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Sonntag, 31. Mai 2020
Samstag, 30. Mai 2020
Freitag, 29. Mai 2020
Wünsche gehen in Erfüllung
Letzthin habe ich mal nachgesehen, was eigentlich meine Wünsche für dieses Jahr waren.
Ja, tut mir leid. Nächstes Jahr bin ich vorsichtiger, versprochen. (Und ich Idiot hab noch "Jahrzehnt" geschrieben!)
Ja, tut mir leid. Nächstes Jahr bin ich vorsichtiger, versprochen. (Und ich Idiot hab noch "Jahrzehnt" geschrieben!)
Donnerstag, 28. Mai 2020
Good things come to those who wait
Ich wusste, dass es nur eine Frage der Zeit war. Man muss Geduld in dieser Stadt haben. Die Entropie siegt über das Straßen- und Grünflächenamt, immer, manchmal dauert es halt länger. Warum sich das Pflaster bevorzugt an der Ecke Caroline-Michaelis-/Invalidenstraße auflöst, weiß ich nicht. Aber es tut es. Diesmal hat es fast ein Jahr gedauert, aber der erste Stein fehlt.
Die nächsten werden folgen, ich werde berichten.
Die nächsten werden folgen, ich werde berichten.
Mittwoch, 27. Mai 2020
Dienstag, 26. Mai 2020
Ornithologisches
Letzthin bin ich bei einer Videokonferenz dafür gerügt worden, dass ich zu lange über den Stand der Vogelwelt um die Invalidenstraße referiert habe, obwohl es doch wichtigere Themen gäbe.
Blogleserinnen haben es besser, die können jetzt einfach zu lesen aufhören.
Zu den Corona-Gewinnern gehören sicher die Amseln bei uns im Büro im Innenhof. Ansonsten war da immer zu viel los, dauernd Raucher und telefonierende Leute, nun seit Monaten eigentlich niemand mehr. Deswegen habe ich bei meinem letzten Abstecher ins Büro auch den Amselhahn herumpuckern gehört, durch längere Beobachtung konnte ich auch feststellen, wo wohl das Nest ist; Amselbock und Amselin haben sich schnell und einigermaßen unauffällig abgewechselt. Beim nächsten Mal ins Büro nehme ich dann wieder mal Rosinen mit, die Familie muss ja ernährt werden.
Als ich im Büro war, fiel die Mittagspause ja quasi aus; die Mensa hat zu. Ich habe mir zwei Laugenstangen gekauft und bin Richtung Hauptbahnhof zum Geschichtspark Zellengefängnis gewandert. Wie die ganze Invalidenstraße ein geschichtsträchtiger und blutiger Ort. Während im Winter dort nur die Krähen zu sehen waren, ist der Geschichtspark jetzt zum Sammelplatz von Corona-Verlierern geworden. Die Stare haben sich ansonsten im Hauptbahnhof rumgetrieben, wo sie gut von den Hinterlassenschaften der Berlin-Touris leben konnten. Im Hauptbahnhof ist nichts mehr los, jetzt sind die ganzen Stare im Geschichtspark, es sind hunderte. Mein Foto von Ringo Star stammt auch aus dem Geschichtspark.
Die Stare waren eher scheu, haben sich dann aber auch an meinem Mittagessen bedient. (Ein Spatz war nicht so scheu.)
Es waren auch ein paar fluffige Jungstare dabei, die den Eltern hinterhergehüpft sind und die ganze Zeit rumgetschilpt haben, dass sie Hunger haben.
Distelfinken waren auch unterwegs; die waren aber zu scheu, um sich fotografieren zu lassen.
Auf dem Rückweg habe ich dann eine Nebelkrähe gesehen, die eine volle Packung Butterkekse entdeckt hatte. Sie hat mit gezielten Schnabelhieben versucht, das Ding auf zu kriegen, als ich zu nahe kam, hat sie sich beleidigt auf das Straßenschild gesetzt.
Einen Tag später konnte ich sehen, dass sie erfolgreich war.
Blogleserinnen haben es besser, die können jetzt einfach zu lesen aufhören.
Zu den Corona-Gewinnern gehören sicher die Amseln bei uns im Büro im Innenhof. Ansonsten war da immer zu viel los, dauernd Raucher und telefonierende Leute, nun seit Monaten eigentlich niemand mehr. Deswegen habe ich bei meinem letzten Abstecher ins Büro auch den Amselhahn herumpuckern gehört, durch längere Beobachtung konnte ich auch feststellen, wo wohl das Nest ist; Amselbock und Amselin haben sich schnell und einigermaßen unauffällig abgewechselt. Beim nächsten Mal ins Büro nehme ich dann wieder mal Rosinen mit, die Familie muss ja ernährt werden.
Als ich im Büro war, fiel die Mittagspause ja quasi aus; die Mensa hat zu. Ich habe mir zwei Laugenstangen gekauft und bin Richtung Hauptbahnhof zum Geschichtspark Zellengefängnis gewandert. Wie die ganze Invalidenstraße ein geschichtsträchtiger und blutiger Ort. Während im Winter dort nur die Krähen zu sehen waren, ist der Geschichtspark jetzt zum Sammelplatz von Corona-Verlierern geworden. Die Stare haben sich ansonsten im Hauptbahnhof rumgetrieben, wo sie gut von den Hinterlassenschaften der Berlin-Touris leben konnten. Im Hauptbahnhof ist nichts mehr los, jetzt sind die ganzen Stare im Geschichtspark, es sind hunderte. Mein Foto von Ringo Star stammt auch aus dem Geschichtspark.
Die Stare waren eher scheu, haben sich dann aber auch an meinem Mittagessen bedient. (Ein Spatz war nicht so scheu.)
Es waren auch ein paar fluffige Jungstare dabei, die den Eltern hinterhergehüpft sind und die ganze Zeit rumgetschilpt haben, dass sie Hunger haben.
Distelfinken waren auch unterwegs; die waren aber zu scheu, um sich fotografieren zu lassen.
Auf dem Rückweg habe ich dann eine Nebelkrähe gesehen, die eine volle Packung Butterkekse entdeckt hatte. Sie hat mit gezielten Schnabelhieben versucht, das Ding auf zu kriegen, als ich zu nahe kam, hat sie sich beleidigt auf das Straßenschild gesetzt.
Einen Tag später konnte ich sehen, dass sie erfolgreich war.
Montag, 25. Mai 2020
Bildnis des Blogbetreibers als Ungeziefer
Ein kleiner Nachtrag zur gestrigen Naturbeobachtung. Am Nachmittag kam mir ein dazu ein Gedanke, den ich ganz ermutigend fand, und den ich deswegen hier auch noch einmal aufschreiben will.
Beim Bloggen über die Jahre (und natürlich auch bei vielen anderen Dingen, aber ich will hier mal beim Bloggen bleiben) gibt es immer wieder Phasen, in denen man nicht sonderlich zufrieden ist, mit dem, was man macht und man auch nicht so richtig weiß, wohin es denn weitergehen soll. Die eigene Umgebung mag dann so aussehen, wie bei den Gespinstmottenlarven, der alte Stützpunkt abgefressen und unbrauchbar, man selbst seilt sich in denkbar unattraktiver Gestalt ab, auf dem Weg zu einem ungewissen Ziel. Vielleicht sollte man in solchen Phasen öfter daran denken, dass es sich einfach um einen Übergang oder eine Entwicklungsphase handelt, die meistens weder besonders angenehm noch besonders elegant ist. Wenn man nicht will, dass alles immer genauso bleibt, wie es schon ist (für mich ein furchtbarer Gedanke), muss man sich halt auch damit abfinden, dass es immer wieder mehr oder weniger elegante Übergänge gibt.
Die sind aber auch notwendig, wenn man sich dann irgendwann mal als prächtige Gespinstmotte entpuppen will. [Anm. Vor Veröffentlichung dringend noch diese Metapher überarbeiten!]
Beim Bloggen über die Jahre (und natürlich auch bei vielen anderen Dingen, aber ich will hier mal beim Bloggen bleiben) gibt es immer wieder Phasen, in denen man nicht sonderlich zufrieden ist, mit dem, was man macht und man auch nicht so richtig weiß, wohin es denn weitergehen soll. Die eigene Umgebung mag dann so aussehen, wie bei den Gespinstmottenlarven, der alte Stützpunkt abgefressen und unbrauchbar, man selbst seilt sich in denkbar unattraktiver Gestalt ab, auf dem Weg zu einem ungewissen Ziel. Vielleicht sollte man in solchen Phasen öfter daran denken, dass es sich einfach um einen Übergang oder eine Entwicklungsphase handelt, die meistens weder besonders angenehm noch besonders elegant ist. Wenn man nicht will, dass alles immer genauso bleibt, wie es schon ist (für mich ein furchtbarer Gedanke), muss man sich halt auch damit abfinden, dass es immer wieder mehr oder weniger elegante Übergänge gibt.
