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Sonntag, 28. Februar 2016

Love in vain

(Zugleich ein Beitrag für Frau Tonaris "Rost-Parade"-Projekt.)

Die letzte Dienstreise war in mancherlei Hinsicht nützlich, vor allem auch, weil ich auf dem Hauptbahnhof von Essen ein schönes Motiv für die Rost-Parade gefunden habe (die Invalidenstraße habe ich rostmäßig so langsam aufgebraucht). 

Ein schön verrosteter Prellbock, bei dem man die Strebenkonstruktion, die einen Aufprall abmildern soll, bewundern kann. Hinter dem Prellbock hat sich auch die Natur wieder ihr Terrain zurückgeholt: es wächst ein Bäumchen, das hier von niemanden mehr gehindert wird.

Was für Musik passt zu so einem Sackbahnhof? Wenn es auch nicht viel rostige Lieder gibt, der Bahnhof ist doch ein magischer, gern besungener Ort. So würde "Love in vain" gut passen,  fast 80 Jahre alt, von Robert Johnson, dem König des Delta-Blues, der dem Teufel an der Wegkreuzung begegnete: Durch den Regen zum Bahnhof, der Zug fährt ab, man sieht den Lichtern nach: die Liebe war vergebens.  

Aber man sollte wohl noch die andere Bahnhofs- und Abschiedsgeschichte hören: Sally MacLennane von den Pogues. "Wir gingen durch den Regen zum Bahnhof, küssten ihn zum Abschied und brachten ihn zum Zug." "Gebt mir Bier und einen Schnaps aus, denn ich gehe weit, weit weg!" Abschied für einen Abenteurer, vielleicht dem einzigen, der es aus dem Dorf in die weite Welt schafft. Auch traurig, aber voll der Verheißung. 

Vor Jahrzehnten wurde das gerne in unserem Jugendzentrum gespielt, nach dem Lied waren regelmäßig alle Besen und Stühle kaputt, weil jeder sich irgendetwas nahm, um Luft-, nein Holzgitarre zu spielen. Und alle träumten davon, auch einmal weit weg zu fahren. Meist war man aber schon froh, wenn man dann noch heil nach Hause kam. 

Escape from the digital world

Wie die letzten Jahre auch gibt's in der Familie Ackerbau in der Fastenzeit eine internetfreie Woche. Deswegen passiert hier die nächste Woche erstmal nichts; die Rostparade schmuggele ich aber heute abend noch rein. Am 5.3. geht es dann wieder weiter ("Muss ja.").

In der Zwischenzeit macht bitte nicht zuviel Unfug hier oder anderswo; es wäre aber nett, wenn einer für mich die Kommentarschicht beim Kiezschreiber übernehmen würde, sonst verpasse ich den Monats-Bonus. Kenntnisse in Lakritze und historischen Begebenheiten hilfreich, aber nicht Voraussetzung. 

Wem der Lesestoff fehlt, dem sei empfohlen, einmal bei Grant Snider reinzusehen. Wunderbare Bildgeschichten; von ihm stammt auch der Titel dieses Posts. Seine Anleitung zur Flucht aus der Digitalen Welt sei jedem empfohlen, ich werde versuchen, sie eine Woche zu befolgen.

Samstag, 27. Februar 2016

Das Lied der rückständigen Metalldiebe


"So gibt es manche Sachen, die wir getrost belachen,
weil unsere Augen sie nicht sehen."

Freitag, 26. Februar 2016

Bedeutende Dienstreisen (8)

Motto: "Das einzige, was hier läuft, ist die Zeit" (Razzia, Das letzte Stadium)

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Als ich kurz nach 6 Uhr aus dem Haus gehe, merke ich, dass ich mich nicht rasiert habe. Geht ja gut los. 

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Ich sitze eigentlich genau im gleichen Zug wie letzte Woche und könnte die Fotos vom letzten Post noch einmal aufnehmen (schnaftes Projekt: Jede Woche ein neues Wolfsburgfoto). Aus prinzipiellen Gründen die Idee wieder verworfen (gut, ich saß diesmal auch auf der falschen Seite).

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Die Sonne geht auf im ICE. Ein Mitreisender beginnt ein Telefonat vielversprechend mit "Verdammte Scheiße", redet dann aber zu leise. Ich weiß jetzt aber, dass er mehr delegieren würde, wenn er mehr Führungskräfte hätte, oder dass er delegieren würde, wenn er eine Führungskraft wäre, warum nuscheln die Leute aber immer auch nur so? Schon lange auch keinen Anwalt mehr im Abteil gehabt, der halb brüllend Drohbriefe diktierte, fahren die jetzt alle Fernbus?

