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Dienstag, 6. November 2012

Mein Sohn und der kategorische Imperativ

Den Bus zum Kindergarten verpasst, also gehen J.S. und ich die knapp 1,5 km zu Fuß. Zeit für philosophische Debatten. 

J.S. meint, dass er später lieber nicht arbeiten will. Schlafen und spielen sei schöner. Auch jetzt sei das Wochenende schöner, im Kindergarten müsse man auch immer irgendetwas machen. Meinen Einwand, dass das Wochenende deswegen so schön sei, weil man ja die Woche über etwas getan habe, lässt er nicht gelten. Ich versuche es anders: Wenn jetzt keiner mehr arbeiten wolle? Das wäre doch auch nicht gut. Dann könnte man auch nichts mehr zum Essen kaufen. J.S. meint, da müsse man halt viele gute Vorräte kaufen und 5000 Flaschen Wasser, das würde schon reichen. Ich lasse nicht locker: Und wie sieht's mit Spielzeug aus? Nachfrage von J.S.: Wenn keiner mehr in den Läden wäre, könnte man doch das Spielzeug einfach so mitnehmen? Nein, entscheide ich, wenn keiner mehr arbeitet, dann wird auch kein Spielzeug mehr hergestellt. Und Strom brauchen wir auch. J.S. kommt zu dem Ergebnis, dass die Leute in den Elektrizitätswerken und Lego-Fabriken dann eben weiter arbeiten müssen, merkt aber, dass er damit sein Argument entscheidend schwächt. Längeres Nachdenken, dann plötzlich die Erleuchtung: Aber wenn alle arbeiten und ich als einziger nur schlafe und spiele, das ginge doch?
Darauf fällt mir dann nichts mehr ein.

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