(Zugleich ein Beitrag zu Frau Tonaris "Rost-Parade"-Projekt.)
Rost findet man an korrodierenden Gegenständen. Manchmal bleibt Rost aber auch da, wo früher mal etwas war, das rostete. Der Rost weist dann auf etwas hin, was es nicht mehr gibt. Man sieht die Spuren und wird an etwas erinnert, was einmal dort war und jetzt nicht mehr. Vielleicht fehlt es, vielleicht wäre man froh, auch die Spuren getilgt zu haben.
Wir alle tragen diese Spuren, mögen sie auch nicht aus Rost sein.
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Donnerstag, 30. November 2017
Mittwoch, 29. November 2017
Dienstag, 28. November 2017
I was punk before you were punk
(Die Überschrift hat, wie üblich, nicht unmittelbar etwas mit dem Text zu tun, wird aber irgendwo weiter unten erläutert, sofern ich das nicht während des Schreibens vergesse. Alle, die hier ansonsten beim Wörtchen "Punk" automatisch das Browserfenster zumachen, können also trotzdem weiterlesen und sich dann halt am Schluss ärgern.)
In den letzten Wochen gab's mal wieder eine ganz interessante Bloggerdiskussion, über den Zustand der Bloggerszene und überhaupt. Frau Brüllen (die ja einmal monatlich die "Was machst du eigentlich den ganzen Tag"-Aktion initiiert, die jeder schon irgendwo gesehen hat) hat einen Artikel über ein Schweizer Bloggertreffen geschrieben. Der Post ist aus meiner Sicht eine ganz gute Beschreibung der zwei Welten des kommerziellen und nicht-kommerziellen Bloggens. Späßchen über SEO finde ich ja auch immer gut. Mit einer Wertung würde ich mich eher zurückhalten - ich habe die komfortable Situation, dass ich mein Geld mit anderen Dingen (bei denen ich Gott sei Dank besser bin als beim Schreiben und Fotografieren) zu verdienen, so dass ich mir hier keine Gedanken über die Finanzierung machen muss. Nicht alle haben dieses Glück und wenn jemand sein Blog mit Gelderwerb verbinden will, soll sie oder er das machen. Wenn ich die Themen interessant finde, lese ich dann auch weiter. Man kann das alles auch etwas dogmatischer sehen, Christian Fischer hat das in einem Beitrag "Wie sich die Blogszene kommerzialisierte und warum heute alle Blogs gleich sind" auch getan. Da der Beitrag ein Rant ist, darf man davon ausgehen, dass er etwas sehr zugespitzt ist (er enthält auch den guten Schlusssatz, dass das alles gar nicht wichtig sei; seine Kommentare anderswo sind dann auch differenzierter). (Anderswo wird daraus dann so eine Art Gentrifizierung des Internets gemacht; entsprechend gibt es dann die Erwiderungen). Aber wie gesagt: Die Möglichkeit, einfach zum Spaß zu bloggen, hat halt nicht jeder. Ich muss ja Werbeblogs nicht lesen.
Das ist genügend Stoff für selbstreferentielles Herumlesen, mein eigentlicher Punkt ist aber ein anderer, In dem Text von Christian Fischer gibt es eine Passage: "Blicken wir doch mal zurück: Blogs haben damals nun einmal als persönliche „Tagebücher“, persönliche Kolumnen über Gott und die Welt angefangen. „Damals“ bedeutet übrigens – entgegen der Meinung vieler Blogger heute, die entweder 2009/2010 oder 2005/2006 als „früher“ bezeichnen, eher so 2000/2001. Da fings an mit den Blogs." Anderswo kontrastiert er dann die heutigen Blogs mit den "Blogs von damals". In den Kommentaren findet sich dazu die Aussage: "Damals(TM) haben wir gesagt, man kann die Leute, die Blogs nicht verstanden hätten daran erkennen, dass sie „der“ Blog sagen, im Gegensatz zu „das“ Blog." Und das ist eine Haltung, die ich gut kenne. Früher gab es in der Punkszene das Spiel "I was a punk before you were a punk". Kurzgefasst, man leitete eine Autorität davon ab, wie lange man schon dabei war. Wer später kam, konnte natürlich nicht mehr mithalten. Er verstand die Insiderjokes nicht, die die Punk-Veteranen hatten. Ihm wurde auch erklärt, dass die Welt früher besser war: Die Bands waren natürlich früher cooler und authentischer, auf den Konzerten war noch Pogo etc. etc. Diese nostalgische Haltung, die zutiefst kindisch ist, führt dazu, dass eine Szene erstarrt. Keiner hat Lust, irgendwo mitzumachen, wo ihm erst einmal alle Altvorderen erklären, dass es erstens früher viel besser war und zweitens er alles falsch macht.