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Zugteilung in Hamm! Hammer!

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Umsteigen in Essen. Aussteigen in Mühlheim. Der Bahnsteig wird gerade aufgerissen, das Ganze hat einen etwas morbiden Charme. Hier ist auch das berüchtigte Warnplakat gegen illegale Zigaretten plakatiert, in der Umgebung kommt es mir aber auf einmal so vor, als sei es kein Warnplakat, sondern ein Werbetestimonial wie "Natürlich ernähre ich mich gesund" oder "An meine Haut kommt nur Wasser und CD". Ob die Agentur diese Wirkung bedacht hat?

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Am Bahnhofsgebäude sind die beliebten Sandsteinreliefs von nackten Kleinkindern, die an sich herumtatschen. Meine Aufmerksamkeit ist aber etwas abgelenkt, da ich die Bahnhofsumgebung nicht so richtig mit dem kleinen Kartenauszug, den ich mit mir rumtrage in Einklang bringen kann. Die Straßen, die ich entlang gehen müsste, scheint es gar nicht zu geben. Erwäge kurz, mich telefonisch im Büro zu beschweren, bis mir langsam klar wird, dass ich ja eigentlich auch gar nicht in Mühlheim aussteigen hätte müssen. Zurück zum Bahnsteig. 

(Schade, war hier gar nicht so übel. Wenn mir Berlin mal zu aufgeräumt ist, ziehe ich nach Mühlheim.)

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Jetzt richtig ausgestiegen, ich komme aber trotzdem nicht so richtig weiter, weil die Fußgängerampeln an der Kreuzung gar nicht grün werden. Stelle nach etwa fünf Minuten fest, dass man hier drücken muss für ein Signal; in Berlin gibt's das praktisch nicht mehr. Komme bei der Veranstaltung dann aber noch rechtzeitig zur Kaffeepause an. Die Thematik muss hier im Dunkeln bleiben, ich steuere nur die wichtige Erkenntnis bei, die der Moderator der letzten Veranstaltung, bei der ich war, formuliert hat: "Der Fisch muss ja nicht dem Angler schmecken, sondern der Wurm dem Köder."

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Ich bin mal wieder bei einer Veranstaltung, weil der Kollege, der eigentlich für einen Redebeitrag zugesagt hat, jetzt doch lieber in den Urlaub fährt. Solche Vertretung ist nicht ohne Reiz, wenn man's verbockt, hat der Kollege den Ärger. Während der nächsten Vorträge überlege ich mir, was man sagen könnte. Mir fällt ein drastischer Spruch ein, sowie ein, zwei eitle und überflüssige Korrekturen des Vortrags des Vorredners. Nein, das wäre nicht angemessen, das sollte man nicht machen, ich denke mir lieber noch ein langweiliges Statement aus, mit dem man nicht aneckt. Da hatte mir doch mein Kollege etwas mitgegeben? Ich werde mich ja soweit im Griff haben, dass ich auf dem Podium nicht mit dem anderen Kram anfange. Bin ja Profi. 

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VERDAMMT! 

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Nach der Veranstaltung erlebe ich ungeahnten Zuspruch. Die meisten finden ja Krawall auf dem Podium ganz gut. Nun muss ich nur hoffen, dass mich keiner bei meinem Kollegen verpetzt. 

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Zurück mit dem Flugzeug. Kein Sascha Lobo in Sicht, aber ich glaube, Christian Bommarius, der in der Berliner Zeitung kluge Kommentare schreibt, war auch im Flieger. Mein Leben ist glamourös. 

Donnerstag, 25. Februar 2016

Übrigens...

... letzthin ist jemand auf meinen Blog mit dem Suchbegriff "tiefgefrorene Meerschweinchen" gekommen. Bei der Bildersuche nach diesem Begriff bin ich ganz weit vorne. 

(Eine ganz andere Frage: Warum hat eigentlich keiner etwas zu der Murmeltier-Geschichte im vorletzten Dienstreise-Post gesagt? Mich hat sie nachhaltig verstört.) 

Mittwoch, 24. Februar 2016

Auf dem Heimweg


(Früher war hier das Galgenfeld.)



Montag, 22. Februar 2016

Mission accomplished!

Endlich habe ich das geschafft, was ich mit dem Bloggen hier immer bezweckt habe: Man ist neidisch auf mein glamouröses Leben! (Zu Recht, zu Recht!)

