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Samstag, 8. Februar 2020

Ente der Nacht

Vom Allgäu aus geht es relativ schnell wieder an die Arbeit, immerhin muss ich nur nach Stuttgart, das ist ja dann tatsächlich eine relativ einfache Sache. Bevor ich fahre, kann ich noch die Winterlinge im Schnee bewundern. Mit wachsendem Alter kriege ich dann doch einen Hang zur Kalenderblattfotografie, nur ohne das Equipment und ohne das Können. 


Im Garten sieht auch der Walnussbaum pittoresk aus, ich mag ihn eigentlich nicht, weil da - zumindest solange ich da war - immer noch eine große Tanne stand. Meine Eltern behaupten zwar, dass sie sie umschlagen mussten, weil sie bei einem Sturm in die Hauswand gefallen ist, aber ich finde, das ist egal, es soll gefälligst alles so bleiben wie in den goldenen Zeiten von 1990 als ich von zu Hause ausgezogen bin. 

Die Erwägung war, mit dem Zug nach Stuttgart zu fahren, das ist ja keine besonders umständliche Sache. Allerdings hatte es am Vortag am Stuttgarter Hauptbahnhof gebrannt, so dass der Zugverkehr eingeschränkt war. Da ich allein unterwegs war, der Rest der Familie machte lieber noch Ferien, war mir das aber auch wurscht. Einfach in den Zug einsteigen und schauen, wohin man kommt.

Die Zugfahrt war dann tatsächlich unspektakulär, ich kam in der Stuttgarter Dämmerung an. Ich mag den Stuttgarter Bahnhof sehr gerne, weil man hier als Berliner zumindest kurzfristig denken kann, dass es noch unfähigere Planer gibt. Außerdem kann man hier schon seit langen Jahren interessante Baugruben ansehen; das funktioniert in Berlin auch nicht mehr so umfassend wie noch vor ein paar Jahrzehnten. 

Bei der Baugrube des S21 habe ich aber immer das Gefühl, dass sie von Saruman geplant wird:

Ich gehe  über den Schlossplatz (bin jetzt zu faul nachzusehen, ob der tatsächlich so heißt, aber wer Stuttgart kennt, wird es schon wissen und der Rest merkt es nicht). Dort treiben sich schemenhafte Gestalten herum, es sind Enten, die in den Pfützen auf den Wegen stehen. Die vorbeigehenden Passanten sind den Enten vollkommen egal, sie möchten einfach nur durch das Wasser watscheln. Ich mache ein paar Fotos dieser Enten der Nacht und fühle große Befriedigung, dass es ja auch ein Lied gibt, das "Ente der Nacht" heißt. Nach kurzem Nachdenken stelle ich fest, dass es dieses Lied wohl doch nicht gibt und ich es nur mit irgendeinem "Engel der Nacht" verwechselt habe. (Eine kurze Recherche ergibt, dass es viele Lieder gibt, die so heißen und dass alle gräßlich sind. Ich will lieber nicht weiter suchen, nachdem ich beim Fellmonster gelesen habe, dass sie nach einer solchen Recherche als nächstes von Youtube ein Lied "In meiner Hose wohnt ein Iltis" vorgeschlagen bekam. Es gibt schlimme Dinge da draußen!)


Trotzdem hält meine kulturell hochstehende Nachtenten-Stimmung an, bis ich in das Hotel komme. Das Zimmer ist etwas karg, was aber auch egal ist, da ich darin ohnehin nur schlafen will. Das Hotel ist an einer belebten Straße und ich kann über die Nacht also zuhören, wie jeder zweite an der Ampel seinen Motor noch einmal aufdreht (bei uns hat man das "fuiren" genannt). Stuttgart hat wirklich ein Autoproblem. 

Als ich am nächsten Tag wieder zurückgehe, sind die Enten der Nacht verschwunden, ich sehe allerdings folgenden schönen Brunnen, mit dem ich mich in einem der folgenden Posts beschäftigen kann, weil er mir Gelegenheit gibt, ein Thema, das ich hier schon dringend mal wieder behandeln wollte, etwas ausführlicher darzustellen (Try not to get too excited!).

Danach finde ich mich plötzlich in einem Katastrophenlagezentrum wieder, aber ich muss hier ja auch nicht alles aufschreiben. 

6 Kommentare:

  1. Grasses ENTE ... in einer Katastophe... jetzt doch "exited" bin !!! *bibber*

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  2. Stuttgarter Bahnhof ist auf lange Zeit eine Katastrophe, wie auch immer. Die Enten sind prima, brauchten so ja nicht so weit zum Wasser laufen,
    und besser Enten in der Stadt als niemand.

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    1. Ja, die Enten fand ich auch gut. Keine Ahnung, wo sie tagsüber waren.

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  3. Ente gut, alles gut!
    (Dass ausgerechnet hier noch niemand da drauf kam, finde ich gerade sowohl überraschend wie auch etwas enttäuschend.)

    Servicehinweis:
    Zum Them karge Hotelzimmer twitterte vorhin der @holgi was, mit einer Entgegnung meinerseits.

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    1. Ich finde das nicht enttäuschend. Schließlich ist das das Blog, wo alles Einfache kompliziert wird und das Naheliegende entweder ignoriert oder ganz am Schluß angemerkt wird

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