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Freitag, 29. November 2019

Vorzeichen (3)

Gut, machen wir mal weiter. Gestern gab es keine Gruselpuppen auf dem Weg zur Arbeit. Allerdings beobachtete mich ein flammendes Auge in der Hannoverschen Straße.

Wird schon alles passen.

Donnerstag, 28. November 2019

Vorzeichen (2)

Als ich vor ein paar Tagen die Holzpuppe auf dem Vordach der Hausnummer 13 sah, dachte ich mir nicht viel dabei. Hausnummer und Puppe zusammen hatten aber genügend gruseligen Flair, dass man sie für einen Blogpost verwenden konnte.

Es kommt häufiger vor, dass ich irgendetwas merkwürdiges zum ersten Mal sehe und dann die Tage darauf immer wieder darauf stoße: Am oberen Ende der Invalidenstraße, wo ich eher selten bin, fiel mein Blick auf eine merkwürdige Struktur im Baum. Auch auf dem Foto nicht leicht zu erkennen, hängt hier eine große, wahrscheinlich kopflose Puppe eines Manns im Anzug über einem Ast.

Ich bin schon mal gespannt, was sich die nächsten Tage so findet.

Mittwoch, 27. November 2019

Nebel

Der Zug geht vom Gesundbrunnen. Das ist schön, weil ich etwa eine halbe Stunde später aus dem Haus gehen kann als wenn ich zum Hauptbahnhof müsste. Es ist zwar schon nach sieben, aber es ist immer noch dunkel. 

Der Zug ist voll. Neben mir sitzt ein junger Mann, der ein Laptop aufklappt, Couscous-Salat isst und mit Kopfhörern amerikanische Serien sieht. Ich erkenne keine Schauspieler, wende meinen Kopf dann auch zum Fenster, da ich nichts so rätselhaft finde wie Filme zu sehen ohne Ton. In meinem Jugendzimmer habe ich das meistens gemacht, Fernsehen ohne Ton, Musik an, ein Buch in der Hand und die Gitarre auf dem Knie. Ich versuchte zu verstehen, worum es in den Filmen gehen könnte, in welcher Beziehung die Personen zu einander standen, meistens passte meine Vermutung nicht so recht zu dem weiteren Verlauf der Handlung. Ich habe keine rechte Ahnung, warum ich das damals gemacht habe, wahrscheinlich erschien es mir noch als Verschwendung von Lebenszeit, Stunden mit einem Film zu verbringen, wenn man doch noch so viel anderes machen hätte können.

Durch das Fenster sehe ich die Landschaft zwischen Berlin und Wolfsburg, viel ist nicht zu sehen, es nebelt gewaltig. Durch den Nebel immer wieder kahle Bäume, Strommasten, Schuppen, einmal Kühe, ein paar Mal Schafe. In den Feldern manchmal auch noch andere Tiere, ich sehe oder glaube zu sehen, dass Rehe herumstreifen und dass ein Fuchs zu dem Zug und mir hinübersieht. 

In Wolfsburg steigt mein Nachbar aus. Es kommt der nächste junge Mann. Er sagt kein Wort, legt seinen Rucksack auf den Platz neben mir, setzt sich dann die Kopfhörer auf und schaut sich auf dem Laptop zunächst etwas an, was wie ein Tatort aussieht, danach eine längere Aufführung modernen Tanztheaters. Vor dem Fenster immer noch Nebel, aber die Landschaft wird langweiliger, man bewegt sich mehr an Straßen entlang. 

Ankunft in Bochum. Ein Teil der Reisegruppe ist architektonisch enttäuscht, ich finde, es sieht halt so aus wie es in solchen Städten aussieht. Könnte auch irgendwo in West-Berlin sein. Ein junger Mitreisender hat zur Vorbereitung im Zug das Grönemeyer-Album angehört. Leute gibt's.

Tagsüber passieren einige Dinge, über die ich mich eigentlich ärgern müsste, über die ich mich aber nicht ärgern will. Das gelingt mir auch ausnehmend gut, würde gerne wissen, woran es lag.

Am Abend schaue ich aus dem Fenster. 

Beim Frühstück höre ich über jemanden, den ich nur wenig geschätzt habe, eine Geschichte, die mich ihn noch weniger schätzen lässt. Immerhin ist sie sehr amüsant.  