(Bei Herrn Nervenruh sollte man übrigens unbedingt auch in die Rezeptsammlung sehen. Da habe ich mir einiges vorgemerkt.)

Sonntag, 21. Februar 2016

Los geht's

Wie jedes Jahr um diese Zeit will ich mit der Tomatenanzucht beginnen. Noch nicht zu spät, aber auch nicht unbedingt zu früh (für die Chilis ist es allerdings wieder fast zu spät, nächstes Jahr mache ich es besser). Die Pflänzchen werden dann die nächsten acht Monate tägliche Aufmerksamkeit brauchen.

Wie jedes Jahr habe ich mir auch vorgenommen, die Pflanzenvielfalt etwas einzuschränken, da ich ja jedesmal komplett die Übersicht verliere. Dieses Jahr habe ich aber dank des Geschenks von Frau Tonari zumindest alle meinen alten Sämereien sofort im Griff und im Blick. Ansonsten hat der Vorsatz nicht gefruchtet. Ich habe zwar die bewährten Sorten wieder geholt, konnte mich bei ein paar Neuerwerbungen aber nicht zurückhalten. Und Frau Tonari hat mir auch ein paar sehr interessante Dinge zukommen lassen, also wird's nicht an Vielfalt fehlen. 

Am Start sind die altbewährten
- Rote Johannisbeere
- Gelber Dattelwein
- Black Cherry

Diese drei wären auch meine Empfehlung für jeden der sehr schmackhafte, pflegeleichte Naschtomaten anbauen will. Besser schmeckende Cocktailtomaten gibt es kaum. 
Vom letzten Jahr übernommen habe ich
- Black Plum
- Zuckerpflaume
- Himbeerrose

Die waren auch recht ordentlich, gerade die Black Plum war sehr lecker, hatte aber auch Probleme mit Fruchtfäule. 

Bei den Fleischtomaten kommen die folgenden Klassiker:
- German Gold
- Goldie Yellow Giant Belgium (merkwürdigerweise habe ich diesmal zwei verschiedene Sorten, eine Goldie, eine Yellow Giant Belgium, bekommen, bislang dachte ich immer, es sein eine Sorte. Ich werde es rausfinden).
Das sind aus meiner Sicht die besten Fleischtomaten; eine reine Freude. Da sie nur wenige große Früchte tragen, ist das aber immer eine Zitterpartie.

Vom letzten Jahr übernommen habe ich 
- Apricot Brandywine
von viel früher die 
- Black Krim, auf die ich mal wieder Lust habe. Große dunkle Fleischtomate.

Und was kommt neu dazu?

Bei den Cocktailtomaten
- Barbajanka
- Goldita
- Chocolate Stripes 

Bei den Fleischtomaten kommen
- Brandywine Black (im Prinzip habe ich bald nur noch gelbe und schwarze Tomaten..)
- Bührer Kehl
- Marmande Cuaranteno
- Dancing with Smurfs (das sind, wie der Name schon andeutet, blaue Tomaten)
Und die Reisetomate ist auch wieder am Start (die letzten vier Sorten habe ich von Frau Tonari bekommen)

Ich zähle jetzt gar nicht durch, dazu kommen noch verschiedene Paprika und Chilis (den Kürbis und die Melonen erwähne ich jetzt gar nicht, Ihr haltet mich ja sonst für bescheuert.)

Wer so lange mitgelesen hat, hat eine Belohnung verdient. Wie schon im letzten Jahr gebe ich gerne von den Sämereien ab. Einfach in den Kommentaren schreiben, was man gerne hätte und ich mache ein paar Briefchen bereit. Auf eine gute Tomatensaison!

Samstag, 20. Februar 2016

Bedeutende Dienstreisen (7)

(tl; dr: Das spannendste war die Zugteilung in Hamm.)

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Sehr früh am Hauptbahnhof. Schon einigermaßen nervös, weil mir klar ist, dass ich bei diesem Dienstreisepost nicht einfach ein paar Wolkenbilder posten kann, wenn mir gar nix einfällt (na gut, man kann immer ein paar Deutsche Bahn-Witze machen). Auf dem Bahnsteig erschreckende Dinge. Verschwinden hier nicht regelmäßig Leute?


(Der Hauptbahnhof: Abgründe tun sich auf.)

