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Samstag, 10. September 2016

Bedeutende Dienstreisen (14)

Im Leben, im Leben geht mancher Schuß daneben. Volksweisheit. 
(Wer jetzt einen Ohrwurm hat, ist alt und hat einen zweifelhaften Musikgeschmack.)

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Schienenersatzverkehr auf der Ringbahn, also muss ich innovative Wege nach Tegel finden. Die Reise führt mich über den Wedding, Franz-Neumann-Platz, wo ich an einer Bushaltestelle auf den 128er warte. Eine Frau mit lustiger Basecap und Rollator rollt zu mir und sagt etwas unverständliches. Ich frage "Entschuldigung?", sie wiederholt es, das geht so lange, bis ich kapiere, dass sie "Guten Morgen" sagt. Ich sage auch "Morgen", sie korrigiert "Guten Morgen", also wünsche ich auch einen "Guten Morgen". Sie gehört offenbar zu der alten Schule der Schnorrer, die vorher noch ein bisschen Smalltalk macht. Ich finde das eigentlich immer ganz nett, es sei denn, man hat gerade keine Zeit oder will sich anderweitig unterhalten. Beim Warten am Franz-Neumann-Platz ist aber jedes Schwätzchen willkommen. Sie fragt mich, ob ich jemand ganz Wichtiges sei. Ich muss leider verneinen. Ich frage, ob sie das meint, weil ich eine Krawatte trage. Sie bejaht und weist darauf hin, dass Leute mit Krawatten hier normalerweise nicht auf den Bus warteten. Sie will wissen, wo ich hinwill, ich erkläre, dass es nach Saarbrücken geht. Sie bittet mich (1) Saarbrücken von ihr zu grüßen, (2) um etwas Kleingeld. Beide Bitten werden gewährt. Als der Bus kommt, versichert sie mir noch, dass sie hier am Franz-Neumann-Platz noch nie einen so eleganten Mann wie mich gesehen hätte. Vielleicht sollte ich öfter mal in den Wedding gehen. 

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Busfahrt, Flughafen, Flug sind stocklangweilig. Nichts, was man hier für einen Post verwenden könnte. Mir wird schon etwas bang. Irgendetwas wird doch noch passieren? 

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Ankunft, Mittagessen: Alles nett, aber nichts für den Blog dabei. Das hatte ich auch noch nie. 

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Während meines Vortrags versuche ich, irgendetwas verwertbares für den Dienstreise-Text zu generieren, und schiebe deswegen kurz eine Betrachtung über den Schutz des Beichtgeheimnisses ein. Keine Reaktion, alle gucken kurz angestrengt auf ihre mobilen Geräte und schauen erst wieder auf, als ich wieder in gewohnte Bahnen komme. Vielleicht nimmt mich ja ohnehin keiner mehr ernst? Das wäre natürlich in verschiedener Hinsicht höchst bedenklich, andererseits könnte das die notwendige Vorbereitung für berufliche Auftritte noch einmal entscheidend reduzieren.

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Flughafen Saarbrücken. Vielleicht kann man noch ein paar doofe Fotos machen, damit dieser Bericht ein bisschen Schwung kriegt?








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Funktioniert auch nicht. 

5 Kommentare:

  1. Ja, es gibt sie noch, die Bedürftigen der alten Schule. Mich hat einmal ein distinguierter älterer Herr aus Wien in Schöneberg mit solchem Charme und hoher Vollendung um eine bescheidene Summe gebeten - ich hätte ihm fast das ganze Portemonnaie gegeben.

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  2. Naja, immerhin hast Du ja den Nabel des Saarlands, die größte Damenbindenbetonskulptur der Welt und einen komischen Baumbusch (oder Buschbaum?) fotographiert. Wenn das nix ist!

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    1. Du solltest mal die Fotos sehen, die ich noch gemacht habe...

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  3. Mein Ohrwurm ist: "Im Leben, im Leben, da wird nichts vergeben,
    für all meine Qualen wird jemand bezahlen." aus "Gnadenlos" von Die Skeptiker:
    https://youtu.be/tD-LgyR5q2g

    Bin ich jetzt alt und habe einen zweifelhaften Musikgeschmack?

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