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Mittwoch, 25. Januar 2017
Sonntag, 22. Januar 2017
Brückentag der urbanen Schönheit
Wie angekündigt ist heute wieder Tag der urbanene Schönheit. Das letzte Mal haben wir von Brücken auf Gleise geguckt, heute schauen wir uns Brücken an.
Für diesen Post habe ich etwas getan, was ich ansonsten (fast) nie tue: Ich bin irgendwo hingefahren, nur um dort fotografieren zu können. Seit über 15 Jahren fahre ich fast täglich mit der S-Bahn an einer wunderbaren Brücke vorbei, jetzt habe ich sie mir endlich einmal nicht nur im Vorbeifahren angesehen.
Es handelt sich um die Liesenbrücke, zwischen Humboldthain und Nordbahnhof. Sie wurde vor 125 Jahren gebaut, die Eisenbahnen und S-Bahnen fahren aber schon lange nicht mehr über sie, sondern nur an ihr vorbei. Mit dem ganzen rostenden Stahl wäre sie auch ein gutes Fotomotiv für die Rost-Parade.
Für diesen Post habe ich etwas getan, was ich ansonsten (fast) nie tue: Ich bin irgendwo hingefahren, nur um dort fotografieren zu können. Seit über 15 Jahren fahre ich fast täglich mit der S-Bahn an einer wunderbaren Brücke vorbei, jetzt habe ich sie mir endlich einmal nicht nur im Vorbeifahren angesehen.
Es handelt sich um die Liesenbrücke, zwischen Humboldthain und Nordbahnhof. Sie wurde vor 125 Jahren gebaut, die Eisenbahnen und S-Bahnen fahren aber schon lange nicht mehr über sie, sondern nur an ihr vorbei. Mit dem ganzen rostenden Stahl wäre sie auch ein gutes Fotomotiv für die Rost-Parade.
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Angelnette hat mir für den Tag der urbanen Schönheit Brücken aus Niederhöchstadt, Ortsteil von Eschborn geschickt: Eine Collage aus S-Bahn und Bundesstrassen- Brücken,
Westerbachrundbogensteinbrücke an der ehemaligen Mühle (stillgelegt) sowie der Strassenüberführungsbrücke Mühlstrasse.
Westerbachrundbogensteinbrücke an der ehemaligen Mühle (stillgelegt) sowie der Strassenüberführungsbrücke Mühlstrasse.
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Harald hat mir ein Foto der Freybrücke geschickt, das auch wunderbar passt:
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Und Roswitha hat mir zum Tag der urbanen Schönheit diese urbanen Schönheiten geschickt:
Das sind Skulpturen von Christel Lechner (und ich mache keinen Witz, wenn ich sage, dass ich fast jeden Tag an ein paar Skulpturen von Christel Lechner vorbeigehe. Auch die gibt es nämlich in der Invalidenstraße....)
Samstag, 21. Januar 2017
Trichter aufm Kopp, Brezge aufm Tisch, Frauen liegen zu Füßen
(Von Frau Ackerbau aus Hildesheim mitgebracht.)
Das ist zu doof? Wie wär's dann mit einer Eichhörnchenstatue aus Darmstadt?
Freitag, 20. Januar 2017
Donnerstag, 19. Januar 2017
Fortschritte
Ich habe ja hier immer gerne über die Baustellen vor dem Verkehrsministerium berichtet. Als die Invalidenstraße schon praktisch baustellenfrei war, grub man vor dem Ministerium noch wegen der Poller an der Zufahrt um. Letztes Jahr gab es ja dann einen mit Stacheldraht gesicherten Bauzaun, hinter dem sich monatelang (vielleicht) dunkle Dinge begaben.
Der guten Ordnung halber wollte ich eigentlich auch berichten, wenn das Ganze abgeschlossen ist. Den Bauzaun gibt es schon seit ein paar Monaten nicht mehr. Allerdings gibt es noch ein paar unabgeschlossene Dinge, die offenbar in absehbarer Zeit nicht mehr in Ordnung gebracht werden.
So etwas, zum Beispiel:
Ich muss zugeben, dass mir das gefällt. Genauso wie die eine fehlende Lampe nach dem Umzug, die eine Tapetenbahn, die man oben noch einmal besser festkleben müsste, das eine Stück Wand, die noch einmal gestrichen werden müsste. Dauernde Erinnerung an die eigene Unfähigkeit oder Wurschtigkeit. In den Alltag wird ein bisschen Unfertiges eingestreut, weil die Perfektion den Menschen erdrückte. Perfektion ist Sache der Götter, nicht der Ministerialen. Sollte man im Verkehrsministerium auch dieser Philosphie anhängen? Oder gibt es da einen übelmeinenden Hausmeister, der einfach die Arbeiten sabotiert?
Der guten Ordnung halber wollte ich eigentlich auch berichten, wenn das Ganze abgeschlossen ist. Den Bauzaun gibt es schon seit ein paar Monaten nicht mehr. Allerdings gibt es noch ein paar unabgeschlossene Dinge, die offenbar in absehbarer Zeit nicht mehr in Ordnung gebracht werden.
So etwas, zum Beispiel:
Ich muss zugeben, dass mir das gefällt. Genauso wie die eine fehlende Lampe nach dem Umzug, die eine Tapetenbahn, die man oben noch einmal besser festkleben müsste, das eine Stück Wand, die noch einmal gestrichen werden müsste. Dauernde Erinnerung an die eigene Unfähigkeit oder Wurschtigkeit. In den Alltag wird ein bisschen Unfertiges eingestreut, weil die Perfektion den Menschen erdrückte. Perfektion ist Sache der Götter, nicht der Ministerialen. Sollte man im Verkehrsministerium auch dieser Philosphie anhängen? Oder gibt es da einen übelmeinenden Hausmeister, der einfach die Arbeiten sabotiert?
Mittwoch, 18. Januar 2017
Dienstag, 17. Januar 2017
Montag, 16. Januar 2017
Brauchtumspflege
Am Wochenende seit über dreißig Jahren mal wieder Schafkopf gespielt. In der Schule habe ich damit irgendwann aufgehört, weil mir die Summen, die man dort verlieren konnte, zu groß wurden, und weil ich einfach zu schlecht gespielt habe. In einem Spiel, in dem das finanzielle Wohlergehen der Mitspieler auch von dem eigenen Geschick abhängt, kann das zu gewissen Spannungen führen.
Das Spiel hat mir aber eigentlich Spaß gemacht, in Berlin gibt es nur nicht allzuviel Gelegenheiten, wo man sich als Schafkopf-Dilettant austoben könnte. Der Familie habe ich zwar Sechsundsechzig und Lupfen beigebracht, was im Urlaub immer ganz nett ist, zum Schafkopfen konnte ich sie noch nicht überreden (vor allem müssten ja auch alle vier mitmachen). Lupfen kann ich als spannendes Familienspiel sehr empfehlen, auch wenn ich da in meiner Jugend viel Geld verloren habe.