Für die Rückfahrt gibt es einen ICE, der so staubig ist, dass man kaum aus den Fenstern sehen kann. Diesmal sitze ich alleine, ein paar Sitze weiter eine holländische Großfamilie, bei der immer abwechselnd eines der drei Kinder weint. Ich denke an die Zeiten zurück, zu denen ich auch noch am Weinen eines Kindes genau erkennen konnte, was das Problem war. Pünktliche Ankunft am Gesundbrunnen. 

Zum Abendessen zuhause.

Dienstag, 26. November 2019

Vorzeichen

"Sie wollen also wirklich, dass die Hausnummer 13 zweimal genannt wird?"
"Ja. Und könnten Sie vielleicht noch etwas anbringen, was deutlich macht, dass das Haus ein düsteres Geheimnis birgt?"
"Ich glaube, mir fällt da etwas ein..."


Montag, 25. November 2019

Herbstgold

Ungewöhnlich viel Herbstsonne für Berliner Verhältnisse. Ich bin mal dankbar.

Freitag, 22. November 2019

Mittwoch, 20. November 2019

Dienstag, 19. November 2019

Morgenbeschäftigung

Ich steige aus der Dusche, trockne mich ab, Frau Ackerbau kommt vorbei, hebt einige Kleidungsstücke des Nachwuchses vom Fußboden auf, stößt einen Schrei des Erstaunens aus, zeigt mit dem Finger auf die Badewanne, ich kann aber nix sehen, weil ich ohne Brille praktisch blind bin, sie gibt mir die Brille, ich sehe nun auch die Brandmaus in der Badewanne, Frau Ackerbau erzählt mir, dass sie die Maus praktisch aus der Jacke des Juniors geschüttelt hat. Die Maus ist auch aufgeregt und pisst erst einmal in die Badewanne.

Detektivisches Nachdenken führt uns zu folgendem wahrscheinlichen Ablauf: Katze hat Maus ins Haus gebracht, sie metzelt ja gerne in der Badewanne, weil die Maus da nicht abhauen kann, Maus konnte entfliehen und sich im Kleiderstapel verstecken, Katze verlor das Interesse. 

Also, Schüssel und Pappe geholt, Maus gefangen und zum Bürgerpark gebracht. Ich hätte mal konsequent zählen sollen, wie viele Mäuse wir schon auf diese Art befreit haben. Manchmal verlieren die Katzen schon beim Klettern durch die Katzenklappe das Interesse an ihrer Beute und dann rennen die beleidigten Mäuse bei uns durch den Gang, bis sie endlich mal wieder jemand fangen will. 

Sonntag, 17. November 2019

Vorbereitungen fürs Fest


(Ich habe damit nichts zu tun, heiße es aber grundsätzlich gut. Sehr treue Leserinnen erinnern sich, dass das schon 2012 ein Thema war.)

Samstag, 16. November 2019

Bettenwanderung

Vor ein paar Wochen fiel mir zum ersten Mal ein Baby-Reisebett auf, das von irgendjemandem an die Wand des früheren Sonnenstudios gestellt wurde. Wir hatten auch mal so eines, es gab ein paar Tricks beim Zusammenfalten und Aufstellen, man konnte einige Zeit damit verbringen. Das Bett war aber schon ausgeklappt, es wanderte über die nächsten Tage immer ein paar Meter weiter die Hauswand entlang. Vor ein paar Tagen plötzlich eine jähe Entwicklung: Das Bett wechselte die Straßenseite, vor die Kaffeebar, deren Besitzer sich immer über die Alkis am S-Bahnhof aufregt. Einen Tag später stand es dann bei der Bushaltestelle. Ich spürte aber, das etwas in der Luft lag. Deswegen war ich auch nicht überrascht, als ich am Abend Folgendes sah:

Das Bett, gegen Laternenpfahl und Mülleimer gelehnt. Ich hatte die Vermutung, dass das jetzt dazu führen könnte, dass das Ding endlich einmal wegkommt und nicht immer nur weitergeschoben wird. Aber gefehlt:

Am nächsten Tag hatte das Bett wieder die Straße überquert und auch fast die Grenze zwischen Ost und West. Es hat offensichtlich noch viel vor. Vielleicht schaut es sich jetzt einmal den Wedding an? 


Donnerstag, 14. November 2019

Die Reste

Der Sonntag war kalt, aber sonnig, also konnte man noch einmal ein bisschen im Garten aufräumen. Eigentlich hatte ich ja gedacht, ich könnte mich bei Regen auf dem Sofa ausruhen. 

