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Samstag, 18. Februar 2017

Bedeutende Dienstreisen (25) - Deja vu



Der Tag beginnt mit unheilvollen Vorzeichen. Punkt 0 Uhr steht die Katze vor der Schlafzimmertür und maunzt bedrohlich. Sieht sie Geister? Ist sie selbst besessen? Wir werden es nie erfahren, denn ich bin ja nicht blöd und stehe auf. 


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Kurz nach fünf ist das bestellte Taxi noch nicht da. Ich gehe ein bisschen die Straße entlang und finde ein Taxi, das langsam den Bürgerpark umkreist. Er habe die Straße nicht gefunden, meint der Taxifahrer. Gut, dass ich ihn gefunden habe, so komme ich pünktlich zum Flughafen. 

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Frau Ackerbau schickt mir ein Foto von etwas, was der Kater hineingetragen hat. Überlege kurz, einen Fünftblog „What the cat dragged in“ zu eröffnen, der sowohl für Katzen- als auch für Splatterfans geeignet wäre. Wahrscheinlich aber doch nur für die Schnittmenge dieser zwei Gruppen. Damit lässt sich dann auch kein Geld verdienen. 


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Ich habe wieder Gelegenheit, den Enteisungsmaschinen bei ihrer Arbeit zuzusehen. Irgendwie sieht das immer so aus wie in einem alten Science-Fiction-Film.


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Sitzung in einem wirklich schönen Besprechungssaal, der so riesig ist, dass gut dreißig Teilnehmer im Kreis sitzen können. Der Gastgeber verrät mir, dass hier ansonsten Besprechungen gehalten werden, bei denen keiner der Beteiligten in der zweiten Reihe sitzen wolle, deswegen sei die Bestuhlung so zweckmäßig. Es geht um klassische Themen, wie bürgerkriegsähnliche Zustände und Onroad/Offroad Parking


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Ich habe zwei Präsentationen dabei, eine halte ich gleich gar nicht, weil keine Zeit mehr ist, bei der anderen stelle ich fest, dass sie nach zwei Folien aufhört, obwohl ich eigentlich fünf gemacht habe. Muss mir merken, dass es ein guter dramatischer Effekt ist, wenn man ankündigt, jetzt wollen wir mal die Ergebnisse ansehen, und dann sogleich eine leere Leinwand kommt. Noch besser ist natürlich der dramatische Effekt, wenn einem selbst auch bewusst ist, dass keine Folie mehr kommt.


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Ich bekomme Nachricht, dass in Berlin gestreikt wird, mein Rückflug scheint aber einer der letzten zu sein, der noch geht. Da ich schon das letzte Mal gezwungenermaßen den Zug von Stuttgart nach Hause nehmen musste, wäre das auch ein bisschen zuviel des Guten. Die Berliner Streiks sind immerhin gut gemischt, erst zwei Tage Schulen, dann ein Tag Bodenpersonal. Der Schulstreik führte zu familiären Grimm, da nur bei J.S. und nicht bei J.J. gestreikt wurde. 


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Am Flughafen tut sich erstmal lange nichts, es wird eine Verspätung von 45 Minuten angekündigt, wenigstens nicht annulliert wie die anderen Flüge nach Berlin. Irgendwann können wir in den Bus einsteigen, der fährt allerdings lange nicht los. Im Flughafenbus der völlig irrationale Impuls, zu dem Herren neben mir: "Aus dem Weg, du Schwammerlkopf" zu sagen.  Nach zehn Minuten teilt uns der Fahrer mit, dass wir wieder aussteigen dürfen. Der Flug wurde doch annulliert. Wenigstens weiß ich schon, was man in solchen Fällen machen muss; gleich zum Ticketschalter, Bahnticket holen und zum Hauptbahnhof hüpfen. Die Ankunft in Berlin verschiebt sich damit um 5 Stunden. Ich bitte mein Büro, mir für den Zug einen Platz reservieren zu lassen, bekomme aber nach 15 Minuten die Nachricht, dass man keine Plätze mehr reservieren könne. Der Zug sei dicht.


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Man muss aber zugeben, dass der Stuttgarter Bahnhof interessant aussieht. Da muss ich mir mal ein bisschen mehr Zeit für nehmen. 



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Nach einer dreiviertel Stunde Fahrt wird dann doch ein Sitzplatz frei. Kann man nicht meckern (wie schon letztes Jahr hier geschrieben: Ich rege mich über Reisekatastrophen nicht mehr auf. Bringt ja nichts.) Ich sitze an einem Vierertisch, mir gegenüber ein schwerer Herr mit traurigen Augen (nein, kein Spiegel), der mir immer gegen das Schienbein tritt und mich gelegentlich anhustet. Er lagert seine benutzten Papiertaschentücher auf dem Tisch zwischen uns. Neben ihm ein weiterer schwerer Herr mit Schnurrbart, der eine Schlafbrille und Ohrenstöpsel dabei hat und uns während der Fahrt etwas vorschnarcht. In der S-Bahn vom Hauptbahnhof nach Hause sitzt neben mir ein Asiate mit einem Berlinale-Programm und einer großen Spiegelreflexkamera. Er sieht sich auf seinem Handy sehnsüchtig Facebook-Fotos von jungen Frauen an, schließt die Fotos und öffnet sie dann gleich wieder, immer wieder, immer wieder.

Ich werde mich nicht mehr darüber beklagen, dass die Reisen inzwischen zu langweilig seien. 

5 Kommentare:

  1. Sei froh, dass du keinen Rückflug bekommen hast. Eine Freundin hatte nämlich das Pech. Und dann kam sie in Berlin an und niemand öffnete das Flugzeug, weil das Bodenpersonal gestreikt hat. Sie mussten noch 1 Stunde im Flieger ausharren. Und sie meinte, sie weiß jetzt ganz genau, was Platzangst ist.

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    1. Kommt drauf an - gruselig wird's ja nur, wenn die Lüftung und Klimaanlage aus ist. Ich kann die Streikenden in Tegel verstehen - da ist so eine Überlast, die wirklich gefährlich werden kann.

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  2. DANKE -> sehr schöne Abendlektüre (ړײ)

    Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen.
    Urians Reise um die Welt

    Matthias Claudius (1740-1815)

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    1. Dieses Zitat ist mir besonders lieb, weil die nächsten Zeilen des Gedichts sind: "Da hat Er gar nicht übel dran getan, Verzähl' er doch weiter, Herr Urian"
      Dass man nicht erzählt, sondern "verzählt" gab es also nicht nur bei uns im Süden, sondern auch im hohen Norden. Matthias Claudius liegt mir ohnehin sehr am Herzen.

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    2. „Tue das Gute vor dich hin und bekümmere dich nicht, was daraus werden wird.“

      Matthias Claudius ... auch so lieblich ♥

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