Über einen Kollegen bin ich jetzt zu einer Schafkopfrunde eingeladen worden. Dabei habe ich gelernt, dass man neben dem "langen" Schafkopf mit acht Karten auch "kurze" Runden mit sechs Karten spielen kann (anders als beim Skat sind die Regeln beim Schafkopf sehr regional geprägt; bei gemischten Runden kann das zu ziemlich Ärger führen). Was sich über die letzten Jahrzehnte nicht geändert hat: Mir ist manchmal erst beim vorletzten Stich klargeworden, mit wem ich eigentlich zusammen spiele. Was sich deutlich geändert hat: Erstaunlicherweise habe ich über die drei Stunden sogar ein paar Cent dazu gewonnen. Allerdings nicht so viel, dass ich meinen Job aufgeben und Berufsspieler werden könnte.
Das Spiel hat mir aber eigentlich Spaß gemacht, in Berlin gibt es nur nicht allzuviel Gelegenheiten, wo man sich als Schafkopf-Dilettant austoben könnte. Der Familie habe ich zwar Sechsundsechzig und Lupfen beigebracht, was im Urlaub immer ganz nett ist, zum Schafkopfen konnte ich sie noch nicht überreden (vor allem müssten ja auch alle vier mitmachen). Lupfen kann ich als spannendes Familienspiel sehr empfehlen, auch wenn ich da in meiner Jugend viel Geld verloren habe.
Über einen Kollegen bin ich jetzt zu einer Schafkopfrunde eingeladen worden. Dabei habe ich gelernt, dass man neben dem "langen" Schafkopf mit acht Karten auch "kurze" Runden mit sechs Karten spielen kann (anders als beim Skat sind die Regeln beim Schafkopf sehr regional geprägt; bei gemischten Runden kann das zu ziemlich Ärger führen). Was sich über die letzten Jahrzehnte nicht geändert hat: Mir ist manchmal erst beim vorletzten Stich klargeworden, mit wem ich eigentlich zusammen spiele. Was sich deutlich geändert hat: Erstaunlicherweise habe ich über die drei Stunden sogar ein paar Cent dazu gewonnen. Allerdings nicht so viel, dass ich meinen Job aufgeben und Berufsspieler werden könnte.
"I däd mit dr Boller-Sau spiela."
Sonntag, 15. Januar 2017
Auf der Lauer
(Und kurzer Hinweis für die Liebhaber der Stadt: In einer Woche ist wieder Tag der urbanen Schönheit, am 22.1. Wer noch mitmachen will, sei herzlich eingeladen.)
Samstag, 14. Januar 2017
Freitag, 13. Januar 2017
Bedeutende Dienstreisen (23)
Es geht wieder los mit den Dienstreisen. Wie immer kann ich mich nicht mehr erinnern, warum ich bei der Planung Zug oder Flugzeug bevorzugt habe, wie meistens ist nicht so wirklich klar, warum ich da eigentlich hinfahre, und wie eher selten bin ich diesmal nicht gut vorbereitet. Ein Vorteil des Daseins als altes Zirkuspferd: Man braucht keine große Vorbereitung, wenn der Zirkuswalzer beginnt, fängt man automatisch an zu tanzen. Ob applaudiert wird, ist dann eine andere Frage.
***
Das ganze Jahr begann in sanfter und sedierender Melancholie, die Reise fügt sich hier problemlos ein. Kurz bevor ich los muss, beginnen in Berlin große, wattige Flocken zu fallen, die Fahrt mit dem TXL-Bus dauert deswegen doppelt so lange wie sonst. Mit mäßigem Interesse überlege ich, ob ich den Flug jetzt verpassen könnte. Ich habe irgendwann mal geschrieben, dass ich das normalerweise indifferent sehe, diesmal stelle ich mit Erschrecken fest, dass ich eigentlich ganz gern den Flug verpassen und einfach wieder nach Hause fahren würde. Ich komme aber gerade noch pünktlich, der Flug scheint auch nur leicht verspätet, auch der überlastete Flughafen Tegel kann also mit ein bisschen Schnee fertig werden.
***
Natürlich nicht. Wir dürfen zwar schon ins Flugzeug, aber sitzen dann erstmal eineinhalb Stunden rum, weil es eine Warteschlange für das Enteisen gibt. Vor mir sitzt ein Pärchen mit einem knapp einjährigem Kind, das schon beim Warten zum Plärren beginnt; Ablenkung gibt es für kleine Zwerge im wartenden Flugzeug wenig. Die Armen. Ich höre ein paar Kapitel aus "Der Mann ohne Eigenschaften", der mich wohl das nächste Jahr auf dem Weg zur Arbeit begleiten wird. Die Stelle. "Im Grunde wissen in den Jahren der Lebensmitte wenig Menschen mehr, wie sie eigentlich zu sich selbst gekommen sind, zu ihren Vergnügungen, ihrer Weltanschauung, ihrer Frau, ihrem Charakter, Beruf und ihren Erfolgen, aber sie haben das Gefühl, dass sich nun nicht mehr viel ändern kann. Es ließe sich sogar behaupten, dass sie betrogen worden seien, denn man kann nirgends einen zureichenden Grund dafür entdecken, dass alle gerade so kam, wie es gekommen ist..." Heitert mich jetzt auch nicht auf.
***
Wir werden enteist. Am Tag der Trumpgerüchte geraten die Gedanken beim Zusehen auf Abwege.
***
Während des Fluges schüttelt es das Flugzeug ein paar Mal ziemlich durch. Das macht den Kleinen vor mir auch nicht froher. Mir tun die Eltern leid. Mit zwei Stunden Verspätung kommen wir an, in Frankfurt liegt kein Schnee.
***
Ich suche mir eine Zugverbindung und komme dann um 21.30 in Darmstadt an. Ich werde freundlich begrüßt. Wenn man ein kleines Kind dabei hätte, könnte man den Test machen, mit welchem Gerät es lieber fahren will. Dann weiß man, ob man einen kleinen Magnum oder einen kleinen Fred Feuerstein hat.
***
Ausnahmsweise habe ich keine Lust, die zwei Kilometer zum Hotel zu laufen, sondern suche mir ein Taxi. Das Hotel ist umringt von pseudo-antiken Gipsstatuen, die ein wirklich gräßliches Ensemble geben. Der gut gelaunte Taxifahrer erzählt mir, dass es drinnen genauso schlimm aussehe, auch in den Zimmern, aber "nachts hat man ja die Augen zu".
Wahrscheinlich hätte ich die bronzenen Elefantenstatuen fotografieren sollen. Ich kann hier nur dokumentieren, wie die Zimmerdecke über meinem Bett aussah.
