(Zugleich ein Beitrag für Frau Tonaris Rost-Parade.)
Schon wieder ein Monat um? Habe ich ein Glück, dass ich offenbar von Rost umgeben bin und immer noch etwas für die Rost-Parade finde. Nachdem das Weltenmotto für die nächsten Jahre ja ohnehin "Everything falls apart", alles geht kaputt, zu sein scheint, findet sich aber immer genügend Korrosion.
Bei unserer Urlaubsreise haben wir auch eine Station in dem Technikmuseum in Sinsheim gemacht, wo man sich viele Autos, Flugzeuge und Traktoren ansehen kann, wo es aber auch viel Militärgerät herumsteht. Man kann sich dabei Gedanken machen, was für Leute sich eine Re-Inszenierung eines Afrika-Korps-Camps mit Freude ansehen, aber was soll's. Den Rost an den vielen Panzern, die im Museum ausgestellt sind, sehe dann zumindest ich mit Freude.
Damit bin ich das eine Mal einig mit Herrn J.B., über den ich seit Beginn der Rost-Parade nachgedacht habe, ganz einfach, weil er eines der wenigen Lieder gesungen hat, in denen das Wort Rost vorkommt. Da ich ja hier eine etwas lose Verpflichtung eingegangen bin, thematische Rost-Lieder zu liefern, hatte ich schon immer die Befürchtung, einmal auch darauf zurückgreifen zu müssen. Voila. Joseph Beuys, dessen Gesang ich die gleiche Wertschätzung entgegen bringe wie seinen sonstigen Werken, mit einem Lied, das uns noch einmal in die Achtziger Jahre bringt, vielleicht auch diejenigen, die wie ich niemals mehr dort hin wollen*: Sonne statt Reagan. Jetzt muss man sehr stark sein, das ist Kunst, das kann nicht weg.
Seiten
▼
Montag, 31. August 2015
Sonntag, 30. August 2015
Ein temporärer Gast
Wir hatten die letzten drei Wochen eine Pensionskatze während des Urlaubs von Bekannten. Jetzt, wo der Katzenbauler weg ist, fühlt sich das Haus sehr leer an und man denkt immer noch unwillkürlich darüber nach, ob man die Türen aufgelassen oder zugemacht hat. Andererseits kann man sich jetzt sicher sein, dass das Waschbecken frei ist und keine Katze drin schläft und die nächtlichen Störungen haben auch ein Ende.
Als der Katz wieder abgeholt wurde, konnte mir S., der eigentliche Katzenpapa, auch eine Sache erklären, die mir ziemliches Kopfzerbrechen bereitet hatte. Der Katz hatte häufig irgendwo gelauert und wenn man nichtsahnend an ihm vorbeiging, sprang er plötzlich hoch und versuchte, einen mit der Pfote ins Gesicht oder auf die Brust zu klatschen. Danach haute er blitzartig ab. Wenn man gerade in der Früh zum Zähneputzen geht, kann das schon ein bisschen traumatisch sein. S. hat mir nun erklärt, dass er mit dem Katz immer ein Spiel spielt, bei dem sich beide gegenseitig abklatschen. Der Katz hat nach dem Abhauen also immer erwartet, dass ich ihm hinterherstürme und ihn auch abklatsche und war wohl hochbetrübt, dass ich nichts dergleichen tat, sondern erstmal wieder meine Fassung suchte.....
(Ja, ich weiß, wieder ein paar Wochen mit potenziellem Cat content ungenutzt verstreichen lassen...)
Als der Katz wieder abgeholt wurde, konnte mir S., der eigentliche Katzenpapa, auch eine Sache erklären, die mir ziemliches Kopfzerbrechen bereitet hatte. Der Katz hatte häufig irgendwo gelauert und wenn man nichtsahnend an ihm vorbeiging, sprang er plötzlich hoch und versuchte, einen mit der Pfote ins Gesicht oder auf die Brust zu klatschen. Danach haute er blitzartig ab. Wenn man gerade in der Früh zum Zähneputzen geht, kann das schon ein bisschen traumatisch sein. S. hat mir nun erklärt, dass er mit dem Katz immer ein Spiel spielt, bei dem sich beide gegenseitig abklatschen. Der Katz hat nach dem Abhauen also immer erwartet, dass ich ihm hinterherstürme und ihn auch abklatsche und war wohl hochbetrübt, dass ich nichts dergleichen tat, sondern erstmal wieder meine Fassung suchte.....
(Ja, ich weiß, wieder ein paar Wochen mit potenziellem Cat content ungenutzt verstreichen lassen...)
Samstag, 29. August 2015
Kurze hypothetische Kontrollfrage
Wenn ich selbst in Not wäre, wie erginge es mir, wenn alle anderen Menschen das gleiche Maß an Hilfsbereitschaft hätten wie ich selbst gerade?
(Da ist bei mir noch Luft nach oben, aber man kann ja anfangen und sich bessern. Heute ist sicher ein guter Tag dafür).
Oder klassischer formuliert. Und auch das stimmt heute noch.
(Da ist bei mir noch Luft nach oben, aber man kann ja anfangen und sich bessern. Heute ist sicher ein guter Tag dafür).
Oder klassischer formuliert. Und auch das stimmt heute noch.
Freitag, 28. August 2015
Donnerstag, 27. August 2015
Rückschläge (2)
In diesem Blog ist man ja traditionell stolz auf Tomaten und Kartoffeln; Paprika und Peperoni werden zwar auch angebaut, aber da sind die Erwartungen ohnehin schon niedrig. Ich pflanze die Dinger immer zu spät aus, so dass da immer erst im Spätherbst ein paar Schoten kommen. Aus diesem Grund bin ich bei Peperoni auch - ganz anders als bei den Tomaten - nicht abgeneigt, im Gartenmarkt Pflänzchen zu kaufen, damit man wenigstens ein paar Chilis aus eigenem Anbau hat.