Der Garten gibt tatsächlich noch ein paar Sachen her. Im Topf der Kiwipflanze, die ansonsten wenig glücklich ist, hat sich selbst eine Tomate ausgesät, die noch ein paar Früchtchen hat. Meiner Kumquat gefällt es im Gewächshaus und es gibt noch ein paar Früchte. Nicht alle Weintrauben sind gefroren, die blauen schmecken sogar relativ süß. Die letzten Jalapenos kommen von einer Pflanze, die ich vor zwei Wochen beim Aufräumen vergessen habe. 

Spannend sind die Kartoffeln. Eine ist jetzt erst beim Umgraben aufgetaucht, die anderen sind aber frische Kartoffeln. Aus einer übersehenen Frühkartoffel ist noch einmal eine Pflanze gewachsen. Ich habe sie mir über den Herbst mit Interesse angesehen; es ist ja schon lange mein Traum, zwei Mal Kartoffeln zu ernten. Mit dem Frost letzte Woche ist die Pflanze allerdings erfroren. Da sie noch nicht sonderlich groß war, habe ich nicht viel erwartet, allerdings waren ein paar schön große Kartoffeln dran. Manchmal erntet man dann doch noch länger als man denkt.

Dienstag, 12. November 2019

Zum Kindergeburtstag

J.S. muss zum Kindergeburtstag, Treffpunkt ist eine Sporthalle in Hohenschönhausen am Sonntag in der Früh. Einer der seltenen Fälle, in denen es sinnvoller ist in der Stadt mit dem Auto zu fahren. Ich war noch nicht häufig in Hohenschönhausen, das ist so ein Bezirk wie Steglitz, wo man normalerweise nicht hinkommt, wenn man nicht ein ganz spezifisches Ziel hat. 

Die Stadt ist anders, wenn man Auto fährt, als wenn man mit den Öffentlichen unterwegs ist. Mit der S- Bahn und U-Bahn fährt man auf einen Weg, für den eine Schneise durch die Stadt geschlagen wurde. Die Bahn teilt die Umgebung in links und rechts, in verschiedene Linien, die sich an bestimmten Punkten kreuzen. Ich habe manchmal erst spät rausgefunden, dass zwei Stationen, die ich mit unterschiedlichen S- oder U-Bahnen erreicht und verbunden habe, eigentlich gar nicht so weit entfernt sind. Die eigentliche Struktur der Stadt bleibt einem in den Öffentlichen manchmal verborgen. Am besten erkennt man es, wenn man eine Strecke zu Fuß läuft, genau wie ich jede Woche noch etwas Neues über die Invalidenstraße lerne. Auch die Straßenbahn kann wie eine Überraschungsfahrt sein, sie biegt in eine neue Straße und auf einmal ändert sich die ganze Kulisse. 

An den äußeren Rändern der Stadt fährt aber keine Straßenbahn und ich habe auch keine Lust von Pankow nach Hohenschönhausen zu laufen. Also geht es in den kalten Morgen mit dem Auto. Die Stadt, die in Alt-Pankow noch verdichtete Wohnbebauung mit stattlichen Parkanlagen ist, zerfranst, sobald man in Richtung Heinersdorf kommt. Hinter einer kilometerlangen Mauer eine Brachfläche versteckt, an hohen Wohnhäusern vorbei in ein Gewerbegebiet mit alten Baracken und einem KFC. Von der Ferne her sieht man einen absurden Turm - ist es ein Rathausturm, ein Wasserturm oder ein Flakturm? (Merkwürdigerweise treffen alle drei Zuschreibungen zu.) Es geht durch Straßenalleen, die Bäume mit dem gelben Laub sehen in der grellen Herbstsonne fast surreal aus. Die Umgebung wechselt, Kleingartenkolonien, Brachflächen, Gewerbegebiete, Einkaufsstraßen und immer wieder auch ein Einschnitt mit weiten Feldern. Dieses Berlin ist voller Grenzen und unterschiedlichen Revieren auf engstem Raum. Dabei geht es nur von Osten nach Osten, nicht wie bei der Fahrt nach Reinickendorf, wo man mehrmals über die frühere Grenze muss. Plötzlich ist man wieder in einem Bereich mit Plattenbauten, die allerdings entkernt wurden. Keine zwei Kilometer entfernt war man noch an offenen Feldern vorbeigefahren. Wahrscheinlich müsste man tatsächlich zu Fuß gehen, die alten Markierungen spüren, um nachvollziehen zu können, warum es zu so einem Konglomerat unterschiedlichster Flächen innerhalb der Ortsschilder Berlins gekommen ist. 

