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Freitag, 24. Januar 2014

Durch die grüne Hölle (2)

F. und ich haben uns so an der S-Bahn verabredet, dass wir pünktlich zu Beginn um 10 Uhr am ICC sind. Seit langem fahre ich die nordwestliche Ringbahn mal wieder bei Tageslicht und kann mich gar nicht satt sehen an Hafenanlagen, Containern und Industriebrachen (leider ist F. nicht an einem Gespräch über Containerlogistik interessiert, sondern er sucht eher allgemein gesellschaftskritische Themen). An der Messe Nord stellen wir fest, dass wir nicht die einzigen sind, die zur Grünen Woche wollen. Aber man muss sich nur in den Zug der Lemminge einreihen, dann kann man sich nicht verlaufen. Begeistert stellen wir fest, dass wir in dem Pulk tatsächlich das Durchschnittsalter senken. Das ist mir ansonsten nicht mehr allzu oft vergönnt...

Am Eingang stellen sich die ersten strategischen Fragen: Erst durch die Fischhalle oder zu den Österreichern? Die Werbung der Fischmarketing-Institution gibt dann den Ausschlag: Esst mehr Fisch, denn immer nur Wurst ist doch auch Käse. Wir ahnen hier noch nicht, dass dieser Grad der Dämlichkeit in der weiteren Ausstellung nicht mehr erreicht wird.* 

F. und ich sind von dieser Grundsatzentscheidung noch so ermattet, dass die nächste Entscheidung - Aal-Kai oder Fisch-Jahnke - wertvolle Minuten kostet. Aber dann geht es Schlag auf Schlag: Der Rundgang beginnt mit dem harmonischen Dreiklang Matjessemmel, Wattwurm und Dampfbier. Ein Nachteil der Grünen Woche ist der Termin. Im Januar (und Teilen des Februars) verzichte ich eigentlich seit Jahren auf Alkohol. Da der wesentliche wissenschaftliche Ertrag eines Grüne-Woche-Besuchs allerdings darin besteht, herauszufinden, wo überall auf der Welt noch Bier gebraut wird, muss ich hier für einen Januartag eine Ausnahme machen. 

F. versucht hier, wertvolle Zusatzinformationen zu erlangen, scheitert aber zunächst an der Sprachbarriere. Am lettischen Stand, bei dem wir uns zwei kleine Bier zapfen lassen, fragt er den Verkäufer leutselig, ob es denn eine besondere Geschichte zu dem Bier gebe, was für ein Bier denn das sei. Der Verkäufer sieht ihn eindringlich an und sagt angestrengt und nachdenklich: " Das Bier... ist... vier Euro!" Treffer, versenkt, keine weiteren Fragen, Euer Ehren! Auch am estnischen Stand geht es F. nicht besser. Wir lassen uns zwei kleine Becher geben und F. fragt: "Welche Sorte ist das denn?" Die Verkäuferin in traditioneller Tracht sieht ihn streng an und sagt: "Das ist Bier!" Auch hier keine weiteren Fragen, wir sind beruhigt, auch wenn die Flüssigkeit von Aussehen und Geschmack eher an eine Haartönung kastanienbraun erinnert.

Auf der Grünen Woche gibt es kaum noch Sachen kostenlos, dafür gibt es an fast jedem Stand Probierangebote, die dann ein bis zwei Euro kosten. Ich finde das recht angenehm, so kann man sich mit relativ geringem Aufwand durch die Welt knuspern. Allerdings führt ja der Alkoholkonsum zu einer gewissen Enthemmung und man verliert bald die gebotene Sittenstrenge beim Einkauf: Auch wenn ich mir jedes Mal vornehme, es nicht zu tun, komme ich dann doch mit dem original korsischen Wildschweinsalamisortiment für 20 Euro zurück.

Mit Begeisterung sehe ich dann einen kleinen englischen Laden und nehme natürlich eine Rolle der weltbesten Kekse mit. Auf den 10 Schokokeks-Regalmetern des durchschnittlichen deutschen Supermarkts gibt es nichts, was auch nur annähernd so lecker wäre wie die Digestives. Die Kekse warten jetzt zuhause darauf, dass ich den Süßigkeitenkonsum wieder aufnehme (das wird noch etwas dauern).

                  

Wir taumeln inzwischen weiter, auf der Suche nach neuen Köstlichkeiten. Nicht alles kann jedoch verlocken:

(wird leider fortgesetzt)

*Na gut, die kuh-munity gestern war auch nicht schlecht....

3 Kommentare:

  1. Zu "NRW-Salat" fällt mir ne Menge ein. Nichts davon ist essbar. Dafür verstößt es zweifelsfrei gegen die Genfer UNO-Konvention.
    Sehr spannend. Weitermachen.

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    1. Ich dachte mir auch, den hebe ich mir fürs nächste Mal auf....

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  2. Wildschweinsalami... da wäre ich auch schwach geworden! Aber sowas von schwach!!
    LG Papierfrau

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