Im Frühjahr habe ich mir ein Pflänzchen Berg-Peperoni gekauft, angeblich soll das verholzen und man kann's überwintern - damit wäre dann zumindest nächstes Jahr der Nachschub gesichert. Gehegt, gepflegt, gegossen, es bildeten sich allerliebste hellblaue Blüten, aus denen sich Früchte entwickelten, Grund zu Freude und Zufriedenheit also. Allerdings sahen die Früchte so gar nicht wie Chilis oder Peperoni aus und hatten auch eine recht harte Schale. Naja, vielleicht eine merkwürdige Neuzüchtung, ich freute mich weiter an meinen Berg-Peperoni. Nur eines Tages sah mich Frau Ackerbau streng an und fragte mich, ob ich denn nicht merkte, dass es sich hierbei nie und nimmer um Chili, sondern wohl eher um eine Art Melone handelte. Ich versuchte es noch mit ein paar Ausflüchten, musste dann aber zugeben, dass die Dinger verteufelt wie die Pepino-Melonen aussahen, die wir vor ein paar Jahren mal hatten.
Ein Schnitt-Test bestätigte diese Vermutung. War ich tatsächlich schon so vertrottelt, dass ich beim Einkaufen "Peperoni" und "Pepino-Melone" nicht auseinander halten konnte?
Ausnahmsweise hatte ich aber das Schild mit in den Topf gesteckt: Nicht ich war schuld, sondern tatsächlich Pflanzen-Kölle. Das war dann doch beruhigend.
Im Frühjahr habe ich mir ein Pflänzchen Berg-Peperoni gekauft, angeblich soll das verholzen und man kann's überwintern - damit wäre dann zumindest nächstes Jahr der Nachschub gesichert. Gehegt, gepflegt, gegossen, es bildeten sich allerliebste hellblaue Blüten, aus denen sich Früchte entwickelten, Grund zu Freude und Zufriedenheit also. Allerdings sahen die Früchte so gar nicht wie Chilis oder Peperoni aus und hatten auch eine recht harte Schale. Naja, vielleicht eine merkwürdige Neuzüchtung, ich freute mich weiter an meinen Berg-Peperoni. Nur eines Tages sah mich Frau Ackerbau streng an und fragte mich, ob ich denn nicht merkte, dass es sich hierbei nie und nimmer um Chili, sondern wohl eher um eine Art Melone handelte. Ich versuchte es noch mit ein paar Ausflüchten, musste dann aber zugeben, dass die Dinger verteufelt wie die Pepino-Melonen aussahen, die wir vor ein paar Jahren mal hatten.
Ein Schnitt-Test bestätigte diese Vermutung. War ich tatsächlich schon so vertrottelt, dass ich beim Einkaufen "Peperoni" und "Pepino-Melone" nicht auseinander halten konnte?
Ausnahmsweise hatte ich aber das Schild mit in den Topf gesteckt: Nicht ich war schuld, sondern tatsächlich Pflanzen-Kölle. Das war dann doch beruhigend.
Mittwoch, 26. August 2015
Dienstag, 25. August 2015
Rückschläge
Ich veröffentliche ja gerne Fotos von meinen Tomaten, mit all ihren verschiedenen Farben und Formen. Das passt ja auch immer prima in diese Landleben-Ästhetik, die inzwischen die Gemüsediskussion bestimmt (ich würde mir lieber einen Fuß abhacken, als dieses Sentiment zu bedienen, Einzelheiten dazu gibt es aber erst, wenn ich den schon lang begonnenen Post "Ich möchte kein Teil einer Erwachsenenbewegung sein" endlich mal fertig kriege).
Ehrlicherweise muss man aber auch sagen, dass der Tomatenanbau eher frustrierend ist. Man zieht über acht Monate an den Pflänzchen rum, die meisten verrecken unspektakulär gleich am Anfang, ein paar Pflanzen kriegen erst ganz am Schluss Blüten, aus denen dann irgendwann noch ein paar traubengroße Tomatenimitate entstehen, andere haben die merkwürdigsten Krankheiten, natürlich die Fruchtfäule, manchmal auch andere Krankheiten, die dann auch nicht durch großzügiges Ausschneiden kurieren lassen. Manchmal ist es auch so, dass sich die Tomaten wunderbar entwickeln, die Früchte dann aber einfach scheußlich schmecken: unvergessen meine Ochsenherz-Versuche, wunderbare Tomaten, die exquisit nach nasser Erde schmeckten. Manchmal hat man auch zwei Pflanzen, die man nebeneinander aufgezogen hat, die eine hat wunderbare Früchte, die andere produziert Dinge die tomatenähnlich aussehen, aber nach Muff, Fisch oder Schlimmeren schmecken.
Bei den ganzen Aktionen hat man immer vor Augen, dass z.B. durch umfassende Fruchtfäule die Arbeit der ganzen Monate sinnlos wird. Bislang hatte ich meistens noch Glück, irgendwann wird es sicher auch mal so kommen. Dann wird man die Pflanzen abräumen und auf das nächste Jahr hoffen müssen.
Ehrlicherweise muss man aber auch sagen, dass der Tomatenanbau eher frustrierend ist. Man zieht über acht Monate an den Pflänzchen rum, die meisten verrecken unspektakulär gleich am Anfang, ein paar Pflanzen kriegen erst ganz am Schluss Blüten, aus denen dann irgendwann noch ein paar traubengroße Tomatenimitate entstehen, andere haben die merkwürdigsten Krankheiten, natürlich die Fruchtfäule, manchmal auch andere Krankheiten, die dann auch nicht durch großzügiges Ausschneiden kurieren lassen. Manchmal ist es auch so, dass sich die Tomaten wunderbar entwickeln, die Früchte dann aber einfach scheußlich schmecken: unvergessen meine Ochsenherz-Versuche, wunderbare Tomaten, die exquisit nach nasser Erde schmeckten. Manchmal hat man auch zwei Pflanzen, die man nebeneinander aufgezogen hat, die eine hat wunderbare Früchte, die andere produziert Dinge die tomatenähnlich aussehen, aber nach Muff, Fisch oder Schlimmeren schmecken.
Bei den ganzen Aktionen hat man immer vor Augen, dass z.B. durch umfassende Fruchtfäule die Arbeit der ganzen Monate sinnlos wird. Bislang hatte ich meistens noch Glück, irgendwann wird es sicher auch mal so kommen. Dann wird man die Pflanzen abräumen und auf das nächste Jahr hoffen müssen.