Wir kommen zwanzig Minuten zu früh an der Halle an, von der Geburtstagsgesellschaft ist noch nichts zu sehen. Wir warten in der Herbstsonne und wundern uns über die Umgebung. 



Sonntag, 10. November 2019

Rundes Schweigen



Im Gras ein Apfel,
rundes Schweigen, hingelegt
an den Rand der Welt.
(Josef Guggenmos)

Vor ein paar Tagen gab es eine Meldung, die mir aus mehreren Gründen gut gefiel: Archäologen haben im Unterallgäu die Knochen eines aufrecht gehenden Menschenaffen gefunden, der dort wohl vor 12 Millionen herumgehüpft ist (die bisherigen ältesten Überreste sind nur knapp 6 Millionen Jahre alt). Wenn die Geschichte der Menschheit umgeschrieben werden muss, dann halte ich es nur für richtig, wenn es wegen Dinge geschieht, die nur ein paar Kilometer von meinem Heimatort entfernt geschehen sind.  Außerdem ist der wissenschaftliche Name "Danuvius guggenmosi", was ich als Ehrung des Dichters Josef Guggenmos gedeutet hatte, der ebenfalls nicht weit entfernt gewohnt hat. 

Aber: Lügenpresse, nach einer Nacht sind diese schönen Erkenntnisse schon wieder zerschmettert. Das Äffchen hüpfte nicht im Unterallgäu, sondern im Ostallgäu (der Fundort lag praktisch an der Grenze zwischen den Landkreisen). 

[Mehrere Absätze zu den jeweiligen Vorzügen und Nachteilen von Unter- und Ostallgäu gelöscht. Aber Leute, wart Ihr schon mal in Waal? UM GOTTES WILLEN!]

Des Weiteren wurde mit der Bezeichnung auch nicht Josef Guggenmos geehrt, sondern ein Amateurarchäologe, Sigulf Guggenmos (dem es auch vergönnt sein soll).  Josef Guggenmos habe ich selbst nie gesehen, obwohl er ja nicht weit entfernt gewohnt hat und er wohl auch öfter in Schulen gelesen hat. Josef Guggenmos hat Kinderbücher und Kindergedichte geschrieben, die ich immer wieder gerne lese. Manches, was ich mir heute über Sprache denke, hat seinen Ursprung in Guggenmos'schen Gedichten. 

Allerdings habe ich dann im Laufe einer Twitter-Unterhaltung gelernt, dass Guggenmos im Alter auch Haiku geschrieben hat und dass diese in einem schmalen Bändchen veröffentlicht sind, das "Rundes Schweigen" heißt. Diese Haiku, aus der Allgäuer Natur gespeist, machen mir jetzt große Freude (durch das Nachwort habe ich auch gelernt, dass die deutschsprachige Haiku-Literatur faktisch ihren Urspung im österreichischen Waldviertel hat; auch da gibt es wohl noch einiges zu entdecken).

Samstag, 9. November 2019

Birds doing things

Wenn es regnet, werden die Schrippenstücke, die immer wieder mal auf der Invalidenstraße herumliegen, zu Matsch. Das ist offensichtlich eine Delikatesse für die Nebelkrähen; um diesen Teigmatschfleck haben sich tatsächlich zwei Krähen gestritten. Das Essen war zudem so attraktiv, dass sie sich nicht davon stören haben lassen, dass ich relativ nah dabei stand und die ganze Zeit Leute vorbei gingen. 

Sind Nebelkrähen die Chefs der Invalidenstraße? Es gibt sie überall, vom Nordbahnhof bis Hauptbahnhof. Spatzen sehe ich dagegen eigentlich nur in der toten Hecke vor dem Verkehrsministerium, Tauben am Nordbahnhof und die Stare terrorisieren den Hauptbahnhof. Gibt es da abgesteckte Reviere? Nur die Amseln habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Eine sang mir immer in der Hannoverschen Straße noch ein Nachtlied, wer weiß, wo sie jetzt ist.

