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Donnerstag, 14. Juli 2016

Ins fünfte Jahr



  • Nun, das vierte Jahr Ackerbau in Pankow ist abgeschlossen. Obwohl ich immer wieder Päuschen eingelegt habe, sagt die Statistik, dass ich tatsächlich im Schnitt die letzten vier Jahre jeden Tag einen Post geschrieben habe. Inzwischen weiß ich, dass vier Jahre ein kritisches Alter für Blogs ist. Viele Blogs, die ich anfangs gelesen habe, gibt es inzwischen nicht mehr. Irgendwann stellen eben viele fest, dass man nicht das erreicht, was man eigentlich gewollt hat, oder dass einem das Bloggen doch nicht so wichtig ist, dass man jeden Tag dafür Zeit aufwendet. Ich weiß zwar auch nie, ob das hier noch länger als jeweils die nächste Woche geht, da ich selten länger vorarbeite und darauf angewiesen bin, dass mir irgendetwas ins Auge fällt, was sich verbloggen lässt. Aber irgendwie ist dieses Blog für mich zwar kein Tagebuch (was ließe sich hier über mich erfahren, außer dass ich ab und zu unterwegs bin?), aber doch ein Ventil für allen möglichen Kram, der mir im Kopf rumgeht. Wenn ich das hier nicht mehr machte, müsste ich wieder ein Punkfanzine schreiben, und das kann niemand wollen.



  • Ich bin ein bisschen stolz auf diesen Blog. Ich freue mich darüber, wer hier mitliest. Ganz am Anfang hatte ich einige Blogvorbilder, von denen ich hoffte, wahrgenommen zu werden. Was natürlich nie geschah. Was passierte, war, dass ich viele Leute kennengelernt habe, die viel besser zu dem passen, was ich mache. Ich habe verschiedentlich gehört, dass der Blog den Blick weite. Wenn man hier eine Zeitlang mitlese, sehe man die Welt mit anderen Augen. Das bedeutet zwar nicht allzu viel, weil man auch die Welt anders sähe, wenn man Nagellack- oder Hautkrankheitsblogs läse; jegliches neues Interesse und jegliche neue Information führt dazu, dass man andere Dinge wahrnimmt als vorher. Allerdings gibt es in diesem Blog tatsächlich einen Auftrag, der etwas komplexer ist: jeden Tag irgendwelche Dinge zu berichten, die absolut belanglos sind. Staunen über die Dinge, die einem in der Stadt präsentiert werden. Mit dem nicht immer durchzuhaltenden Vorsatz, hier alles außer Acht zu lassen, was ansonsten als bloggenswert angesehen wird. Mein Ansatz ist eher, die Stadt wie einen Rorschach-Test zu nehmen. Ein Bild wird gezeigt und man teilt seine Assoziationen mit. Das hat (natürlich) wenig mit der Umgebung zu tun und viel mit dem, was einem durch den Kopf geht. Was mir gut gefällt, ist, dass auch die Leser die Gelegenheit gerne wahrnehmen, ihre Assoziationen los zu werden. Mehr Beiträge als man ahnt, werden hier geschrieben, weil ich irgendein Zitat oder eine Anspielung unterbringen will oder weil es mir Freude macht, einen Satz einem anderen Satz, den ich irgendwo gelesen habe, nachzubilden und hier geschrieben zu sehen. Immer sind die Beiträge auch ein Köder, der ausgeworfen wird, um zu sehen, wer denn wohl anbeißt. 

    Ich denke, dass ich die meisten meiner Leser kenne (der Betrieb hier ist einigermaßen überschaubar). Mir scheint es, als gäbe es hier alle paar Jahre einen Wechsel; wahrscheinlich werden die Posts hier nach ein paar Jahren auch langweilig und man findet andere Interessen; alle Leser, die von meinen Wiederholungen und Widersprüchen gelangweilt oder genervt sind, haben die Option, sich andere Lektüre zu suchen. Ich habe diese Option leider nicht, auch wenn ich selbst häufig genug von mir genervt bin. 

    Was war los im letzten Jahr? Ich wäre hier nichts, wenn nicht viele Leute mich verlinkt hätten. Ich darf hier vielen danken, dem Kiezneurotiker, dem Kiezschreiber, Frau Tonari, Frau Hafensonne, OLe, Frau Kirschblüte, Gitta, der Papierfrau, Elke, Werner von Nurmalich, Nervenruh, Anne von Notizen von Unterwegs, Frau Meinigkeiten, Christiane, Friederike vom Landlebenblog, dem Voodooschaaf, Rosen-Ruthie, Torsten, Mirjam von der Tauschlade, Fellmonsterchen, Windsprite, Fjonka... (tendenziell ist das hier wohl ein Blog, der eher von anderen Blogbetreibern als von anderen Lesern geschätzt wird..)