Die sind aber auch notwendig, wenn man sich dann irgendwann mal als prächtige Gespinstmotte entpuppen will. [Anm. Vor Veröffentlichung dringend noch diese Metapher überarbeiten!]
Sonntag, 24. Mai 2020
Mit Freunden abhängen
Auf dem Weg zum Markt durch den Bürgerpark, an Johannes R. Becher vorbei, kommt mir etwas merkwürdig vor. Von einem Baum hängen seltsame Fäden. Als ich ihn mir genauer ansehe, stelle ich fest, dass er ganz kahl ist, die Äste sind allerdings von einem weißen Gespinst überzogen.
Ich sehe mir einen der Fäden, die über drei, vier Meter bis zum Boden hängen, genauer an. An den Fäden hängen verschiedene Klumpen, ich erkenne, dass es sich dabei Knäuel von Raupen handelt. (Das zu fotografieren ist gar nicht so einfach, weil die Kameraden die ganze Zeit im Wind hin und her schwanken. Ich habe schließlich ein kleines Video gemacht, von dem ich einen Screenshot verwenden kann).
Das ganze Spektakel, das immerhin einen Bereich von 10, 15 Quadratmetern betrifft, bleibt den meisten Parkbesuchern verborgen, weil die ja nicht die Abkürzung an Johannes R. Becher vorbei nehmen. Meine Recherchen ergeben, dass es sich wohl um die Raupen der Gespinstmotten handelt, die nicht giftig oder für Menschen gefährlich sind (für Bäume schon). Vielleicht schmecken sie ja wenigstens den Vögeln im Park. Ich habe sicherheitshalber der Grünflächenamt Pankow mal geschrieben, damit die sich nicht wundern, wenn nach und nach alle Bäume im Park kahl werden.
Als ich im Internet recherchiert habe, kam ich dann auch zu einem alten Blogbeitrag von Lakritze, in dem das Phänomen beschrieben war. Ich sag's ja, Blogosphäre ist das beste Bildungsprogramm (mit Ausnahme meines Blogs, natürlich).
Ich sehe mir einen der Fäden, die über drei, vier Meter bis zum Boden hängen, genauer an. An den Fäden hängen verschiedene Klumpen, ich erkenne, dass es sich dabei Knäuel von Raupen handelt. (Das zu fotografieren ist gar nicht so einfach, weil die Kameraden die ganze Zeit im Wind hin und her schwanken. Ich habe schließlich ein kleines Video gemacht, von dem ich einen Screenshot verwenden kann).
Das ganze Spektakel, das immerhin einen Bereich von 10, 15 Quadratmetern betrifft, bleibt den meisten Parkbesuchern verborgen, weil die ja nicht die Abkürzung an Johannes R. Becher vorbei nehmen. Meine Recherchen ergeben, dass es sich wohl um die Raupen der Gespinstmotten handelt, die nicht giftig oder für Menschen gefährlich sind (für Bäume schon). Vielleicht schmecken sie ja wenigstens den Vögeln im Park. Ich habe sicherheitshalber der Grünflächenamt Pankow mal geschrieben, damit die sich nicht wundern, wenn nach und nach alle Bäume im Park kahl werden.
Als ich im Internet recherchiert habe, kam ich dann auch zu einem alten Blogbeitrag von Lakritze, in dem das Phänomen beschrieben war. Ich sag's ja, Blogosphäre ist das beste Bildungsprogramm (mit Ausnahme meines Blogs, natürlich).
Samstag, 23. Mai 2020
Freitag, 22. Mai 2020
Urbane Öko-Legenden
"... und dann griff er nach dem Einweg-Kaffee ... und ihm fiel die Hand ab..."
Nachtrag:
Wie mir jetzt auffällt, spielt die Invalidenstraße offenbar das Höllenpanel von Hieronymus Bosch Garten der Lüste nach. Damals waren es (Falsch-)Spieler, die bestraft wurden, jetzt Nutzer von Einwegbechern.
Nachtrag:
Wie mir jetzt auffällt, spielt die Invalidenstraße offenbar das Höllenpanel von Hieronymus Bosch Garten der Lüste nach. Damals waren es (Falsch-)Spieler, die bestraft wurden, jetzt Nutzer von Einwegbechern.
Donnerstag, 21. Mai 2020
Mittwoch, 20. Mai 2020
Volkslied
"Durchs Fahrrad vor dem Tore/
da wächst ein Lindenbaum"
(Vom Beifuß am Vorderrad ganz zu schweigen.)
da wächst ein Lindenbaum"
(Vom Beifuß am Vorderrad ganz zu schweigen.)
Dienstag, 19. Mai 2020
Die Vogeluhr
Tegel ist zwar noch nicht zu, aber es fliegt kaum ein Flugzeug. Also kann man auch mit offenem Fenster schlafen.
Um 4 Uhr meldet sich der erste Vogel, etwa eine knappe Stunde vor Sonnenuntergang. Hört sich an wie eine Amsel auf Speed und mit Autotune. Und ist sehr laut.
Wenn Vögel nicht gerade Amseln sind oder wie Kuckuck oder Zilpzalp ihren Namen singen, kann ich sie meistens nicht am Gesang erkennen (gut, Elstern, Stare, Krähen, Spatzen, Schwalben, Kohlmeisen gehen auch noch). Aber all die kleinen grau weißen Vögel mit hohem Gefiepe halte ich nicht auseinander. Recherche lässt mich allerdings glauben, dass der nächtliche Schreihals eine Mönchsgrasmücke sein könnte. Vielleicht schläft man mit diesem Wissen schneller wieder ein.
Um 4 Uhr meldet sich der erste Vogel, etwa eine knappe Stunde vor Sonnenuntergang. Hört sich an wie eine Amsel auf Speed und mit Autotune. Und ist sehr laut.
Wenn Vögel nicht gerade Amseln sind oder wie Kuckuck oder Zilpzalp ihren Namen singen, kann ich sie meistens nicht am Gesang erkennen (gut, Elstern, Stare, Krähen, Spatzen, Schwalben, Kohlmeisen gehen auch noch). Aber all die kleinen grau weißen Vögel mit hohem Gefiepe halte ich nicht auseinander. Recherche lässt mich allerdings glauben, dass der nächtliche Schreihals eine Mönchsgrasmücke sein könnte. Vielleicht schläft man mit diesem Wissen schneller wieder ein.
Montag, 18. Mai 2020
Imaginäre Reisen
Mein Radius war in den letzten drei Monaten sehr beschränkt. Drei, vier Mal in die Invalidenstraße, einmal in die Kastanienallee, einmal nach Heinersdorf. Hier im Blog ist das (vielleicht) dadurch kenntlich, dass das Bildmaterial etwas reduzierter wird. So viele Katzen waren noch nie. Derweil geht Frau Tikerscherk noch durch die Stadt und sieht die Dinge, die ich gerne sehen würde. Bei mir ist die mangelnde Mobilität ja nicht nur pandemiebezogen, sondern auch wegen meiner morschen Knochen. Aber inzwischen kann ich die Schonung wohl wieder aufgeben, fühlt sich alles wieder richtig an.
Nach Ostern hatten wir eigentlich wieder nach Korfu gewollt, zu Barba Elias und den schwätzenden Schwalben vor dem Balkon, aber das ging ja nicht. Ich kann mir die Fotos der letzten Jahre ansehen und die verschiedenen Erinnerungen ineinander laufen lassen. (Tatsächlich hilft mir ja zumindest für die letzten 10 Jahre das Blog dabei, die Erinnerungen zu sortieren. Diesen Post über den Korfu-Aufenthalt habe ich letzthin durch Zufall wieder gelesen, unabhängig von der Erinnerung an M., die er mir bringt, fand ich ihn auch ziemlich schön. Das ist erst drei Jahre her. Vielleicht kommt auch wieder eine Zeit, in der ich solche Blogposts schreiben kann.)
Die Anzahlung für das Bed & Breakfast in Korfu habe ich stehen lassen, zum einen als Ausdruck der Hoffnung, dass das alles irgendwann vorbei ist und man ein paar Sachen nachholen kann, zum anderen können die das dort wohl gerade auch ganz gut brauchen. Aber das scheint mir eine eher langfristige Anlage zu werden.
Für den Mai hatte ich auch geplant, mir eine Woche frei zu nehmen und allein durch Brandenburg zu stapfen, beginnend nördlich von Berlin. Das ist dieses Jahr nun auch nicht möglich und mich schmerzt am meisten, dass ich zur Vorbereitung schon begonnen habe, die furchtbaren "Wanderungen durch die Mark Brandenburg" zu lesen. Wenn ich gewusst hätte, was mein Knie und der Virus zu 2020 meinen, hätte ich mir das sparen können. Anderswo ist man da kreativer: Herr Irgendlink hatte für 2020 verschiedene Pläne für Radtouren und hat diese nun als imaginäre Reisen durchgeführt. Das liest sich erstaunlich realistisch und spannend, für mich eine schöne ergänzende Lektüre zu den Pandemie-Tagebüchern.