Freitag, 8. November 2019

Der Weg in den Wahnsinn

Ich habe ein gutes musikalisches Gedächtnis. Das heißt weniger, dass ich mich sofort an jedes Lied erinnern kann, sondern dass in meinem Kopf alle möglichen Melodie- und Liedfetzen herumschwirren, teilweise auch von Stücken, die ich nur ein- oder zweimal gehört habe. So ist mir letzthin über Tage hinweg ein kleiner Schnipsel von Bass und Schlagzeug durch den Kopf gegangen, den ich überhaupt nicht zuordnen konnte, bis mir irgendwann einfiel, dass es ein kurzes Stück in der Mitte der Coltrane-Version von Summertime ist.

Die akustischen Erinnerungen sind nah an der Gehirnrinde gespeichert, offenbar ist das ein besonders aktives Gebiet meines Gehirns, das mir immer wieder solche Rätsel stellt. Daneben habe ich auch die Gabe, eine Unmenge von Schlagern sofort mitsingen zu können, auch wenn ich das Lied bewusst nie gehört habe. Nachteile einer Kindheit in den Siebziger Jahren. Frau Ackerbau teilt diese Gabe, das führt dazu, dass unsere Kinder sich immer wieder mal freuen dürfen, wenn die Eltern ansatzlos und ohne jeden Zusammenhang plötzlich am Frühstückstisch Manchmal weinst du sicher ein paar Tränen zu singen beginnen.Ich habe den Verdacht, dass mancher Besuch deswegen nie wieder kam.

Das sind Eigenschaften, die einem im Verlauf des Lebens zunächst das Etikett "liebenswerter Exzentriker" verleihen, bis es unvermittelt in "Oppa mit Klatsche" umspringt.

Aber das ist noch gar nicht das, was mir Sorgen macht. Seit ein paar Jahren habe ich den Tick, dass in meinem Kopf, jedesmal wenn ich ein interessantes fünfsilbiges Wort sehe, die Melodie von Guantanamera abläuft, mit dem jeweiligen Wort als Titel. Man muss sich das so vorstellen, ich hole die Zeitung, auf der steht "Sonderbeilage" und in meinem Kopf rumpelt dann eine halbe Stunde "Sonderbeilage, nanana Sonderbeilage..." weiter. Nicht schön, aber aushaltbar. Aus mir nicht ganz ersichtlichen Gründen hat sich das in den letzten Wochen erweitert auf dreisilbige Wörter, bei denen dann im Kopf das absolut furchtbare Albany abläuft, ein Lied, das ich noch nie bis zum Ende gehört habe, das aber aus irgendwelchen Gründen in meinem Kopf gut verankert ist. Welch Horror, in die Büroküche zu gehen, wenn man dann die ganze Zeit "Haferdrink.. hoch in den Bergen von Norton Green" im Kopf rumschwurbeln hat. Ich hoffe nur, dass keine neuen Lieder dazukommen.

(Falls es ansteckend sein sollte, bitte ich um Entschuldigung.)

Donnerstag, 7. November 2019

Halb Mensch, halb Mohrrübe



(Was immer es ist, es sieht sehr fidel aus.)



Friedrichstadt-Palast?

Mittwoch, 6. November 2019

Freitagstexter - Pokalverleihung



Ich habe mir alles durchgelesen und ich habe es reiflich erwogen: Wer bekommt den beliebten Freitagstexter-Pokal? Zu betexten war ein Bild eines Hundes, der auf einem Fensterbrett sitzt und durch eine Scheibe, auf der sich die gegenüberliegenden Häuser spiegeln, den Betrachter ansieht. Der Blick des Hundes ist traurig, zumindest melancholisch. Was ist die Geschichte dazu?

