Kostenpfli?
(Wie üblich wird in diesem "Blog" wieder die Hälfte verschwiegen!)
Ich schrecke in der Nacht auf; ein lautes Klappen im Erdgeschoss, gefolgt von Getrampel. War die Terrassentür noch auf? Lautes Maunzen bringt mich aber auf die richtige Spur. Ich stehe auf und finde die Katze in der Badewanne, mit der Pfote gegen das Handtuch schlagend, das der Junior über den Beckenrand gelegt hat. Nach meinem strengem Blick springt sie von selbst aus der Wanne und ich kann das Handtuch, das in diesem Fall ein Leben gerettet hat, hoch heben. Darunter sitzt eine Brandmaus. Ich hole aus der Küche eine Aluminiumschüssel, Frau Ackerbau gibt mir einen Kartondeckel. Auf bewährte Weise fange ich die Maus in der Wanne, schlüpfe in meine Schuhe und bringe äußerst unzureichend gekleidet die Maus zum Bürgerpark, wo sie in das Gebüsch springen darf. Gilt die Ausgangssperre eigentlich auch für einen Mann mit seiner Brandmaus? Ein Radfahrer kommt vorbei und schreit mir etwas zu, ich überlege, ob ich mich fürchten sollte, aber die furchterregendere Gestalt bin sicher gerade ich. Frierend gehe ich wieder ins Haus, die weitere Nacht bleibt ruhig. Wird aber nicht die letzte Maus gewesen sein, die wir aus der Wanne retten.
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Die Spatzen treffen sich in unserer Hecke. Gibt zwar nichts mehr zu essen dort, Winterfütterung ist vorbei, aber der Treff hat sich etabliert. Ich schaue den Spatzen zu, wie sie in das Kräuterbeet fliegen und dort Verwüstung anrichtet. Einer zieht sich trockene Halme her, offenbar ist die Zeit des Nestbaus. Die Spatzen fliegen jetzt auch immer nahe an der Fassade vorbei und schauen sich an, ob es irgendwo Nischen zum Nestbau gibt. Bei uns nicht, aber beim Nachbarn W. unter dem Dach. Ein Spatz rupft sich kleine Stücke vom Salbei ab und häckselt den Rosmarin. Vielleicht finden die Spatzendamen wohlriechende Nester gut? Das sonstige Balzen hört sich sehr laut und fröhlich an.
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Die neue Hausamsel ist nicht mehr so zuverlässig. Sie singt manchmal morgens, manchmal mittags, manchmal am Abend. Zu erkennen ist sie daran, dass sie auch immer mit dem Bassriff von A love supreme beginnt. Aber kaum Variation, immer wieder die gleiche Tonfolge. Das Amseläquivalent zu dem Gast auf der Party, der sich spät die Gitarre greift und auf einer Seite das Intro zu Smoke on the Water spielt. Ich sitze und höre zu, dank moderner Technik kann ich mir ja A love supreme überall anhören. John Coltrane spielt, die Amsel singt ab und zu zweite Stimme, die mangelnde Virtuosität fällt nicht mehr so auf. Aber sie ist ja auch noch jung, sie lernt sicher dazu.
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Die zwei Nebelkrähen, die ich mit Erdnüssen versorge, habe ich jetzt Knicks und Knacks getauft. Inzwischen tauchen sie nur noch einzeln auf; ihr Tagesablauf ist wohl jetzt etwas spannender im Frühling. Sobald Knicks oder Knacks kommen, ist auch gleich eine Elster da, die um einiges schneller und geschickter beim Nüssesammeln ist. Die Krähen nehmen erst eine Erdnuss, legen sie dann neben einer zweiten auf den Boden und packen dann beide in den Schnabel. Zum Essen und Knacken fliegen sie zu den Nachbarn in die Regenrinnen, die wahrscheinlich bald vollkommen von Erdnussschalen verstopft sind. Ich weiß von nichts.
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Das Leben geht weiter.
(Ich hätte diesen Kollegen gleich dazu legen sollen, dann hätte ich es: Welcher ist dein Lieblings-Beatle? nennen können. Blog der vergebenen Chancen, konstant und aus Überzeugung.)
So heißt das typische Berliner Bürgersteigpflaster. Zur Straße Pflastersteine, die früher aus den Bernburger Steinbrüchen kamen, dazwischen diagonal verlegte Granitplatten, mit Abschluss "Bischofsmützen". In der Wollankstraße kann man die Bestandteile sehen.
