Seiten

Samstag, 18. April 2015

Besuch im Nebenzimmer (11)

Huch, seit dem letzten Überblick sind schon wieder zwei Monate vergangen. Also, was gab's im Zweitblog? Viel Musik diesmal und die auch international: allgäuerisch, amerikanisch, griechisch, schweizerisch und österreichisch, mit Liedern, die einen Zeitraum von über 60 Jahren abdecken.

Wo ging's los? Bei den Griechen, aber eigentlich auch nur fast. Das Schöne am Zweitblog ist ja für mich, dass ich irgendetwas rauskrame und dann oft ziemlich dazu lerne, wenn ich zu schreiben beginne. Das Lied ist aus den frühen Dreißigern, von Kostas Dousias und heißt "Das Fischerboot". Ich kannte das Lied von einem Rembetika-Sampler und mochte es immer wegen eines gewissen eigentlich rembetika-untypischen metallischen Klang. Wie ich gelernt habe* liegt das daran, dass das ein griechisches Stück ist, das in Chicago aufgenommen wurde. Mit Banjo (aber ich schreibe jetzt hier nicht alles noch mal, was in dem Post steht). Weiter geht's mit einem Gruß aus der alten Heimat, mit einem schönen Lied der Henhunters, das ein Schulfreund geschrieben hat, und das mir immer noch viel bedeutet (ich mach auf der Aufnahme nix außer Bass zu spielen, das ganze hat mit Punk nix zu tun, kann man sich also tatsächlich anhören). Es isch halt nix mehr wias mal war. Danach begeben wird uns nach Washington D.C. in den frühen 80ern und hören uns Bet you never thought von Scream an. Dazu ein kleine Einführung in die Welt der Punkfanzines, Opa erzählt von den Achtzigern und sie trägt rote Pyjamas. Dann wird endlich ein langes Versäumnis bereinigt: endlich eine Schweizer Band, die unglaublichen Baby Jail. "Der dumme Student" gehört zu den Liedern, die man nach einmal hören nicht mehr vergisst. Ohne dieses Lied hätte ich mein Studium nicht zu Ende bringen können.  Danach eine Mischung aus Griechenland (zweiter Versuch einer Bearbeitung eines kleinen Filmchens quer durch den Olivenhain vom letzten Sommer) und Allgäu (aus Gema-technischen Gründen wieder mit Klängen der Henhunters aus dem Allgäu unterlegt, die Gershwin metzgern). Nochmal Griechenland-Amerika: Allerdings diesmal andersrum, mit A. Kostis, der in den 30ern in Griechenland Hawaii-Lieder aufgenommen hat. Inklusive Jodeln. Im Anschluss Jeffrey Lee Pierce, zu seinem 19. Todestag. Mother of earth, ein Lied, das zeitlos bleiben wird. Und, verdammt noch mal, wenn ein Lied die Zeile "Und die Traurigkeit wächst wie Unkraut"  enthält, dann muss das hier doch gefeiert werden. Leadbelly singt, Jahrzehnte davor, von der grauen Gans, und auch diejenigen, die mit Blues nicht viel anfangen können, sollten sich das einmal anhören. Leadbelly sollte man ohnehin viel mehr hören, sag ich ma so. Noch einmal Griechenland, etwas kontemporärer und keine Rembetika, mit Pavlos Sidiropolos und Krima to paidi. Schönes Lied.  Jetzt! Endlich mal wieder ein Buch im Rahmen der 52 Bücher-Aktion, bei der ich so langsam mal wieder aufholen muss. Gefragt war ein Buch, das mein Verhalten verändert hat, vorgestellt habe ich "Nixen auf dem Golfplatz" von Patricia Highsmith. Am Ostersonntag gab's dann mal wieder die Minutemen mit "Jesus and Tequila". Tja. "My life - Jesus and Tequila. I can't deny, I'm satisfied." Hat Herr Ackerbau das aus autobiografischen Gründen hier eingestellt? Wir werden's nie erfahren. Wir bleiben in den USA in den Achtzigern mit einer weiteren Band, die Stile zusammengerührt hat, die eigentlich nicht zusammen passen: Die großartigen Beefeater, die Urväter der Crossover-Bands. Komplett wahnsinnig, Song for Lucky.

Nach all dieser Aufregung können wir bei Josef Hader wieder in unsere meditative Ausgangsstimmung kommen: "So ist das Leben." So schön mit so zarten Pointen. Und Reimen zwischen Versandfisch und romantisch.

Ziemlich viel Stoff für ziemlich wenig Leser also. Aber auch im nächsten Monat wird's wieder genügend merkwürdige Sachen geben. (Und wie immer: wenn man auf den Tag "Nebenzimmer" klickt, bekommt man die gesammelten Inhaltsverzeichnisse der bisherigen Posts).


*Something I learned today, gettit?

2 Kommentare:

  1. Ich lese und höre immer wieder gerne im Nebenzimmer und gelernt hab ich dabei auch immer wieder etwas Neues. "Gscheidhaferln" kann ich dazu selten etwas, weil ich zu wenig drüber weiß. Nur Josef Hader kenne ich und mag ihn sehr, freut mich, dass er hier auch immer wieder vorkommt! Bin schon gespannt, was es bei meinem nächsten Besuch zu lernen gibt.
    Liebe Grüße aus Wien, Frau K.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Das freut mich! Der Satz mit den "ziemlich wenigen Lesern" war nur als Feststellung, nicht als Klage gemeint. Konzeption und Durchführung des Zweitblogs sind halt nicht aufs größere Publikum gerichtet, die Blogposts dort gönne ich mir selbst. Ich kann's auch keinem verdenken, wenn sein größtes Interesse nicht bei irgendwelchen obskuren Musikanten liegt. Wenn bei AiP kaum jemand mitlesen würde, wäre das für mich schon ein Problem, beim Zweitblog ist's eher wie bei einem Notizbuch, aus dem man zwar gerne vorliest, aber in das man eher für sich schreibt. Und Josef Hader kann und muss man natürlich achten und ehren, auch wenn - ist es zu glauben? - das Liedchen jetzt auch schon über 20 Jahre alt ist. Liebe Grüße, Andreas

      Löschen