***
Am nächsten Tag Zirkuspferddienst. Alles kein Problem. Ich kann mich an wenige Meetings erinnern, bei denen mehr Leute anwesend waren, mit denen ich mich in den letzten Jahren wirklich ausgiebig gestritten habe, es sind sogar mehrere Leute da, die ich irgendwann mal angebrüllt habe, und das kommt bei mir eigentlich so gut wie nie vor. Trotzdem verstehen wir uns alle prima, den Ärger bekommt heute jemand anders ab. Nach meinem Zirkuswalzer steht noch eine interne Aussprache an. Eigentlich denke ich, dass ich auch intern bin, nachdem mir aber zwei Teilnehmer zum Abschied fest die Hand schütteln, gehe ich dann auch mal.
***
Bevor ich dazu komme, mir ein paar Züge für die Rückfahrt herauszusuchen, stellt sich heraus, dass jemand anders ein Taxi zum Flughafen nimmt und mich mitnehmen kann. Der Taxifahrer fragt nach dem Terminal, sie muss zum Terminal 1, ich zum Terminal 2, aber es gibt ja den Shuttle-Bus. Als sie an Terminal 1 aussteigt, sagt der Taxifahrer, dass er sowieso am Terminal 2 vorbeifahren müsste und mich dann auch mitnehmen könne. Er macht das Taxameter aus und fährt mich noch zur Abfahrtshalle. im Englischen gibt es dafür wohl den Ausdruck "Random act of kindness", zufällige Nettigkeiten. Ich mag die Vorstellung, dass die kleinen Gefallen, die man fremden Menschen macht (die Nettigkeit innerhalb der eigenen Gruppe ist ja wieder etwas anderen), infektiös sein könnten, und die so Erfreuten wiederum anderen etwas Nettes tun. Lasst es uns 2017 mal ausprobieren!
***
Den Rückflug nutze ich, um einen Brief zu schreiben, den ich aber beinahe im Flugzeug liegen hätte lassen. Ich höre dabei nicht den "Mann ohne Eigenschaften", weil man sich für den so konzentrieren muss, dass man nichts anderes tun kann. Als ich die Musik auf dem Handy so durchsehe, finde ich das kleine Löwenzahn-Lied vom Nervenruh an, das ich mir einmal heruntergeladen habe. Das zarte Schwäbisch weckt in mir seltenes Heimweh.
***
Im Taxi nachhause CCR. Ja, hey tonight.
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Das ganze Jahr begann in sanfter und sedierender Melancholie, die Reise fügt sich hier problemlos ein. Kurz bevor ich los muss, beginnen in Berlin große, wattige Flocken zu fallen, die Fahrt mit dem TXL-Bus dauert deswegen doppelt so lange wie sonst. Mit mäßigem Interesse überlege ich, ob ich den Flug jetzt verpassen könnte. Ich habe irgendwann mal geschrieben, dass ich das normalerweise indifferent sehe, diesmal stelle ich mit Erschrecken fest, dass ich eigentlich ganz gern den Flug verpassen und einfach wieder nach Hause fahren würde. Ich komme aber gerade noch pünktlich, der Flug scheint auch nur leicht verspätet, auch der überlastete Flughafen Tegel kann also mit ein bisschen Schnee fertig werden.
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Natürlich nicht. Wir dürfen zwar schon ins Flugzeug, aber sitzen dann erstmal eineinhalb Stunden rum, weil es eine Warteschlange für das Enteisen gibt. Vor mir sitzt ein Pärchen mit einem knapp einjährigem Kind, das schon beim Warten zum Plärren beginnt; Ablenkung gibt es für kleine Zwerge im wartenden Flugzeug wenig. Die Armen. Ich höre ein paar Kapitel aus "Der Mann ohne Eigenschaften", der mich wohl das nächste Jahr auf dem Weg zur Arbeit begleiten wird. Die Stelle. "Im Grunde wissen in den Jahren der Lebensmitte wenig Menschen mehr, wie sie eigentlich zu sich selbst gekommen sind, zu ihren Vergnügungen, ihrer Weltanschauung, ihrer Frau, ihrem Charakter, Beruf und ihren Erfolgen, aber sie haben das Gefühl, dass sich nun nicht mehr viel ändern kann. Es ließe sich sogar behaupten, dass sie betrogen worden seien, denn man kann nirgends einen zureichenden Grund dafür entdecken, dass alle gerade so kam, wie es gekommen ist..." Heitert mich jetzt auch nicht auf.
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Wir werden enteist. Am Tag der Trumpgerüchte geraten die Gedanken beim Zusehen auf Abwege.
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Während des Fluges schüttelt es das Flugzeug ein paar Mal ziemlich durch. Das macht den Kleinen vor mir auch nicht froher. Mir tun die Eltern leid. Mit zwei Stunden Verspätung kommen wir an, in Frankfurt liegt kein Schnee.
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(Treppen können se ja in Frankfurt.)
Ich suche mir eine Zugverbindung und komme dann um 21.30 in Darmstadt an. Ich werde freundlich begrüßt. Wenn man ein kleines Kind dabei hätte, könnte man den Test machen, mit welchem Gerät es lieber fahren will. Dann weiß man, ob man einen kleinen Magnum oder einen kleinen Fred Feuerstein hat.
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Ausnahmsweise habe ich keine Lust, die zwei Kilometer zum Hotel zu laufen, sondern suche mir ein Taxi. Das Hotel ist umringt von pseudo-antiken Gipsstatuen, die ein wirklich gräßliches Ensemble geben. Der gut gelaunte Taxifahrer erzählt mir, dass es drinnen genauso schlimm aussehe, auch in den Zimmern, aber "nachts hat man ja die Augen zu".
Wahrscheinlich hätte ich die bronzenen Elefantenstatuen fotografieren sollen. Ich kann hier nur dokumentieren, wie die Zimmerdecke über meinem Bett aussah.
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Am nächsten Tag Zirkuspferddienst. Alles kein Problem. Ich kann mich an wenige Meetings erinnern, bei denen mehr Leute anwesend waren, mit denen ich mich in den letzten Jahren wirklich ausgiebig gestritten habe, es sind sogar mehrere Leute da, die ich irgendwann mal angebrüllt habe, und das kommt bei mir eigentlich so gut wie nie vor. Trotzdem verstehen wir uns alle prima, den Ärger bekommt heute jemand anders ab. Nach meinem Zirkuswalzer steht noch eine interne Aussprache an. Eigentlich denke ich, dass ich auch intern bin, nachdem mir aber zwei Teilnehmer zum Abschied fest die Hand schütteln, gehe ich dann auch mal.