Als Orakel werden hier ja traditionell die Wasserbehälter an den Friedhöfen genommen. Beim Elisabeth-Kirchhof liegt in fast jedem Becken ein größerer Ast oder Stamm quer; warum auch immer.
Während ich mir Grabsteine ansah, machte mich Frau Ackerbau darauf aufmerksam, dass eine große alte Nebelkrähe in einem Becken ein erfrischendes Bad nahm. Leider war ich mit dem Fotografieren dann zu langsam.
Als Deutung des Orakels nehme ich (wie immer), dass noch einige Hindernisse vor uns liegen, aber sich ferne schon eine helle Zukunft abzeichnet. Soll mir erst mal einer nachweisen, dass dem nicht so ist!
Die Zierkirsche auf dem ehemaligen Mauerstreifen in der Wollankstraße haben ihren jährlichen Auftritt.
Die Kirsche im Garten ist auch in voller Blüte. Auch wenn es einem anders vorkommt: nur eine Woche später als letztes Jahr.
Lohnt sich, bei REWE vorbei zu gehen. Jeden Tag was Neues.
(Gerade finde ich das in den Spam-Mails:
Hmmmmmm)
Mal wieder Invalidenstraße, den Stand der Knospen inspizieren. Die alten Blutbuchen vor dem Naturkundemuseum sind noch nicht so weit. In früheren Jahren hätte man Mitte April schon etwas gesehen.
Die Kastanien am Robert-Koch-Platz, mit ihren 110 Jahren im Vergleich zu den Buchen noch jung, beginnen aber schon mit den Blättern. Es geht voran, auch wenn der Wind noch eisig ist.
Die Blumentöpfe vom letzten Jahr sind im Garten stehen geblieben. Es war nass in diesem Winter, bitterkalt, es lässt sich manchmal nicht erkennen, was eigentlich drin war.
Hier blüht das Moos, es wächst Lavendel, am Rand wächst Pfefferminz. (Wahrscheinlich war es ein Pfefferminztopf, es gibt gute Gründe, dieses sympathische Kraut nicht offen ins Beet zu setzen.) Mal sehen, was sich sonst noch entwickelt.)
Unreif am Baum, verdorrt und erfroren. Die Feige hat noch nicht neu ausgetrieben, das ist gut, der Frost kommt noch einmal. In einem Monat ist wieder alles grün, auch wenn man sich's noch nicht vorstellen kann.
(Manchmal gibt es im Spam eben auch nützliche Hinweise. Hat jemand mal Zeit, da vorbei zu sehen?)
In other news: Wir haben jetzt eine Mandarinente in der Panke.
Vom Friedhof und vom früheren Mauerstreifen. Hoffen wir auf ein trotz allem farbenfrohes und irgendwann auch wieder weniger furchterregendes Frühjahr.
Zwei Tage hatte es frühsommerliche Temperaturen, passend zum kalten Kaffee. Für die Urlaubswoche ist jetzt aber sogar zweimal Schnee angesagt, so dass die Gartenpläne wohl noch nichts werden. Da noch nichts blüht, wird aber auch nichts erfrieren.
Trinke ich halt drinnen Kaffee.
Seh ich auch so, auch wenn ich der Mail ansonsten nicht ganz folgen kann. Mein Spamordner ist inzwischen mit so viel Bitcoin zu, dass ich vielleicht nie mehr arbeiten oder bloggen muss.
Immerhin ein schönes Karfreitagsmotto.
Bei den Spaziergängen, die jetzt notgedrungen eher in der Umgebung stattfinden, bin ich jetzt schon mehrfach an dem Grab von Adolf Endler vorbeigegangen. Mir war nicht klar, dass er hier in der Gegend gewohnt hat; ich hatte eine vage Erinnerung, dass auch etwas von ihm im Bücherregal steht. In einer meiner Gedichtanthologie habe ich dann das grandiose Resumé gefunden. Ein Gedicht, in dem die Zeile "Indessen nicht der kleinste Seepapagei in meinem Scheiße-Gesamtwerk!" vorkommt, kann nicht ganz schlecht sein.
Also habe ich mir noch seinen Band "Der Pudding der Apokalypse" bestellt. Passt.