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 Als S. und ich schon auf unseren Plätzen sitzen, irren noch viele Reisende durch den Zug. Wir beide sehen auf, als wir ein sehr seltsames Rollkoffergeräusch hören. Aber es ist gar kein Koffer, sondern ein Reisender mit einer Art Kampfmops, der ein rhythmisches Knurren von sich gibt. Als das Tier auf meiner Höhe hält, hebt es den Kopf mit dem großen Kiefer und schenkt mir einen Blick, den ich als "Du kommst auch noch dran" deute. Der Besitzer sagt "Ruhig, Großer" und die beiden ziehen rhythmisch knurrend weiter. 

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Wolfsburg. Abgastester auf der Flucht. 

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Zugteilung in Hamm!

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Ausstieg in Hannover, schnell zu einem Hotel. Ich muss etwas erzählen zu einem Thema, von dem ich Ahnung habe, und auch zu einem Thema, von dem ich keine Ahnung habe, weil ein Kollege krank geworden ist. Ob mein Publikum den Unterschied bemerkt? Ich finde es nicht heraus, weil ich gleich nach dem Einsatz wieder zum Bahnhof muss. Um den Zug noch zu erwischen, habe ich für 11.05 Uhr ein Taxi bestellt. (Achtung, jetzt kommen ein paar sehr vorhersehbare Scherze. Beklagt euch beim Leben, nicht bei mir).

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11.05 Uhr - kein Taxi
11.10 Uhr - kein Taxi
11.15 Uhr - kein Taxi.
Um 11.20 Uhr geht es los, der Fahrer versucht, noch ein paar Minuten rauszuholen. Am Bahnhof kann er nicht vorfahren, da ein Kollege von ihm die Einfahrt versperrt. Ich zahle, steige aus, renne zum Bahnsteig, haste die Treppe hoch, stehe gerade noch rechtzeitig am Bahnsteig. 
Zug hat 30 Minuten Verspätung. (Ja, predictable, ich kann auch nichts dafür.)

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Am Bahnsteig geht ein Mann mit einem Stock auf und ab und murmelt vor sich hin. Plötzlich bleibt er stehen, wirft seinen Kopf nach hinten und sagt laut, in einem Tonfall, den man verwendet, wenn man mit jemand spricht, der gar nichts versteht: "Aber das ist doch ein klarer sachlicher Fehler hier. Darauf muss man ihn aufmerksam machen!" Ich bin mir nicht sicher, ob er telefoniert oder mit sich selbst spricht. Später kommt er noch einmal vorbei und summt laut und mit hoher Stimme vor sich hin. 

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Ich bin mir gar nicht sicher, ob sich die weitere Fahrt noch lohnt, wenn der Zug erhebliche Verspätung hat. Der Termin wurde von einem Kollegen vereinbart, der mich vor ein paar Wochen fragte, ob ich auch mitkommen könnte. Ja, warum nicht. Der Kollege hatte dann aber plötzlich keine Zeit mehr, so dass ich jetzt alleine unterwegs bin. Bedauerlicherweise weiß ich nicht, um was es eigentlich gehen soll, ich habe gestern zumindest noch rausgefunden, wer eigentlich außer mir noch teilnimmt. Wenn sich die Verspätung noch erhöht, dann komme ich in Castrop-Rauxel an, wenn die anderen Gesprächspartner schon keine Zeit mehr haben. Aber was soll's. Ich mag diese ziellosen Reisen und ich mag es eigentlich auch, zu Terminen zu gehen, bei denen ich keine Ahnung habe, was eigentlich passiert. Hält jung. Oder irgendetwas. 

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Im Zug telefoniert einer hinter mir, es hat wohl irgendetwas mit Webdesign zu tun. "Gut, dann machen wir das so, dann sieht's halt scheiße aus, aber funktioniert wenigstens." Ich schließe ihn sofort ins Herz, leider redet er danach leiser und ich kann nicht mehr mithören.

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Ich komme fast rechtzeitig an, die folgende S-Bahn-Fahrt von Dortmund nach Castrop-Rauxel ist atemberaubend, ich würde am liebsten  alle 100 m den Zug anhalten, um ein Foto zu machen. Das kann ich leider nicht, aber auch der Blick am Hauptbahnhof Castrop-Rauxel gefällt mir gut. 

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Die Besprechung ist nett, ich werde mit Mettbrötchen versorgt. Für einen Besuch bei Peppone fehlt leider die Zeit. 