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Bevor ich dazu komme, mir ein paar Züge für die Rückfahrt herauszusuchen, stellt sich heraus, dass jemand anders ein Taxi zum Flughafen nimmt und mich mitnehmen kann. Der Taxifahrer fragt nach dem Terminal, sie muss zum Terminal 1, ich zum Terminal 2, aber es gibt ja den Shuttle-Bus. Als sie an Terminal 1 aussteigt, sagt der Taxifahrer, dass er sowieso am Terminal 2 vorbeifahren müsste und mich dann auch mitnehmen könne. Er macht das Taxameter aus und fährt mich noch zur Abfahrtshalle. im Englischen gibt es dafür wohl den Ausdruck "Random act of kindness", zufällige Nettigkeiten. Ich mag die Vorstellung, dass die kleinen Gefallen, die man fremden Menschen macht (die Nettigkeit innerhalb der eigenen Gruppe ist ja wieder etwas anderen), infektiös sein könnten, und die so Erfreuten wiederum anderen etwas Nettes tun. Lasst es uns 2017 mal ausprobieren!
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Den Rückflug nutze ich, um einen Brief zu schreiben, den ich aber beinahe im Flugzeug liegen hätte lassen. Ich höre dabei nicht den "Mann ohne Eigenschaften", weil man sich für den so konzentrieren muss, dass man nichts anderes tun kann. Als ich die Musik auf dem Handy so durchsehe, finde ich das kleine Löwenzahn-Lied vom Nervenruh an, das ich mir einmal heruntergeladen habe. Das zarte Schwäbisch weckt in mir seltenes Heimweh.
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Im Taxi nachhause CCR. Ja, hey tonight.
Donnerstag, 12. Januar 2017
Mittwoch, 11. Januar 2017
Dienstag, 10. Januar 2017
Montag, 9. Januar 2017
Sonntag, 8. Januar 2017
Das Publikum, um ein Spektakel betrogen
Das liegt auch schon einige Jahrzehnte zurück, von Zeit zu Zeit gibt es Anlass sich daran zu erinnern.
Am Heimatort hatte ich eine Zeitlang am Samstag Dienst im heimischen Jugendzentrum, einem Kellerraum im Gewerbegebiet ohne funktionierende Toilette, wo man Bier trank und Punk hörte. Das hieß am Samstagnachmittag erst einmal aufwischen, alles vorbereiten, eine Kiste mit Schallplatten mitnehmen und dann ausschenken und auflegen. Damals machte ich das zusammen mit W., der Sänger der ältesten Punkband im Ort und der Chef war.
Eigentlich ein ganz normaler Samstagabend, doch plötzlich Unruhe. Ein Trupp Rocker aus K. kam zur Tür hinein, ein paar Typen mit Kutten und ihre Freundinnen. Sie kauften ein paar Bier, aber allen war klar: das gibt Ärger. Rocker aus K. kamen nur, um Ärger zu machen. Das hieß, dass sie eine Zeitlang rumsitzen würden, bis sie irgendetwas fanden, was Anlass für eine Prügelei sein könnte. Und ein Anlass fand sich immer. Alle saßen da, die Punkmusik dröhnte, da fing der Chef der Rocker an, mit W. zu pöbeln. Eine größere Schlägerei wäre ungünstig gewesen, die Rocker waren normalerweise bewaffnet und hatten insgesamt mehr Prügelerfahrung als die örtlichen Punks, nicht zuletzt, da sie jedes Wochenende übten. Irgendwann war es dann soweit, der Rockerchef und W. gingen raus und schlugen sich, die anderen Rocker warteten nur darauf, das Ganze in eine große Schlägerei ausarten zu lassen. Ich machte die Musik erstmal aus, wir sammelten sicherheitshalber die leeren Flaschen ein und warteten. Nach fünf Minuten kamen die beiden wieder, beide leicht blutend, der Rockerchef schien die Lust am Prügeln verloren zu haben, die Sache schien erst einmal erledigt zu sein. Der Rockerchef bestand allerdings noch darauf, weiter hier sein Bier zu trinken. Ich machte die Musik wieder an, zog eine Reggaeplatte heraus, die langsam vor sich hinblubberte, danach quasi in Endlosschleife die melancholischen Pogues, der langsame Walzer "A pair of brown eyes". Bloß nichts Lautes, bloß nichts Aggressives, damit nicht doch noch die große Prügelei kommt.
Insgesamt kein besonders spektakulärer Abend, das gab es leider häufiger. Eines werde ich aber nie vergessen: Einer von den Rockerfrauen war das bisschen Geprügel deutlich zu wenig. Sie saß direkt an der Theke, quasi neben dem Plattenspieler und ihr war vollkommen klar, dass die lahme Musik dazu führen würde, dass der Abend friedlich bleibt. Sie forderte dauernd von mir, dass ich doch mal was anderes auflegen sollte, trat mit ihrem Fuß gegen die Theke, dass die Plattennadel weitersprang, beschimpfte mich dann am Schluss als Feigling und Schlappschwanz. Nützte nichts, sie musste weiter Reggae hören. Ihre Augen glitzerten vor Zorn und ich glaube, ich habe an diesem Abend zum ersten Mal in den Augen eines anderen Blutdurst gesehen. Sie hätte gerne noch weiteres Blut, weiteres Leid, weitere Action gesehen. An diesem Abend wurde sie enttäuscht, der Rockertrupp zog ohne weitere Zwischenfälle ab.
Am Heimatort hatte ich eine Zeitlang am Samstag Dienst im heimischen Jugendzentrum, einem Kellerraum im Gewerbegebiet ohne funktionierende Toilette, wo man Bier trank und Punk hörte. Das hieß am Samstagnachmittag erst einmal aufwischen, alles vorbereiten, eine Kiste mit Schallplatten mitnehmen und dann ausschenken und auflegen. Damals machte ich das zusammen mit W., der Sänger der ältesten Punkband im Ort und der Chef war.
Eigentlich ein ganz normaler Samstagabend, doch plötzlich Unruhe. Ein Trupp Rocker aus K. kam zur Tür hinein, ein paar Typen mit Kutten und ihre Freundinnen. Sie kauften ein paar Bier, aber allen war klar: das gibt Ärger. Rocker aus K. kamen nur, um Ärger zu machen. Das hieß, dass sie eine Zeitlang rumsitzen würden, bis sie irgendetwas fanden, was Anlass für eine Prügelei sein könnte. Und ein Anlass fand sich immer. Alle saßen da, die Punkmusik dröhnte, da fing der Chef der Rocker an, mit W. zu pöbeln. Eine größere Schlägerei wäre ungünstig gewesen, die Rocker waren normalerweise bewaffnet und hatten insgesamt mehr Prügelerfahrung als die örtlichen Punks, nicht zuletzt, da sie jedes Wochenende übten. Irgendwann war es dann soweit, der Rockerchef und W. gingen raus und schlugen sich, die anderen Rocker warteten nur darauf, das Ganze in eine große Schlägerei ausarten zu lassen. Ich machte die Musik erstmal aus, wir sammelten sicherheitshalber die leeren Flaschen ein und warteten. Nach fünf Minuten kamen die beiden wieder, beide leicht blutend, der Rockerchef schien die Lust am Prügeln verloren zu haben, die Sache schien erst einmal erledigt zu sein. Der Rockerchef bestand allerdings noch darauf, weiter hier sein Bier zu trinken. Ich machte die Musik wieder an, zog eine Reggaeplatte heraus, die langsam vor sich hinblubberte, danach quasi in Endlosschleife die melancholischen Pogues, der langsame Walzer "A pair of brown eyes". Bloß nichts Lautes, bloß nichts Aggressives, damit nicht doch noch die große Prügelei kommt.