Ich wünsche mir, dass es mehr Blogs gibt, nicht nur solche von arrivierten Mitvierzigern, die alten Zeiten nachtrauern, sondern auch von jüngeren Leuten, die meinetwegen gegen alle Regeln, die ich für notwendig halte, verstoßen. Ich wünsche mir, dass es Vernetzung und Information jenseits von Facebook gibt. Praktisch bedeutet das auch, dass wir uns auch mit Youtubern und anderen beschäftigen müssen, die uns im Moment eher merkwürdig vorkommen.
Aber das meine ich natürlich alles gar nicht so: Ich habe Anfang der Achtziger K-70 und Vorkriegsphase in den kleinen JZs live gesehen. Das war noch der richtige Spirit. Die ganzen neuen Bands und die jungen Leute, die das nicht mitgemacht haben, können da nicht mithalten. Tut mir leid. Ist halt so. Andere Meinungen lasse ich vielleicht von Leuten gelten, die die Clash noch in Originalbesetzung live gesehen haben. Aber auch nur vielleicht. Sorry.
In den letzten Wochen gab's mal wieder eine ganz interessante Bloggerdiskussion, über den Zustand der Bloggerszene und überhaupt. Frau Brüllen (die ja einmal monatlich die "Was machst du eigentlich den ganzen Tag"-Aktion initiiert, die jeder schon irgendwo gesehen hat) hat einen Artikel über ein Schweizer Bloggertreffen geschrieben. Der Post ist aus meiner Sicht eine ganz gute Beschreibung der zwei Welten des kommerziellen und nicht-kommerziellen Bloggens. Späßchen über SEO finde ich ja auch immer gut. Mit einer Wertung würde ich mich eher zurückhalten - ich habe die komfortable Situation, dass ich mein Geld mit anderen Dingen (bei denen ich Gott sei Dank besser bin als beim Schreiben und Fotografieren) zu verdienen, so dass ich mir hier keine Gedanken über die Finanzierung machen muss. Nicht alle haben dieses Glück und wenn jemand sein Blog mit Gelderwerb verbinden will, soll sie oder er das machen. Wenn ich die Themen interessant finde, lese ich dann auch weiter. Man kann das alles auch etwas dogmatischer sehen, Christian Fischer hat das in einem Beitrag "Wie sich die Blogszene kommerzialisierte und warum heute alle Blogs gleich sind" auch getan. Da der Beitrag ein Rant ist, darf man davon ausgehen, dass er etwas sehr zugespitzt ist (er enthält auch den guten Schlusssatz, dass das alles gar nicht wichtig sei; seine Kommentare anderswo sind dann auch differenzierter). (Anderswo wird daraus dann so eine Art Gentrifizierung des Internets gemacht; entsprechend gibt es dann die Erwiderungen). Aber wie gesagt: Die Möglichkeit, einfach zum Spaß zu bloggen, hat halt nicht jeder. Ich muss ja Werbeblogs nicht lesen.