Montag, 24. August 2015
Merchandising
Es gibt Tage, da denke ich, dass der Name noch das Beste an diesem Blog ist. Ackerbau in Pankow, da ist doch alles drin, Urban Gardening, Akademiker, die sich auf's einfache Leben besinnen, die Wertschätzung der Provinz in der Großstadt, Slowfood, Fastdrink, Slowthink und was weiß ich noch alles. Wäre perfekt für das Lifestyle-Portal für den nachhaltigen Konsum und verträglichen Spaß. Leider interessiert mich das alles nicht, deswegen ist der Name verschenkt und in diesem Blog steht nur, was hier eben so steht.
Trotzdem habe ich mir immer schon mal überlegt, ein T-Shirt zu basteln, die schwierigen ästhetischen Überlegungen und meine grundsätzliche Faulheit haben das bislang verhindert. Die liebe Frau Tonari hat mir aber letzthin das perfekte Gastgeschenk gemacht - ein Ackerbau in Pankow T-Shirt mit einer Monstertomate. Ich trage dieses Shirt mit Stolz und Freude. Vielen Dank, Britta und Matze!
Trotzdem habe ich mir immer schon mal überlegt, ein T-Shirt zu basteln, die schwierigen ästhetischen Überlegungen und meine grundsätzliche Faulheit haben das bislang verhindert. Die liebe Frau Tonari hat mir aber letzthin das perfekte Gastgeschenk gemacht - ein Ackerbau in Pankow T-Shirt mit einer Monstertomate. Ich trage dieses Shirt mit Stolz und Freude. Vielen Dank, Britta und Matze!
Sonntag, 23. August 2015
Stadtschloss, Ornament und Verbrechen
1. Vorbemerkung: Ich sollte nicht über Dinge schreiben, von denen ich nichts verstehe. Ich sollte nicht über Dinge schreiben, von denen ich nichts verstehe. Ich sollte .....
2. Vorbemerkung: "Durch Deutschland zieht ein apokalyptischer Reiter, der für viere ausgibt. Er ist Volldampf voraus in allen Gassen. Sein Schnurrbart reicht von Aufgang bis Niedergang und von Süden gen Norden." (K. Kraus, 1909)
Manchmal helfen einem Reisen, das Zuhause besser zu verstehen. Ich habe im Urlaub, eher zufällig, zum Teil sogar widerwillig, ein paar Gebäude gesehen, die mir halfen, das Berliner Stadtschloss-Projekt besser einzuordnen.
Zuerst sahen wir uns das Schloss in Hechingen an. Mitte des 19. Jahrhunderts als neogotischer Bau auf der Ruine einer alten Burg gebaut. Das Schloss ist ein Fiebertraum eines Architekten, der sich eine mittelalterliche Burg zusammenfantasiert. Die Gotik ist mit halbmaschinell gefrästen Teilen ausgeführt, das ganze Gebäude hat keine Funktion mehr, weil man halt Mitte des 19. Jahrhunderts keine Burgen mehr brauchte. Die einzige Funktion war eine psychologische, das Haus der Hohenzollern wollte mit dem kostspieligen und sinnlosen Bau zeigen, dass es in der ritterlichen Tradition des Mittelalters stand. Besonders den Hohenzollern, die den preußischen König stellten, war diese Anknüpfung an das heilige römische Reich deutscher Nation wichtig; bald sollten sie ja auch wieder den deutschen Kaiser stellen. Ich habe keine Ahnung von Architektur, aber eine Konstruktion, die im Wesentlichen eine vergangene Epoche nachahmt, um Gebäude zu erstellen, die eigentlich keinen Zweck mehr erfüllen müssen, macht mich traurig. Allerdings muss man auch sehen, dass so ein Projekt gute Voraussetzungen für unfreiwillige Komik in sich trägt, so zum Beispiel bei diesem Ritter in Strumpfhosen mit naturalistischem Faltenschlag oder die merkwürdigen Ornamente, die man so auch auf den ganzen Berliner Gründerzeitbauten findet.
(Fotografiert habe ich dann allerdings nur noch den Rankgolem im Innenhof.)
Den Besuchern ist's natürlich wurscht, grundsätzlich ist das auch nichts anderes als in Neuschwanstein, nur dass der wahnsinnige König dort keine machtpolitischen Pläne hatte, sondern einfach nur so sponn (spinnte? Scheiß-Verbformen, das Web sagt mir spann, ich glaube jetzt gar nichts mehr) und sich sinnlosen Kram bauen ließ, während sein Volk hungerte.
Es ist sicher kein Zufall, dass in diesem Hohenzollern-Rittermuseum unter der teilweise furchtbar schlechten Kunst auch verschiedene Bilder des Berliner Stadtschlosses zu finden sind. Sie zeigen eindrucksvoll, dass auch schon das originale Stadtschloss ein potthäßlicher Bau war, vor dem sich der Palast der Republik nicht verstecken musste (ich bin ja wahrscheinlich jeglicher Ostalgie unverdächtig, ich habe lange Jahre vom Bürofenster einen guten Blick auf den Palast gehabt und fand ihn als Gegengewicht zu dem ebenfalls unerträglichen Berliner Dom immer überaus passend).
So weit, so traurig, den Deutschen ist ja aber ein Sinn für Romantik eigen, der die vergurkte Kopie einem guten Original immer vorzieht. Und der Anfang des 20. Jahrhunderts in einem hochtechnisierten Staat die Selbststilisierung des Staatsoberhaupt als ritterlicher Herrscher begeistert aufnahm.
Ohne dass es mir richtig klar war, stand noch ein weiteres Stück hohenzollerscher Restauration auf unserem Programm. Im Elsaß stand ein Besuch der Hautekoenigsbourg an, die ich schon ein paar Mal gesehen habe, ohne den geschichtlichen Hintergrund richtig aufzunehmen. Die Hautekoenigsbourg wurde von 1902-1909 von Wilhelm II. restauriert, die ursprüngliche Burg war von den Hohenstaufern, auch Friedrich Barbarossa, genutzt worden und mehrfach zerstört worden, Ende des 19. Jahrhunderts stand nur noch etwa 70 % der Bausubstanz. Der Wiederaufbau wurde auf der Grundlage der im 17. Jahrhundert zerstörten Form der Burg vorgenommen; nach heutigen Maßstäben sicher nicht mehr adäquat, aber grundsätzlich sehr sorgfältig vom Architekten Bodo Ebhardt. Die Burg wurde allerdings gleich als Museum konzipiert; der Kaiser hätte, selbst wenn er gewollt hätte, nicht dort wohnen können; es gibt in dem ganzen Schloss nur ein Bett.