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Auf dem Rückweg sitze ich im überfülltem Abteil zwischen Leuten, die offenbar in der Jury eines Computerspielpreises sitzen. Ich könnte jetzt wirklich Geschichten erzählen über die Spiele in der Kategorie "Pädagogisch für Unterfünfjährige", da gibt es ein paar, die haben nun wirklich gar keine Chance. Während wir sitzen, läuft etwa sieben Mal ein kleiner Junge mit einer kleinen Plastikgitarre an uns vorbei, gefolgt von seinem etwas entnervten Vater. Beim zweiten Mal verrät uns der Vater, dass der Sohn andauernd von einem Ende des Zuges zum anderen rennt. Die Ausdauer des Sohnes scheint größer als die des Vaters zu sein. Beim letzten Mal steht der Schaffner im Weg, das stört den kleinen Mann aber nicht, er schlüpft ihm einfach durch die Beine. 

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Hamm. Der geteilte Zug wird wieder komplettiert. Nur noch wenige Stunden bis zum Gesundbrunnen. 


Freitag, 19. Februar 2016

Mittwoch, 17. Februar 2016

Besuch im Nebenzimmer (17)

Es ist mal wieder Zeit nachzusehen, was im Zweitblog los war.



(Symbolbild: Superambiente, wenig Betrieb,)


Zunächst ein Konzertbericht über das vergnügliche Konzert von Frank Turner, Skinny Lister und Will Varley. Ein rundum positiver Abend. Der Blogbeitrag hat zudem ein schönes Foto eines Kontrabass-Spielers, der durch die Menge getragen wird. Danach noch etwas Musik von Will Varley, der aussieht wie der junge Fredl Fesl und Musik macht wie ein Sohn von Billy Bragg und Reinhardt Mey. In meiner Welt ist diese Kombination alles andere als abschreckend. Ein paar schöne traurige Folklieder nebst biographischen Reminiszenzen. Danach ein paar Worte zu Arbeit und Struktur, dem letzten Buch von Wolfgang Herrndorf, einem Tagebuch seiner Erkrankung. In der Zeit, in der ich begann die Invalidenstraße zu fotografieren, ging dort ein sterbender Dichter umher, ohne dass ich's wusste. Zu dem Buch haben andere schon besser geschrieben, ich weiß. Anschließend ein kurzer Gedanke zu meiner Generation. Traditionellerweise ein Post zum Todestag von Markos Vamvakaris, diesmal mit einer Rezension der Autobiografie, die 2015 endlich auch auf englisch erschienen ist. Ein  Bericht über ein hartes Leben in harten Zeiten. Haschisch, Frauen, Musik. Schließlich ein Post zum zweiten Geburtstag des Blogs, mit einem kurzen Rückblick und einer kleinen Verlosung. Als Nachschlag die Geschichte vom Schiff aus Persien, das der Zoll von Korinth mit 11 Tonnen Haschisch angehalten hat.

Die bisherigen Zusammenfassungen der Blogposts findet man, wie immer, gesammelt unter dem Tag "Nebenzimmer".  







Dienstag, 16. Februar 2016

Haben Sie mögen lachen? (Ich und mein Smartphone)

Es gibt viele berechtigte Diskussionen darüber, welche Daten unsere schlauen Geräte sammeln und weiterleiten, und dass das uns offensichtlich ziemlich wurscht ist. Das ist ein großes Problem, aber hier soll es um ein anderes Problem gehen: Mein Handy verarscht mich. 

In meiner Hosentasche entfaltet es ein etwas merkwürdiges Eigenleben. Nicht zufrieden mit den Aufgaben, die es von mir bekommt, will es schwierigere, vielleicht für es interessantere Aufgaben meistern. So habe ich es letzthin ertappt, wie es offensichtlich ein paar Dinge aus dem asiatischen Raum erfahren wollte:


(Keine Ahnung, wie eine solche Google-Suche zustande kommt. Und wenn das irgendetwas Illegales oder Obszönes sein sollte, dann beschwert euch bei meinem Samsung, nicht bei mir) Ich habe Glück, dass ich eine solide Flatrate habe, die auch mit solchen Alleingängen des Gerätes noch zurecht kommt. 

Das Telefon hat aber offenbar auch das Bedürfnis, mit meinen Bekannten zu kommunizieren; anders kann ich mir z.B. diesen SMS-Entwurf (der Gott sei Dank nicht abgeschickt wurde) nicht erklären. Ein verzweifelter Hilfeschrei? Der Versuch, mich von den wenigen verbliebenen Freunden zu entzweien? Ich werde es nie erfahren. Das letzte Mal, dass ich so etwas gesehen habe, war, als ich vor langer Zeit immer unseren Hamster über die Computertastatur laufen ließ. 