Das ist genügend Stoff für selbstreferentielles Herumlesen, mein eigentlicher Punkt ist aber ein anderer, In dem Text von Christian Fischer gibt es eine Passage: "Blicken wir doch mal zurück: Blogs haben damals nun einmal als persönliche „Tagebücher“, persönliche Kolumnen über Gott und die Welt angefangen. „Damals“ bedeutet übrigens – entgegen der Meinung vieler Blogger heute, die entweder 2009/2010 oder 2005/2006 als „früher“ bezeichnen, eher so 2000/2001. Da fings an mit den Blogs." Anderswo kontrastiert er dann die heutigen Blogs mit den "Blogs von damals". In den Kommentaren findet sich dazu die Aussage: "Damals(TM) haben wir gesagt, man kann die Leute, die Blogs nicht verstanden hätten daran erkennen, dass sie „der“ Blog sagen, im Gegensatz zu „das“ Blog." Und das ist eine Haltung, die ich gut kenne. Früher gab es in der Punkszene das Spiel "I was a punk before you were a punk". Kurzgefasst, man leitete eine Autorität davon ab, wie lange man schon dabei war. Wer später kam, konnte natürlich nicht mehr mithalten. Er verstand die Insiderjokes nicht, die die Punk-Veteranen hatten. Ihm wurde auch erklärt, dass die Welt früher besser war: Die Bands waren natürlich früher cooler und authentischer, auf den Konzerten war noch Pogo etc. etc. Diese nostalgische Haltung, die zutiefst kindisch ist, führt dazu, dass eine Szene erstarrt. Keiner hat Lust, irgendwo mitzumachen, wo ihm erst einmal alle Altvorderen erklären, dass es erstens früher viel besser war und zweitens er alles falsch macht.
Ich wünsche mir, dass es mehr Blogs gibt, nicht nur solche von arrivierten Mitvierzigern, die alten Zeiten nachtrauern, sondern auch von jüngeren Leuten, die meinetwegen gegen alle Regeln, die ich für notwendig halte, verstoßen. Ich wünsche mir, dass es Vernetzung und Information jenseits von Facebook gibt. Praktisch bedeutet das auch, dass wir uns auch mit Youtubern und anderen beschäftigen müssen, die uns im Moment eher merkwürdig vorkommen.
Aber das meine ich natürlich alles gar nicht so: Ich habe Anfang der Achtziger K-70 und Vorkriegsphase in den kleinen JZs live gesehen. Das war noch der richtige Spirit. Die ganzen neuen Bands und die jungen Leute, die das nicht mitgemacht haben, können da nicht mithalten. Tut mir leid. Ist halt so. Andere Meinungen lasse ich vielleicht von Leuten gelten, die die Clash noch in Originalbesetzung live gesehen haben. Aber auch nur vielleicht. Sorry.
Montag, 27. November 2017
Berlin begrüßt mich mit Herzchen!
(A. kommt näher)
"Ach, das ist ja eine Tasse... ist die etwa? Ja, steht ja drauf, die ist "für mich"! Und dann noch die tollen Herzchen dazu, das ist ja wirklich nett... hätte ich jetzt gar nicht erwartet... vielleicht tue ich der Stadt doch manchmal unrecht... Herzchen.. Na, was ist denn drin in meiner Herzchentasse? Regenwasser, Schlick und verrottende Blätter? Na vielen Dank! Hätte ich mir ja denken können! War ja wieder vollkommen klar gewesen! Ganz, ganz toll..."
(laut schimpfend ab)
Sonntag, 26. November 2017
Bedeutende Dienstreisen (35)
Vielleicht ist das der Abschluss für dieses Jahr. Mal sehen, was noch so kommt.
***
Ich werde diesmal um meinen Blick von der Beusselbrücke betrogen. Als ich mich zum Flughafen Tegel aufmache, komme ich nur zum Gesundbrunnen. Die nächste Ringbahn, die mich zur Beusselstraße und damit zum TXL-Bus bringen sollte, ist erst in 17 Minuten angesagt. Das sieht schwer nach Störungen im Betriebsablauf aus. Ich entscheide mich also, ein Taxi vom Gesundbrunnen zu nehmen. Wohl die richtige Entscheidung, weil auch die Sicherheitskontrolle in Tegel fast eine halbe Stunde dauert. Es bleibt aber Zeit für einen Blick in den Himmel, der heute durchgehend dramatisch ist. Drama, baby!