Warum der ganze Aufwand? Wilhelm II. baute die Burg wieder auf, um seinen Anspruch auf das Elsaß zu untermauern, und natürlich auch seinen Anspruch, in der Nachfolge von Barbarossa und den anderen Kaisern des heiligen römischen Reiches zu stehen (das ja territorial noch ein bisschen interessanter war als das deutsche Reich Anfang des 20. Jahrhunderts). Dieser Anspruch wurde auch in der Inneneinrichtung unterstrichen; in dem neu gestalteten Festsaal findet sich als Deckenbemalung der deutsche Reichsadler mit der Inschrift "Gott mit uns".
Wenn man dieses hysterische Huhn mit dem Anspruch der göttlichen Unterstützung sieht, muss man nicht viel mehr zu den letzten Tagen des deutschen Kaisertums wissen. Alles, was danch kam, ist darin enthalten. Mit Gott, mit G.* Wie das aussieht, zeigt das Relief auf einer Kanone in der Burg:
(Ich würde das ja gerne dem protestantischen Wilhelm anlasten, aber das ist leider gelebtes Christentum aller Konfessionen der letzten Jahrhunderte. Der Doppeladler hinter dem Kreuz weist auch eher Richtung katholische Habsburger, denen das Schloss auch einmal gehört hat.)
Die Hautekoenigsbourg ist eine Mischung aus Überhebung, Pathos, falscher Romantik und verfolgender Unschuld: eine sehr deutsche Mischung (wer ein bisschen darüber nachdenken will: man findet diese Mischung heute noch oder heute wieder). Die Anknüpfung ans Rittertum, das zeitlich und inhaltlich unerreichbar war, kann in dem Festsaal nur noch in einer Art schlechter Superheldenästhetik des frühen 20. Jahrhunderts bewältigt werden:
In der Waffenkammer findet man aber auch das wahre deutsche Antlitz und das sieht wohl so aus:
***
Diese ganzen Gräßlichkeiten haben mir aber den Sinn des Stadtschlosses erschlossen: es handelt sich nicht um ein funktionales Bauwerk, sondern nur um ein politisches Symbol. Es soll - wie schon Hechingen und Hautekoenigsbourg - an andere Zeiten anknüpfen, wird auf modernste Weise hergestellt, dann werden ein paar historische Ornamente angepappt. Die Intention ist natürlich nicht mehr die wilhelminische, nur eine historisierende, romantisch verklärende. Man kann sich jetzt die Fragen stellen, ob das eine Perspektive ist, die uns weiterbringt, und ob diese Mischung schon jemals gute Auswirkungen hatte. Die Antwort auf beide Fragen ist dieselbe.
* Mit G.: Wilhelm II. bezog sich Anfang 1918 auf die 8. Isonzoschlacht, bei der die Italiener durch Giftgasangriffe besiegt wurden, mit den Worten: "Was nun erfolgte lag so weit über alle Berechnung hinaus, dass hier eine höhere Macht als Menschenhand waltete. Der furchtbare Zusammenbruch des Gegners war ein Gottesgericht." Die Glossierung dieses Ausspruchs durch K. Kraus im Mai 1918: "Manche Fromme, die es überlebten und die vielleicht scheuen, den Namen Gottes auszuschreiben, werden nachhause berichtet haben, dass der Durchbruch mit G. erfolgt sei." wurde von der österreichischen Zensur konfisziert.
2. Vorbemerkung: "Durch Deutschland zieht ein apokalyptischer Reiter, der für viere ausgibt. Er ist Volldampf voraus in allen Gassen. Sein Schnurrbart reicht von Aufgang bis Niedergang und von Süden gen Norden." (K. Kraus, 1909)
Manchmal helfen einem Reisen, das Zuhause besser zu verstehen. Ich habe im Urlaub, eher zufällig, zum Teil sogar widerwillig, ein paar Gebäude gesehen, die mir halfen, das Berliner Stadtschloss-Projekt besser einzuordnen.
Zuerst sahen wir uns das Schloss in Hechingen an. Mitte des 19. Jahrhunderts als neogotischer Bau auf der Ruine einer alten Burg gebaut. Das Schloss ist ein Fiebertraum eines Architekten, der sich eine mittelalterliche Burg zusammenfantasiert. Die Gotik ist mit halbmaschinell gefrästen Teilen ausgeführt, das ganze Gebäude hat keine Funktion mehr, weil man halt Mitte des 19. Jahrhunderts keine Burgen mehr brauchte. Die einzige Funktion war eine psychologische, das Haus der Hohenzollern wollte mit dem kostspieligen und sinnlosen Bau zeigen, dass es in der ritterlichen Tradition des Mittelalters stand. Besonders den Hohenzollern, die den preußischen König stellten, war diese Anknüpfung an das heilige römische Reich deutscher Nation wichtig; bald sollten sie ja auch wieder den deutschen Kaiser stellen. Ich habe keine Ahnung von Architektur, aber eine Konstruktion, die im Wesentlichen eine vergangene Epoche nachahmt, um Gebäude zu erstellen, die eigentlich keinen Zweck mehr erfüllen müssen, macht mich traurig. Allerdings muss man auch sehen, dass so ein Projekt gute Voraussetzungen für unfreiwillige Komik in sich trägt, so zum Beispiel bei diesem Ritter in Strumpfhosen mit naturalistischem Faltenschlag oder die merkwürdigen Ornamente, die man so auch auf den ganzen Berliner Gründerzeitbauten findet.
(Man kann ja über die Preußen sagen, was man will, aber sie hatten schon knackige Hintern.)
(Bonzo the dog)
(Fotografiert habe ich dann allerdings nur noch den Rankgolem im Innenhof.)
Den Besuchern ist's natürlich wurscht, grundsätzlich ist das auch nichts anderes als in Neuschwanstein, nur dass der wahnsinnige König dort keine machtpolitischen Pläne hatte, sondern einfach nur so sponn (spinnte? Scheiß-Verbformen, das Web sagt mir spann, ich glaube jetzt gar nichts mehr) und sich sinnlosen Kram bauen ließ, während sein Volk hungerte.
