Es geht von Köpenick zum östlichen Stadtrand, man kann Marzahn/Ahrensfelde sehen. 
(Das ist der östliche Stadtrand: Mahrzahn-Nord/Ahrensfelde)
(Das ist Neu-Hohenschönhausen im Vordergrund, Hohenschönhausen in der Bildmitte; an der rechten Ecke sieht man wohl den "Faulen See", Mahrzahn Nord/Ahrensfelde ist auf einem anderen Bild, das ich noch einmal separat veröffentlichen werde (sorry, habe ich beim Einsortieren etwas versaut). 


Dann schwenkt das Flugzeug in westliche Richtung ein, über Weißensee (den Weißensee (und auf der anderen Flugzeugseite den Malchower See) sieht man meist recht gut, beide sind relativ kreisförmig). 
(Der Weißensee)

Wenn es euch so geht wie mir, irrt der Blick dann über die Häuser und Straßen, ohne rechten Halt zu finden. Deswegen muss man, normalerweise kurz nachdem das Fahrgestell ausgefahren wurde, den Fernsehturm suchen (Wenn man den nicht findet, ist entweder Scheißwetter, man sitzt doch nach rechts oder man landet gerade in einer anderen Stadt). 


4. Vom Fernsehturm gehen sternförmig große Straßen Richtung Norden, Greifswalder Allee, Prenzlauer Allee, Schönhauser Allee. Diese Straßen muss man finden und die Prenzlauer Allee identifizieren. Die Prenzlauer Allee erkennt man daran, dass etwa in der Mitte zwischen der Position des Flugzeuges und dem Fernsehturm das Planetarium zu sehen ist, eine große glänzende Kugel. Man folgt mit dem Blick der Prenzlauer Richtung Flugzeug und sieht dann einmündend, praktisch parallel zur Flugbahn eine Querstraße in Ost-Westrichtung. Das ist die Kissingenstraße. Etwa in der Mitte sieht man den Kirchturm von St. Georg. Das Flugzeug fliegt parallel zur Kissingenstraße, die bei einer S-Bahn-Brücke in eine Querstraße mündet. Wir sind beim S-Bahnhof Pankow! (Hurra! Etwas weiter entfernt sieht man das Freibad mit der großen Rutsche!) Die Bahn des Flugzeuges geht nun etwa parallel zu einer Straße, die leicht schräg an der S-Bahn vorbeiführt. Das ist die Florastraße. 
(S-Bahn-Pankow, vor der S-Bahnlinie geht parallel die Florastraße. In der Mitte des Bildes treffen sich Brücken- und Berliner Straße am U-Bahnhof Vinetastraße. Die Straße, die vom Fernsehturm ausgeht, ist die Schönhauser Allee. Im linken oberen Viertel sieht man die Kuppel des Planetariums)

Ab hier könnt Ihr dann winken; wenn ich Euch sehe, winke ich auch zurück. Nach der Florastraße geht es praktisch direkt über den Bürgerpark, so dass man den nicht von oben sehen kann. Wieder eine S-Bahnbrücke, diesmal über die Wollankstraße. 
(Man sieht die Überdachung der S-Bahnstation, rechts davon ist schon der Wedding. Links sieht man wie die S-Bahn zur Bornholmer Straße weiter geht)

Wir sehen (auf der anderen Seite) die Schönholzer Heide, ein größeres Monument dort ist ein sowjetisches Ehrenmal (wie gesagt, das sieht man aber eher von der rechten Seite). 

5. Nun haben wir Pankow schon überflogen und sind in Reinickendorf. In der Ferne sieht man (auch wieder rechts) die Hochhäuser des Märkischen Viertels (wer will, kann hier Sido winken). Noch einmal durchatmen, die Leute bedauern, die wirklich kurz vor dem Flughafen wohnen, und dann hoffentlich gute Landung. 




6. Wenn Ostwind weht, fliegt man über den Südwesten an. Zunächst über die Seenlandschaft, der Havel entlang, ich da leider nicht so viel unterscheiden. Wenn man einen schmalen Kanal sieht, der ganz gerade ein paar Seen verbindet, dann ist man am nördlichen Rand von Potsdam. Da gibt es auf der rechten Seite mehr zu sehen, dort sieht man dann auch den Fernsehturm. Man kann zumeist den Teufelsberg mit der alten Abhörstation gut erkennen, später dann das Rathaus Schöneberg mit dem charakteristischen Turm (und dann sieht man's gleich noch mal; aber nein, dann ist's das Rathaus Spandau). Update: Frau Eff hat in den Kommentaren meine arg kursorischen Westnotizen noch ergänzt: Also zunächst sieht man (wenn man rechts am Fenster sitzt) das bereits erwähnte Flusslabyrinth in Brandenburg. Dann kommt Potsdam, je nach Linientreue des Piloten ist Sanssouci dann leider auf der linken Seite, das sieht man also nicht. Als nächstes auffälliges Landschaftsbild sieht man die Pfaueninsel, die ist aus der Luft endlich mal so richtig in voller Pracht zu erkennen. Dann kommt lange Wald. Nach dem Grunewald kommt schon in Spandau mit dem Rathaus und dem S-Bahnhof. Zum Schluss ist man dann geschätzte 80 Meter höher als das Dach vom Olympiastadion, was man auch rechts sieht. Und wenn man dann wirklich Sorge hat, mit dem Fahrgestell die Dächer abzudecken, dann sieht man Gott sei Dank den Begrenzungszaun vom Flughafen und dann muss die einzige Sorge nur noch sein, nicht versehentlich die Zunge zwischen die Zähne zu kriegen. 

