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Samstag, 11. März 2017

Dienstliches

Ein Kollege ruft mich an, will etwas von mir, was ich ihm aus verschiedenen Gründen nicht liefern kann. Plötzlich schweift er ab und erzählt mir: "Ja, Herr Ackerbau, Sie haben ja einmal gesagt, ich sei der Meister des Smalltalks, da denke ich noch häufiger drüber nach." Ich bin erleichtert, dass wir telefonieren, da er ansonsten mein vollkommen überraschtes Gesicht sehen könnte. Ich überlege fieberhaft, warum ich so etwas komplett absurdes gesagt haben könnte. Mir fällt vage ein, dass ich das in einer unmöglichen Gesprächssituation zu ihm gesagt habe, weil das zutreffende "Noch ein Wort mehr von diesem Schwachsinn und mein Kopf explodiert" zu hart gewesen wäre. Immerhin habe ich ihm so eine schöne Erinnerung verschafft. 


Ein beruflich Bekannter bittet mich nach Kreuzberg in einen Co-Working Space, um an einer Besprechung zu Digitalprojekten teilzunehmen. Ich weise ihn darauf hin, dass ich davon keine Ahnung habe und außerdem von diesen Themen Pickel bekomme. Er versichert mir, dass er das wüsste, er müsste sich das ja immer von mir anhören, er bräuchte eben für die Besprechung noch einen schlecht gelaunten älteren Herren, der den restlichen Digitalbegeisterten immer wieder erklärt, dass das alles Kacke sei und dass das auch schon vor 20 Jahren nicht funktioniert habe. Unter dieser Bedingung mache ich natürlich mit. Wenn es dafür einen größeren Markt geben sollte, wäre das die ideale Beschäftigung für mich.

17 Kommentare:

  1. Keinen allzu deutlichen Vortrag haben. Die meisten schätzen nicht, was sie verstehen; aber was sie nicht fassen können, verehren sie. Um geschätzt zu werden, müssen die Sachen Mühe kosten: daher wird gerühmt, wer nicht verstanden wird. Stets muß man weiser und klüger scheinen, als gerade der, mit dem man zu tun hat, es nötig macht, um ihm eine hohe Meinung einzuflößen: jedoch nicht übertrieben, sondern verhältnismäßig. Und obgleich bei Leuten von Einsicht Sinn und Verstand allemal viel gilt, so ist doch bei den meisten Leuten einiger Aufputz vonnöten. Zum Tadeln müssen sie gar nicht kommen können, indem sie schon am Verstehn genug zu tun haben. Viele loben etwas, und frägt man sie, so haben sie keinen Grund anzuführen. Woher dies? Alles Tiefverborgene verehren sie als ein Mysterium und rühmen es, weil sie es rühmen hören.

    Baltasar Gracián y Morales (1601-58)

    ... Chapeau, wie SIE geschätzt werden !!! *zwinker*

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    1. Das Gracian'sche "Handorakel der Lebensklugheit" ist ein Lieblingsbuch. Die Übersetzung ist von Schopenhauer.

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    2. Das Ding heißt natürlich "Hand-Orakel und Kunst der Weltklugheit".

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    3. ... gleich x bestellt hab und auch:

      ›Die Welt als Wille und Vorstellung‹ vom Jahr 1818. Schopenhauers These lautet: Weder Materie noch Geist bilden als Grundlage die Welt, sondern ausschließlich der Wille.

      *kenneICHbeidenochNICHT...hehe*

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    4. Am Gracian wirst du Freude haben, Engelchen. Bei Schopenhauer würde ich eher zur Eristrischen Dialektik raten, die ist erhellend und amüsant.

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    5. ♥DANKE für den TIPP (ړײ) *gibbel*

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  2. Teil 1: der Mann tut mir leid, Hauptsache er erzählt das niemandem (außer dir). Ob er da sein Selbstbild nochmals korrigiert bekommt... fraglich..Ich glaube, er braucht doch die harte Ansage.
    Teil 2: hab mich -fast- totgelacht :D ...

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    1. Der Mann ist komplett merkbefreit,der würde es nicht verstehen, egal wie deutlich man es sagt.

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  3. Beim Herumnörgeln im Kreuzberger Co-Working Space würde ich glatt mitmachen.
    Ich bewundere Ihre diplomatische Begabung.

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    1. Beruflich grob zu sein vermeide ich. Bringt gar nichts. Man muss nur sehen, dass man dann seine negativen Impulse anders kanalisiert. Mein Job besteht tatsächlich zu einem großen Teil darin, Leuten freundlich dumme Ideen auszureden.

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    2. Co-Working-Spaces sind furchtbar. Aber ich bin halt auch von vorigen Generation.

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    3. "Ich bin von vorigen Generation". Das war die, bei der wo Satzbau noch gemattert hat. Ich sollte keine Kommentare mehr auf dem Handy schreiben

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    4. Handy ist digitaler Filter von Sprachsimplizismus. Isso.

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  4. Ich fand es immer anstrengend, freundlich meinen Kindern oder anderen Menschen dumme Ideen auszureden. Das mit der Teilnahme beim Meeting in Kreuzberg finde ich wichtig, da inzwischen oft praxisbefreite Fachidioten unseren Alltag bestimmen. Es fehlen einfach mehr Menschen, die den Mut oder Gelegenheit zum "Quertreiben" haben.

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    1. Ich mag Quertreiber !

      *unschuldig (ړײ) guck*

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    2. Ach, Fachidiot bin ich auch. Meine Superkraft in Digitalisierungsgesprächen ist schlechte Laune.

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    3. "Fachidioten" sind humorlos, Du keinesfalls!

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