Insgesamt kein besonders spektakulärer Abend, das gab es leider häufiger. Eines werde ich aber nie vergessen: Einer von den Rockerfrauen war das bisschen Geprügel deutlich zu wenig. Sie saß direkt an der Theke, quasi neben dem Plattenspieler und ihr war vollkommen klar, dass die lahme Musik dazu führen würde, dass der Abend friedlich bleibt. Sie forderte dauernd von mir, dass ich doch mal was anderes auflegen sollte, trat mit ihrem Fuß gegen die Theke, dass die Plattennadel weitersprang, beschimpfte mich dann am Schluss als Feigling und Schlappschwanz. Nützte nichts, sie musste weiter Reggae hören. Ihre Augen glitzerten vor Zorn und ich glaube, ich habe an diesem Abend zum ersten Mal in den Augen eines anderen Blutdurst gesehen. Sie hätte gerne noch weiteres Blut, weiteres Leid, weitere Action gesehen. An diesem Abend wurde sie enttäuscht, der Rockertrupp zog ohne weitere Zwischenfälle ab.
Samstag, 7. Januar 2017
Freitag, 6. Januar 2017
Donnerstag, 5. Januar 2017
Wege zu Bosch (2)
2016 jährte sich ja der Todestag von Hieronymus Bosch zum 500. Mal. Im Geburtsort s'-Hertogenbosch gab es eine umfassende Ausstellung, die ich mir angesehen habe, seit November ist jetzt auch eine kleinere Ausstellung in der Gemäldegalerie in Berlin. Dort gibt es zwar nur wenige Originale, aber einige Kopien von Werken, die in der niederländischen Ausstellung nicht zu sehen waren, deswegen hat sich der Weg zum Potsdamer Platz auf jeden Fall gelohnt.
Anders als in den Niederlanden durfte man auch fotografieren, so dass ich ein paar meiner Lieblingsgestalten hier unterbringen kann.
(Etwas ausführlicher zur Ausstellung und mit zusätzlichen Bildern nebenan.)
Anders als in den Niederlanden durfte man auch fotografieren, so dass ich ein paar meiner Lieblingsgestalten hier unterbringen kann.
(Etwas ausführlicher zur Ausstellung und mit zusätzlichen Bildern nebenan.)
Mittwoch, 4. Januar 2017
Besuch im Nebenzimmer (22)
Es sind noch zwei Monate Beiträge des Zweitblogs aus dem letzten Jahr nachzutragen. Was war im November und Dezember im Nebenzimmer so los?
Der erste Beitrag ist (soweit ich das selbst noch überblicke) der erste Hinweis auf eine meiner milderen Obsessionen: Musikvideos mit Leuten in Tierkostümen. Kommt das von dem Beatles-Video zu "I am the walrus", das ich als Kind sehr gemocht habe? Ich weiß es nicht. In dem Beitrag geht es um die Schweden von Refused, an deren größenwahnsinniges "The shape of punk to come" ich mich tatsächlich wegen des Videos zu "New Noise" gewöhnt habe. Die Pullunder, die die Burschen über ihren Hemden tragen, sind aber eigentlich noch schlimmer als die Hasenkostüme. Danach dreimal Annäherung an die US-Wahlen: Einmal die Erinnerung daran, wie die Punkszene auf Ronald Reagan reagiert hat, mit den wirklich wunderbaren Dead Kennedys und den Damned, danach mit "Wir fangen jeden Tag wieder von vorn an" der Versuch einer Standortbestimmung, mit einem unpassenden Haindling-Lied, das ich aber trotzdem immer wieder gerne höre. Abschließend mit "Mann, langweilen mich die USA" eine Erinnerung an früheres US-Gebashe, mit überraschend guter Musik von den Clash.
Genug getrumpt, wieder zurück zu den Kernkompetenzen des Blogs, wirre Musik ausfindig zu machen. In diesem Fall eine Kollaboration von Johnny Cash und Peter Alexander. Wer danach nicht ratlos ist, dem ist auch nicht zu helfen. Ohne besonderen Anlass dann eine Erinnerung an die Krawallos von Disorder. Ich erinnere mich an ein Interview mit ihnen, das Mitte der Achtziger im MRR-Fanzine erschien. Dort erklärten sie, dass sie die Instrumente getauscht hätten, weil sie das Gefühl bekommen hätten, technisch zu gut zu werden. That's the spirit! Ich höre die allerdings immer noch wirklich gerne. Durch die Farbgestaltung einer Hoteltoilette angeregt kommt danach eine Rezension von zwei Lieblings-LPs, einmal "Beggar's Banquet" von den Rolling Stones und einmal "Radio City" von Big Star. Anfang Dezember dann ein Hinweis auf Adventsmusik, neben der merkwürdigen Sorte auch auf das englische Chrismas Carol "Ding Dong", das ich recht gerne habe. Let's have a Ding Dong! Weniger adventlich eine weitere Betrachtung über den Brexit und wie's dort weitergeht (und warum es sinnvoll ist, sich bevor man etwas kaputtschlägt, Gedanken darüber zu machen, wie man es danach ersetzen will). Danach das Schwedenlied von Fredl Fesl, bei der Gelegenheit habe ich von Roswitha in den Kommentaren gelernt, dass es sich um ein altes Lied des schwedischen Dichters Bellman handelt, von dem es auch eine Hannes Wader-Version gibt. Das ideale Lied für nihilistische Hedonisten oder hedonistische Nihilisten, ich bin zwar jetzt keins von beiden, höre das Lied aber trotzdem gern. In der Woche vor Weihnachten singen dann die Schweden von Ebba Grön von der Mental Istid, der geistigen Eiszeit. Zum Fest gibt es dann eine Sonderausgabe von Verbrechen auf Schallplatte, Michali hatte mich auf den Harley Davidson-Song von Brigitte Bardot aufmerksam gemacht, ich habe dann noch "Bonnie and Clyde" von Serge Gainsbourg und Brigitte Bardot gefunden. Das muss man gesehen haben. Zum Abschluss noch France Gall mit einem deutschen Lied über die computerbasierte Partnervermittlung. Der Computer musste dabei "Nr. 3" heißen, sonst hätte der Reim mit "dem passenden Boy" noch weniger gepasst. Mehr kann man sich zu Weihnachten doch nicht wünschen. Zum Geburtstag von Alex Chilton dann sein Spätwerk "Dalai Lama". Jedes Mal, wenn ich das Lied höre, hauen mich die ersten Zeilen um: "Up in Tibet, high in the Himalayas, there lives a cat, called the Dalai Lama". Zu Silvester gibt es dann noch ein Silvesterlied, das lange auf irgendwelchen Bootleg-Cassetten verschollen war.