    So waren die beliebtesten Posts auch diejenigen, die von Dritten verlinkt wurden. Am durchschlagendsten immer der Kiezneurotiker: Der Gartennazi, Materialien zur Sexualisierung des Grundschulunterrichts, Bedeutende Dienstreisen (9) gehören zu den meist gelesensten Posts des letzten Jahres (Lehre daraus: Nazis oder Sex ziehen immer). Auch bei den beliebtesten Posts: Der Tag der urbanen Schönheit, das erste Blogprojekt, das ich gestartet habe. Hat großen Spaß gemacht. Einer der eher seltenen ernsten Posts, Grundsätzliches, eine Positionsbestimmung im Angesicht des IS-Terrors, ebenfalls in den Top-Fünf. 

    Vieles, was ich gerne geschrieben hätte, wurde nicht geschrieben, sei es, weil man dazu besser fotografieren können müsste, besser schreiben können müsste, mehr nachdenken müsste, mehr Zeit bräuchte. Ich bin in verschiedener Weise limitiert, das ist nicht weiter schlimm, allerdings wird dann Ackerbau in Pankow nicht das Kaleidoskop der wunderbaren Dinge, das es vielleicht sein könnte. Andererseits, wahrscheinlich besser so. Ich habe schon mehr als eine Band gesehen, die langweilig wurde, weil sie auf einmal richtig spielen gelernt hat. 

    Auch im vierten Jahr bin ich von irgendwelchen Pöbeleien oder Unverschämtheiten verschont geblieben; das liegt sicher auch daran, dass der Blog hier nicht unbedingt meinungsstark ist; hier etwas zu lesen und dann festzustellen, ob man dafür oder dagegen ist, ist eine eher komplizierte Sache. 

    Vielen Dank allen treuen und nicht so treuen Leserinnen und Lesern. Bevor es in die Sommerpause geht, gibt es morgen noch eine Verlosung. 

    26 Kommentare:

    1. ☜✿☞ G R A T U L A T I O N ☜✿☞ ....erstmal
      und auf Deine morgige Verlosung gibbel,
      bevor ich, in meine Sommerpause gehe...
      aber - GERNE - wiederkomme, denn:

      IHR ZITAT DES TAGES:

      Die meisten verwechseln Dabeisein mit Erleben.

      Max Frisch (1911-1991), schweiz. Schriftsteller

      .... denn HIER -> ein bischen <- dabei sein will/möchte/darf (ړײ) *FREU*

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    2. Herzlichen Glückwunsch zur Vollendung des vierten Jahres Ackerbau in Pankow.
      Auch, wenn ich in letzter Zeit lausig kommentiere, komme ich doch jeden Tag gerne vorbei, um zu gucken, was die Furche so macht und wie es dem Landwirten so geht.
      Danke für Lacher, für Schmunzler, für den etwas anderen Blick auf die Satdt (oder Reiseziele).

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      1. Es beruhigt mich zu wissen, dass du hier regelmäßig bist. Und das Kommentieren geht halt manchmal besser, manchmal schlechter, auch mir fällt oft nicht das Richtige ein, wenn ich mich anderswo umsehe...

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      2. Ich freue mich jeden Morgen auf den Start in den Bloggertag, wenn mein Feedreader einen Ackerbau-Beitrag meldet.
        Also: Alles ist gut.

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    3. Großartig, Ackerboy! Du bist der beste Rorschach-Blogger der Welt. Du bekommst einen handsignierten Roman von Andy Bonetti geschenkt - der Paketbote sattelt demnächst die Hühner. Und für die Ackerkrümel lege ich noch ein paar LTB dazu.

      Dein Fanclub Schweppenhausen

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    4. Danke für die vier Jahre, die Du uns an Deinem Blick auf Stadt und Land teilhaben gelassen hast! Die Ausführungen zu Brexit habe ich übrigens ausgedruckt und mit Freunden diskutiert, tolle Cds gehört, die ich nie gefunden hätte, selbst seltsame Fotos auf Berlinbesuch gemacht, ...

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    5. Herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum!
      Ich freue mich immer über Fundstücke, Gedanken und Pflanzen(-posts|-tipps|-tauschgeschäfte)!
      (Und über die Nachbarschaft - sowohl im Netz als auch in der realen Welt!)

      Herzliche Grüße
      Mirjam

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      1. Das geht mir auch so. Und der Begriff der virtuellen Nachbarschaft gefällt mir gut.

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    6. Ein Ketchup-Rorschach-Sammelheftchen fänd ich super als Bloggewinn...