Mir, dem imaginäre Reisen nicht ganz fremd sind, würde aber ein bisschen Asphalt unter den Schuhen wieder mal ganz gut tun.
Nach Ostern hatten wir eigentlich wieder nach Korfu gewollt, zu Barba Elias und den schwätzenden Schwalben vor dem Balkon, aber das ging ja nicht. Ich kann mir die Fotos der letzten Jahre ansehen und die verschiedenen Erinnerungen ineinander laufen lassen. (Tatsächlich hilft mir ja zumindest für die letzten 10 Jahre das Blog dabei, die Erinnerungen zu sortieren. Diesen Post über den Korfu-Aufenthalt habe ich letzthin durch Zufall wieder gelesen, unabhängig von der Erinnerung an M., die er mir bringt, fand ich ihn auch ziemlich schön. Das ist erst drei Jahre her. Vielleicht kommt auch wieder eine Zeit, in der ich solche Blogposts schreiben kann.)
Die Anzahlung für das Bed & Breakfast in Korfu habe ich stehen lassen, zum einen als Ausdruck der Hoffnung, dass das alles irgendwann vorbei ist und man ein paar Sachen nachholen kann, zum anderen können die das dort wohl gerade auch ganz gut brauchen. Aber das scheint mir eine eher langfristige Anlage zu werden.
Für den Mai hatte ich auch geplant, mir eine Woche frei zu nehmen und allein durch Brandenburg zu stapfen, beginnend nördlich von Berlin. Das ist dieses Jahr nun auch nicht möglich und mich schmerzt am meisten, dass ich zur Vorbereitung schon begonnen habe, die furchtbaren "Wanderungen durch die Mark Brandenburg" zu lesen. Wenn ich gewusst hätte, was mein Knie und der Virus zu 2020 meinen, hätte ich mir das sparen können. Anderswo ist man da kreativer: Herr Irgendlink hatte für 2020 verschiedene Pläne für Radtouren und hat diese nun als imaginäre Reisen durchgeführt. Das liest sich erstaunlich realistisch und spannend, für mich eine schöne ergänzende Lektüre zu den Pandemie-Tagebüchern.
Mir, dem imaginäre Reisen nicht ganz fremd sind, würde aber ein bisschen Asphalt unter den Schuhen wieder mal ganz gut tun.
Sonntag, 17. Mai 2020
Wenn die Pläne zweier Hausbewohner überraschend kollidieren
Ich, letzte Woche, klug: Wenn ich die Tomatentöpfe jetzt schon mit Pflanzerde befüllen, habe ich es nächste Woche beim Umtopfen leichter.
Katze, im Laufe der Woche: Diese tote Ratte würde ich gerne an einem sicheren Ort verstecken.
Ich, beim Einpflanzen: ...
Katze, im Laufe der Woche: Diese tote Ratte würde ich gerne an einem sicheren Ort verstecken.
Ich, beim Einpflanzen: ...
Samstag, 16. Mai 2020
Besuch im Nebenzimmer (31)
Schon wieder ein halbes Jahr vorbei, ohne dass ich hier einen Überblick über den Inhalt des Zweitblogs gegeben habe? Die Zeit vergeht gerade schnell. Was war so los im Nebenzimmer?
Es beginnt mit einer Zeitreise zurück zur Zeit des Mauerfalls. Leider muss ich sagen, dass ich das damals überhaupt nicht richtig mitbekommen bzw. verstanden habe und mich mehr um die murkelige Punkszene in unserem Kaff gekümmert habe.. Ich war halt ein Hinterwäldler. "Was immer in der DDR passierte, ich hatte andere Probleme. Wir saßen damals im Voralpenland und dachten, das habe mit uns alles nichts zu tun." Vielleicht bin ich ja inzwischen schlauer. Eine weitere Zeitreise, aber eine zu den Liedern, die ich damals im Radio gehört habe. Nach jahrzehntelangen Suchen bin ich wieder auf die Golden Palominos gestoßen, klingt immer noch wie ein Outtake aus einem frühen Lennon-Album. Danach eine der großen Neuentdeckungen der letzten sechs Monaten: Josienne Clarke, eine englische Folksängerin, die eine wirklich großartige LP aufgenommen hat und die bei uns im Hause viel und gerne gehört wird. Frau Clarke hat die Schnauze voll von der Musikindustrie und macht jetzt nur noch, was ihr gefällt. Und mir gefällt das sehr gut.
Ein Livebericht, über zwei Bands, die ich sehr schätze, aber jeweils zum ersten Mal gesehen habe. Die Ruts und die Stranglers, alle nicht mehr ganz jung. Dave Greenland, der Keyboarder der Stranglers, ist vor zwei Wochen an Corona gestorben, Zeilen wie die folgenden können also nicht mehr geschrieben werden: "Irgendwann öffnet sich vor uns etwas das Publikum, ich gehe näher zur Bühne, bei dem furchtbaren Walk on by stürze ich mich dann auch in die Hopsermenge, die eine Mischung aus alten Herren und jungen Frauen ist. Mit Walk on by schließt sich ein Kreis des Karmas, vor ein paar Jahrzehnten bin ich mal im Jugendzentrum zum Diensthabenden gegangen, als Walk on by lief, und fragte ihn, ob er den Scheiß nicht ausmachen könne, das Keyboardgedudel sei ja nicht zu ertragen. Ist es auch jetzt noch nicht, ich nahm es aber mal als Buße, der Keyboarder, der früher Prinz-Eisenherz-Frisur und Schnauzbart hatte, sieht jetzt aus wie eine Idealbesetzung für Ebenezer McScrooge." RIP, Dave, die Stranglers ohne dich wären nicht die gleichen gewesen. Noch ein Konzert, mal wieder die Liga der gewöhnlichen Gentlemen. Ob man im Dezember wieder auf Konzerte gehen kann, wenn sie normalerweise ihre Berliner Runden drehen? Ich fürchte ja, eher nicht. Der letzte Konzertbericht, wohl für lange Zeit, ist dann über Art Brut. "Das Publikum war international, die meisten hatten Art Brut wohl in ihren Hochzeiten 2005 schon gesehen und gehört und kamen, um noch einmal an ihre Jugend erinnert zu werden. Ich war also einer der deutlich Älteren im Publikum, für mich sind Art Brut auch weniger nostalgisch (immerhin haben sie aber den Soundtrack für meine letzte Kündigung geliefert), sondern sie waren 2009 eine Band, die mich wieder dazu gebracht hat, mich für kontemporäre Musik zu interessieren." Aber: Popular culture no longer applies to me.
Ohne Griechen und Griechinnen geht es hier ja nicht allzu lange; auch hier habe ich ein Lied ausgegraben, das ich in den 80ern einmal gehört habe. "Ich brenne, ich brenne, lösche den Brand mit Öl; Ich ertrinke, ich ertrinke, wirf mich in das tiefste Meer."
Ein sehr sentimentaler Post: Über das Osterwochenende organisierten Life is a minestrone ein Festival der Beatles-Covers. "Ich habe mir das alles angesehen, mit wachsender Rührung. Zum einen, weil man den Leuten in die Wohnung sehen konnte, jeder auf sich geworfen, aber verbunden durch einen Kanon an Liedern, der für jede Gemütslage einen Ausdruck findet. Die Isolation überwunden durch die Musik." Meine Lieblingslieder sind in dem Beitrag verlinkt, es lohnt sich auf jeden Fall, sich das anzusehen. Am Schluss kann man (wenn man denn mag) auch sehen und hören, wie ich unter dem Kirschbaum auch ein kleines Beatlesstückchen spiele.
Kurz vor Schluss noch eine Neuentdeckung, Mr. Alec Bowman, ein englischer Folkmusiker, der beim ersten Hören vielleicht an Leonard Cohen erinnert. Die LP ist noch nicht allzu alt, aber schon oft gehört. Ein schönes Quarantäne-Video von ihm sei auch hier verlinkt:
"Josienne Clarke sitzt hinter Bowman, dreht während der ersten Strophe versonnen an ihrem Ring am Finger und singt dann leise beim Refrain mit. Diese Unmittelbarkeit gefällt mir natürlich, die Platte selbst ist dann noch um einiges kunstfertiger, ohne dass sie einem die Virtuosität ins Gesicht klatscht." Hört euch das an.
Zum Abschluss eine kurze kunstgeschichtliche Betrachtung: Woher kommt der Typus der militanten Cheerleaderin bei Raymond Pettibon?
Die gesammelten Inhaltsverzeichnisse des Zweitblogs finden sich, wie immer, unter dem Tag "Nebenzimmer".