Es ist sicher kein Zufall, dass in diesem Hohenzollern-Rittermuseum unter der teilweise furchtbar schlechten Kunst auch verschiedene Bilder des Berliner Stadtschlosses zu finden sind. Sie zeigen eindrucksvoll, dass auch schon das originale Stadtschloss ein potthäßlicher Bau war, vor dem sich der Palast der Republik nicht verstecken musste (ich bin ja wahrscheinlich jeglicher Ostalgie unverdächtig, ich habe lange Jahre vom Bürofenster einen guten Blick auf den Palast gehabt und fand ihn als Gegengewicht zu dem ebenfalls unerträglichen Berliner Dom immer überaus passend).
So weit, so traurig, den Deutschen ist ja aber ein Sinn für Romantik eigen, der die vergurkte Kopie einem guten Original immer vorzieht. Und der Anfang des 20. Jahrhunderts in einem hochtechnisierten Staat die Selbststilisierung des Staatsoberhaupt als ritterlicher Herrscher begeistert aufnahm.
Ohne dass es mir richtig klar war, stand noch ein weiteres Stück hohenzollerscher Restauration auf unserem Programm. Im Elsaß stand ein Besuch der Hautekoenigsbourg an, die ich schon ein paar Mal gesehen habe, ohne den geschichtlichen Hintergrund richtig aufzunehmen. Die Hautekoenigsbourg wurde von 1902-1909 von Wilhelm II. restauriert, die ursprüngliche Burg war von den Hohenstaufern, auch Friedrich Barbarossa, genutzt worden und mehrfach zerstört worden, Ende des 19. Jahrhunderts stand nur noch etwa 70 % der Bausubstanz. Der Wiederaufbau wurde auf der Grundlage der im 17. Jahrhundert zerstörten Form der Burg vorgenommen; nach heutigen Maßstäben sicher nicht mehr adäquat, aber grundsätzlich sehr sorgfältig vom Architekten Bodo Ebhardt. Die Burg wurde allerdings gleich als Museum konzipiert; der Kaiser hätte, selbst wenn er gewollt hätte, nicht dort wohnen können; es gibt in dem ganzen Schloss nur ein Bett.
Warum der ganze Aufwand? Wilhelm II. baute die Burg wieder auf, um seinen Anspruch auf das Elsaß zu untermauern, und natürlich auch seinen Anspruch, in der Nachfolge von Barbarossa und den anderen Kaisern des heiligen römischen Reiches zu stehen (das ja territorial noch ein bisschen interessanter war als das deutsche Reich Anfang des 20. Jahrhunderts). Dieser Anspruch wurde auch in der Inneneinrichtung unterstrichen; in dem neu gestalteten Festsaal findet sich als Deckenbemalung der deutsche Reichsadler mit der Inschrift "Gott mit uns".
Wenn man dieses hysterische Huhn mit dem Anspruch der göttlichen Unterstützung sieht, muss man nicht viel mehr zu den letzten Tagen des deutschen Kaisertums wissen. Alles, was danch kam, ist darin enthalten. Mit Gott, mit G.* Wie das aussieht, zeigt das Relief auf einer Kanone in der Burg:
(Ich würde das ja gerne dem protestantischen Wilhelm anlasten, aber das ist leider gelebtes Christentum aller Konfessionen der letzten Jahrhunderte. Der Doppeladler hinter dem Kreuz weist auch eher Richtung katholische Habsburger, denen das Schloss auch einmal gehört hat.)
Die Hautekoenigsbourg ist eine Mischung aus Überhebung, Pathos, falscher Romantik und verfolgender Unschuld: eine sehr deutsche Mischung (wer ein bisschen darüber nachdenken will: man findet diese Mischung heute noch oder heute wieder). Die Anknüpfung ans Rittertum, das zeitlich und inhaltlich unerreichbar war, kann in dem Festsaal nur noch in einer Art schlechter Superheldenästhetik des frühen 20. Jahrhunderts bewältigt werden:
In der Waffenkammer findet man aber auch das wahre deutsche Antlitz und das sieht wohl so aus:
***
Diese ganzen Gräßlichkeiten haben mir aber den Sinn des Stadtschlosses erschlossen: es handelt sich nicht um ein funktionales Bauwerk, sondern nur um ein politisches Symbol. Es soll - wie schon Hechingen und Hautekoenigsbourg - an andere Zeiten anknüpfen, wird auf modernste Weise hergestellt, dann werden ein paar historische Ornamente angepappt. Die Intention ist natürlich nicht mehr die wilhelminische, nur eine historisierende, romantisch verklärende. Man kann sich jetzt die Fragen stellen, ob das eine Perspektive ist, die uns weiterbringt, und ob diese Mischung schon jemals gute Auswirkungen hatte. Die Antwort auf beide Fragen ist dieselbe.
* Mit G.: Wilhelm II. bezog sich Anfang 1918 auf die 8. Isonzoschlacht, bei der die Italiener durch Giftgasangriffe besiegt wurden, mit den Worten: "Was nun erfolgte lag so weit über alle Berechnung hinaus, dass hier eine höhere Macht als Menschenhand waltete. Der furchtbare Zusammenbruch des Gegners war ein Gottesgericht." Die Glossierung dieses Ausspruchs durch K. Kraus im Mai 1918: "Manche Fromme, die es überlebten und die vielleicht scheuen, den Namen Gottes auszuschreiben, werden nachhause berichtet haben, dass der Durchbruch mit G. erfolgt sei." wurde von der österreichischen Zensur konfisziert.
Samstag, 22. August 2015
Freitag, 21. August 2015
Donnerstag, 20. August 2015
Mittwoch, 19. August 2015
Im Munding
Vor dreißig Jahren gab es in Krumbach im Jugendzentrum immer wieder mal Punkkonzerte. Skaos, die dann auch bundesweit bekannt wurden, kamen aus dem Ort, ich kann mich aber kaum noch an die Konzerte erinnern.
