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Freitag, 8. November 2019

Der Weg in den Wahnsinn

Ich habe ein gutes musikalisches Gedächtnis. Das heißt weniger, dass ich mich sofort an jedes Lied erinnern kann, sondern dass in meinem Kopf alle möglichen Melodie- und Liedfetzen herumschwirren, teilweise auch von Stücken, die ich nur ein- oder zweimal gehört habe. So ist mir letzthin über Tage hinweg ein kleiner Schnipsel von Bass und Schlagzeug durch den Kopf gegangen, den ich überhaupt nicht zuordnen konnte, bis mir irgendwann einfiel, dass es ein kurzes Stück in der Mitte der Coltrane-Version von Summertime ist.

Die akustischen Erinnerungen sind nah an der Gehirnrinde gespeichert, offenbar ist das ein besonders aktives Gebiet meines Gehirns, das mir immer wieder solche Rätsel stellt. Daneben habe ich auch die Gabe, eine Unmenge von Schlagern sofort mitsingen zu können, auch wenn ich das Lied bewusst nie gehört habe. Nachteile einer Kindheit in den Siebziger Jahren. Frau Ackerbau teilt diese Gabe, das führt dazu, dass unsere Kinder sich immer wieder mal freuen dürfen, wenn die Eltern ansatzlos und ohne jeden Zusammenhang plötzlich am Frühstückstisch Manchmal weinst du sicher ein paar Tränen zu singen beginnen.Ich habe den Verdacht, dass mancher Besuch deswegen nie wieder kam.

Das sind Eigenschaften, die einem im Verlauf des Lebens zunächst das Etikett "liebenswerter Exzentriker" verleihen, bis es unvermittelt in "Oppa mit Klatsche" umspringt.

Aber das ist noch gar nicht das, was mir Sorgen macht. Seit ein paar Jahren habe ich den Tick, dass in meinem Kopf, jedesmal wenn ich ein interessantes fünfsilbiges Wort sehe, die Melodie von Guantanamera abläuft, mit dem jeweiligen Wort als Titel. Man muss sich das so vorstellen, ich hole die Zeitung, auf der steht "Sonderbeilage" und in meinem Kopf rumpelt dann eine halbe Stunde "Sonderbeilage, nanana Sonderbeilage..." weiter. Nicht schön, aber aushaltbar. Aus mir nicht ganz ersichtlichen Gründen hat sich das in den letzten Wochen erweitert auf dreisilbige Wörter, bei denen dann im Kopf das absolut furchtbare Albany abläuft, ein Lied, das ich noch nie bis zum Ende gehört habe, das aber aus irgendwelchen Gründen in meinem Kopf gut verankert ist. Welch Horror, in die Büroküche zu gehen, wenn man dann die ganze Zeit "Haferdrink.. hoch in den Bergen von Norton Green" im Kopf rumschwurbeln hat. Ich hoffe nur, dass keine neuen Lieder dazukommen.

(Falls es ansteckend sein sollte, bitte ich um Entschuldigung.)

9 Kommentare:

  1. Überaus interessante neurologische Fehlschaltung. Dafür müssen wir einen Namen erfinden (fünfsilbig selbstverständlich)!!!!!!!! "Liedgutfehlschaltung" vielleicht?

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    1. Liedgutfehlschaltung nanana Liedgutfehlschaltung.. Liedgutfehlschaaaaltung....
      Das passt.

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  2. Liedgutfehlschaltung...Nanana.. Liedgutfehlschaltung...Liedgutfehlschaaaaltung. Mist, es ist ansteckend...

    Sebastian

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    1. Entschuldigung dafür nana Entschuldigung dafür
      Entschuldigung daaaaaafür

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  3. WAS für ein GESCHENK ... heute ...von DIR, am:

    Weltschenktag 2019
    8. November 2019 in der Welt

    Liedgutfehlschaltung...Nanana.. Liedgutfehlschaltung...Liedgutfehlschaaaaltung ♫ schallalala ♪ ♫ ♫

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  4. Ich habe das auch. Das ist wohl nicht heilbar. Übrigens ist es bei mir mit einer absoluten Unfähigkeit zu singen, verbunden. D.h. ich habe unzählige Melodieschnipsel im Kopf, sie kommen aber nicht in akzeptabler Form raus.

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    1. Wenn es wenigstens steuerbar wäre. Ich kann mich erinnern, wie ich einmal stundenlang zwei Takte aus "When I'm Sixty-Four" in Dauerschleife im Kopf hatte.

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