Es beginnt mit einer Zeitreise zurück zur Zeit des Mauerfalls. Leider muss ich sagen, dass ich das damals überhaupt nicht richtig mitbekommen bzw. verstanden habe und mich mehr um die murkelige Punkszene in unserem Kaff gekümmert habe.. Ich war halt ein Hinterwäldler. "Was immer in der DDR passierte, ich hatte andere Probleme. Wir saßen damals im Voralpenland und dachten, das habe mit uns alles nichts zu tun." Vielleicht bin ich ja inzwischen schlauer. Eine weitere Zeitreise, aber eine zu den Liedern, die ich damals im Radio gehört habe. Nach jahrzehntelangen Suchen bin ich wieder auf die Golden Palominos gestoßen, klingt immer noch wie ein Outtake aus einem frühen Lennon-Album. Danach eine der großen Neuentdeckungen der letzten sechs Monaten: Josienne Clarke, eine englische Folksängerin, die eine wirklich großartige LP aufgenommen hat und die bei uns im Hause viel und gerne gehört wird. Frau Clarke hat die Schnauze voll von der Musikindustrie und macht jetzt nur noch, was ihr gefällt. Und mir gefällt das sehr gut.
Ein Livebericht, über zwei Bands, die ich sehr schätze, aber jeweils zum ersten Mal gesehen habe. Die Ruts und die Stranglers, alle nicht mehr ganz jung. Dave Greenland, der Keyboarder der Stranglers, ist vor zwei Wochen an Corona gestorben, Zeilen wie die folgenden können also nicht mehr geschrieben werden: "Irgendwann öffnet sich vor uns etwas das Publikum, ich gehe näher zur Bühne, bei dem furchtbaren Walk on by stürze ich mich dann auch in die Hopsermenge, die eine Mischung aus alten Herren und jungen Frauen ist. Mit Walk on by schließt sich ein Kreis des Karmas, vor ein paar Jahrzehnten bin ich mal im Jugendzentrum zum Diensthabenden gegangen, als Walk on by lief, und fragte ihn, ob er den Scheiß nicht ausmachen könne, das Keyboardgedudel sei ja nicht zu ertragen. Ist es auch jetzt noch nicht, ich nahm es aber mal als Buße, der Keyboarder, der früher Prinz-Eisenherz-Frisur und Schnauzbart hatte, sieht jetzt aus wie eine Idealbesetzung für Ebenezer McScrooge." RIP, Dave, die Stranglers ohne dich wären nicht die gleichen gewesen. Noch ein Konzert, mal wieder die Liga der gewöhnlichen Gentlemen. Ob man im Dezember wieder auf Konzerte gehen kann, wenn sie normalerweise ihre Berliner Runden drehen? Ich fürchte ja, eher nicht. Der letzte Konzertbericht, wohl für lange Zeit, ist dann über Art Brut. "Das Publikum war international, die meisten hatten Art Brut wohl in ihren Hochzeiten 2005 schon gesehen und gehört und kamen, um noch einmal an ihre Jugend erinnert zu werden. Ich war also einer der deutlich Älteren im Publikum, für mich sind Art Brut auch weniger nostalgisch (immerhin haben sie aber den Soundtrack für meine letzte Kündigung geliefert), sondern sie waren 2009 eine Band, die mich wieder dazu gebracht hat, mich für kontemporäre Musik zu interessieren." Aber: Popular culture no longer applies to me.
Ohne Griechen und Griechinnen geht es hier ja nicht allzu lange; auch hier habe ich ein Lied ausgegraben, das ich in den 80ern einmal gehört habe. "Ich brenne, ich brenne, lösche den Brand mit Öl; Ich ertrinke, ich ertrinke, wirf mich in das tiefste Meer."
Ein sehr sentimentaler Post: Über das Osterwochenende organisierten Life is a minestrone ein Festival der Beatles-Covers. "Ich habe mir das alles angesehen, mit wachsender Rührung. Zum einen, weil man den Leuten in die Wohnung sehen konnte, jeder auf sich geworfen, aber verbunden durch einen Kanon an Liedern, der für jede Gemütslage einen Ausdruck findet. Die Isolation überwunden durch die Musik." Meine Lieblingslieder sind in dem Beitrag verlinkt, es lohnt sich auf jeden Fall, sich das anzusehen. Am Schluss kann man (wenn man denn mag) auch sehen und hören, wie ich unter dem Kirschbaum auch ein kleines Beatlesstückchen spiele.
Kurz vor Schluss noch eine Neuentdeckung, Mr. Alec Bowman, ein englischer Folkmusiker, der beim ersten Hören vielleicht an Leonard Cohen erinnert. Die LP ist noch nicht allzu alt, aber schon oft gehört. Ein schönes Quarantäne-Video von ihm sei auch hier verlinkt:
"Josienne Clarke sitzt hinter Bowman, dreht während der ersten Strophe versonnen an ihrem Ring am Finger und singt dann leise beim Refrain mit. Diese Unmittelbarkeit gefällt mir natürlich, die Platte selbst ist dann noch um einiges kunstfertiger, ohne dass sie einem die Virtuosität ins Gesicht klatscht." Hört euch das an.
Zum Abschluss eine kurze kunstgeschichtliche Betrachtung: Woher kommt der Typus der militanten Cheerleaderin bei Raymond Pettibon?
Die gesammelten Inhaltsverzeichnisse des Zweitblogs finden sich, wie immer, unter dem Tag "Nebenzimmer".
Freitag, 15. Mai 2020
Donnerstag, 14. Mai 2020
Mittwoch, 13. Mai 2020
Dienstag, 12. Mai 2020
Montag, 11. Mai 2020
Die Feile im Kuchen: Eine unsystematische Suche
Letzte Woche hatte ich das Brotbacken als Twitter-Synchron-Backen ausgestaltet, zusammen mit und auf Anregung von R., der Brote backt, die aussehen, als seien sie von einem niederländischen Meister in Öl gemalt. Zwischendrin stellte er die Frage, woher eigentlich die Bildidee kommt, dass Gefängnisausbruchswerkzeuge in Torten eingebacken werden. Seine erste Assoziation waren die Panzerknacker, auch ich dachte, dass sich in den klassischen Comics sicher der Ursprung dieser Idee finden ließe.
Tja. (Hier ist ein ganz guter Punkt, um die Lektüre abzubrechen, wenn man irgendetwas anderes zu tun hat.)
(Ehrlich jetzt.)
Ein paar Tage vergingen, ich hatte endlich etwas freie Zeit, aber eigentlich Dringenderes zu tun, da kam mir die Frage wieder in den Sinn. Die ersten Gottfredson-Micky-Strips der Dreißiger durchgesehen, in denen sehr gerne aus dem Gefängnis ausgebrochen wird. Die Methoden sind aber durchaus anders.
(Micky 1931, gezeichnet von Floyd Gottfredson - es geht auch ohne Kuchen, wenn ein Bär an das Gefängnisgitter gekettet wird, (c) Walt Disney)
In den Barks-Panzerknacker-Geschichten geblättert, auch keine Feilen oder Kuchen gefunden. Nach etwas Nachdenken festgestellt, dass ich mich auch an keine Geschichte erinnern kann, in der die Feile im Kuchen tatsächlich ein Plotbestandteil gewesen wäre. Ab und zu taucht die Idee als Gag am Rande auf. Noch einmal zu Schrank, Nick Knatterton durchgeblättert, der eigentlich keinen klischeehaften Gag ausgelassen hat. Fehlanzeige. Dann fündig geworden bei Lucky Luke, aber dort ist die Feile im Kuchen eher ein Meta-Gag. Ma Dalton bäckt dauernd Kuchen mit Feilen, Averell Dalton isst dann aus Versehen die Feile oder feilt sich damit die Fingernägel usw. Die Geschichten variieren eine Idee, deren Bekanntheit ganz offensichtlich beim Leser schon vorausgesetzt wird. Die Feile im Kuchen ist kein spannender Trick, die Handlung voranzubringen, sondern ist eine Art Meme, dessen Kenntnis schon vorausgesetzt wird.
(Ergänzung, 24.5.: Ab und zu findet sich die Idee tatsächlich auch unironisch, wenn auch abgewandelt, so z.B. in der Geschichte "Der hohle Berg" von 1972, die Guido Martina geschrieben hat. Die Feile ist hier allerdings in einem Fisch versteckt, Goofy will sie als lästige Gräte zuerst wegschmeißen. (Danke an Fellmonsterchen für den Hinweis!)
Aber irgendjemand muss doch auch die Idee mit dem Kuchen schon ernsthaft als Plot-Element eingesetzt haben? Jeder und Jede, die man fragt, geht davon aus, dass das eine Idee sei, die aus Comics stamme (in Zeitungsartikeln wird auch alternativ gerne an die Olsenbande erinnert). Aber anscheinend ist dem nicht so. Wo sucht man also weiter?
Meine erste Vermutung war, dass die Idee vom Anfang des letzten Jahrhunderts stammen müsste, auf der Grundlage einer vagen Vorstellung der Entwicklung des Gefängnissystems. Aber weit gefehlt, Gitterstäbe gibt es eben schon länger, Gefangene ohnehin. Zumindest in Systemen, in denen die Gefangenen von Angehörigen versorgt werden, bietet es sich ja an, Dinge in Brot oder Kuchen zu schmuggeln.