Mal sehen, was das neue Jahr so bringt. Die gesammelten Inhaltsverzeichnisse des Zweitblogs finden sich, wie immer, unter dem Tag "Nebenzimmer".
Der erste Beitrag ist (soweit ich das selbst noch überblicke) der erste Hinweis auf eine meiner milderen Obsessionen: Musikvideos mit Leuten in Tierkostümen. Kommt das von dem Beatles-Video zu "I am the walrus", das ich als Kind sehr gemocht habe? Ich weiß es nicht. In dem Beitrag geht es um die Schweden von Refused, an deren größenwahnsinniges "The shape of punk to come" ich mich tatsächlich wegen des Videos zu "New Noise" gewöhnt habe. Die Pullunder, die die Burschen über ihren Hemden tragen, sind aber eigentlich noch schlimmer als die Hasenkostüme. Danach dreimal Annäherung an die US-Wahlen: Einmal die Erinnerung daran, wie die Punkszene auf Ronald Reagan reagiert hat, mit den wirklich wunderbaren Dead Kennedys und den Damned, danach mit "Wir fangen jeden Tag wieder von vorn an" der Versuch einer Standortbestimmung, mit einem unpassenden Haindling-Lied, das ich aber trotzdem immer wieder gerne höre. Abschließend mit "Mann, langweilen mich die USA" eine Erinnerung an früheres US-Gebashe, mit überraschend guter Musik von den Clash.
Genug getrumpt, wieder zurück zu den Kernkompetenzen des Blogs, wirre Musik ausfindig zu machen. In diesem Fall eine Kollaboration von Johnny Cash und Peter Alexander. Wer danach nicht ratlos ist, dem ist auch nicht zu helfen. Ohne besonderen Anlass dann eine Erinnerung an die Krawallos von Disorder. Ich erinnere mich an ein Interview mit ihnen, das Mitte der Achtziger im MRR-Fanzine erschien. Dort erklärten sie, dass sie die Instrumente getauscht hätten, weil sie das Gefühl bekommen hätten, technisch zu gut zu werden. That's the spirit! Ich höre die allerdings immer noch wirklich gerne. Durch die Farbgestaltung einer Hoteltoilette angeregt kommt danach eine Rezension von zwei Lieblings-LPs, einmal "Beggar's Banquet" von den Rolling Stones und einmal "Radio City" von Big Star. Anfang Dezember dann ein Hinweis auf Adventsmusik, neben der merkwürdigen Sorte auch auf das englische Chrismas Carol "Ding Dong", das ich recht gerne habe. Let's have a Ding Dong! Weniger adventlich eine weitere Betrachtung über den Brexit und wie's dort weitergeht (und warum es sinnvoll ist, sich bevor man etwas kaputtschlägt, Gedanken darüber zu machen, wie man es danach ersetzen will). Danach das Schwedenlied von Fredl Fesl, bei der Gelegenheit habe ich von Roswitha in den Kommentaren gelernt, dass es sich um ein altes Lied des schwedischen Dichters Bellman handelt, von dem es auch eine Hannes Wader-Version gibt. Das ideale Lied für nihilistische Hedonisten oder hedonistische Nihilisten, ich bin zwar jetzt keins von beiden, höre das Lied aber trotzdem gern. In der Woche vor Weihnachten singen dann die Schweden von Ebba Grön von der Mental Istid, der geistigen Eiszeit. Zum Fest gibt es dann eine Sonderausgabe von Verbrechen auf Schallplatte, Michali hatte mich auf den Harley Davidson-Song von Brigitte Bardot aufmerksam gemacht, ich habe dann noch "Bonnie and Clyde" von Serge Gainsbourg und Brigitte Bardot gefunden. Das muss man gesehen haben. Zum Abschluss noch France Gall mit einem deutschen Lied über die computerbasierte Partnervermittlung. Der Computer musste dabei "Nr. 3" heißen, sonst hätte der Reim mit "dem passenden Boy" noch weniger gepasst. Mehr kann man sich zu Weihnachten doch nicht wünschen. Zum Geburtstag von Alex Chilton dann sein Spätwerk "Dalai Lama". Jedes Mal, wenn ich das Lied höre, hauen mich die ersten Zeilen um: "Up in Tibet, high in the Himalayas, there lives a cat, called the Dalai Lama". Zu Silvester gibt es dann noch ein Silvesterlied, das lange auf irgendwelchen Bootleg-Cassetten verschollen war.
Mal sehen, was das neue Jahr so bringt. Die gesammelten Inhaltsverzeichnisse des Zweitblogs finden sich, wie immer, unter dem Tag "Nebenzimmer".
Dienstag, 3. Januar 2017
Die tausend Masken des Ebi Ling
(Was bisher geschah: Z ist auf der Suche nach dem Napoleon des Verbrechens, der alle kriminellen Machenschaften in Berlin zu koordinieren scheint. Er hat nur wenige Anhaltspunkte, zum Beispiel die Liste der Lokale, in der der geheimnisvolle Verbrecher verkehrt. Ein Kellner in einem dieser Lokal erklärt ihm, dass der Name des Unbekannten Ebi Ling sei. Nachdem Z gerade noch einem Anschlag durch die berüchtigten Fahrräder des Ebi Ling entkommen kann, beschließt er, Ebi Ling das Handwerk zu legen.)
***
Ihm hätte klar sein müssen, dass er in dieser Ungebung auffallen würde. Zwar hatte der Portier des Hostels in der Schönhauser Allee keinen zweiten Blick an ihn verschwendet, in dem Zehn-Bett-Schlafsaal musterten ihn die spanischen Jungtouristen allerdings misstrauisch. Er war zwanzig Jahre älter als die anderen und der einzige Deutsche. Zudem hatte er keine Drogen dabei, was ihn bei seinen Mitbewohnern endgültig verdächtig machte. Er machte sich wenig Illusionen: Er würde nicht viel schlafen können in diesem Raum. Aber er war hier zunächst sicher, das war das wichtigste.