Wenn ich selbst das Handy bediene, bekomme ich auch ab und zu den merkwürdigen Humor des Geräts zu spüren. Die Bilder für diesen Blog bearbeite ich mit einer kostenlosen Handyapp, die alle zwei Sekunden versucht, Werbung einzublenden, auf die ich dann aus Versehen klicke (das erklärt vielleicht die Bilder hier ein wenig). Letzthin wurde mir allerdings folgendes eingeblendet:


Was bedeutet das? Wer klickt auf so etwas?

Mein Handy verarscht mich. Die Maschinen haben gesiegt.


Montag, 15. Februar 2016

Immobiliensorgen

Letzthin eilig in meine Halbschuhe gestiegen, zu spät gemerkt, dass ein Steinchen drin war, weil ich's eilig hatte, habe ich das Steinchen nur nach vorne geschoben und dann wieder vergessen. Das nächste Mal beim Anziehen wieder das gleiche, wieder eilig, Steinchen vergessen. Heute aber habe ich etwas Zeit und ziehe den Schuh wieder aus, um das Steinchen endgültig los zu werden. Aber was muss ich sehen?


Ich habe in meinem Schuh ein Plastikhaus aus dem Monopoly-Spiel rumgetragen. Keine Ahnung, wie das da rein kam. Kleine Erinnerung daran, dass auch unser Haus noch größtenteils der Bank gehört.

Samstag, 13. Februar 2016

Verpasste Ernte



(Den Original-Zombieapfel gibt es natürlich hier.)

Freitag, 12. Februar 2016

Bedeutende Dienstreisen (6)

(Ich habe mich entschieden, zumindest bis Ostern ziehe ich es durch: Schmerzhafte, ungeschminkte Berichterstattung über jede Dienstreise, heiß und fettig in your face. Das tut mir genauso weh wie Euch. Bereitet Euch schon mal auf Castrop-Rauxel nächste Woche vor.)

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Um 4.40 Uhr aufstehen macht nicht wirklich gute Laune. Hilft aber nichts, wenn man um 6.20 losfliegen muss.

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Bei der Sicherheitskontrolle, wie schon die letzten Male, das Alarmpiepsen, danach einfühlsamer Körperkontakt. Lieber jeden Nacktscanner als jedes Mal am Flughafen den Popo getätschelt zu bekommen. Letzthin wurde ich sogar auf Sprengstoff getestet, der Teststreifen wurde an Händen und meinem Hosenbund vorbeigeführt. Allerdings waren weder Hosenbund noch Hände explosiv.

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In Tegel stelle ich fest, dass nicht nur für Behinderte und Mütter mit Kindern Plätze reserviert sind:

(Auf den Zähnen steht: Dirty Model.)

Ich setze mich da nicht hin, da ich keinen Bart habe. Um 5.30 Uhr sind Sitzplätze auch kein Problem.

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In der Frühe gibt es vom Flugzeug aus noch nicht viel zu sehen. Aber eigentlich habe ich ja inzwischen ohnehin schon alles geschrieben, was sich über Wolken von oben sagen lässt.

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Ich lerne heute, dass ich 80 Jahre lang täglich 2000 Liter Wasser eines Binnengewässers trinken müsste, um das Wirkstoffäquivalent einer Ibuprofen-Tablette zu mir zu nehmen. Dann doch lieber weiterhin zur Apotheke (Ansonsten: Wissenswertes über den Nordirak).

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Erkenntnis vom Vortag: Wenn in einem Vorstellungsgespräch gefragt wird, ob man ein Gericht kennt, bei dem ein Murmeltier mit heißen Steinen gefüllt wird, ist irgendetwas schief gelaufen.

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Beim Rückflug nur am Anfang wolkig, über Berlin klarer Himmel. Der Fernsehturm in der Mitte der großen Allee, die wie helle Lavaströme von ihm ausgehen. An der Beusselstraße Störungen im Betriebsablauf wegen eines Polizeieinsatzes. Wieder zuhause.  

Donnerstag, 11. Februar 2016

Allgäuer Tierwelt


Diese merkwürdigen Tierchen habe ich bei unserem Heimaturlaub entdeckt. Sie sehen zwar eher harmlos aus, aber es gibt offenbar ziemlich viele. Ein Grund mehr, schnell wieder in die Hauptstadt zu fahren. 

Mittwoch, 10. Februar 2016

Bedeutende Dienstreisen (5)

In der Nacht merkwürdige Träume. Ich bin in der Wüste und sehe zwei Sonnen. Ich versuche, J.S. zu erklären, dass es ohne weiteres möglich sei, dass in bestimmten Teilen der Welt eben mehrere Sonnen zu sehen seien. Die Erklärung kommt mir im Traum selbst bescheuert vor. Vielleicht sollte ich am Abend nicht mehr Dr. Who sehen. 