13 Kommentare:

  1. Jetzt ist das hier schon soo liebevoll gemacht, mit soo vielen Hinweisen. Und die Frau ohne Orientierung sieht immer noch nix. LOL. Ich geh mal meine Brille holen und fange ganz langsam nochmal oben an. Aber klasse gemacht. Wie viele Flüge brauchte es dafür?

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    1. Das Problem ist ja, dass man erst mal einen Tag braucht, an dem man überhaupt irgendetwas sieht. Und einen Nachmittagsflug. Aber ich hatte ja 12 Jahre Zeit, Pankow zu finden. Und wenn du nicht viel siehst, liegt's eher an den Bildern. Handy durchs Flugzeugfenster garantiert halt nicht die beste Qualität.

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  2. Dass die Welt von oben irgendwie anders aussieht, das kenne ich schon, wenn ich nur auf einem höheren Berg stehe (z.B. der Belchen im Schwarzwald) und versuche mich zu orientieren. Ich meine, ich kenne ja die umliegenden Orte, aber trotzdem ist es sehr schwierig, sie von oben zu erkennen, wenn keine markanten Gebäude da sind.

    "...oder man landet gerade in einer anderen Stadt...!" :-D

    Ein schönes Wochenende
    LG Calendula

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    1. Beim Aufschreiben kam mir das alles auch so trivial vor; wenn man sich's von oben ansieht, finde ich's trotzdem immer schwierig...

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  3. Da werde ich mal bei meinen nächsten Berlin-Flügen, sicher bewaffnet mit deinen Beschreibungen der Landebahnanflugsaussichten streng darauf achten... ob das alles stimmt was Du uns da erzählst! *g*
    LG Papierfrau

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    1. Ach, du weißt ja: Hier stimmt normalerweise nur die Hälfte. Aber welche Hälfte, das ist die Frage.

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  4. .... und jede Halbwahrheit ist eine Dreiviertellüge..... *g*

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  5. Erbitte Landeanflugsbilder von Hellersdorf ;-)

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    1. Hmm....zu weit südlich. Hinter Ahrensfelde im ersten Anflugsbild weit links hinten. Ich habe noch eines, auf dem man vielleicht noch etwas mehr im Dunst erkennt; hole ich mal raus....

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  6. "Wenn man den nicht findet, ist entweder Scheißwetter, man sitzt doch nach rechts oder man landet gerade in einer anderen Stadt". Sooo gut!
    Ich werde meinem Flugbegleiterkind sagen, es soll mal runterwinken zu Dir in Deinem Garten :)

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    1. Ich bitte darum! Ich bin der mit dem roten Kopf, der im Garten die Fäuste gegen jedes Flugzeug schwenkt ;-)

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  7. Zum Anflug aus dem Westen kann ich aus Gründen noch einiges hinzufügen. Also zunächst sieht man (wenn man rechts am Fenster sitzt) das bereits erwähnte Flusslabyrinth in Brandenburg. Dann kommt Potsdam, je nach Linientreue des Piloten ist Sanssouci dann leider auf der linken Seite, das sieht man also nicht. Als nächstes auffälliges Landschaftsbild sieht man die Pfaueninsel, die ist aus der Luft endlich mal so richtig in voller Pracht zu erkennen. Dann kommt lange Wald. Nach dem Grunewald kommt schon in Spandau mit dem Rathaus und dem S-Bahnhof. Zum Schluss ist man dann geschätzte 80 Meter höher als das Dach vom Olympiastadion, was man auch rechts sieht. Und wenn man dann wirklich Sorge hat, mit dem Fahrgestell die Dächer abzudecken, dann sieht man Gott sei Dank den Begrenzungszaun vom Flughafen und dann muss die einzige Sorge nur noch sein, nicht versehentlich die Zunge zwischen die Zähne zu kriegen.

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    1. Ui, vielen Dank, ich werde das dann gleich einmal oben in den Text kopieren. Das Olympiastadion habe ich tatsächlich ganz vergessen, aber das ist ja durchaus markant.....

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