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Sonntag, 6. September 2015

Abruptes Ende der Tomatensaison

Vorbemerkung: Ich habe einige Jahre in einer WG mit bis zu 20 Mitbewohnern gelebt. Ich habe dort eines gelernt: Wenn Sachen verschwinden, beruht das zumeist darauf, dass man sie selbst verlegt oder verbummelt hat. Unvergessen die verschiedenen Anlässe, wo man Diebstähle vermutet und eigentlich schon den möglichen Täter identifiziert hat, als auf einmal das vermeintliche Diebesgut wieder auftauchte (der Widerwille gegen den vollkommen zu Unrecht Verdächtigten wurde aber nicht geringer, im Gegenteil: Wenn der nicht so ein merkwürdiger Mensch wäre, hätte man ihn doch nicht im Verdacht gehabt! Der hat ja quasi unsere schlimmsten Instinkte provoziert!). Wer gerne vermutet, dass alle merkwürdigen Dinge von bösen Menschen in der Umgebung verursacht wurden, ist dann später einer von denjenigen, die sich im Altenheim dauernd beklagen, dass die Pfleger sie bestohlen haben und sich alle verschworen haben, um einem zu schaden. Ich habe da keine Lust drauf. 

Weil ich nicht unbedingt davon ausgehe, dass überall böse Menschen zugange sind, dauert es aber manchmal auch länger, bis ich bestimmte Dinge bemerke. Ich hatte mich die letzten Wochen schon ein paar Mal gewundert, dass von den Gold Medal-Tomaten noch gar keine reif geworden ist; irgendwie dachte ich immer, dass da die ersten schon rot würden, aber beim nochmaligen Nachsehen waren doch noch alle grün. Letzthin beim Gießen am Abend stellte ich fest, dass diese zwei Pink Boar nicht mehr an der Pflanze waren:


Nun hatte ich die immer besonders im Auge, weil ich von der Sorte bislang nur eine geerntet hatte und die nicht so überragend war, ich war mir aber nicht sicher, ob die schon wirklich reif war und freute mich deswegen auf gut ausgereifte Exemplare. Kurze Nachfrage bei der Familie: Hatte keiner gepflückt (die Familie bedient sich im Wesentlichen bei den Cocktailtomaten). Beim Gießen hatte ich dann auch noch das Gefühl, dass noch mehr fehlte. Ich hatte letztes Wochenende die Pflanzen, an denen keine Früchte mehr waren, abgeschnitten, seitdem nicht mehr geerntet, aber da waren plötzlich noch mehr Pflanzen, die abgeerntet waren. Im Laternenlicht sah ich zumindest noch eine schöne German Gold, dachte mir, das muss ich mir bei Tageslicht noch einmal ansehen, vielleicht sind ja ein paar runtergefallen oder ich übersehe die Hälfte.

Am nächsten Tag war dann auch die German Gold weg; von den Fleischtomaten sind jetzt noch ein paar grüne Früchte übrig, ansonsten ist nichts mehr da. Runtergefallen sind die Früchte nicht, wenn Tiere zugegriffen hätten, würde man irgendwelche Spuren sehen. Wenn man sich die Pflanzen ansieht, sieht man, dass die Fruchtstände abgezwickt wurden. 

Nun musste auch ich meine Zurückhaltung aufgeben und den einzig möglichen Schluss ziehen:

Irgendjemand klaut mir meine Tomaten

Vor ein paar Jahren hat sich schon jemand an unseren Kürbissen bedient. Um bei uns etwas aus dem Garten zu stehlen, braucht man zwar gehörige Frechheit, aber schwierig oder unmöglich ist es nicht. Keine Ahnung, wer so etwas macht. Wenn ich nicht die verschiedenen Sorten immer gut im Auge hätte, wäre es mir vielleicht auch gar nicht aufgefallen. Ich habe jetzt alles was einigermaßen reif ist abgepflückt und von den Gold Medal zumindest ein paar hellrote zum Nachreifen eingepackt, damit ich zumindest eine davon auch mal probieren kann. Im Prinzip habe ich jetzt aber nur noch ein paar Cocktailtomaten, der Rest ist durch. Scheiße.

