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Montag, 17. August 2015

Schwabenbekämpfung

Bei meinen Eltern im Bücherschrank einmal wieder "Die intelligente Hausfrau in ihrem häuslichen Wirkungskreise - ein zuverlässiger und unentbehrlicher Ratgeber für Familie, Küche und Haus" (2. Aufl., Salzwedel, 1883) herausgekramt. 

Das Vorwort könnte man heute auch noch gut verwenden:
"Wir leben in einer Zeit, wo für jeden Beruf eine höhere Ausbildung gefordert wird, wie der frühere "alte Schlendrian" zu bieten im Stande war. Es werden nicht allein von Seiten des Staates, sondern auch durch alle sozialen Verhältnisse bedingt, an den Mann wissenschaftliche Anforderungen gestellt, von denen nicht längst vergangene Zeiten noch keine Ahnung hatten."* Und tatsächlich liest man die quasi Wagner'sche Klage, "dass die Frauen, welche als Mädchen mit ihrer wissenschaftlichen Ausbildung ihre Zeit ausfüllen mussten, keine Zeit dazu fanden, ihre eigentliche Bestimmung, dem künftigen Gatten eine sparsame und einsichtsvolle Hausfrau, den Kinden eine verständige und fürsorgliche Mutter zu werden, im Auge zu behalten."  Tja, war eben damals schon alles kacke. Aber die Erkenntnis, dass man 1883 auch noch nicht weiter war als manche Schreiber heute, war jetzt eigentlich gar nicht mein Thema.  Meine letzte Lektüre liegt schon ein paar Jahrzehnte zurück und ich hatte vage die Erinnerung an ein wahnsinniges Rezept zur Ungeziefervernichtung, für das man diverse Säuren benötigte. Und tatsächlich, zur Wanzenvertilgung wird vorgeschlagen, Schwefel- und Salzsäure in die Fugen zu kippen. Es gibt aber noch mehr bedenkliche Vorschläge, insbesondere, wenn man, wie ich, Schwabe ist:  

3. Mittel gegen Schaben (Schwaben). Die Schwaben sind eines der lästigsten Ungeziefer, die sich in kurzer Zeit enorm vermehrten. Eines der wirksamsten Mittel, sie zu vertilgen, ist der Phosphor. Da die Schwaben die Wärme lieben und deshalb gern die Fugen, Spalten und Löcher in den Wänden der Nähe des Ofens ausfüllen, so braucht man nur eine Partie Phosphorzündhölzchen in die Nähe dieser Schlupfwinkel zu legen, um überzeugt sein zu können, dass  der sich verbreitenden Phosphorgeruch die lästigen Tiere sehr bald vertreibt....(Alternative: Hundskamille:)... Solches Pulver wird in die Schlupfwinkel der Schwaben mit einem Blasebalg (Spritzmaschine) eingeblasen. Nach wenigen Augenblicken kommen die Schwaben aus ihren Löchern herausgestürzt; in wilder Flucht rennen sie bis in die Mitte des Zimmers, dann ereilt sie die Ohnmacht und kraftlos bleiben sie liegen. In diesem Zustande müssen sie mit einem Besen zusammengekehrt und getötet werden, sonst kommen sie nach kurzer Zeit wieder zu sich und laufen fort.

(Die Kochrezepte in dem Büchlein habe ich mir dann lieber nicht mehr angesehen.)

Warum hießen die Tiere damals Küchenschwaben? Weil man zu allen Zeiten Ungeziefer nach unbeliebten Völkern benannt hat. Ende des vorletzten Jahrhunderts war das Hauptvergehen der Schwaben arm zu sein, deswegen hat man das Ungeziefer nach ihnen benannt. Mit dem ersten Weltkrieg nannte man die Tierchen dann Russen oder Franzosen. Seufz. 



*Die Originalseiten noch einmal als Foto, nicht dass jemand denkt, ich dächte mir so etwas aus:


6 Kommentare:

  1. Hahahaha, ich habe tatsächlich angenommen, die Schwaben wären Deiner künstlerischen Freiheit entsprungen. Schwabenhasser hat man in Berlin ja diverse ;-)
    Gut, dass Du das fotodokumentiert hast. Das rettet Deine Ehre. :-)

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    1. Noch nicht mal 8 Uhr und schon die Ehre gerettet. Geht ja gut los...

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  2. Papperlapapp. Das ist doch mit Photoshop frisiert... Gregor ist doch kein schwäbischer Name!

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    1. Keine Sorge, das könnte man sich alles gar nicht ausdenken..

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  3. Ach, übrigens zur kleinen Hausfrau in Dir. Ich habe heute einen Beitrag gelesen, in dem es um Feigen und Tomaten und deren Haltbarmachung geht. das ist doch bestimmt was für Dich.
    https://wittlicher.wordpress.com/2015/08/17/feigen-und-tomaten/

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    1. Ah danke, die Haltbarmachung von Feigen wird ja bei uns tatsächlich noch zum Problem werden, wie du gesehen hast...

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