Bevor die Konzerte losgingen, gingen wir öfters in das Munding zum Essen. J., einer unserer Ex-Bassisten, war von einer der Bedienungen im mittleren Alter im Dirndl fasziniert. Aus irgendeinem Grund aßen wir dort meist Schupfnudeln, die wir aber immer als "Schuppennudeln" bestellten. Im Munding gab es Schwarzbräu, damals und heute eines der besten Biere der Gegend. Auf der Herrentoilette war ein Gerät, mit dem man die benötigte Seife zum Händewaschen herunterraspeln konnte; J. war immer erst zufrieden, wenn er einen großen Berg Seife gekurbelt hatte. Merkwürdigerweise wurden wir dort immer freundlich behandelt, obwohl wir kleine Punkerlein sicher kein schöner Anblick waren...
Vor ein paar Wochen zum ersten Mal seit Jahrzehnten einmal wieder dort, im Biergarten. Einfaches, gutes Essen unter Kastanien, gute Bedienung, wunderbar. Hätte man in Berlin auch gerne häufiger. Seife habe ich aber nicht mehr gekurbelt.
Bevor die Konzerte losgingen, gingen wir öfters in das Munding zum Essen. J., einer unserer Ex-Bassisten, war von einer der Bedienungen im mittleren Alter im Dirndl fasziniert. Aus irgendeinem Grund aßen wir dort meist Schupfnudeln, die wir aber immer als "Schuppennudeln" bestellten. Im Munding gab es Schwarzbräu, damals und heute eines der besten Biere der Gegend. Auf der Herrentoilette war ein Gerät, mit dem man die benötigte Seife zum Händewaschen herunterraspeln konnte; J. war immer erst zufrieden, wenn er einen großen Berg Seife gekurbelt hatte. Merkwürdigerweise wurden wir dort immer freundlich behandelt, obwohl wir kleine Punkerlein sicher kein schöner Anblick waren...
Vor ein paar Wochen zum ersten Mal seit Jahrzehnten einmal wieder dort, im Biergarten. Einfaches, gutes Essen unter Kastanien, gute Bedienung, wunderbar. Hätte man in Berlin auch gerne häufiger. Seife habe ich aber nicht mehr gekurbelt.
Dienstag, 18. August 2015
In der Botanik (2)
Am Naturkundemuseum kann man gerade auch schön sehen, welche Pflanzen sich praktisch als Erstbewuchs auf frischer Erde einstellen (zu dem Versuch einer entsprechenden Kartierung auf einem vernachlässigtem Bauplatz, siehe hier). Der Platz vor dem Naturkundemuseum wird umgestaltet, er ist ja durch wunderbare Blutbuchen eingesäumt, jetzt wurde er aufgerissen, und teilweise mit Muttererde verfüllt. Auf der Erde wachsen die ersten Pflanzen und hier ist das Ergebnis etwas näher an dem, was ich mir vorgestellt habe. Als erstes findet sich viel und ausgiebig Gänsefuss, der anscheinend immer als erstes aus Muttererde kommt. Ich glaube, es gibt Methoden, Unkrautsamen in Muttererde zu neutralisieren; diese Methoden funktionieren aber anscheinend nicht bei Gänsefuss.
Neben Gänsefuss nur wenige andere Pflanzen, ein bisschen Spitzwegerich, irgendetwas, das ein bisschen wie ein Fuchsschwanz aussieht, und - das war für mich wirklich eine Überraschung - ein Stechapfel. Das schöne giftige Pflänzchen wächst und man kann fast von Tag zu Tag zuschauen, wie aus den weißen Blüten die stachligen Früchte werden. Zur Zeit sieht es so aus, als würde sich erstmal keiner um neue Bepflanzung kümmern, so dass ich wohl noch ein bisschen weiter beobachten kann, was sich dort an Pflanzen findet.
Neben Gänsefuss nur wenige andere Pflanzen, ein bisschen Spitzwegerich, irgendetwas, das ein bisschen wie ein Fuchsschwanz aussieht, und - das war für mich wirklich eine Überraschung - ein Stechapfel. Das schöne giftige Pflänzchen wächst und man kann fast von Tag zu Tag zuschauen, wie aus den weißen Blüten die stachligen Früchte werden. Zur Zeit sieht es so aus, als würde sich erstmal keiner um neue Bepflanzung kümmern, so dass ich wohl noch ein bisschen weiter beobachten kann, was sich dort an Pflanzen findet.
Montag, 17. August 2015
Schwabenbekämpfung
Bei meinen Eltern im Bücherschrank einmal wieder "Die intelligente Hausfrau in ihrem häuslichen Wirkungskreise - ein zuverlässiger und unentbehrlicher Ratgeber für Familie, Küche und Haus" (2. Aufl., Salzwedel, 1883) herausgekramt.
Das Vorwort könnte man heute auch noch gut verwenden:
"Wir leben in einer Zeit, wo für jeden Beruf eine höhere Ausbildung gefordert wird, wie der frühere "alte Schlendrian" zu bieten im Stande war. Es werden nicht allein von Seiten des Staates, sondern auch durch alle sozialen Verhältnisse bedingt, an den Mann wissenschaftliche Anforderungen gestellt, von denen nicht längst vergangene Zeiten noch keine Ahnung hatten."* Und tatsächlich liest man die quasi Wagner'sche Klage, "dass die Frauen, welche als Mädchen mit ihrer wissenschaftlichen Ausbildung ihre Zeit ausfüllen mussten, keine Zeit dazu fanden, ihre eigentliche Bestimmung, dem künftigen Gatten eine sparsame und einsichtsvolle Hausfrau, den Kinden eine verständige und fürsorgliche Mutter zu werden, im Auge zu behalten." Tja, war eben damals schon alles kacke. Aber die Erkenntnis, dass man 1883 auch noch nicht weiter war als manche Schreiber heute, war jetzt eigentlich gar nicht mein Thema. Meine letzte Lektüre liegt schon ein paar Jahrzehnte zurück und ich hatte vage die Erinnerung an ein wahnsinniges Rezept zur Ungeziefervernichtung, für das man diverse Säuren benötigte. Und tatsächlich, zur Wanzenvertilgung wird vorgeschlagen, Schwefel- und Salzsäure in die Fugen zu kippen. Es gibt aber noch mehr bedenkliche Vorschläge, insbesondere, wenn man, wie ich, Schwabe ist:
3. Mittel gegen Schaben (Schwaben). Die Schwaben sind eines der lästigsten Ungeziefer, die sich in kurzer Zeit enorm vermehrten. Eines der wirksamsten Mittel, sie zu vertilgen, ist der Phosphor. Da die Schwaben die Wärme lieben und deshalb gern die Fugen, Spalten und Löcher in den Wänden der Nähe des Ofens ausfüllen, so braucht man nur eine Partie Phosphorzündhölzchen in die Nähe dieser Schlupfwinkel zu legen, um überzeugt sein zu können, dass der sich verbreitenden Phosphorgeruch die lästigen Tiere sehr bald vertreibt....(Alternative: Hundskamille:)... Solches Pulver wird in die Schlupfwinkel der Schwaben mit einem Blasebalg (Spritzmaschine) eingeblasen. Nach wenigen Augenblicken kommen die Schwaben aus ihren Löchern herausgestürzt; in wilder Flucht rennen sie bis in die Mitte des Zimmers, dann ereilt sie die Ohnmacht und kraftlos bleiben sie liegen. In diesem Zustande müssen sie mit einem Besen zusammengekehrt und getötet werden, sonst kommen sie nach kurzer Zeit wieder zu sich und laufen fort.