Ein bisschen virtuelles Graben führt mich zu Prosper Merimée und dessen Novelle Carmen von 1847. Don José bekommt in seiner Zelle ein Brot als Geschenk; in dem Brot findet er eine Feile und ein Goldstück, damit will Carmen ihm zum Ausbruch verhelfen. (In der Oper von Bizet fehlt dieses Stück der Erzählung.) Hatte Merimée für die Idee Vorbilder?
Wir finden uns nun plötzlich in der Welt der Zeitschriften des Vormärz wieder, damals gab es eine Vielzahl von Blättchen mit spannenden Geschichten, so z.B. die "Zeitung für die elegante Welt". Im Februar 1826 findet sich dort ein Stück - ohne Autorenangabe - das "Unverhoffte Rettung" heißt und das beschreibt, wie der spanische Edelmann Don Estevan von seinem Sklaven Zamora aus den Fängen der Inquisiton in Lissabon gerettet wird. Der Sklave verschafft seinem Herren in seinem Gefängnis einen Laib Brot, in dem sich die Feile findet, die dann schließlich zur Rettung eingesetzt werden kann. Wenn man weiter versucht, den Ursprung dieser Geschichte zu finden, stellt man fest, dass die Zeitung für die elegante Welt sie von "Der Sammler" abgeschrieben hat, der dieselbe Geschichte schon im Dezember 1811 unter dem Titel "Rettung aus den Kerkern der Inquisition von Lissabon" gebracht hatte. Damals noch mit dem Hinweis, dass es sich um eine wahre Geschichte handele, die sich 1702 begeben habe und die kürzlich in einem in London erscheinenden Journal berichtet worden sei. Wir stellen also fest, dass schon vor dem Zeitalter des Internets jeder von jedem abgeschrieben hat, da wir jetzt aber im Zeitalter des Internets sind, können wir auch leicht feststellen, dass die Geschichte aus The Literary Panorama von 1810 stammt, dort wurde sie im Rahmen einer Rezension des Buchs "The history of the Inquisitions" dargestellt. Auch das scheint aber nicht der wahre Ursprung zu sein, wir finden die Geschichte nämlich auch schon in Band 2 der 1809 erschienenen "Histoire d'Inquisitions Religieuses d'Italie, d'Espagne et de Portugal" von Joseph Lavallée. Wahrscheinlich hat auch Lavallée die Geschichte aus einer früheren spanischen Quelle, die ich schon mangels Sprachkenntnissen nicht finden könnte. Die Geschichte, ihr Inhalt, ihre Verbreitung stellen eine Vielzahl von spannenden Fragen, denen sich allerdings Menschen mit literar- oder überhaupt historischen Kenntnissen widmen dürfen. Hier und für mich soll erst einmal genügen, dass der Trick mit der Feile im Brot in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts noch ausgereicht hat, um Spannung beim Publikum zu erregen (die Zeitung für die elegante Welt hat immerhin eine Fortsetzungsgeschichte daraus gemacht; passend dazu gibt es auch bei Alexandre Dumas, dem Meister des Fortsetzungsromans in dem Roman Ascanio von 1843 eine Brot-und-Feilengeschichte.)
Ereignete sich der Trick mit der Feile im Brot tatsächlich das erste Mal im 18 Jhd. in Lissabon? Und wann und wo wurde aus Brot Kuchen? Auf die erste Frage weiß ich natürlich keine Antwort, aber es deutet einiges darauf hin, dass die Idee schon früher entstand, auch wenn die Datierung nicht ganz einfach ist. C.F. Mosch hat 1821 ein erstaunliches Buch "Bäder und Heilbrunnen Deutschland's und der Schweiz" veröffentlicht, das heutzutage wohl das literarische Publikum alleine wegen des Apostrophen wütend machen würde (in der damaligen Rezeption gab es anscheinend eher einen Streit über die Aachener Schwefelwässer, die bei Mosch vollkommen unrichtig dargestellt worden seien). Bei der Beschreibung der Burg Chojnik bei Sobieszów (damals Kynastburg) referiert Mosch eine Legende, nach der ein Gefangener sich aus dem Kerker im Schlossturm befreien konnte, weil ihm seine Ehefrau ein Brot mit Feile und Seil in den Kerker schmuggeln ließ. 1821 konnte man sich wohl noch das abgebrochene Eisengitter ansehen. Diese Legende vom Kynast war nicht ganz so bekannt wie die von der hartherzigen Prinzessin Kunigunde, geisterte aber auch durch die Legendensammlungen des frühen 19 Jahrhunderts. Man kann natürlich davon ausgehen, dass die Legende deutlich früher entstanden ist.
Aber wo bleibt der Kuchen? Erstaunlicherweise finden wir den Kuchen in einer weiteren spanischen Quelle, einer Romanze (etwa: balladenhaftes Volkslied), die wahrscheinlich eine der ältesten Darstellungen des Backwerks-als-Werkzeugversteck-Gedanken ist. Ich kenne nur die deutsche Übersetzung "Der Gefangene" in der Sammlung von Diez von 1818. Das Gedicht beschreibt die Qual eines Gefangenen, der im Frühling im Kerker liegt. Er wünscht sich ein Vöglein, das seiner Frau Leonore folgende Botschaft bringt:
"Kuchen sollte sie mir senden,
nicht mit Salm gefüllet, nein,
nur mit einer stillen Feile,
einem Hammer, spiz und fein,
Feile für die Eisenfesseln,
für den Thurn der Hammer sei."
Ich lasse mal beiseite, welche Kuchen denn mit Lachs gefüllt werden, und berichte nur, dass der Gefangene so laut klagte, dass der König ihn hörte und ihn aus dem Kerker freigab. Diez verweist als Quellen (S. 52 im verlinkten Buch) für die spanischen Originale auf verschiedene Sammlungen, deren früheste von 1555 datiert. Ob die Romanze vom Gefangenen die Anregung für die Geschichte von Don Estevan und Zamora war?
(Eigentlich hatte ich hier schon aufgehört, fand es dann aber interessant, dass in der Romanze von einer "stillen Feile" die Rede ist und in der französischen Geschichte der Inquisition auf eine "lime sourde" verwiesen wurde, so dass ich einmal nach "lime sourde pain" gesucht habe. Weiter geht's.)
Der Bretone Alain-René Le Sage hat 1707 (Endfassung 1726) ein Buch "Le diable boiteux", der hinkende Teufel, geschrieben, in dem der Teufel an einer Stelle auf drei Verbrecher verweist, die mittels einer in ein Brot eingebackenen Feile aus dem Gefängnis ausbrechen konnten. Waren es also doch die Franzosen? Le Sage hat seinen Hinketeufel aber auf der Grundlage einer Vorlage des Spaniers Luis Vélez de Guevara geschrieben, vielleicht tauchen das Brot und die Feile also auch schon in El diablo cojuelo von 1641 auf. Vielleicht gibt es auch in ganz Europa, überall, wo es im Mittelalter Kerker mit Eisengitter gab, Legenden der schlauen Ehefrauen, die Brot mit Werkzeug brachten. Wer weiß.
Ich bin zunächst damit zufrieden, viele Dinge gefunden zu haben, die ich eigentlich gar nicht gesucht habe.
Tja. (Hier ist ein ganz guter Punkt, um die Lektüre abzubrechen, wenn man irgendetwas anderes zu tun hat.)
(Ehrlich jetzt.)
Ein paar Tage vergingen, ich hatte endlich etwas freie Zeit, aber eigentlich Dringenderes zu tun, da kam mir die Frage wieder in den Sinn. Die ersten Gottfredson-Micky-Strips der Dreißiger durchgesehen, in denen sehr gerne aus dem Gefängnis ausgebrochen wird. Die Methoden sind aber durchaus anders.
(Micky 1931, gezeichnet von Floyd Gottfredson - es geht auch ohne Kuchen, wenn ein Bär an das Gefängnisgitter gekettet wird, (c) Walt Disney)
In den Barks-Panzerknacker-Geschichten geblättert, auch keine Feilen oder Kuchen gefunden. Nach etwas Nachdenken festgestellt, dass ich mich auch an keine Geschichte erinnern kann, in der die Feile im Kuchen tatsächlich ein Plotbestandteil gewesen wäre. Ab und zu taucht die Idee als Gag am Rande auf. Noch einmal zu Schrank, Nick Knatterton durchgeblättert, der eigentlich keinen klischeehaften Gag ausgelassen hat. Fehlanzeige. Dann fündig geworden bei Lucky Luke, aber dort ist die Feile im Kuchen eher ein Meta-Gag. Ma Dalton bäckt dauernd Kuchen mit Feilen, Averell Dalton isst dann aus Versehen die Feile oder feilt sich damit die Fingernägel usw. Die Geschichten variieren eine Idee, deren Bekanntheit ganz offensichtlich beim Leser schon vorausgesetzt wird. Die Feile im Kuchen ist kein spannender Trick, die Handlung voranzubringen, sondern ist eine Art Meme, dessen Kenntnis schon vorausgesetzt wird.