Ich mag mich jetzt gar nicht aufregen, man soll sein Herz nicht hängen an Dinge. Und von allen Dingen, die Menschen widerfahren können und gerade widerfahren, ist "Mir hat jemand ein paar selbstgezogene Tomaten geklaut" sicher das geringste Problem. Das Jahr, in dem das die einzige Beschwerde ist, ist sicher ein glückliches Jahr. Mögen dem Dieb oder der Diebin die Tomaten schmecken. Für das nächste Jahr muss ich aber tatsächlich nachdenken, ob es sinnvoll ist, Pflanzen über sieben Monate zu ziehen und zu pflegen, damit dann jemand anderes zum Ernten kommt. Die Zeit kann man dann eventuell sinnvoller verbringen.

24 Kommentare:

  1. Jeder Mensch ist ein Abgrund.
    Man schaudert, wenn man hineinsieht.

    Georg Büchner

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    1. Wie schon gesagt: Wenn die Abgründe der Menschen nur darin bestünden, dass sie heimlich Tomaten mopsen, dann wäre die Welt ein angenehmer Ort.....

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  2. Ja es gibt Schlimmeres, trotzdem ist das ärgerlich... Meine Tomaten wurden zwar nicht geklaut, aber ich habe wenig Hoffnung, dass die großen Sorten noch rot werden. Und meine wilden Tomaten, die ich mühsam aus uralten, in einer Schachtel vergessenen, und zufällig wiedergefundenen Kernen gezogen habe, sind auch noch grün. Ich hätte so gerne frische Samen davon, denn das sind die allerbesten Tomaten! Es war hier im Norden einfach kein ideales Tomatenwetter, aber ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben...:-)

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    1. Die Hoffnung hilft uns leben.

      Johann Wolfgang von Goethe *mitdäumchendrüüück*

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    2. Bei Tomaten besteht halt immer die Gefahr, dass relativ plötzlich die Arbeit umsonst war... Aber bis Anfang Oktober kann es noch was werden, vielleicht werden ja alle noch schnell rot...

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  3. "Achtung: Genmanipuliertes Versuchsfeld"... So ein Schild KÖNNTE eventuell Abhilfe schaffen?... Und wenn das nicht hilft, dann sollte das hier Wirkung zeigen: "Möge die Tomatenfäule auf eure Finger übergehen und aus Langfingern Kurzfinger machen!!!" ... ohne Gewehr... äh... Gewähr natürlich!

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  4. Bei uns wurde vor einigen Jahren ein Kirschbaum abgeräumt, der relativ nah beim Haus stand. Also eine Nacht-und-Nebel-Aktion! Im Jahr drauf haben wir à la "kirschblüten-tsumani" ein Schild aufgestellt, dass die Kirschen frisch gespritzt wären und somit gesundheitsschädlich, und wir keine Verantwortung für gesundheitliche Schäden übernehmen würden! Die Leute, die vorbeimarschiert sind, haben geschimpft wie die Rohrspatzen, ob wir sie veräppeln wollen - aber geklaut wurde trotzdem nichts mehr... Es hat sich wohl doch niemand mehr an die Früchte getraut... :-D

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    1. Dann sollte ich es vielleicht mal nächstes Jahr so probieren.. ;-)