***
Normalerweise habe ich ja die Flüge um 6.00 Uhr, dieser ist angenehm später. Schöner Nebeneffekt: Man sieht ein bisschen mehr während des Fluges. Dramatische Wolken, die sich auf den Flügeln spiegeln oder (das habe ich tatsächlich eher selten gesehen) in der Ferne goldumflossene Wolken, die aussehen, als beherbergten sie eine wunderbare Stadt. Ab und zu träume ich, der so wenig von Architektur versteht, davon, dass ich durch eine fremde Stadt mit wunderbaren Gebäuden gehe. Das versetzt mich im Traum (und auch noch eine Zeitlang nach dem Aufstehen) in gute Laune. Ob man auf den Wolkenbänken dort hinten so eine Stadt fände? Würde man, wenn man auf den Wolken aufwachte, immer noch gute Laune haben?
***
In Stuttgart angekommen versuche ich herauszufinden, wo ich hin muss. Der Kartenausschnitt, den ich in meinen Unterlagen habe, ist so klein, dass ich ihn nicht mehr lesen kann. Ich schlage mich irgendwie zum Pragfriedhof durch, dort steht eine Backstein-Kirche im byzantinischen Stil, die eigentlich eher nach Berlin passen würde. Über die Friedhofsmauer hinweg sehe ich einen Flügel eines Friedhofsengels. Ich nehme mir vor, dass ich, falls ich noch Zeit haben sollte, noch auf den Friedhof sehe und mir den Engel von vorne angucke, aber ich habe natürlich später keine Zeit.
***
Der Schwabenunderground überfordert mich. Was ist das? Orthographischer Fehler, Päderastenkritik oder einfach nur ein Depp, der irgendwas auf Mülleimer schmiert? Noch jemand, der darüber länger als 15 Minuten nachdenken kann? Gründen wir eine Selbsthilfegruppe?
***
Ich bin ja relativ häufig bei Veranstaltungen unterwegs, wo ich Prügel bekomme (manchmal ist frühere Tätigkeit in einer Punkband wirklich nützlich). Meistens weiß ich vorher nicht, wie es läuft. Heute ist es so, dass alle nett sind. Allerdings mache ich bei meinem Vortrag natürlich einen Scherz, der vollkommen versandet. Also alles wie immer.
***
Ich werde mich nie mehr über die Berliner Taxifahrer beschweren. Der Stuttgarter Kollege nimmt einem Polizeifahrzeug mit Blaulicht die Vorfahrt. Die Polizisten verfolgen uns durch einen Tunnel, fahren dann Gott sei Dank einfach weiter zu ihrem Einsatz.
***
Ich war in diesem Jahr viermal in Stuttgart, zwei Mal fiel mein Rückflug aus, einmal war er um ein paar Stunden verspätet. Diesmal geht er pünktlich. Hurra!
.
***
Ich werde diesmal um meinen Blick von der Beusselbrücke betrogen. Als ich mich zum Flughafen Tegel aufmache, komme ich nur zum Gesundbrunnen. Die nächste Ringbahn, die mich zur Beusselstraße und damit zum TXL-Bus bringen sollte, ist erst in 17 Minuten angesagt. Das sieht schwer nach Störungen im Betriebsablauf aus. Ich entscheide mich also, ein Taxi vom Gesundbrunnen zu nehmen. Wohl die richtige Entscheidung, weil auch die Sicherheitskontrolle in Tegel fast eine halbe Stunde dauert. Es bleibt aber Zeit für einen Blick in den Himmel, der heute durchgehend dramatisch ist. Drama, baby!
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Normalerweise habe ich ja die Flüge um 6.00 Uhr, dieser ist angenehm später. Schöner Nebeneffekt: Man sieht ein bisschen mehr während des Fluges. Dramatische Wolken, die sich auf den Flügeln spiegeln oder (das habe ich tatsächlich eher selten gesehen) in der Ferne goldumflossene Wolken, die aussehen, als beherbergten sie eine wunderbare Stadt. Ab und zu träume ich, der so wenig von Architektur versteht, davon, dass ich durch eine fremde Stadt mit wunderbaren Gebäuden gehe. Das versetzt mich im Traum (und auch noch eine Zeitlang nach dem Aufstehen) in gute Laune. Ob man auf den Wolkenbänken dort hinten so eine Stadt fände? Würde man, wenn man auf den Wolken aufwachte, immer noch gute Laune haben?