Annika machte einen ersten Anlauf mit: "Oh, ich eigne mich nicht zum Freitagstexter." Das wäre eine ziemlich Meta-Bildunterschrift gewesen, eine, die anscheinend auch das Gefühl vieler ansonsten eifriger Kommentatoren trifft, die alle schön stille schwiegen. Gut, aber noch nicht gut genug. Angelnette, die in unser aller Kommentarspalten bloggt, hatte folgenden Vorschlag: "Du hast zwei Möglichkeiten: Entweder du nimmst mich so wie ich bin, oder du kannst mir auf meinen geilen Arsch gucken wenn ich gehe." Wenn der Hund noch ein bisschen pampiger und weniger melancholisch geguckt hätte und wenn man den "geilen Arsch" durch einen "pelzigen Hintern" ersetzt hätte, wäre das Rennen wohl gelaufen gewesen. So nur eine ehrende Erwähnung. Herbert ist der erste, der Sozialkritik ins Spiel bringt: "Winston trauert um seine Spielgefährtin: Schmitzens sind samt Katze des Mietwahnsinns wegen aufs Land gezogen." Ich muss sagen, dass ich davon begeistert bin, dass der Hund Winston heißt und ich hätte zu gerne ein Foto von Winston und Schmitzens Katze gesehen. Herbert hat aber keinen Blog und seinen Beitrag nur außerhalb der Konkurrenz abgegeben, deswegen auch hier noch keinen Pokal. Roswitha dagegen hat eine mysteriöse Erzählung: "Von dem Tag an, an dem sich die Verwandlung von Gangolf Müller- Griebenstein vollendet hatte, saß er am Fenster und wusste nicht mehr, was er tun sollte. Im Büro hörte niemand mehr auf ihn, alle Macht war dahin. Traurig schaute er in die novembergraue Strasse. Ein Hundeleben erwartete ihn." Das finde ich sehr faszinierend, vor allem ist das eine Erklärung für die Tristesse im Blick des Hundes. Außerdem hat schon das letzte Mal hier jemand gewonnen, der die Verwandlung in einen Hund beschrieben hat, das wäre eine schöne (wenn auch für dieses Blog eher untypische) Maßnahme der Kontinuität und Konsistenz bei der Preisverleihung. Andererseits bin ich mir nicht sicher, ob das Hundeleben so viel schlechter als das Büroleben ist. Auf mich hört auch niemand mehr im Büro und ich habe noch nicht einmal eine kalte Nase! Nein, die Traurigkeit des Hundes muss noch andere Gründe haben. Und hier trifft mich Annika mit ihrem nächsten Vorschlag ins Mark: "Ich bin alt und brauche das Geld." Das ist die Erklärung für den resignativen Blick, für diese Kopfhaltung, für das Fehlen jeglicher Selbstachtung: Ja, ich weiß, ich sitze hier für irgendwelche Ommas unwürdig auf dem Fensterbrett herum, aber was soll man machen, der Futternapf füllt sich nicht von selbst, und schau dich mal selber an. 

Der Pokal geht also an Annika, die am Freitag die schwierige Aufgabe hat, diese desolaten, frustrierenden Novembergedanken wieder auf eine etwas verträglichere Ebene zu bringen. Verpasst es nicht!  

Daneben muss ich noch den Magritte-Sonderpreis der Publikumsjury verleihen: Frau Kirschblüte hat das Bild in den richtigen kunstgeschichtlichen Zusammenhang eingeordnet: "Das ist Karel, die Reinkarnation des "Mädchen mit dem Perlenohrring" ("Meisje met de parel" von Johannes Vermeer). Er wartet gerade auf seinen Ghostwriter, dem er seine Biografie diktieren möchte. Arbeitstitel: "Nie wieder Perlen vor die Säue", denn das Schweineleben war die Vorstufe zum Hundeleben. Warum Karel seine Lebensgeschichte nicht selbst verfasst? Er hat leider (immer noch) eine Sauklaue..."
Wer versinkt jetzt nicht in Gedanken, was man im Leben so gemacht haben muss, um erst als Schwein und dann als Mops reinkarniert zu werden. Oder, noch wichtiger: Dass Vermeer ein wirklich guter Maler gewesen wäre, wenn er nur mehr Hunde am Fenster gemalt hätte. 

Wir alten Bummelstudenten haben natürlich gemerkt, dass der Hund in die falsche Richtung kuckt, aber das lässt sich ja mit modernster Technik heutzutage hinbiegen: 


Vielen Dank an alle für die wunderbaren Beiträge!