Er lag auf seinem Stockbett und dachte nach. Viel wusste er nicht über Ebi Ling, abgesehen von der Liste der Lokale. Ebi Ling musste vom Essen besessen sein. Oder die Lokale waren der Ort, wo er seine dunklen Geschäfte verabredete und Instruktionen an seine Lakaien übergab. Er hatte keine Ahnung, wie Ebi Ling aussah. Ein verängstigter Kellner hatte ihn als Koloss mit funkensprühenden Augen beschrieben, der Küchenchefs mit zwei wohl gesetzten Worten zum Weinen bringen konnte. Ein anderer als unauffälligen Zecher, der sich praktisch unsichtbar machen könne. Es musste ein Meister der Maske sein, so viel war sicher. Verschiedene seiner Quellen hatten allerdings auf ein Detail aufmerksam gemacht: Ebi Ling spielte gerne mit dem Brot, das zum Essen gereicht wurde.
Er sah sich noch einmal die Karte an, auf der er die verschiedenen Lokale markiert hatte. Es ergab sich kein Muster. Sollte er nicht besser aufgeben? Er schüttelte den Kopf. Ebi Ling hatte durch seine Machenschaften seine Familie ruiniert und er wusste, dass er auch schon auf der Liste stand. Er musste diese Sache zu Ende bringen. Ihm blieb nichts anderes übrig, als die Lokale aufzusuchen und zu hoffen, Ebi Ling zu treffen oder einen anderen Hinweis zu finden. Er tastete nach seinem Bauchgurt, in dem er das Geld, das ihm noch verblieben war, aufbewahrte. Allzu viel Zeit blieb ihm nicht.
Er begann im 3 Veuves de Wilmersdorf, das Tian Fu wollte er möglichst die nächste Zeit vermeiden, das letzte Mal hatten ihm die Lippen geblutet, so scharf war das Essen gewesen. Die drei Witwen waren nicht ganz so gefährlich, er bestellte sich ein Menu classique, das sollte ihm genug Zeit zum Beobachten verschaffen. Hauptgang Hähnchen bourguignon, was immer das auch sein sollte. Hätte man auch Coq bourguignon schreiben können, dachte er. Das Publikum war langweilig, wie man es am Fehrbelliner Platz erwarten konnte. Er weigerte sich zu glauben, dass das Genie des Verbrechens sich als Oberstudienrat, der seiner neuen Lebensgefährtin erklärte, wie die Gerichte auf der Karte auszusprechen seien, verkleidet hatte. Und die junge Frau am Nebentisch konnte auch nicht Ebi Ling sein, dafür aß sie eindeutig zuwenig. Er trank schon seinen zweiten Espresso und wollte gehen, als ein neuer Gast in das Lokal kam. Eigentlich unauffällig, mittleres Alter, etwas verwaschen, aber gut trainiert. Beim zweiten Blick fiel allerdings diese unglaubliche Intensität auf, als habe er Mühe, eine ungeheure Wut in sich zu zügeln. Man konnte ihm nicht in die Augen sehen. Das musste er sein. Z beschloss, ihm nach dem Essen zu folgen.
Dafür musste er allerdings noch ein bisschen warten, der Neue ließ sich einiges auftischen. Als der geheimnisvolle Gast nach dem Essen auf die Toilette ging, zahlte Z schnell, um ihm gleich folgen zu können. Er wartete eine Minute und folgte ihm zur Tür hinaus. Nach zwei Schritten vor der Tür traf ihn allerdings ein scharfer Gegenstand am Kopf, gefolgt von einer Ohrfeige. Er schaute sich verblüfft um, die Frau vom Nebentisch war auch aus dem Lokal gegangen und hatte ihm den Schlüsselbund an den Kopf geschlagen. "Sag mal, bist du bescheuert?" fragte sie ihn mit ungläubigem Gesichtsausdruck. Er hielt unwillkürlich seine Hand vors Gesicht. "Warum denn? Was soll das denn?" stammelte er. Sie sah ihn an. "Weisst du nicht, wer das ist?" "Ja, Ebi Ling, ich muss ihn erwischen..." Auf alles war er vorbereitet, aber nicht auf ihr schallendes Lachen. "Ebi Ling? Du bist wirklich bescheuert. Komm, ich zeig dir etwas," sagte sie und zerrte ihn zurück ins Lokal. Er war zu benommen, um sich zu wehren, auch als sie ihn in die Herrentoilette schob. "Siehst du das? Kannst du das lesen?" fragte sie. Er sah, dass irgendjemand mit Edding einen langen Text auf die Fliesen geschrieben hatte, der mit den Worten "Verarsch mich doch" begann. Er konnte am Ende noch "Grün verdecken. Wände entweihen. Straßenlaternen verunzieren" lesen, ohne zu verstehen, was das zu bedeuten hatte. Seine Angreiferin zerrte ihn allerdings schon wieder hinaus, er hatte nicht mehr die Kraft sich zu wehren. "Du meinst, das war Ebi Ling? Hast du jetzt verstanden, wer das war?" Natürlich hatte er nichts verstanden und sie konnte es nicht fassen. "Das war Keith Neuro." Er schaute sie verständnislos an. Sie seufzte: "Keith Neuro. Aus irgendwelchen Gründen taucht er oft an Plätzen auf, an denen auch Ebi Ling war. Niemand weiß, ob er gut oder böse ist. Aber jeder weiß: Niemand spricht ihn ungestraft an. Von allen schlechten Ideen ist es die schlechteste, Keith Neuro anzusprechen." Sie überlegte. "Nein, das stimmt nicht: die schlechteste Idee ist, ihn mit Cakes Neuro anzusprechen." Er sah sie immer noch komplett verdattert an, an der Stelle, an der sie ihn mit dem Schlüssel geschlagen hatte, tröpfelte ein kleiner Blutstrahl über sein Gesicht. Sie seufzte wieder: "Du willst Ebi Ling fangen? Dann sollten wir uns einen besseren Plan ausdenken."
(Wird vielleicht fortgesetzt. Meine Essenseinladung habe ich allerdings schon abgearbeitet. Sie wollen auch in diesem Fortsetzungsroman vorkommen? Sprechen Sie uns an, auch Ratenzahlung ist möglich.)
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Ihm hätte klar sein müssen, dass er in dieser Ungebung auffallen würde. Zwar hatte der Portier des Hostels in der Schönhauser Allee keinen zweiten Blick an ihn verschwendet, in dem Zehn-Bett-Schlafsaal musterten ihn die spanischen Jungtouristen allerdings misstrauisch. Er war zwanzig Jahre älter als die anderen und der einzige Deutsche. Zudem hatte er keine Drogen dabei, was ihn bei seinen Mitbewohnern endgültig verdächtig machte. Er machte sich wenig Illusionen: Er würde nicht viel schlafen können in diesem Raum. Aber er war hier zunächst sicher, das war das wichtigste.