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In Stuttgart angekommen versuche ich herauszufinden, wo ich hin muss. Der Kartenausschnitt, den ich in meinen Unterlagen habe, ist so klein, dass ich ihn nicht mehr lesen kann. Ich schlage mich irgendwie zum Pragfriedhof durch, dort steht eine Backstein-Kirche im byzantinischen Stil, die eigentlich eher nach Berlin passen würde. Über die Friedhofsmauer hinweg sehe ich einen Flügel eines Friedhofsengels. Ich nehme mir vor, dass ich, falls ich noch Zeit haben sollte, noch auf den Friedhof sehe und mir den Engel von vorne angucke, aber ich habe natürlich später keine Zeit.
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Der Schwabenunderground überfordert mich. Was ist das? Orthographischer Fehler, Päderastenkritik oder einfach nur ein Depp, der irgendwas auf Mülleimer schmiert? Noch jemand, der darüber länger als 15 Minuten nachdenken kann? Gründen wir eine Selbsthilfegruppe?
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Ich bin ja relativ häufig bei Veranstaltungen unterwegs, wo ich Prügel bekomme (manchmal ist frühere Tätigkeit in einer Punkband wirklich nützlich). Meistens weiß ich vorher nicht, wie es läuft. Heute ist es so, dass alle nett sind. Allerdings mache ich bei meinem Vortrag natürlich einen Scherz, der vollkommen versandet. Also alles wie immer.
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Ich werde mich nie mehr über die Berliner Taxifahrer beschweren. Der Stuttgarter Kollege nimmt einem Polizeifahrzeug mit Blaulicht die Vorfahrt. Die Polizisten verfolgen uns durch einen Tunnel, fahren dann Gott sei Dank einfach weiter zu ihrem Einsatz.
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Ich war in diesem Jahr viermal in Stuttgart, zwei Mal fiel mein Rückflug aus, einmal war er um ein paar Stunden verspätet. Diesmal geht er pünktlich. Hurra!
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Samstag, 25. November 2017
Freitag, 24. November 2017
Bedeutende Dienstreisen (34)
Wie ich letzthin schon schrieb, bin ich gerade viel unterwegs. Allerdings bleibt nur selten genug übrig, um einen der regulären Dienstreisenposts zu machen. Zu wenig Bilder, zu wenig interessante Entdeckungen, keine drolligen Begebnisse. Nun bin ich auch schlau genug zu wissen, dass das wenig mit den Reisen zu tun hat. Auch bei den bisherigen Dienstreisen-Posts ist ja nie irgendetwas besonders interessantes oder bedeutendes passiert. Es ist eher eine Frage, wie man die Dinge wahrnimmt und da muss man wohl konstatieren, dass ich, der sich normalerweise stundenlang mit einem Zettel oder Stöckchen am Wegesrand beschäftigen kann, im Moment eher stumpf durch die Gegend fahre. Dann schreibe ich eben ein paar stumpfe Posts.
***
Der Tag beginnt mit den dümmstmöglichen Begebnissen. Der Zug, den ich gebucht habe, fährt um zwanzig Minuten früher als auf der Fahrkarte steht. So etwas ist kein Problem, wenn man es vorher weiß. Ich stehe also um kurz vor sieben am Hauptbahnhof und versuche, meine nächste Verbindung zu organisieren. Die Wagenreihung vom nächsten Zug weicht von der Wagenstandsanzeige ab, d.h. es gibt eine Version auf der Wagenstandsanzeige und eine auf der Anzeige am Bahnhof, im Waggon wechselt die Nummerierung auf den Displays mehrfach von Waggon 22 zu Waggon 32. Tückisch, wenn man in einem Zug sitzt, der in Hamm geteilt wird und man eigentlich schon im richtigen Zugteil sitzen will. Mir ist es eh wurscht, die Reservierung hatte ich ohnehin nur für den Zug, den ich verpasst hatte. Anders als mein Hintermann sitze ich auch glücklicherweise im richtigen Zugteil. Letzlich habe ich mir ja aber vor zwei Jahren vorgenommen, mich über nichts mehr bei Dienstreisen aufzuregen, und halte mich auch daran. Irgendwann kommt man immer irgendwie irgendwo an. Wäre dieses Blog ein Roadmovie, würde sich der Protagonist am Ende der Reise geändert haben. So bleibt aber alles gleich, eine endlose Abfolge von Reisen, Treffen, Verspätungen, deren Zweck im Nachhinein exklusiv darin zu bestehen scheint, dass irgendwer irgendwohin fährt. Mehr rituelle Handlung als geschäftliche Zielsetzung.