(Die Panzerknacker sind 2018 auch eher auf der Meta-Ebene unterwegs. Die Feile ist zu erkennen, beim Kuchen habe ich Zweifel, (c) Walt Disney)
(Ergänzung, 24.5.: Ab und zu findet sich die Idee tatsächlich auch unironisch, wenn auch abgewandelt, so z.B. in der Geschichte "Der hohle Berg" von 1972, die Guido Martina geschrieben hat. Die Feile ist hier allerdings in einem Fisch versteckt, Goofy will sie als lästige Gräte zuerst wegschmeißen. (Danke an Fellmonsterchen für den Hinweis!)
Aber irgendjemand muss doch auch die Idee mit dem Kuchen schon ernsthaft als Plot-Element eingesetzt haben? Jeder und Jede, die man fragt, geht davon aus, dass das eine Idee sei, die aus Comics stamme (in Zeitungsartikeln wird auch alternativ gerne an die Olsenbande erinnert). Aber anscheinend ist dem nicht so. Wo sucht man also weiter?
Meine erste Vermutung war, dass die Idee vom Anfang des letzten Jahrhunderts stammen müsste, auf der Grundlage einer vagen Vorstellung der Entwicklung des Gefängnissystems. Aber weit gefehlt, Gitterstäbe gibt es eben schon länger, Gefangene ohnehin. Zumindest in Systemen, in denen die Gefangenen von Angehörigen versorgt werden, bietet es sich ja an, Dinge in Brot oder Kuchen zu schmuggeln.
Ein bisschen virtuelles Graben führt mich zu Prosper Merimée und dessen Novelle Carmen von 1847. Don José bekommt in seiner Zelle ein Brot als Geschenk; in dem Brot findet er eine Feile und ein Goldstück, damit will Carmen ihm zum Ausbruch verhelfen. (In der Oper von Bizet fehlt dieses Stück der Erzählung.) Hatte Merimée für die Idee Vorbilder?
Wir finden uns nun plötzlich in der Welt der Zeitschriften des Vormärz wieder, damals gab es eine Vielzahl von Blättchen mit spannenden Geschichten, so z.B. die "Zeitung für die elegante Welt". Im Februar 1826 findet sich dort ein Stück - ohne Autorenangabe - das "Unverhoffte Rettung" heißt und das beschreibt, wie der spanische Edelmann Don Estevan von seinem Sklaven Zamora aus den Fängen der Inquisiton in Lissabon gerettet wird. Der Sklave verschafft seinem Herren in seinem Gefängnis einen Laib Brot, in dem sich die Feile findet, die dann schließlich zur Rettung eingesetzt werden kann. Wenn man weiter versucht, den Ursprung dieser Geschichte zu finden, stellt man fest, dass die Zeitung für die elegante Welt sie von "Der Sammler" abgeschrieben hat, der dieselbe Geschichte schon im Dezember 1811 unter dem Titel "Rettung aus den Kerkern der Inquisition von Lissabon" gebracht hatte. Damals noch mit dem Hinweis, dass es sich um eine wahre Geschichte handele, die sich 1702 begeben habe und die kürzlich in einem in London erscheinenden Journal berichtet worden sei. Wir stellen also fest, dass schon vor dem Zeitalter des Internets jeder von jedem abgeschrieben hat, da wir jetzt aber im Zeitalter des Internets sind, können wir auch leicht feststellen, dass die Geschichte aus The Literary Panorama von 1810 stammt, dort wurde sie im Rahmen einer Rezension des Buchs "The history of the Inquisitions" dargestellt. Auch das scheint aber nicht der wahre Ursprung zu sein, wir finden die Geschichte nämlich auch schon in Band 2 der 1809 erschienenen "Histoire d'Inquisitions Religieuses d'Italie, d'Espagne et de Portugal" von Joseph Lavallée. Wahrscheinlich hat auch Lavallée die Geschichte aus einer früheren spanischen Quelle, die ich schon mangels Sprachkenntnissen nicht finden könnte. Die Geschichte, ihr Inhalt, ihre Verbreitung stellen eine Vielzahl von spannenden Fragen, denen sich allerdings Menschen mit literar- oder überhaupt historischen Kenntnissen widmen dürfen. Hier und für mich soll erst einmal genügen, dass der Trick mit der Feile im Brot in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts noch ausgereicht hat, um Spannung beim Publikum zu erregen (die Zeitung für die elegante Welt hat immerhin eine Fortsetzungsgeschichte daraus gemacht; passend dazu gibt es auch bei Alexandre Dumas, dem Meister des Fortsetzungsromans in dem Roman Ascanio von 1843 eine Brot-und-Feilengeschichte.)
Ereignete sich der Trick mit der Feile im Brot tatsächlich das erste Mal im 18 Jhd. in Lissabon? Und wann und wo wurde aus Brot Kuchen? Auf die erste Frage weiß ich natürlich keine Antwort, aber es deutet einiges darauf hin, dass die Idee schon früher entstand, auch wenn die Datierung nicht ganz einfach ist. C.F. Mosch hat 1821 ein erstaunliches Buch "Bäder und Heilbrunnen Deutschland's und der Schweiz" veröffentlicht, das heutzutage wohl das literarische Publikum alleine wegen des Apostrophen wütend machen würde (in der damaligen Rezeption gab es anscheinend eher einen Streit über die Aachener Schwefelwässer, die bei Mosch vollkommen unrichtig dargestellt worden seien). Bei der Beschreibung der Burg Chojnik bei Sobieszów (damals Kynastburg) referiert Mosch eine Legende, nach der ein Gefangener sich aus dem Kerker im Schlossturm befreien konnte, weil ihm seine Ehefrau ein Brot mit Feile und Seil in den Kerker schmuggeln ließ. 1821 konnte man sich wohl noch das abgebrochene Eisengitter ansehen. Diese Legende vom Kynast war nicht ganz so bekannt wie die von der hartherzigen Prinzessin Kunigunde, geisterte aber auch durch die Legendensammlungen des frühen 19 Jahrhunderts. Man kann natürlich davon ausgehen, dass die Legende deutlich früher entstanden ist.
Aber wo bleibt der Kuchen? Erstaunlicherweise finden wir den Kuchen in einer weiteren spanischen Quelle, einer Romanze (etwa: balladenhaftes Volkslied), die wahrscheinlich eine der ältesten Darstellungen des Backwerks-als-Werkzeugversteck-Gedanken ist. Ich kenne nur die deutsche Übersetzung "Der Gefangene" in der Sammlung von Diez von 1818. Das Gedicht beschreibt die Qual eines Gefangenen, der im Frühling im Kerker liegt. Er wünscht sich ein Vöglein, das seiner Frau Leonore folgende Botschaft bringt:
"Kuchen sollte sie mir senden,
nicht mit Salm gefüllet, nein,
nur mit einer stillen Feile,
einem Hammer, spiz und fein,
Feile für die Eisenfesseln,
für den Thurn der Hammer sei."
Ich lasse mal beiseite, welche Kuchen denn mit Lachs gefüllt werden, und berichte nur, dass der Gefangene so laut klagte, dass der König ihn hörte und ihn aus dem Kerker freigab. Diez verweist als Quellen (S. 52 im verlinkten Buch) für die spanischen Originale auf verschiedene Sammlungen, deren früheste von 1555 datiert. Ob die Romanze vom Gefangenen die Anregung für die Geschichte von Don Estevan und Zamora war?
(Eigentlich hatte ich hier schon aufgehört, fand es dann aber interessant, dass in der Romanze von einer "stillen Feile" die Rede ist und in der französischen Geschichte der Inquisition auf eine "lime sourde" verwiesen wurde, so dass ich einmal nach "lime sourde pain" gesucht habe. Weiter geht's.)
Der Bretone Alain-René Le Sage hat 1707 (Endfassung 1726) ein Buch "Le diable boiteux", der hinkende Teufel, geschrieben, in dem der Teufel an einer Stelle auf drei Verbrecher verweist, die mittels einer in ein Brot eingebackenen Feile aus dem Gefängnis ausbrechen konnten. Waren es also doch die Franzosen? Le Sage hat seinen Hinketeufel aber auf der Grundlage einer Vorlage des Spaniers Luis Vélez de Guevara geschrieben, vielleicht tauchen das Brot und die Feile also auch schon in El diablo cojuelo von 1641 auf. Vielleicht gibt es auch in ganz Europa, überall, wo es im Mittelalter Kerker mit Eisengitter gab, Legenden der schlauen Ehefrauen, die Brot mit Werkzeug brachten. Wer weiß.
Ich bin zunächst damit zufrieden, viele Dinge gefunden zu haben, die ich eigentlich gar nicht gesucht habe.
