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Montag, 15. August 2016
War was?
Sollte man nach einem Monat hier wieder den Betrieb aufnehmen? Wenn man ehrlich ist, ist tägliches Bloggen doch wie tägliches Fitnesstraining. Wenn man pausiert, fühlt man sich zwar amorph unzufrieden, aber um die Gewohnheit wieder aufzunehmen, braucht es zunächst Disziplin. Man kriegt die Zeit ja auch ohne Bloggen rum. Ein Monat Pause ist für mich auch wunderbare Desensibilisierung in Bezug auf Zugriffszahlen. Dann guckt halt auch keiner mehr, aber das macht ja nichts. Anders als ein Theaterstück ist ein Blogbeitrag nicht auf unmittelbares Publikum angewiesen.
Andererseits war ich auch ganz froh, dass ich pausiert habe, angesichts der gräßlichen Dinge, die im letzten Monat geschehen sind. Was soll man schreiben an solchen Tagen, weiter von Tomaten und Kartoffeln? Oder soll man sich einreihen in die ganzen fiebrigen Beobachter, die jetzt überzeugt sind, dass wir der Ouvertüre der Apokalypse zusehen? Die jedes Ereignis in das Schema des großen Kampfes Gut gegen Böse einordnen und an keine Zufälle mehr glauben können? (Aufgrund meiner derzeitigen freiwilligen und intensiven Beschäftigung mit britischer Innenpolitik hatte ich das Vergnügen mitzulesen, wie die Kommentatoren der Daily Mail die Nachricht, dass ein Mann sich im Keller eines Saarbrückener Restaurants zum Schlafen hingelegt hat, als weiteren Beweis dafür gesehen haben, dass Merkel Blut an ihren Händen habe. Als auch die Daily Mail vermelden musste, dass nun wirklich gar nichts Bedeutendes in Saarbrücken passiert war, wurde das nur als Beweis dafür gesehen, dass die Presse ja gar nicht mehr berichten dürfte, man ja aber ganz genau wüsste, was abginge. Fiebrige Erregung und wohliger Schauer angesichts der Möglichkeit zu sagen: Ich habe es ja gleich gewusst. Mürrische Enttäuschung, wenn man um's Massaker betrogen wurde.)
Wer hier mitliest weiß, dass ich apokalyptisches Denken durchaus schätze. Aber ich muss alle enttäuschen: Die Welt wird so schnell nicht untergehen. Wir kommen nur in eine relativ unangenehme Zeit, nachdem eine längere Zeit - zumindest direkt bei uns - einigermaßen Ruhe geherrscht hat. Den Kampf Gut gegen Böse gibt es zwar tatsächlich, er findet aber jeden Tag in uns selbst statt, mit jeder Entscheidung, die wir treffen. An manchen Tagen schafft man‘s besser, an manchen schlechter. Aber wir fangen alle jeden Tag wieder von vorn an.
So. Zurück zu den Tomaten und der Invalidenstraße. (Wegen der Verlosung bitte ich noch um etwas Geduld, das dauert noch ein bisschen).
*Das eine Mal kann ich sagen, weiter gegangen zu sein als der Kiezneurotiker. Er war nur beim Hinweisschild, ich ging bis zur Sammelstelle. Und wurde reichlich durch die Fähnchen belohnt. Im digitalen Zeitalter sind auch die Fäkalien international.
"dass wir der Ouvertüre der Apokalypse zusehen"
AntwortenLöschenGott sei Dank -> finden z.Z. die Olympischen Spiele in RIO statt (ړײ) *zwinkerzwinker...undaufdieVERLOSUNGgibbel*
Verlosung dauert noch ein bisschen. Aber ist nicht vergessen, keine Sorge.
LöschenSchön dass so international geflaggt ist- der anzuliefernde Mist ist ja auch international!
AntwortenLöschenIch habe keine Ahnung, was das eigentlich für ein Ding ist...
LöschenFake Alien Annahme???? Ich wusste nicht, dass deine Tomaten wieder sooooooo gut wachsen, dass du sie schon international verkaufen kannst???
AntwortenLöschenFake Alien - das ist heavy... (gut, dich wieder hier zu haben!)
LöschenHallo Andreas
AntwortenLöschenEine gewisse Neigung zu Apokalyptischem kann ich selber nicht verleugnen. Bis auf weiters wird es wohl bei prekären Zuständen bleiben. Sprachlosigkeit angesichts des Weltgeschehens kann ich gut nachvollziehen. Jedoch würde mir dein Blick aufs Absurde des Alltäglichen fehlen, wenn du nicht mehr Bloggen würdest. zB wie diese Bebildetung zum aktuellen Post. Ich frage mich, ob es wirklich Sinn macht, sich in die Reihen der "fiebrigen Beobachter" einzureihen. Wozu?
Lieber Gruss
Anne
Nein, das gibt auch keinen Sinn. Wir machen einfach weiter und fangen jeden Tag von vorn an...
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