      Aber erstmal: GRATULIERE, dass du so fleißig täglich einen Schmunzel-/Wunder-/Verarschmoment in die Bloggerwelt reinsetzt (manchmal hatte ich tatsächlich das Gefühl, du willst nur gucken, was wir Kommentator/innen für Unsinn dazu schreiben)... Die Augustpause ist zwar nicht genehmigt, aber bevor du kündigst, drücke ich mal ein Auge zu... Ausnahmsweise... (Vielleicht sollte ich dann mal deine alten Posts lesen, denn den Anfang kenne ich noch gar nicht...)

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      1. Manchmal ist das tatsächlich so, aber meistens kommen dann ganz andere Dinge als ich eigentlich vermutet habe. Ohne Leser-Input wäre mir das allerdings wirklich zu langweilig (im Zweitblog ist mir das eher egal, aber hier wäre das nur eine halbe Sache, wenn nicht die Kommentatorinnen immer wieder mal den Blog kaperten....)

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    7. Hallo Andreas

      Auch von mir ein herzliches "Gratuliere"! Und ich hoffe du bleibst dran und teilst weiterhin deine Fundstücke und machst die Rorschach-Tests mit uns Lesern ^_^ ..

      Liebe Grüsse aus little Switzerland

      Anne

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      1. Vielen Dank! Im Moment freue ich mich über die Pause, aber das wird sich bald wieder ändern...

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    8. "wenn man Nagellack- oder Hautkrankheitsblogs läse"

      Nen Block über Nagellackkrankheiten gibts wirklich noch nicht. Wär n Versuch wert.*g

      Herzlichen Glückwunsch und Danke fürs Durchhalten.
      Ich zähl zwar nicht zu den aufgezählten Mitbloggern, aber immerhin zu den Mitpankowern und Ziemlichlangemitlesern.

      Ich mag Deinen Blog, so wie er ist und werde Dir wohl weiter, mehr oder weniger still lesend, erhalten bleiben.

      LG Namenlos

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      1. Eine Zeitlang hat hier eine Nagellackbloggerin in den Kommentaren gespammt, hat mich etwas gewundert, dass jemand davon ausgeht, gerade hier neue Leser für so etwas zu finden. Aber nix gegen Nagellack.
        Mitpankower sind natürlich immer gerne gesehen und stille Mitleser auch. Bei dir hoffe ich aber, dass du immer wieder mal auch lauter wirst... Liebe Grüße, Andreas

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    9. "... müsste ich wieder ein Punkfanzine schreiben, und das kann niemand wollen."
      Das ist so nicht ganz richtig.
      Grüße aus dem Ruhrgebiet

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      1. Be careful what you wish for.... (so gut, dich wieder zurück zu haben!)

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    10. Jetzt habe doch glatt den Start ins fünfte Jahr verpasst. Zum Start ins 15. Jahr stelle ich mir schon einmal den Wecker.

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      1. Zum 15. Jubiläum wird der Blog unbenannt in "Vorruhestand in Pankow". Ich stell auch schon mal den Wecker.

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    11. Herzlichen Glückwunsch! Auch, wenn ich eher kommentierfaul bin, lese ich jeden Artikel, und Du weißt ja, dass ich das Blog sehr mag, für mich ist es eine besondere Pflanze in der Blogosphäre. (Man beachte diese zum Ackerbau passende Formulierung, und das nach 2 Tagen Controllingseminar, das muss man erst mal bringen!)

      LG
      Katrin

      PS: Dieses Mal mache ich einen Bogen um die Verlosung; nicht, dass sich dann wieder kein anderer traut. ;-) :-)

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      1. Hausaufgabe: "Wenn dein Blog eine Pflanze wäre, welche wäre das?"
        Da muss ich jetzt mal ein paar Wochen nachdenken.

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    12. In den letzten Tagen hab ich hier wenig gelesen, da sonst ne Menge los war bei mir. (unter anderem der Garten.) :-)
      Nun wo ich ab Montag wieder mehr Zeit habe, machst du Pause... :-(
      Na ja, die wird auch vorbei gehen und dann gibt es bestimmt wieder neues zu lesen. über Tomaten, Ackerbau, Kale und vieles mehr. vielleicth auch wieder über Dienstreisen?
      Man wird sehen und lesen.
      Herzlichen Gruß
      Werner

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      1. Genau, man wird sehen und lesen. Und auf jeden Fall wird es einen Bericht über den Grünkohl geben ... ;-)

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    13. Ja, da kommt mir vieles bekannt vor. Das vierte oder fünfte Bloggerjahr ist schon eine Leistung und entwickelt eine ganz persönliche Konstante. Dein Konzept gefällt mir immer noch sehr und hebt sich wohltuend von denen anderer Themenblogs ab. Mach mal weiter so, mir würde was fehlen.....LG Gitta

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