Sonntag, 10. Mai 2020
Samstag, 9. Mai 2020
Besinnungsbilder durch schlampiges Gärtnern
Wenn man schon seinen Garten nicht in Schuß hält, hat man wenigstens romantische Bildchen.
Seit längerem mal wieder an die Gartenarbeit, das Knie scheint es wieder zu vertragen. Genügend zu tun die nächste Zeit, nur noch die Eisheiligen abgewartet, dann kommt das Gemüse endlich raus.
Das Frühbeet sieht ohnehin schon gut aus.
Freitag, 8. Mai 2020
Donnerstag, 7. Mai 2020
Die Gurkenblüte
Die Indoor-Gurken machen sich ganz gut, beginnen bereits wild zu blühen. Draußen ist‘s aber noch zu kalt und drinnen sind zu wenige Insekten, die bestäuben könnten. (Einmal könnten unsere Mehlmotten für etwas gut sein, aber nein, volle Enttäuschung.Von den Ameisen will ich gar nicht reden.)
Also stelle ich die Gürkchen ab und zu für ein paar Stunden in die Sonne, auf dass sie sich geschlechtlich betätigen. Aber ich habe den Eindruck, das wird auch nix, vielleicht sind sie nicht attraktiv genug für das Schwirrzeug draußen. Also kriegen die häßlichen Gürkchen immer neue Blüten, die abfallen, und wir keine Gurken.
Also stelle ich die Gürkchen ab und zu für ein paar Stunden in die Sonne, auf dass sie sich geschlechtlich betätigen. Aber ich habe den Eindruck, das wird auch nix, vielleicht sind sie nicht attraktiv genug für das Schwirrzeug draußen. Also kriegen die häßlichen Gürkchen immer neue Blüten, die abfallen, und wir keine Gurken.
Mittwoch, 6. Mai 2020
Das Terrassen-Office
Ich habe jetzt viel Gelegenheit, auf der Terrasse zu sitzen. Selten vor der Arbeit, manchmal während der Arbeit, häufig nach der Arbeit. Wahrscheinlich hatte ich auch deshalb den Eindruck, dass die Kirsche länger blüht als die letzten Jahre: die letzten Jahre habe ich den Kirschbaum eigentlich nur am Wochenende gesehen.
Ich habe also jetzt auch einen genaueren Einblick in unsere Gartendynamik. Leider ist es so, dass Elstern im Nachbarsgarten ein Nest gebaut haben. Ich denke ja manchmal, dass es hier keine Entwicklung im Blog gäbe, aber weit gefehlt: Die letzten sechs Jahre haben genügt, um aus einem elstertoleranten ein elsterkritisches Blog zu machen. Keine Ahnung, warum ich 2014 Elsternester als gute Sache ansah, inzwischen müsste, wenn ich jemals im Fernsehen wäre, ein Textband mit der Aufschrift "Elsterkritiker" gezeigt werden. Auf jeden Fall haben die Nachbarn ein Elsternest und die Elstern patrouillieren in unserem Garten. Sie kommen immer zu zweit und checken das Gelände. Frau Ackerbau macht mich zurecht darauf aufmerksam, dass ich ansonsten ornithophil bin und selbst die dümmsten Piepmätze mag und hier bei den Elstern irgendwie inkonsequent bin. Klar, mich erzürnt, dass ich öfters tote nackte Vögelchen im Garten finde, die von den Elstern geraubt und fallen gelassen wurden. Aber ehrlich gesagt sind die Sitten meiner Freunde, der Nebelkrähen, auch nicht viel besser. Vielleicht mag ich die popperhafte Aufmachung der Elstern nicht. Wie dem auch sei, seit die Elstern das Terrain übernommen haben, halten sich die anderen Vögel eher fern. Die Amseln halten Abstand, ich muss allerdings auch zugeben, dass ich dadurch letzthin zu einem Stereokonzert zweier Amselböcke, links und rechts, weit genug entfernt gekommen bin. Die Spatzen kümmern sich natürlich nicht, verschwinden zwar, wenn es sein muss, schnell, hüpfen aber durch die Hecke und plärren markerschütternd "Tschilp".
Ab und zu kommt mal eine Nebelkrähe, vor der sich auch die Elstern wegducken; im Kirschbaum gab es schon vereinzelte Gefechte. Das kann noch heiter werden, wenn die Kirschen dort erst einmal wachsen.
Letzthin kamen allerdings auch seit langem einmal wieder die Distelfinken, die kleinen Närrchen. Sie zerrten an den Pusteblumen herum, ich wünschte mir, sie blieben hier über den Sommer.
Als die Nachbarkatze in den Baum kletterte, sorgten die Elstern dafür, dass sie sich bald wieder verzog. Da war ich ausnahmsweise mal im Team der Elstern, eine Inkonsequenz, auf die mich Frau Ackerbau zurecht und wiederholt hinwies. Sie will allerdings nur, dass ich endlich zugebe, was für ein schändliches Treiben die Spatzen im Gemüsebeet veranstalten, aber egal wie elsterphob ich sein mag, ich bleibe spatzophil. Die Spatzen beginnen jetzt auch wieder Blödsinn in der Dachrinne zu machen, sie rumpeln herum und lugen dann über die Kante nach unten.
Mag die Quarantäne auch dauern, ich glaube, mir wird nicht langweilig.
Ich habe also jetzt auch einen genaueren Einblick in unsere Gartendynamik. Leider ist es so, dass Elstern im Nachbarsgarten ein Nest gebaut haben. Ich denke ja manchmal, dass es hier keine Entwicklung im Blog gäbe, aber weit gefehlt: Die letzten sechs Jahre haben genügt, um aus einem elstertoleranten ein elsterkritisches Blog zu machen. Keine Ahnung, warum ich 2014 Elsternester als gute Sache ansah, inzwischen müsste, wenn ich jemals im Fernsehen wäre, ein Textband mit der Aufschrift "Elsterkritiker" gezeigt werden. Auf jeden Fall haben die Nachbarn ein Elsternest und die Elstern patrouillieren in unserem Garten. Sie kommen immer zu zweit und checken das Gelände. Frau Ackerbau macht mich zurecht darauf aufmerksam, dass ich ansonsten ornithophil bin und selbst die dümmsten Piepmätze mag und hier bei den Elstern irgendwie inkonsequent bin. Klar, mich erzürnt, dass ich öfters tote nackte Vögelchen im Garten finde, die von den Elstern geraubt und fallen gelassen wurden. Aber ehrlich gesagt sind die Sitten meiner Freunde, der Nebelkrähen, auch nicht viel besser. Vielleicht mag ich die popperhafte Aufmachung der Elstern nicht. Wie dem auch sei, seit die Elstern das Terrain übernommen haben, halten sich die anderen Vögel eher fern. Die Amseln halten Abstand, ich muss allerdings auch zugeben, dass ich dadurch letzthin zu einem Stereokonzert zweier Amselböcke, links und rechts, weit genug entfernt gekommen bin. Die Spatzen kümmern sich natürlich nicht, verschwinden zwar, wenn es sein muss, schnell, hüpfen aber durch die Hecke und plärren markerschütternd "Tschilp".
Ab und zu kommt mal eine Nebelkrähe, vor der sich auch die Elstern wegducken; im Kirschbaum gab es schon vereinzelte Gefechte. Das kann noch heiter werden, wenn die Kirschen dort erst einmal wachsen.
Letzthin kamen allerdings auch seit langem einmal wieder die Distelfinken, die kleinen Närrchen. Sie zerrten an den Pusteblumen herum, ich wünschte mir, sie blieben hier über den Sommer.
Als die Nachbarkatze in den Baum kletterte, sorgten die Elstern dafür, dass sie sich bald wieder verzog. Da war ich ausnahmsweise mal im Team der Elstern, eine Inkonsequenz, auf die mich Frau Ackerbau zurecht und wiederholt hinwies. Sie will allerdings nur, dass ich endlich zugebe, was für ein schändliches Treiben die Spatzen im Gemüsebeet veranstalten, aber egal wie elsterphob ich sein mag, ich bleibe spatzophil. Die Spatzen beginnen jetzt auch wieder Blödsinn in der Dachrinne zu machen, sie rumpeln herum und lugen dann über die Kante nach unten.
Mag die Quarantäne auch dauern, ich glaube, mir wird nicht langweilig.
Dienstag, 5. Mai 2020
Business Schuhe
Ich trage zwar brav Hemden und Hosen im Home Office, aber die schwarzen Halbschuhe und Krawatten haben Pause.
Montag, 4. Mai 2020
Kartoffeln
Eigentlich wollte ich dieses Jahr nur ein paar Kartoffeln in Kübeln ziehen, weil der alte Platz schon vollkommen ausgelaugt ist und man Kartoffeln ohnehin nicht am gleichen Platz ziehen sollte.