Er lag auf seinem Stockbett und dachte nach. Viel wusste er nicht über Ebi Ling, abgesehen von der Liste der Lokale. Ebi Ling musste vom Essen besessen sein. Oder die Lokale waren der Ort, wo er seine dunklen Geschäfte verabredete und Instruktionen an seine Lakaien übergab. Er hatte keine Ahnung, wie Ebi Ling aussah. Ein verängstigter Kellner hatte ihn als Koloss mit funkensprühenden Augen beschrieben, der Küchenchefs mit zwei wohl gesetzten Worten zum Weinen bringen konnte. Ein anderer als unauffälligen Zecher, der sich praktisch unsichtbar machen könne. Es musste ein Meister der Maske sein, so viel war sicher. Verschiedene seiner Quellen hatten allerdings auf ein Detail aufmerksam gemacht: Ebi Ling spielte gerne mit dem Brot, das zum Essen gereicht wurde.
Er sah sich noch einmal die Karte an, auf der er die verschiedenen Lokale markiert hatte. Es ergab sich kein Muster. Sollte er nicht besser aufgeben? Er schüttelte den Kopf. Ebi Ling hatte durch seine Machenschaften seine Familie ruiniert und er wusste, dass er auch schon auf der Liste stand. Er musste diese Sache zu Ende bringen. Ihm blieb nichts anderes übrig, als die Lokale aufzusuchen und zu hoffen, Ebi Ling zu treffen oder einen anderen Hinweis zu finden. Er tastete nach seinem Bauchgurt, in dem er das Geld, das ihm noch verblieben war, aufbewahrte. Allzu viel Zeit blieb ihm nicht.
Er begann im 3 Veuves de Wilmersdorf, das Tian Fu wollte er möglichst die nächste Zeit vermeiden, das letzte Mal hatten ihm die Lippen geblutet, so scharf war das Essen gewesen. Die drei Witwen waren nicht ganz so gefährlich, er bestellte sich ein Menu classique, das sollte ihm genug Zeit zum Beobachten verschaffen. Hauptgang Hähnchen bourguignon, was immer das auch sein sollte. Hätte man auch Coq bourguignon schreiben können, dachte er. Das Publikum war langweilig, wie man es am Fehrbelliner Platz erwarten konnte. Er weigerte sich zu glauben, dass das Genie des Verbrechens sich als Oberstudienrat, der seiner neuen Lebensgefährtin erklärte, wie die Gerichte auf der Karte auszusprechen seien, verkleidet hatte. Und die junge Frau am Nebentisch konnte auch nicht Ebi Ling sein, dafür aß sie eindeutig zuwenig. Er trank schon seinen zweiten Espresso und wollte gehen, als ein neuer Gast in das Lokal kam. Eigentlich unauffällig, mittleres Alter, etwas verwaschen, aber gut trainiert. Beim zweiten Blick fiel allerdings diese unglaubliche Intensität auf, als habe er Mühe, eine ungeheure Wut in sich zu zügeln. Man konnte ihm nicht in die Augen sehen. Das musste er sein. Z beschloss, ihm nach dem Essen zu folgen.
Dafür musste er allerdings noch ein bisschen warten, der Neue ließ sich einiges auftischen. Als der geheimnisvolle Gast nach dem Essen auf die Toilette ging, zahlte Z schnell, um ihm gleich folgen zu können. Er wartete eine Minute und folgte ihm zur Tür hinaus. Nach zwei Schritten vor der Tür traf ihn allerdings ein scharfer Gegenstand am Kopf, gefolgt von einer Ohrfeige. Er schaute sich verblüfft um, die Frau vom Nebentisch war auch aus dem Lokal gegangen und hatte ihm den Schlüsselbund an den Kopf geschlagen. "Sag mal, bist du bescheuert?" fragte sie ihn mit ungläubigem Gesichtsausdruck. Er hielt unwillkürlich seine Hand vors Gesicht. "Warum denn? Was soll das denn?" stammelte er. Sie sah ihn an. "Weisst du nicht, wer das ist?" "Ja, Ebi Ling, ich muss ihn erwischen..." Auf alles war er vorbereitet, aber nicht auf ihr schallendes Lachen. "Ebi Ling? Du bist wirklich bescheuert. Komm, ich zeig dir etwas," sagte sie und zerrte ihn zurück ins Lokal. Er war zu benommen, um sich zu wehren, auch als sie ihn in die Herrentoilette schob. "Siehst du das? Kannst du das lesen?" fragte sie. Er sah, dass irgendjemand mit Edding einen langen Text auf die Fliesen geschrieben hatte, der mit den Worten "Verarsch mich doch" begann. Er konnte am Ende noch "Grün verdecken. Wände entweihen. Straßenlaternen verunzieren" lesen, ohne zu verstehen, was das zu bedeuten hatte. Seine Angreiferin zerrte ihn allerdings schon wieder hinaus, er hatte nicht mehr die Kraft sich zu wehren. "Du meinst, das war Ebi Ling? Hast du jetzt verstanden, wer das war?" Natürlich hatte er nichts verstanden und sie konnte es nicht fassen. "Das war Keith Neuro." Er schaute sie verständnislos an. Sie seufzte: "Keith Neuro. Aus irgendwelchen Gründen taucht er oft an Plätzen auf, an denen auch Ebi Ling war. Niemand weiß, ob er gut oder böse ist. Aber jeder weiß: Niemand spricht ihn ungestraft an. Von allen schlechten Ideen ist es die schlechteste, Keith Neuro anzusprechen." Sie überlegte. "Nein, das stimmt nicht: die schlechteste Idee ist, ihn mit Cakes Neuro anzusprechen." Er sah sie immer noch komplett verdattert an, an der Stelle, an der sie ihn mit dem Schlüssel geschlagen hatte, tröpfelte ein kleiner Blutstrahl über sein Gesicht. Sie seufzte wieder: "Du willst Ebi Ling fangen? Dann sollten wir uns einen besseren Plan ausdenken."
(Wird vielleicht fortgesetzt. Meine Essenseinladung habe ich allerdings schon abgearbeitet. Sie wollen auch in diesem Fortsetzungsroman vorkommen? Sprechen Sie uns an, auch Ratenzahlung ist möglich.)
Montag, 2. Januar 2017
Das neue Jahr
Noch ist es leer und hat Platz für alles mögliche. Nach und nach werden wir es wieder mit unserem Kram zustellen.
Auf diesem Bild sieht man nicht nur, was hinter dem Fenster ist, sondern es spiegelt sich auch die Welt gegenüber in dem Fenster (konkret das Haus, in dem der Erfinder der Thermoskanne gewohnt hat). Und ja, irgendjemand hat eine Probepackung Hundefutter ans Fenster geklebt. Ich sagte doch schon, Pankow ist geheimnisvoll.
Sonntag, 1. Januar 2017
Gesichter der Neujahrsnacht
(Zugleich ein Beitrag zu Ruths "I see faces"-Projekt.)
Bonustrack (mit Dank an Michali):
Der Schlaf des Biomülls gebiert Ungeheuer.
Bonustrack (mit Dank an Michali):
Der Schlaf des Biomülls gebiert Ungeheuer.