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Donnerstag, 27. Juni 2019

Unterm Kirschbaum (2)

Man braucht keine weitere Unterhaltung, wenn man einen Kirschbaum hat. Elstern fliegen lautstark ein, verscheuchen die anderen Vögel, fliegen wieder weiter. Ein Amselhahn pickt eine Kirsche auf, will sie im ganzen verschlucken, was ihr erst auf das vierte Mal gelingt. Das Amselweibchen, das ein bisschen später kommt, schafft es im ersten Anlauf. Die Kohlmeise schaut sich auch die Kirschen an, die ganzen Vögel locken unsere Katze an. Aber bis die auf dem Baum ist, sind alle schon wieder weg. 

Man muss aber aufpassen, wenn die Katzen vor dem Kirschbaum liegen; mögen sie es auch nicht schaffen, Vögel auf dem Baum zu fangen, die Vögel, die am Boden herumhüpfen sind schon eher gefährdet. 

Der Kater taucht auf, sieht sich etwas unter dem Kirschbaum an, schaut zu mir und mauzt. Das ist eher ungewöhnlich. Er mauzt noch einmal, ich komme hin und sehe am Boden ein Vogelküken, wahrscheinlich eine kleine Amsel. Es hat schon Federn, der Kater hat es noch nicht erwischt. Ich scheuche den Kater fort, der sich wahrscheinlich vornimmt, mich nie wieder auf etwas aufmerksam zu machen, und suche ein sicheres Plätzchen für das Küken. Es zittert, sperrt den Schnabel auf, aber gibt keinen Pieps von sich. Fliegen scheint es noch nicht zu können, ich wundere mich, wie es unter den Kirschbaum geraten ist (der Kater hat es nicht angeschleppt). Abgesehen davon, dass es keinen Mucks von sich gibt, kommt es mir nicht verletzt vor. Ich sorge dafür, dass die Katzen nicht mehr in den Garten können und setze das Küken an einen Platz, wo die Eltern es wieder finden könnten. Normalerweise wird geraten, dass man zunächst zwei Stunden wartet, ob sich die Eltern melden. 

Viele Vögel fliegen vorbei, Eichelhäher, Tauben, Elstern, niemand scheint sich für das Küken zu interessieren. Als ich nach etwa einer Stunde zu ihm gehe und nachsehe, stelle ich fest, dass es tot ist. Der Kater war es nicht, ich weiß nicht, was dem Küken gefehlt hat.  Es ist mir auch immer noch rätselhaft, woher das Küken kam, da wir in unserem Garten sicher kein Amselnest haben. 

Anders als bei den toten Kleinnagern, die sich immer wieder in unserem Haushalt finden, bringe ich es nicht über das Herz, das Kleine einfach zu entsorgen. Ich grabe eine kleine Grube unter dem Kirschlorbeer und beerdige es.  

3 Kommentare:

  1. ... die NATUR,
    der Kirschbaum,
    die Katzen,
    die Vögel
    und
    Herr Ackerbau ♥


    Siebenschläfertag 2019
    27. Juni 2019 in der Welt

    Tag der Sonnenbrille 2019
    27. Juni 2019 in der Welt

    *wissterBescheid...schwitz*

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  2. Die Beschreibung der Geschehnisse um den Kirschbaum hat etwas meditatives, und ich staune auch darüber, wie friedlich die Lage ist. Um den kleinen Vogel tut es mir leid, habe früher mit unserer Tochter immer Jungvögel versucht am Leben zu halten. Mal klappte es, mal nicht.

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    1. Darüber hatte ich auch nachgedacht und ich hätte eine Pipette mit Wasser gesucht, aber dazu kam es ja nicht mehr.

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