Nun haben wir keine Lust auf Ausflüge in den Baumarkt, um uns passende Kübel zu kaufen, also kommen doch noch ein paar Kartoffeln in den Hügel. Ich habe nur wenige Setzkartoffeln bestellt, von der rot-gelben Sorte Mayan Rose. Die vorgekeimten Knollen haben schon eine ziemliche Giftspinnen-Anmutung.
Derweil kommen auch schon die Kartoffeln, die letztes Jahr im Hügel vergessen wurden.
Sonntag, 3. Mai 2020
Tutti pazzi
(Die Überschrift ist italienisch, es gab in den 80ern ein Hardcore-Lied von der italienischen Band Negazione, das so hieß. Damals lernte ich, dass tutti pazzi "alle bescheuert" bedeutet. Das fand ich nützlich, vielleicht findet Ihr es ja auch nützlich.)
In der Nachbarschaft gibt es inzwischen immer mehr Katzen. Vor ein paar Jahren mischte unser Markos noch den Nachbarskater Garfield auf, aber jetzt gibt es New Kids on the Block und unsere Katzen werden auf einmal merkwürdig häuslich.
Letzthin nahm Markos einen Anlauf und war auf einmal hoch oben in unserem Kirschbaum. Es war ihm offensichtlich etwas unbehaglich und die Spatzen, die sich gerne in den Baum setzen, kamen und zwitscherten bzw. lachten ihn aus. Markos tat so, als würde ihn das nicht stören, aber ich musste ihm dann noch aus dem Baum helfen. Allerdings muss man ihm lassen, dass er eine elegante Baumpanther-mäßige Anmutung hatte. Für die Vögel war er aber keine Gefahr, bei jeder schnellen Bewegung wäre er sofort heruntergefallen.
Einen Tag darauf war ein Riesenradau im Nachbargarten. Die Elstern waren gar nicht mehr zu beruhigen (zu den Elstern ein andermal mehr). Ich machte mir dann irgendwann die Mühe, genauer hinzusehen: Einer der Nachbarskater war in einen Baum geklettert und die Elstern attackierten ihn von allen Seiten. Großer Krawall, den Kater schien es aber nicht zu stören.
Vorgestern noch einmal Riesenlärm, allerdings lautes Katzenmaunzen. Diesmal war der Nachbarskater auf einen anderen Baum geklettert und wusste nicht mehr so richtig wie er runter kommen sollte. Seine Kollegin saß am Fuß des Baums und maunzte in großer Lautstärke. Als der arme Tropf merkte, dass er nicht runterkam, kletterte er einfach weiter nach oben. Eine halbe Stunde später war er allerdings dann auch wieder verschwunden, er ist also so oder so runter gekommen.
Ich weiß nicht, was die Katzen der Umgebung gerade nach oben treibt? Der Frühling? Die Dummheit? Die Kletteraktionen führen aber immer zu genügend Hintergrundgeräusch. Irgendwie müssen die fehlenden Flieger ja kompensiert werden.
In der Nachbarschaft gibt es inzwischen immer mehr Katzen. Vor ein paar Jahren mischte unser Markos noch den Nachbarskater Garfield auf, aber jetzt gibt es New Kids on the Block und unsere Katzen werden auf einmal merkwürdig häuslich.
Letzthin nahm Markos einen Anlauf und war auf einmal hoch oben in unserem Kirschbaum. Es war ihm offensichtlich etwas unbehaglich und die Spatzen, die sich gerne in den Baum setzen, kamen und zwitscherten bzw. lachten ihn aus. Markos tat so, als würde ihn das nicht stören, aber ich musste ihm dann noch aus dem Baum helfen. Allerdings muss man ihm lassen, dass er eine elegante Baumpanther-mäßige Anmutung hatte. Für die Vögel war er aber keine Gefahr, bei jeder schnellen Bewegung wäre er sofort heruntergefallen.
Einen Tag darauf war ein Riesenradau im Nachbargarten. Die Elstern waren gar nicht mehr zu beruhigen (zu den Elstern ein andermal mehr). Ich machte mir dann irgendwann die Mühe, genauer hinzusehen: Einer der Nachbarskater war in einen Baum geklettert und die Elstern attackierten ihn von allen Seiten. Großer Krawall, den Kater schien es aber nicht zu stören.
Vorgestern noch einmal Riesenlärm, allerdings lautes Katzenmaunzen. Diesmal war der Nachbarskater auf einen anderen Baum geklettert und wusste nicht mehr so richtig wie er runter kommen sollte. Seine Kollegin saß am Fuß des Baums und maunzte in großer Lautstärke. Als der arme Tropf merkte, dass er nicht runterkam, kletterte er einfach weiter nach oben. Eine halbe Stunde später war er allerdings dann auch wieder verschwunden, er ist also so oder so runter gekommen.
Ich weiß nicht, was die Katzen der Umgebung gerade nach oben treibt? Der Frühling? Die Dummheit? Die Kletteraktionen führen aber immer zu genügend Hintergrundgeräusch. Irgendwie müssen die fehlenden Flieger ja kompensiert werden.
Samstag, 2. Mai 2020
Wieder an der Stechuhr
Sind es wirklich schon drei Wochen Pause? Der März hat sich furchtbar gezogen, aber der April war wie ein einziger gleichförmiger Tag, kaum begonnen schon vorbei. So gesehen habe ich vielleicht gar nicht pausiert.
Die traditionellen Pausen hier nach runden Postzahlen sind ja immer der Erschöpfung geschuldet. Jeden Tag irgendetwas ins Internet schreiben, seit Jahren schon relativ in Echtzeit, auf Vorrat würde ich ja gerne schreiben, aber mir fehlt wohl der Fleiß dazu. Daneben, wie immer, die große Frage, warum ich hier eigentlich schreibe und - interessanter! - warum hier Leute mitlesen. (Interessante Fragen bleiben interessant, weil sie nicht beantwortet werden. Ich will es gar nicht wissen. Womöglich lesen hier alle aus den falschen Gründen mit. Jeder Kommentar zu diesem Thema wird übrigens gleich gelöscht.)
Wie üblich überlege ich eine Neukonzeption nach einer Pause, wie immer ist das Schöne an der täglichen Dareichungsform, dass jede Konzeption nach spätestens einer Woche ins Leere läuft und ich wieder auf das zurückgeworfen bin auf das, was mir eben so durch den Kopf geht.
Bis dahin ein schönes Foto, bei dem ich schon überlegt habe, ob ich es gegen den Kackschäufelchen-Avatar, der mich schon so lange begleitet hat, tauschen sollte. Ein Selfie, bestehend aus Schatten und Unkraut, ich mag es gerne.
Ich bitte die geneigten Leserinnen, dieses Blog so zu betrachten wie einen Vogel, der einem aus nicht erkenntlichen Gründen jeden Tag etwas auf das Fensterbrett legt. Ein Stein, eine Schraube, eine Haselnuss. Er wird seine Gründe haben.
(Ich hoffe mal, dass die Gastronomie in ein paar Wochen bessere Wiedereröffnungsreden hält als ich hier. Und keine Sorge, hier ist alles gut. Ich habe sogar unter dem blühenden Kirschbaum Gitarre gespielt, das werdet Ihr demnächst auch sehen. )
Die traditionellen Pausen hier nach runden Postzahlen sind ja immer der Erschöpfung geschuldet. Jeden Tag irgendetwas ins Internet schreiben, seit Jahren schon relativ in Echtzeit, auf Vorrat würde ich ja gerne schreiben, aber mir fehlt wohl der Fleiß dazu. Daneben, wie immer, die große Frage, warum ich hier eigentlich schreibe und - interessanter! - warum hier Leute mitlesen. (Interessante Fragen bleiben interessant, weil sie nicht beantwortet werden. Ich will es gar nicht wissen. Womöglich lesen hier alle aus den falschen Gründen mit. Jeder Kommentar zu diesem Thema wird übrigens gleich gelöscht.)
Wie üblich überlege ich eine Neukonzeption nach einer Pause, wie immer ist das Schöne an der täglichen Dareichungsform, dass jede Konzeption nach spätestens einer Woche ins Leere läuft und ich wieder auf das zurückgeworfen bin auf das, was mir eben so durch den Kopf geht.
Bis dahin ein schönes Foto, bei dem ich schon überlegt habe, ob ich es gegen den Kackschäufelchen-Avatar, der mich schon so lange begleitet hat, tauschen sollte. Ein Selfie, bestehend aus Schatten und Unkraut, ich mag es gerne.
Ich bitte die geneigten Leserinnen, dieses Blog so zu betrachten wie einen Vogel, der einem aus nicht erkenntlichen Gründen jeden Tag etwas auf das Fensterbrett legt. Ein Stein, eine Schraube, eine Haselnuss. Er wird seine Gründe haben.
(Ich hoffe mal, dass die Gastronomie in ein paar Wochen bessere Wiedereröffnungsreden hält als ich hier. Und keine Sorge, hier ist alles gut. Ich habe sogar unter dem blühenden Kirschbaum Gitarre gespielt, das werdet Ihr demnächst auch sehen. )