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Dienstag, 15. August 2017

Das Haus am See: Anreise

Ich möchte auch diesmal wieder ein paar Blogposts zu Urlaubserlebnissen und -beobachtungen schreiben. Die Überschrift vom letzten Mai "Verirrte Seelen unterwegs" kann ich allerdings diesmal nicht verwenden, weil Frau Ackerbau dabei war, und sie immer weiß, wo sie hin will und auch wie sie dort hinkommt. Wegen unseres Ferienhauses fiel mir dann irgendwann "Haus am See" ein, eines der neueren Lieder, das viele Leute auswendig mitsingen können. Eigentlich mag ich es nicht, weil es eine wirklich lahme, vollkommen aufs Private reduzierte Zukunftsvision ist. Aber vielleicht passt es ja gerade deswegen. Also: die nächsten paar Tage Berichte vom Haus am See. 

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Normalerweise beschränke ich mich aufs Beifahrerdasein, bei der Hinfahrt habe ich aber auch ein paar Streckenabschnitte übernommen. Ich versuche mich meistens, ums Autofahren zu drücken, wenn ich dann mal fahre, macht es mir aber überraschend viel Spaß. Der größte Vorteil daran, Fahrer zu sein: Man kann das Unterhaltungsprogramm bestimmen. Neben ein paar Musik-CDs hatten wir auch ein paar Hörbücher eingepackt. Erkenntnis: Nick Hornbys "High Fidelity" ist immer noch sehr lustig, aber wohl nicht das richtige Programm für Autofahrten mit 10jährigen. Bei meiner zweiten Auswahl, Erzählungen von Kafka, ergab sich ein Effekt, der sonst in der Familie nur zu beobachten ist, wenn ich zuhause John Zorn auflege: Die anderen Familienmitglieder haben es sofort instinktiv gehasst. Wir hörten den "Landarzt", eine der wenigen zu Lebzeiten veröffentlichten Erzählungen, ziemlich genau 100 Jahre alt. Ich habe die Erzählung wohl das letzte Mal vor knapp 30 Jahren gelesen, ohne dass ich mich noch groß erinnern konnte. Vorgelesen war das Stück eine wirkliche Achterbahnfahrt, die alle zwei, drei Sätze die Richtung abrupt änderte. Ich fand es wunderbar, danach wurde aber allgemein um andere Beschallung gebeten. 

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Erster Zwischenstopp in der alten Heimat, mit den Eltern in ein Gasthaus im nächsten Ort. Ich hatte mich schon auf den Allgäuer Landgasthof gefreut, musste aber feststellen, dass auch hier die Zeit weitergegangen ist. Es waren amerikanische Wochen, so dass auf der Karte verschiedene Texas Barbecue-Gerichte zu finden waren. Einiges auch mit Süßkartoffelpommes, was so etwa Peak-Prenzlauer-Berg ist. Nach kurzer Überlegung kam ich aber zu dem Ergebnis, dass es einigermassen vermessen von mir wäre, zu verlangen, dass sich zuhause nichts ändern darf, dass ich die ein, zweimal, die ich im Jahr vorbeikomme, alles wie gewohnt und geliebt vorfinde. Auch der Allgäuer will halt mal Süßkartoffelpommes essen, ohne zu den gräßlichen Berlinern fahren zu müssen. Was sich zuhause nicht geändert hat: Die Wassertretplätze. Kein Tag ohne Wassertreten, es gibt nichts angenehmeres. Man muss sich nur daran gewöhnen, dass außerhalb von Berlin noch das freundliche Plaudern geübt wird. Wenn man unvermittelt angesprochen wird, bedeutet das dann noch nicht, dass jemand Geld von einem will oder einem irgendwelche Prügel androht. 

(An der Wassertretstelle gleich auch religiöse Erscheinungen.)

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Nach der kurzen Zwischenstation ging's dann weiter nach Österreich, dem See entgegen. 



7 Kommentare:

  1. Dreimol schlecht g'easse isch au g'fastet.

    Aus dem Allgäu

    ... (ړײ) *aufWEITERESgespanntbleibe*

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  2. Das Haus am See, da fällt mir (zum Glück?) der Film mit Sandra Bullock und Keanu Reeves ein.
    Einen schönen Urlaub wünsche ich, ich passe derweil auf das leere Berlin auf.
    Frau Irgendwas ist immer

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    1. Stimmt, das war doch so eine Zeitreisegeschichte.
      Der Urlaub ist leider schon vorbei. Ich genieße auch das leere Berlin.

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  3. eigentlich brauche ich auf ruhebänken immer hilfe. meine nummer ist: 682.

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    1. Auf diesen Bänken bin ich als Jugendlicher oft gesessen. Nicht immer brauchte ich Hilfe...

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    2. eh klar. als jugendlicher ist man beschäftigt ...

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