***
Aus dem Zugfenster sehe ich den Sonnenaufgang. Der Himmel ist blau, von weißen Streifen durchschnitten, am Horizont die Sonne hat einen intensiv goldenen Schein, wie man ihn nur an klaren Herbsttagen sieht. Auf meiner Zugseite wird die karge Landschaft mit Gold überzogen.
Es gibt nichts merkwürdigeres und wunderbares als die Landschaft neben den ICE-Trassen. Eine Mischung von Weideland, Gewerbegebieten, alten verfallenen Bahnhofsgebäuden, Schrottplätzen. Man möchte alle 100 Meter anhalten und ein Foto machen.
***
Ankunft. Ich komme zwar zu spät, meine Abwesenheit hat aber noch nicht gestört. Ich höre einen bemerkenswerten Vortrag, in dem der Vortragende bestimmte Entwicklungen darauf schiebt, dass das Moralgefühl der Massen seit der Kaiserzeit immer schlechter geworden sei. Im Publikum aber wenig Monarchisten, die Auffassung findet keinen Anklang.
***
Am Bahnhof für den Rückweg. Am Bahnsteig 10, der eigentlich vorgesehen war, ist angezeigt, dass der Zug heute von Bahnsteig 16 gehen soll. Am Bahnsteig 16 ist der Zug aber nicht angezeigt. Rechtzeitig höre ich dann, dass der Zug von Gleis 18 geht. Ich bin rechtzeitig da; wie das jemand rausfinden soll, der etwas langsamer zu Fuß ist oder nicht richtig deutsch kann oder der nicht wie ich immer dreimal nachsieht, weiß ich auch nicht.
***
Mir gegenüber sitzt ein Cellist mit den Noten von Schwanensee. Auf dem Hinweg saß vor mir eine Frau mit den Noten zu "Küssen kann man nicht alleine". Zumindest kulturell geht's bergauf.
***
Der Tag beginnt mit den dümmstmöglichen Begebnissen. Der Zug, den ich gebucht habe, fährt um zwanzig Minuten früher als auf der Fahrkarte steht. So etwas ist kein Problem, wenn man es vorher weiß. Ich stehe also um kurz vor sieben am Hauptbahnhof und versuche, meine nächste Verbindung zu organisieren. Die Wagenreihung vom nächsten Zug weicht von der Wagenstandsanzeige ab, d.h. es gibt eine Version auf der Wagenstandsanzeige und eine auf der Anzeige am Bahnhof, im Waggon wechselt die Nummerierung auf den Displays mehrfach von Waggon 22 zu Waggon 32. Tückisch, wenn man in einem Zug sitzt, der in Hamm geteilt wird und man eigentlich schon im richtigen Zugteil sitzen will. Mir ist es eh wurscht, die Reservierung hatte ich ohnehin nur für den Zug, den ich verpasst hatte. Anders als mein Hintermann sitze ich auch glücklicherweise im richtigen Zugteil. Letzlich habe ich mir ja aber vor zwei Jahren vorgenommen, mich über nichts mehr bei Dienstreisen aufzuregen, und halte mich auch daran. Irgendwann kommt man immer irgendwie irgendwo an. Wäre dieses Blog ein Roadmovie, würde sich der Protagonist am Ende der Reise geändert haben. So bleibt aber alles gleich, eine endlose Abfolge von Reisen, Treffen, Verspätungen, deren Zweck im Nachhinein exklusiv darin zu bestehen scheint, dass irgendwer irgendwohin fährt. Mehr rituelle Handlung als geschäftliche Zielsetzung.