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Das gewohnte Warten auf den TXL-Bus. Diesmal ein Blick nach rechts auf der Beusselbrücke. Ein schöner Turm, dahinter ein wunderbares Lager von alten Paletten. Der Bus kam zu schnell, sonst hätte ich mir das noch ein bisschen genauer angesehen. Sieht wie ein urbaner Geheimtipp aus. 

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Nach Nürnberg mit der Luftfahrtgesellschaft Walter. Kleine Propellermaschine, genau das, was man sich an einem stürmischen Tag wünscht. Zwei Sonnen sehe ich zwar nicht, dafür ist die eine Sonne wie ein weißer Fleck am Himmel. Das gefällt mir immer gut. 

Und vielleicht gibt es doch zwei Sonnen, weil ich ansonsten nicht verstehe, warum ich hier zum einen den goldenen Saum des Sonnenlichts unter den Wolken sehe, während die kalte weiße Sonne doch weiter oben zu sehen ist (meine Erklärungen sind auch im Wachen nicht besser).
(Das wäre auch ein schönes abstraktes Gemälde, oder?)

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Ich war, soweit ich mich erinnern kann, die letzten 43 Jahre nicht mehr in Nürnberg, habe aber heute auch nicht die Gelegenheit, allzu viel zu sehen. Das Meeting dauert zwar nicht so lange wie gedacht, ich muss aber im Anschluss noch ein paar Sachen fertigbasteln. Es fällt mir schwer, den an dieser Stelle obligatorischen irreführenden inhaltlichen Hinweis zur Dienstreise zu geben. Soviel sei gesagt: Ich weiß jetzt um einiges mehr über das Verhältnis von Energieeffizienz und Denkmalschutz. Groovy. 

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Da ich nicht in der Lage bin, sofort auf den richtigen Knopf zu drücken (wie soll man auch wissen, dass Erdgeschoss mit E bezeichnet wird), fahre ich mit dem eher antiken Fahrstuhl ein paar Mal viele Stockwerke rauf und runter. Zwischenzeitlich assistiert von einem angetrunkenen Betriebsrat (nennt mich den Sherlock des detektivischen Aufzugsmalltalks), der die Verzögerung aber nicht übel nimmt und mit einem zugestiegenen Kollegen mit Clownskrawatte unverständliche Fußballgeschichten austauscht. Ach ja, es ist Faschingsdienstag in Bayern. Ich bin mir aber nicht sicher, ob der eine an einem anderen Tag eine andere Krawatte angehabt hätte und ob der andere nüchtern gewesen wäre.  

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Ich kann meine Nürnberg-Kenntnisse nicht wesentlich erweitern, laufe allerdings durch den Nieselregen zum Hauptbahnhof. Falls ich irgendwann in Nürnberg Drogen erwerben wollte, habe ich jetzt eine gute Vorstellung, wo ich welche kriegen könnte. 

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Der Rückflug ist, von Start und Landung abgesehen, ruhig. Am Bahnhof Gesundbrunnen will anscheinend eine außerirdische Lebensform durch ein Lüftungsgitter klettern. 

(Habe ich erwähnt, dass ich nicht mehr so viel Dr. Who gucken sollte?)


Montag, 8. Februar 2016

Gemüseschnitt

Frau Ackerbau hat ein neues Küchengerät gekauft, mit dem man Gemüse in schöne Formen schneiden kann, zum Beispiel kann man damit aus Zucchini so eine Art Spaghetti fabrizieren. Frau Ackerbau kauft gerne Küchengeräte, ich denke wir können bald eine Art Pankower Küchengerät-Museum aufmachen, in dem man dann auch den absolut gräßlichen Hot-Dog-Maker, dessen Aussehen so obszön ist, dass ich hier kein Foto einstellen will, austellen könnte. 

