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Mittwoch, 28. April 2021

Life goes on

Ich schrecke in der Nacht auf; ein lautes Klappen im Erdgeschoss, gefolgt von Getrampel. War die Terrassentür noch auf? Lautes Maunzen bringt mich aber auf die richtige Spur. Ich stehe auf und finde die Katze in der Badewanne, mit der Pfote gegen das Handtuch schlagend, das der Junior über den Beckenrand gelegt hat. Nach meinem strengem Blick springt sie von selbst aus der Wanne und ich kann das Handtuch, das in diesem Fall ein Leben gerettet hat, hoch heben. Darunter sitzt eine Brandmaus. Ich hole aus der Küche eine Aluminiumschüssel, Frau Ackerbau gibt mir einen Kartondeckel. Auf bewährte Weise fange ich die Maus in der Wanne, schlüpfe in meine Schuhe und bringe äußerst unzureichend gekleidet die Maus zum Bürgerpark, wo sie in das Gebüsch springen darf. Gilt die Ausgangssperre eigentlich auch für einen Mann mit seiner Brandmaus? Ein Radfahrer kommt vorbei und schreit mir etwas zu, ich überlege, ob ich mich fürchten sollte, aber die furchterregendere Gestalt bin sicher gerade ich. Frierend gehe ich wieder ins Haus, die weitere Nacht bleibt ruhig. Wird aber nicht die letzte Maus gewesen sein, die wir aus der Wanne retten. 



***


Die Spatzen treffen sich in unserer Hecke. Gibt zwar nichts mehr zu essen dort, Winterfütterung ist vorbei, aber der Treff hat sich etabliert. Ich schaue den Spatzen zu, wie sie in das Kräuterbeet fliegen und dort Verwüstung anrichtet. Einer zieht sich trockene Halme her, offenbar ist die Zeit des Nestbaus. Die Spatzen fliegen jetzt auch immer nahe an der Fassade vorbei und schauen sich an, ob es irgendwo Nischen zum Nestbau gibt. Bei uns nicht, aber beim Nachbarn W. unter dem Dach. Ein Spatz rupft sich kleine Stücke vom Salbei ab und häckselt den Rosmarin. Vielleicht finden die Spatzendamen wohlriechende Nester gut? Das sonstige Balzen hört sich sehr laut und fröhlich an. 

***

Die neue Hausamsel ist nicht mehr so zuverlässig. Sie singt manchmal morgens, manchmal mittags, manchmal am Abend. Zu erkennen ist sie daran, dass sie auch immer mit dem Bassriff von A love supreme beginnt. Aber kaum Variation, immer wieder die gleiche Tonfolge. Das Amseläquivalent zu dem Gast auf der Party, der sich spät die Gitarre greift und auf einer Seite das Intro zu Smoke on the Water spielt. Ich sitze und höre zu, dank moderner Technik kann ich mir ja A love supreme überall anhören. John Coltrane spielt, die Amsel singt ab und zu zweite Stimme, die mangelnde Virtuosität fällt nicht mehr so auf. Aber sie ist ja auch noch jung, sie lernt sicher dazu. 


***

Die zwei Nebelkrähen, die ich mit Erdnüssen versorge, habe ich jetzt Knicks und Knacks getauft. Inzwischen tauchen sie nur noch einzeln auf; ihr Tagesablauf ist wohl jetzt etwas spannender im Frühling. Sobald Knicks oder Knacks kommen, ist auch gleich eine Elster da, die um einiges schneller und geschickter beim Nüssesammeln ist. Die Krähen nehmen erst eine Erdnuss, legen sie dann neben einer zweiten auf den Boden und packen dann beide in den Schnabel. Zum Essen und Knacken fliegen sie zu den Nachbarn in die Regenrinnen, die wahrscheinlich bald vollkommen von Erdnussschalen verstopft sind. Ich weiß von nichts. 


***

Das Leben geht weiter.

10 Kommentare:

  1. Tiere lassen sich nix anmerken, von der Pandemie,
    und das ist auch gut so !!!

    Events im April 2021

    28 Mi

    Welttag für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz
    Küss-Deinen-Partner-Tag
    Tag gegen Lärm

    Namenstag: Hugo, Pierre, Wilfried

    https://www.youtube.com/watch?v=_yAVWT73ZcE ... bald isses soweit ;D

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  2. Die Abflüsse auf dem Schiff, waren auch immer von Erdnussschalen verstopft. Das waren bestimmt Knicks und Knacks.

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  3. danke für diese berichte aus der welt der stadttiere und ihrer menschen. da ist ja ganz schön was los bei euch. ich stelle mir gerade vor wie du spärlich bekleidet mit metallschüssel und pappe drauf über die strasse hastest ;-))

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    1. Ich bin nicht gehastet, sondern würdevoll geschritten.

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    2. … und dieses „würdevolle Schreiten“ sah etwa so aus?

      Die Erzählung vom Anfang erinnert mich übrigens, dass ich da auch noch ne Geschichte zu erzählen hätte.

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    3. Beim Schreiten sind Nebelkrähen gute Vorbilder.

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