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Mittwoch, 16. Dezember 2015

Helden des Alltags

Ich stehe abends am Bügelbrett, um mir die Ration Hemden für den Rest der Arbeitswoche zu bügeln. Sagen wir mal so, ich bin nicht der schnellste Bügler in der Familie. Und wenn ich Selbstgebügeltes trage, ist es meist besser, das Jackett anzulassen. Bei Frau Ackerbau habe ich vor gut zwanzig Jahren damit gepunktet, dass ich Bügelbrandverletzungen an den Händen hatte. Ich bin mir inzwischen nicht mehr sicher, ob sie gut fand, dass ich selber bügele, oder ob sie einfach Trottel süß findet. Manches muss man aber vielleicht auch gar nicht so genau wissen.

Frau Ackerbau kann bügeln und dabei fernsehen, ich kann das nicht, deswegen hören wir gemeinsam einen munteren Punkmix, während das Eisen dampft. Warum sollte ich der einzige sein, der heute abend leidet? Mit dem ersten Hemd bin ich fast fertig, als ich irgendetwas festgeklebtes am letzten Eck entdecke. Ich schimpfe ein bisschen auf die Kinder, die irgendwelchen Kram in ihren Klamotten lassen, der beim Waschen und Trocknen dann an guten Hemden klebt. Frau Ackerbau weist mich darauf hin, dass in der Maschine nur meine Sachen waren und der Fremdkörper dann wohl aus einer meiner Hemdtaschen kommen muss. Ich schmeiße das fast fertig gebügelte Hemd wieder in den Wäschekorb und schimpfe etwas leiser weiter. Nächster Versuch. Ich bügele den Kragen, stelle das Bügeleisen zurück, allerdings nicht fest genug, so dass es auf den Boden fällt. Ich hüpfe noch rechtzeitig weg, so dass mein Fuß nicht angebrannt wird, nehme das Eisen und bügle weiter. Plötzlich habe ich einen braunen schmierigen Fleck am Hemd. Natürlich ist das heiße Eisen auf irgendwelche Schokoladenbrösel am Boden gefallen (bei uns sind überall Schokoladenbrösel am Boden), die Schokolade habe ich dann aufs Hemd gebügelt. Nächstes Hemd zurück in den Wäschekorb, wenigstens war das ganz am Anfang des Bügelns. Neues Hemd, neues Glück. Obwohl klügere Leute jetzt vielleicht schon am Anfang nach gesehen hätten, ob an dem Hemd irgendetwas Merkwürdiges klebt, bügele ich drauflos. Auf halber Strecke merkwürdige Klebeflecken entdeckt, ab in den Wäschekorb. Kurze Überlegung, die nächste Woche mit freiem Oberkörper ins Büro zu gehen, aus verschiedenen Gründen schnell verworfen. Frau Ackerbau, die mein schnell wechselndes Geschimpfe und Gejammer nicht mehr ertragen kann, bietet an, morgen die weiteren Hemden zu bügeln, aus prinzipiellen Gründen lehne ich ab. Die nächsten zwei  Hemden keine Beschwerden, ich denke schon, ich hätte jetzt einen Lauf. Letztes Hemd geschickt und filigran geplättet, die Arbeit hat jetzt eine raffinierte Eleganz der Bewegungsabläufe, als ich feststelle, dass am Rücken zwei rote, nur halb ausgewaschenen Tomatenflecken sind. Hat mich da einer mit Tomaten beworfen? Habe ich Tomatensoße hinter mich geschmissen? Sollte mein Leben doch aufregender sein, als ich immer denke? Ich bügle fertig, hänge das Hemd auf den Bügel. Muss ich eben am Freitag das Jackett anlassen. 

(Wenn es jetzt nicht bald heller wird, muss ich noch öfter diese unerträglichen Haushaltsgeschichten aufschreiben. Freut euch schon auf: "Spülmaschinenaufräumen, aber richtig!", "Spaß am Glascontainer" und "Best of Supermarktkasse".)

16 Kommentare:

  1. Die schönsten STORIES -> schreibt doch das Leben/der Alltag !!!

    + SO, mitOHNE Fotos ist es - hier - auch sehr NETT (ړײ)

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  2. Best of Supermarktkasse ist doch zumindest bei Frau Novemberregen eine beliebte Kategorie :-P

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    1. Bei ihr auch absolut zu recht. Ich habe meine Gründe, warum ich solche Geschichten normalerweise vermeide...

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    2. Bist Du normalerweise die komische Person?!

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    3. Eher nicht, bei mir würde sich bei solchen Erzählungen nur ein falscher Ton einschleichen, man kann dabei ja schön Klischees bedienen und das ist eigentlich hier nicht mein Anliegen. Ab und zu passt es halt, wie bei der heutigen Geschichte, die zu 95 % genauso passiert ist, aber normalerweise halte ich mich von solchen Dingen fern.

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  3. Sich ungeschickt anzustellen, hilft oft um sich vor unangenehme Arbeiten zudrücken. Ich habe als Kind zweimal, an einem Tag, das Kabel von dem elektrischen Rasenmäher überfahren. Ich musste nie wieder den Rasen mähen.

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    1. Dieses Verhalten läuft bei mir in der Rubrik "Einmal dumm gestellt, reicht fürs ganze Leben." ;-)

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    2. Meistens klappt das ja auch, meine Bügeltätigkeit ist eher die Ausnahme...

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    3. Haha, das kenne ich hier auch, die Tonarische Rubrik :-D manchmal fragt man sich, wie diese, ...äh, besten Gögas ever ohne einen durchs Leben kämen ;-) :-P

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    4. "Wir schaffen das"
      Was soll Mann den machen, Frau klimpert zweimal mit den Augen und schon kommt jemannd und macht es für sie. Mann bleibt nur sich dumm zustellen.

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  4. Die Leute gucken schon komisch, weil ich in der U-Bahn vor mich hin grinse. Ich glaube, ich muss die Story gleich laut vorlesen ;-)

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    1. Wenn jemand in der U-Bahn lacht, ist das in Berlin ein Alarmzeichen. Am besten Waggon wechseln.

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    2. ... (ړײ)

      "Lass dir niemals dein Lachen stehlen, auch wenn dir manchmal die Gründe fehlen"

      Herbert Grönemeyer

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  5. verkehrten beruf gewählt meine garderobe ist komplett bügelfrei..

    michali

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