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  5. Da Du noch ein paar grüne Tomaten hängen hast, könntest Du es ja mal mit einer kleinen Kamera, mit Bewegungsmelder - Wildtierkamera, o.ä. - probieren.
    Ich meine nicht, dass es jemanden abhält, aber ich wäre wirklich neugierig, ob es wirklich Menschen sind, die sich da bedienen.
    Du schreibst zwar, dass es kein Tier sein kann, aber ich kenn da ein paar Pappenheimer hier in Pankow, denen man alles zutrauen kann.
    Waschbären! Wenn ich keinen Hund hätte, hätte ich diese klammheimlichen Besucher meines Gartens auch niemals gesehen. Sie sind sehr geschickt, nachts unterwegs, klauen mit ihren kleinen Händchen komplettes Obst / Gemüse und schleppen es fort.
    Andere Tiere würde es wahrscheinlich eher anfressen, als komplett mitnehmen, aber ein paar Experten gibt es eben auch im Tierreich. Manche Rabenvögel pflücken auch Früchte und tragen sie fort. Ob sie Tomaten fressen weiß ich aber nicht .. Eichhörnchen sind auch Allesfresser und den kleinen Kobolden trau ich auch eine Menge zu .. Wir haben hier soviele heimliche Mitbewohner, von denen manche nicht mal wissen, dass sie sogar mitten in der Stadt wohnen. Sogar Dachse!

    Klar mag es naiv sein; wahrscheinlich hast Du auch recht & es sind Menschen, die da klauen; aber ich wär zumindest neugierig, wer da wirklich der Dieb ist.

    LG Namenlos

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    1. Ich gebe zu, so eine Kamera wäre interessant. Tiere waren eigentlich auch meine erste Vermutung, da bei uns auch ab und zu Tomaten angeknabbert werden, aber an den Pflanzen sieht man, dass die Triebe schön abgezwickt sind (wie gesagt, ich wäre ja persönlich ganz froh, wenn es eine andere Erklärung gäbe, das Ganze ist mir doch zu bescheuert). Waschbären hat man bei uns noch nicht gesichtet, die wären sicher auch für einige Verwüstung und ein paar Blogposts gut.... Liebe Grüße, Andreas

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  6. Hab da noch eine Theorie, wer die Tomaten geklaut haben könnte... Vielleicht wollten die Aliens ihre "Leute" wieder nach Hause bringen und waren sich nicht sicher, wer dazu gehört und wer nicht. Weil das Zurückbringen aber sehr zeit- und kostenspielig ist, haben sie sich gesagt: Alle mitnehmen. Die falschen versklaven wir einfach... *vielleicht*

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    1. Wenn wir hier noch lange so Kram schreiben, haben wir im Internet die Alien-Tomaten-Verschwörungstheorie etabliert (ich habe auch noch ein paar sehr merkwürdige Tomatenfotos, aber die hebe ich mir eventuell bis Halloween auf....)

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    2. Sollte es eine Tomaten-Befreiungsfront geben? (Das ist doch alles Ketchup.)

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    3. Na, klar, noch nie was von der Reife Alientomaten Front gelesen? Die kennen kein Pardon!

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    4. Damit ist doch der Grundstein für den" Bierlinalen Bolgtag der Freiheit" gelegt.

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    5. Du musst doch den Herr Ackerbau erstmal aufklären, worum es hier geht... Herr Ackerbau, wir planen mal wieder ein Blogspecial und du bist dazu eingeladen (oder sagen wir mal salopp: wirst genötigt) wieder mitzumachen... Siehe hier:
      http://die-andere-kamera.blogspot.de/2015/09/immer-auf-der-flucht.html

      Über den Titel können wir noch streiten. Ich wäre für "Neue apokalyptische Erkenntnisse von der Befreiungsfront", aber der Titel ist noch verhandelbar... LOL

      Ein Termin steht auch noch nicht fest. Vermutlich in apokalyptisch naher Zukunft.

      Eine Absage wird übrigens nicht toleriert und eine Freistellung geht nur mit einem vom Papst mit Blut unterschriebenem Attest und den Nachweis über dessen Blutgruppe.

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    6. Mit Tomatensaft unterschrieben lasse ich auch noch gelten...

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    7. Also mit den Bienen und den Blumen ist das so...
      Der Rest ist dann nicht mehr ganz jugendfrei.

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    8. Was? Eine apokalyptische Aufklärungsblogparade? Mann, mann, mann.

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