Montag, 4. November 2019

Beim Friseur

Mein Stammfriseur um die Ecke hat aufgehört, er hat jetzt eine Spedition. Ich habe ja schon mal beschrieben, was für ein Segen dieser Friseur für mich war. Das gilt umso mehr, als die letzten zwei Mal, als ich mir die Haare von jemand anderen schneiden lassen musste, relativ traumatisch waren. Beide Mal war der Unterschied zwischen Millimeter und Zentimeter nicht bekannt, das erste Mal habe ich es erst bemerkt, als schon die ganzen Schläfen und Seiten ausrasiert waren, das zweite Mal zumindest schon, nachdem ein Ohr weiträumig freigeschnitten wurde. Es hilft dabei nicht unbedingt, wenn man ohne Brille so gut wie blind ist. Und es ist der Fluch von Berlin, wo kein Mensch etwas dabei findet, dass sich ein 50jähriger Mann halb kahl schneiden lässt, mit einem Mopp in der Mitte. Gut, manchmal kommt man halt erst im späten Alter zu einem Iro. Für die Arbeit war das nicht förderlich, andererseits ist dort mein Aussehen auch weitgehend egal, solange ich einen Anzug anhabe. 

Nach dieser Vorgeschichte war ich also etwas nervös, als ich einen Haarschnitt nicht mehr aufschieben könnte. Den kleinen Salon des Stammfriseurs hat jetzt sein Cousin  übernommen, als ich hineinging, waren da drei junge Männer, die alle wie George Michael aussahen (frisur- und barttechnisch). Das neue Friseurlogo besteht auch aus einem Totenkopf mit Tolle und Bart.

Nachdem ich sehr genau und ausführlich darüber informiert habe, dass ich als Länge einen Zentimeter und nicht einen Millimeter wünsche, begann der junge Mann sehr sorgfältig zu schneiden. Er wollte mir danach auch noch die Augenbrauen zupfen, war etwas enttäuscht, als ich keinen Bedarf hatte. Nachdem er sich soviel Mühe gegeben hat, brachte ich es auch nicht übers Herz, ihm zu sagen, dass ich mich noch nicht einmal beim Rasieren richtig im Spiegel ansehe.

Aber das passt. Süß duftend ging ich nach Hause. Ich hoffe mal, die jungen Leute halten durch.

(Die Bilder sind aus den Hate-Comics von Peter Bagge. Ich stelle mit Erschrecken fest, dass ich in mehr als einer Hinsicht Pops Bradley ähnlich werde.)

Sonntag, 3. November 2019

Lass dich überraschen!

Bloggen ist etwas wunderbares. Kaum schreibe ich in den Kommentaren zu einem Post, dass ich ein Nebelkrähen-Kuscheltier schick fände, da liegt schon ein Päckchen bei mir im Briefkasten, das folgenden Inhalt hat:


(Danke, Engelchen! Damit hast du mich wirklich überrascht und erfreut!)

Und nach meinem Post über die Briefträgerin kamen auch Postkarten von freundlichen Leserinnen. Was kann man sich mehr wünschen?

(Vielleicht, dass sich noch einmal jemand ein Herz für den Freitagstexter nimmt......?)


Samstag, 2. November 2019

Die Geometrie des Himmels



(Die zweite Hälfte des Himmels könnt ihr haben, denn im Hier und Jetzt, da seh ich nur mich. Fehlfarben)

Freitag, 1. November 2019

Freitagstexter


Nach fast zwei Jahren ist es wieder mal so weit: 

Bei Roswitha/Quercus habe ich beim Freitagstexter mitgemacht, einen Pokal eingesammelt und darf jetzt heute den nächsten Freitagstexter ausrichten. Das bedeutet: Ein Bildchen hier einzustellen und die Blogbesucher zu bitten, in den Kommentaren einen schönen Untertitel oder einen begleitenden Text für das Bild zu finden. Der Text kann lustig, traurig, absurd, unverständlich, pampig, fröhlich, lang, kurz, also eigentlich alles sein, was Ihr auch seid. 

Die Vorschläge werden gesammelt bis Dienstag, 5.11., 24 Uhr, am Mittwoch wird von mir nach vollkommen rätselhaften, ungerechten und subjektiven Grundsätzen eine Gewinnerin gekürt, die dann am nächsten Freitag in ihrem Blog weitermachen darf/muss. 

(Die ausführlichen Regeln finden sich hier, beim Wortmischer.

Aus Traditionsgründen gibt es wieder ein Hundefoto:




(Ich ergänze mal meinen Warnhinweis vom letzten Mal: Ich muss wohl nicht erläutern, dass in diesem Blog von den Kommentatoren eigentlich schon lange Freitagstexter gespielt wurde, ohne dass uns allen das bewusst war. Ich habe natürlich die Sorge, dass die Alternativbetextung hier nur funktioniert, wenn nicht dazu aufgefordert wird. Wir werden sehen.)