(Die Kochrezepte in dem Büchlein habe ich mir dann lieber nicht mehr angesehen.)
Warum hießen die Tiere damals Küchenschwaben? Weil man zu allen Zeiten Ungeziefer nach unbeliebten Völkern benannt hat. Ende des vorletzten Jahrhunderts war das Hauptvergehen der Schwaben arm zu sein, deswegen hat man das Ungeziefer nach ihnen benannt. Mit dem ersten Weltkrieg nannte man die Tierchen dann Russen oder Franzosen. Seufz.
Sonntag, 16. August 2015
Skandal! Nichts begriffen!
Kaum zu glauben, dass man in Pankow noch solche Schilder findet:
Und ich dachte immer, die Frisör-Innung lässt sowas nicht mehr zu und schließt alle Läden zwangsweise, die sich nicht "Haaribo", "Zopfundstopf", "Glocke und Latz", "Rasta-Fah-aar-ndung" oder "Schneiden und Mee(h)r" nennen....
Am Ende stecken die ihre Kreativität noch in ihr Handwerk und nicht in den Ladennamen.... nicht auszudenken.....
(War doch eine gute Entscheidung, die neue Kategorie "Old man yells at cloud" einzuführen, die werde ich noch brauchen für meine gelegentlichen Anfälle zahnloser Altherrenpolemik.)
Und ich dachte immer, die Frisör-Innung lässt sowas nicht mehr zu und schließt alle Läden zwangsweise, die sich nicht "Haaribo", "Zopfundstopf", "Glocke und Latz", "Rasta-Fah-aar-ndung" oder "Schneiden und Mee(h)r" nennen....
Am Ende stecken die ihre Kreativität noch in ihr Handwerk und nicht in den Ladennamen.... nicht auszudenken.....
(War doch eine gute Entscheidung, die neue Kategorie "Old man yells at cloud" einzuführen, die werde ich noch brauchen für meine gelegentlichen Anfälle zahnloser Altherrenpolemik.)
Samstag, 15. August 2015
Freitag, 14. August 2015
Ernte
(In meinem Vertrag steht, dass ich jedes Jahr mindestens zwei Mischmasch-Tomatenbilder bringen muss. Im Prinzip ginge auch jedes Jahr dasselbe, aber dazu müsste ich meine alten Bilder erst mal wieder finden. Gerade ist aber wieder eine gute Zeit für so einen Post, bei der Hitze liest hier eh niemand mit.)
Bei den Cocktailtomaten haben wir: Pink Boar, Black Plum, Black Cherry, Zuckertraube, Zuckerpflaume, Himbeerrose, Banana Legs, Gelber Dattelwein, Gelbe Johannisbeere, Rote Johannisbeere.
Bei den Fleischtomaten ist's etwas komplizierter, weil ich dieses Jahr fast nur gelb- orange Sorten habe. Goldie, Apricot Brandywine, Pink Brandywine und noch eine, die ich nicht richtig beschriftet habe. Irgendwo sind dann da draußen noch die German Gold, Gold Medal, Tomaten-von-denen-ich-nicht-weiß-was-sie-sind und die sehr interessante Lychee-Tomate, die mir Mirjam mitgebracht hat. Ich werde berichten.
Schmeckt aber alles, doch, doch.
Donnerstag, 13. August 2015
Mittwoch, 12. August 2015
Was ist denn mit der Werbung an der S-Bahn passiert?
Ich werde nicht ganz fertig damit, dass hier Philip Morris vor gefälschten Zigaretten warnt, weil diese gesundheitsschädliche Substanzen enthalten könnten. Das sind für mich zu viele Level von Ironie, da komme ich nicht mehr mit (wer jetzt die Werbung verteidigen will, einfach noch einmal drüber nachdenken, aber es wird einem schwindlig davon).
Die neue Werbung an der Haltestelle Nordbahnhof ("Multiple Orgasmen 79,90 EUR") habe ich dann schon gar nicht mehr fotografiert. Keine falsche Prüderie, aber Eltern mit Kindern im fragefreudigen Alter sollten besser den anderen Zugang zum Bahnsteig nehmen. Immerhin muss man aber dieser Werbung zugestehen, dass sie wohl etwas anpreist, was wohl eher zur körperlichen Befriedigung geeignet ist, als die oben beworbene Pizza von Joeys Pizza oder die anderen merkwürdigen Essenslieferdienste, die jetzt überall mit den billigsten sexuellen Anspielungen plakatieren lassen und mir sowieso vollkommen auf den Geist gehen.... (geht fäusteschwingend und schimpfend ab).
(Ich brauche hier unbedingt den Tag "Old man yells at clouds"*. Das ist wohl auch die Inhaltsangabe für die nächsten Jahre. Tut mir ja leid, aber man wird nicht jünger.)
*Ich habe noch nie die Simpsons gesehen, aber das leuchtete mir sofort ein.