Äh, wo war ich stehen geblieben? Das neue Küchengerät ist aber wirklich sehr nützlich, weil man damit schöne Gemüsegerichte machen kann. Was vom bearbeiteten Gemüse übrig bleibt, sieht dann allerdings so aus:


Das ist merkwürdig. Ein Zucchini-Elefant, natürlich (andere Deutungen in den Kommentaren mag ich erst gar nicht lesen). Und das ist, wie Frau Ackerbau festgestellt hat, der Karotten-Pinocchio:


(Letzthin stand ich ja in den Kommentaren unter Verdacht, irgendwie professionell zu fotografieren, was ich natürlich zurückweisen muss. Gute Fotografie ist hier meine wenigste Sorge. Allerdings gibt es doch ab und zu ein paar Kniffe und Hilfsmittel, mit denen ich diese wunderbaren Lichtbildwerke erstelle. Der Zucchini-Elefant konnte z.B. nur mit dieser Unterstützung fotografiert werden:


Sonntag, 7. Februar 2016

Bedenkliches

Wieder einmal meinen kleinen Reisekoffer gepackt, den ich nur recht selten brauche. In die vordere Reißverschlusstasche die verschiedenen Ladegeräte gesteckt, als ich feststelle, dass dort noch etwas wohl von der letzten Reise versteckt ist. Einigermaßen verdutzt ziehe ich einen kleinen Plastikbeutel mit einem feinen weißen Pulver heraus. Weder kann ich mir erklären, was das ist, noch habe ich eine Ahnung, wie das in meinen Koffer kommt. Fieberhaftes Nachdenken, aber alle, die Zugang zu dem Koffer haben, sind über jeden Verdacht erhaben. Ich nehme den Beutel noch einmal in die Finger und versuche mich zu erinnern. Aber ich habe außerhalb der Küche eigentlich nie mit weißem Pulver zu tun. Da fällt mir endlich wieder ein, woher der Beutel kommt: Als ich das letzte Mal zuhause war, hat mir mein Vater Speisenatron mitgegeben, damit ich auch mal Laugengebäck selber machen kann. 

Trotzdem war ich froh, dass ich das nicht bei der Sicherheitskontrolle am Flughafen auspacken musste

Samstag, 6. Februar 2016

Auf'm Weg nach Minga (2)

Wieder einmal München, diesmal aber nicht dienstlich. Warum sollte man die Jungen nicht auch einmal durch das Deutsche Museum schleppen, so wie meine Eltern es mit mir und meinem Bruder früher gemacht haben? Also geht es mit dem Regionalzug aus dem Allgäu in die große Stadt.

München ist so freundlich und empfängt uns Hauptstädter mit Berliner Flair - der S-Bahnverkehr ist unregelmäßig wegen einer Oberleitungsstörung (schöner wäre ja gewesen "wegen eines Polizeieinsatzes am Bahnhof Bornholmer Straße", aber man kann nicht alles haben). 

Außerdem hat jemand (für mich?) eine Kartoffel zwischen die Schienen geworfen. 

Als endlich die S-Bahn kommt, drängen sich alle Leute vom Bahnsteig hinein. Es wird gerade gemütlich im Wagen, als die Ansagerin etwas panisch wird: "Bitte nicht alle einsteigen, es ist nicht genügend Platz in diesem Zug. Warten Sie auf den nächsten Zug, in diesem Zug ist nicht genügend Platz." Die Söhne verstehen das nicht so recht, weil es eigentlich noch ganz behaglich im Waggon ist und man sich auch noch bewegen kann. Aber die Münchner haben vielleicht ein größeres Platzbedürfnis. 

Auch die Gehwege in München sind durchaus Berliner Niveau, da fühlt man sich doch gleich wohl:

Vor dem S-Bahnhof sehe ich allerdings etwas, was ich von Berlin noch nicht kenne: Irgendjemand ärgert sich offenbar über Fahrräder, die abgestellt werden, wo sie nicht abgestellt werden sollen. Und deswegen klebt er an die Fahrräder DinA4-Blätter, mit denen er dezent darauf hinweist, dass man hier eigentlich keine Fahrräder abstellen soll. Sehr charmant! In Berlin schraubt man in so einem Fall halt das Vorderrad und den Sattel ab.


Das Deutsche Museum macht dann den Eindruck, als hätte sich in den 35 Jahren seit ich das letzte Mal drin war, nicht mehr allzuviel getan, aber die Familie hat grundsätzlich Spaß. Was will man mehr?

Freitag, 5. Februar 2016

Nachdem das Eis geschmolzen war....

Auf der Spree finden sich merkwürdige Dinge:

Ein Mitnehm-Kaffee, eine Bierdose (Faxe?) und so Zitronensaft in einer gelben Plastikverpackung, die wie eine Zitrone aussieht.

Was das wohl für eine Party war?

Mittwoch, 3. Februar 2016

Was übrig blieb



Er sah schon länger schlecht aus, das Wetter schien ihm nicht zu bekommen. Eines Morgens fanden wir nur noch das hier. Seine Zeit war vorbei.