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Mittwoch, 9. Oktober 2019

Hin und Zurück

Sehr früh aufgestanden, um den Zug um 6.30 Uhr nach München zu erreichen. Erst zu spät gemerkt, dass er am Gesundbrunnen gestartet ist, das hätte zwanzig Minuten zusätzlichen Schlaf bedeutet. Irgendwann muss ich mal ein Deutsche Bahn-Bingo machen; Veränderte Zugreihung, Nichtanzeige der Reservierungen und Bordbistro nicht funktionsfähig hätte man gleich in den ersten fünf Minuten ankreuzen können. Problematischer war dann allerdings der nächste Bingo-Treffer "Zugschaden". In Leipzig standen wir eine Stunde, dann wurden wir aus dem Zug geworfen, weil er sich nicht mehr reparieren ließ. Weiter ging es in vollbesetzten Zügen, in Erfurt wollte man uns nicht mehr mitnehmen, weil es aus Sicherheitsgründen nicht möglich sei, stehende Passagiere zu transportieren. Nachdem die nächsten Züge genauso überfüllt waren, sah ich nicht ein auszusteigen. Es ging dann trotzdem weiter, ab Nürnberg hatte ich dann sogar wieder einen Platz. 

Weil der Ersatzzug über Augsburg ging und ich von Augsburg schneller nach Hause komme, hatten wir noch nicht einmal eine Stunde Verspätung, d.h. auch keine anteilige Fahrpreiserstattung. Aber was soll's, wir sind immerhin angekommen. Ich war allerdings froh, dass wir keine kleinen Kinder mehr haben. Die deutsche Bahn ist ein bisschen wie Morrissey - man will sie gerne lieben, aber sie macht es einem sehr, sehr schwer. 

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Im Allgäu regnete es vor allem; alles in dunklen Wolken. Die Berge sah ich dann erst wieder richtig am letzten Tag auf dem Weg zum Bahnhof. Schade. Ein Ausflug in die Alpen hatte also keinen Sinn, wir konnten nur um den Ort herumlaufen, um nachzusehen, was die Maisernte so macht und ob es neue Schupfen gibt. 

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Am Samstag bei einer Geburtstagsfeier die Erkenntnis, dass man, wenn man Lehrer ist, wahrscheinlich Leute hat, die schöne Musik zur Feier machen können. Unvermittelt wird ein russisches Geburtstagslied gesungen, allerdings mit deutschem Text. Frau Ackerbau freut sich, weil sie zumindest den Refrain auch auf russisch singen könnte und damit in der Gesellschaft vollkommen einzigartig ist. Ich treffe eine frühere Schulkollegin aus der Parallelklasse wieder, die ich auch schon dreißig Jahre nicht mehr gesehen habe. Die Freude ist überraschenderweise gegenseitig und ich erfahre einiges darüber, wie man bei Löwen Zahnbehandlungen durchführen kann. Ich überlege lange, aber ich habe nichts zu erzählen, was auch nur annähernd so spannend wäre. 

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Bei trübem Wetter ein Ausflug nach Lindau an den See. Von den Bergen rundum ist im Dunst leider nicht viel zu sehen. Trotzdem ist es schön, einmal wieder in Lindau zu sein. Das letzte Mal war ich dort, als ich Mitte der Achtziger in den Ferien in einer Fabrik für künstliche Zähne gearbeitet habe. Irgendwo ist noch eine Tüte mit künstlichen Zähnen bei mir im Haushalt, mit denen man viele lustige Späße machen konnte. Frau Ackerbau hat sie aber, glaube ich, irgendwann versteckt. Das ist dann quasi meine Altersversorgung, die Dinger sind gar nicht so billig. 

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Beim Mittagessen bekomme ich ohne Vorwarnung von der Bedienung die Frage, ob ich denn die Seniorenportion haben will. Das gibt mir ein bisschen zu denken. (Ich nehme die Seniorenportion.)

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Der Teufel steckt nicht nur im Detail, sondern auch in Lindauer Hausecken. 

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Am letzten Tag gehen wir noch einmal Wassertreten, eigentlich ist es schon zu kalt, aber es tut trotzdem gut. Ausnahmsweise erzähle ich der Familie nicht die Geschichte, wie ich damals mit E. Wassertreten war, deswegen kann ich sie ja hier mal aufschreiben. E., R. und ich gingen am Sonntag meistens in die Stadt. Einmal, Ende September kamen E. und ich auf die Idee, ins Wassertretbecken zu gehen, das schon sehr kalt war. Gerade als wir raus gehen wollten, kamen zwei Schülerinnen der Hotelfachschule vorbei und fragten, was wir machen. Auf einmal hatte es keiner von uns mehr eilig, sondern wir meinten, dass uns das kalte Wasser gar nichts ausmache. Aus lauter Gockelei blieben wir über zwanzig Minuten im Wassertretbecken, E. war dann die nächste Woche nicht in der Schule, weil er sich bös erkältet hatte. 

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Meine Mutter gibt mir das Sterbebildchen für R. mit. Eines der Fotos zeigt ihn, wie er auf einem Mäuerchen sitzt und zwei Katzen ihn ansehen. Wieder ein Sterbebildchen mehr an der Wand. 

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Der Rückweg geht dann ohne Probleme. Erst bei der Berliner S-Bahn heißt es "Polizeieinsatz an der Bornholmer Straße", aber die Verzögerung beträgt nicht einmal fünf Minuten. 

4 Kommentare:

  1. Sehr unterhaltsame Frühstückslektüre .... DANKE schon mal dafür ♥
    am

    Schimmelkäse-Tag 2019
    9. Oktober 2019 in der Welt (ړײ)
    und
    Tag der Kuriositäten 2019
    9. Oktober 2019 in der Welt (ړײ)
    und

    hoffe, DU hast - heute - auch deinen Teddybären dabei

    am
    Nimm-deinen-Teddybär-mit-zur-Arbeit-Tag 2019
    9. Oktober 2019 in der Welt (ړײ)

    *HAPPYMITTWOCH...allerseits...undmitTEDDYimArmkannjaHEUTEnixschiefgehen...beiderDBwohldanneherdoch...zwinker*

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  2. Schön das uns die durchgeplante Welt noch Abenteuer bietet, reise mit der DB und du kannst etwas erleben, wäre das ein Slogan?
    Die im Hochhhaus in Berlin spielen zuviel mit dem Teddy!

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    1. Ja, man kann etwas erleben. Das Problem der Bahn ist und bleibt, dass die Wartung kaputt gespart wurde. Das funktioniert eine Zeitlang ganz gut, aber man kriegt es nicht mehr in den Griff.

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