Dienstag, 11. August 2015
Erkenntnis
Wenn ich auf dem Land lebte, hieße der Blog wohl "Andis Wolkenwelt" (Landlebenblog geht nicht, das ist, glaube ich, schon vergeben). In den ersten Urlaubswochen habe ich eigentlich fast ausschließlich Wolken fotografiert, ansonsten fand ich nicht allzu viel Interessantes (von niedlichen Tieren mal abgesehen).
Vielleicht bin ich doch nicht so special, wie ich immer gedacht habe?
Vielleicht bin ich doch nicht so special, wie ich immer gedacht habe?
Montag, 10. August 2015
In der Botanik
Auf einem Grundstück, nicht weit entfernt, wurde gegraben, die Erde wieder eben gemacht, dann ging die ganze Sache aber nicht mehr weiter. Seit über einem Jahr hat sich auf der Erde dort nichts mehr getan und es ist ganz interessant, wie sich auf der bloßen Erde (sie scheint mir nicht besonders gut zu sein) langsam wieder Vegetation einstellt. Man hat ja seine Vermutungen, was zuerst wachsen könnte, das Ergebnis hat mich dann aber auch überrascht.
Zuerst kam der Rucola. Mag sein, dass das an Berlin liegt, irgendwie jetzt nicht die erste Pflanze, die man erwarten würde. Zwischendrin kam dann auch Spitz- und Breitwegerich, das fand ich sehr angenehm, weil das zumindest Pflanzen sind, die ich auch erkenne (meine botanischen Kenntnisse sind nicht sonderlich gut und mir fehlen leider auch die Grundlagen, um mir dieses Gebiet selbst anständig zu erschließen). Dann stehen dort verschiedene Doldenblütler, die finde ich auch immer schwierig, weil es da viele sehr ähnliche Pflanzen gibt. Ich habe länger gerätselt, mein guter Harry Garms half mir dann aber: ausgerissen, an der Wurzel gerochen - es handelte sich um eine wilde Möhre.
Daneben wieder Hundskamille, kenne ich zumindest. Die Hundskamille hatte ja entscheidende Bedeutung für die Schwabenbekämpfung, dazu vielleicht ein ander Mal mehr.
Die Recherche hat dann noch ein hilfreiches Ergebnis ergeben: Bei einem Kraut, das hier auch überall wächst, handelt es sich um Berufskraut. Soll gut gegen Durchfall sein. Passend dazu der in Berlin auch überall zu findende Beifuß, der ja auch bei schwerem Essen hilft. Dazwischen massenhaft Gänsefuß, auch eines der Berliner Standardunkräuter. Aus den Samen sollen die Leute in der Jungsteinzeit Mehl gemahlen haben. Wer's mag. Wäre das noch Paleo-Diät?
Bei einigen Pflanzen kam ich aber nicht so richtig weiter: So bei einer Distel mit wolligem Kopf und einer sehr merkwürdig verknoteten Pflanze mit ein paar kleinen gelben Blüten (irgendwelche Vorschläge?).
Das buschige Kraut mit lilafarbenen Blüten konnte ich dann noch als Natternkopf identifizieren. Auch eins der Kräuter, die ich mir nicht merken kann und immer wieder nachschlagen muss. Dabei sollte man denken, dass der Name anschaulich genug ist.
Auf der Brachfläche also eine beeindruckende Vielfalt von Unkraut, über zehn verschiedene Arten, wenn ich da noch auf meinen Randstreifen sehe, finde ich noch einiges mehr (seit diesem Jahr seltsamerweise auch richtiges Getreide, z.B. auch dieser Weizen. Ich habe mir ein paar Körner herausgepult, das ist nicht nur so blindes Wildgetreide. Roggen haben wir auch. Merkwürdig. Vielleicht Körner aus dem Vogelfutter?)
Zuerst kam der Rucola. Mag sein, dass das an Berlin liegt, irgendwie jetzt nicht die erste Pflanze, die man erwarten würde. Zwischendrin kam dann auch Spitz- und Breitwegerich, das fand ich sehr angenehm, weil das zumindest Pflanzen sind, die ich auch erkenne (meine botanischen Kenntnisse sind nicht sonderlich gut und mir fehlen leider auch die Grundlagen, um mir dieses Gebiet selbst anständig zu erschließen). Dann stehen dort verschiedene Doldenblütler, die finde ich auch immer schwierig, weil es da viele sehr ähnliche Pflanzen gibt. Ich habe länger gerätselt, mein guter Harry Garms half mir dann aber: ausgerissen, an der Wurzel gerochen - es handelte sich um eine wilde Möhre.
Daneben wieder Hundskamille, kenne ich zumindest. Die Hundskamille hatte ja entscheidende Bedeutung für die Schwabenbekämpfung, dazu vielleicht ein ander Mal mehr.
Die Recherche hat dann noch ein hilfreiches Ergebnis ergeben: Bei einem Kraut, das hier auch überall wächst, handelt es sich um Berufskraut. Soll gut gegen Durchfall sein. Passend dazu der in Berlin auch überall zu findende Beifuß, der ja auch bei schwerem Essen hilft. Dazwischen massenhaft Gänsefuß, auch eines der Berliner Standardunkräuter. Aus den Samen sollen die Leute in der Jungsteinzeit Mehl gemahlen haben. Wer's mag. Wäre das noch Paleo-Diät?
Bei einigen Pflanzen kam ich aber nicht so richtig weiter: So bei einer Distel mit wolligem Kopf und einer sehr merkwürdig verknoteten Pflanze mit ein paar kleinen gelben Blüten (irgendwelche Vorschläge?).
Das buschige Kraut mit lilafarbenen Blüten konnte ich dann noch als Natternkopf identifizieren. Auch eins der Kräuter, die ich mir nicht merken kann und immer wieder nachschlagen muss. Dabei sollte man denken, dass der Name anschaulich genug ist.
Auf der Brachfläche also eine beeindruckende Vielfalt von Unkraut, über zehn verschiedene Arten, wenn ich da noch auf meinen Randstreifen sehe, finde ich noch einiges mehr (seit diesem Jahr seltsamerweise auch richtiges Getreide, z.B. auch dieser Weizen. Ich habe mir ein paar Körner herausgepult, das ist nicht nur so blindes Wildgetreide. Roggen haben wir auch. Merkwürdig. Vielleicht Körner aus dem Vogelfutter?)