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Aus dem Zugfenster sehe ich den Sonnenaufgang. Der Himmel ist blau, von weißen Streifen durchschnitten, am Horizont die Sonne hat einen intensiv goldenen Schein, wie man ihn nur an klaren Herbsttagen sieht. Auf meiner Zugseite wird die karge Landschaft mit Gold überzogen.
Es gibt nichts merkwürdigeres und wunderbares als die Landschaft neben den ICE-Trassen. Eine Mischung von Weideland, Gewerbegebieten, alten verfallenen Bahnhofsgebäuden, Schrottplätzen. Man möchte alle 100 Meter anhalten und ein Foto machen.
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Ankunft. Ich komme zwar zu spät, meine Abwesenheit hat aber noch nicht gestört. Ich höre einen bemerkenswerten Vortrag, in dem der Vortragende bestimmte Entwicklungen darauf schiebt, dass das Moralgefühl der Massen seit der Kaiserzeit immer schlechter geworden sei. Im Publikum aber wenig Monarchisten, die Auffassung findet keinen Anklang.
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Am Bahnhof für den Rückweg. Am Bahnsteig 10, der eigentlich vorgesehen war, ist angezeigt, dass der Zug heute von Bahnsteig 16 gehen soll. Am Bahnsteig 16 ist der Zug aber nicht angezeigt. Rechtzeitig höre ich dann, dass der Zug von Gleis 18 geht. Ich bin rechtzeitig da; wie das jemand rausfinden soll, der etwas langsamer zu Fuß ist oder nicht richtig deutsch kann oder der nicht wie ich immer dreimal nachsieht, weiß ich auch nicht.
***
Mir gegenüber sitzt ein Cellist mit den Noten von Schwanensee. Auf dem Hinweg saß vor mir eine Frau mit den Noten zu "Küssen kann man nicht alleine". Zumindest kulturell geht's bergauf.
Donnerstag, 23. November 2017
Mittwoch, 22. November 2017
Im Zug (2)
Ich bin gerade die ganze Zeit unterwegs, aber es findet sich nicht der richtige Stoff für Dienstreiseposts, keine Fotos, keine Begebenheiten. Nur Mitreisende.
Ich bin zu früh am Bahnhof und stelle fest, dass ich eigentlich einen früheren Zug nehmen kann. Mein Ticket ist flexibel. Ich steige ein, der Zug wurde am Ostbahnhof bereitgestellt, so dass am Hauptbahnhof fast alles noch frei ist. Vielleicht die Hälfte der Sitze ist reserviert, also kein Problem, Platz zu finden. Kaum habe ich mich hingesetzt, kommen eine Reihe von jungen Leuten in den Großraumwagen. Sie haben offensichtlich zwei Vierertische reserviert (Berlin - Bad Oeynhausen). Sie tragen alle Trainingsanzugsjacken auf denen "Eastgate Borussen"* steht. In die Gepäckablage wandern Bierkästen und Schnapsflaschen. Der erste Mitreisende steht auf und geht vorsichtshalber einen Waggon weiter. Ich habe nie verstanden, wie man bereits um acht Uhr in der Früh stockbesoffen sein kann, aber es muss gewisse Reize haben. Einer der Borussen sucht den Weg auf die Toilette und rennt deswegen ein bisschen die Gänge auf und ab. Ein anderer probiert aus, ob es im Waggon beim Rülpsen ein Echo gibt. Der Waggon leert sich weiter. Ich bleibe noch, überlege mir, ob es wohl möglich sein wird zu arbeiten, und wünsche mir meine sensible Mitreisende von letzter Woche ins Abteil. Zwei Borussen diskutieren die genaue Mischung einer Bloody Mary, ein anderer sucht den Bierkasten, den er vor fünf Minuten in die Gepäckablage gestellt hat. Auf dem Gang treffen sich mehrere Borussen, die in verschiedene Richtungen ausgeschwärmt sind, um das Klo zu finden. Weitere Reisende wechseln den Waggon. Die Borussen freuen sich über die Bewegung und verdächtigen sich gegenseitig, dass jeweils der Gestank des anderen die Mitreisenden vertreibe. Zwei streiten sich, wer in und wer entgegen der Fahrtrichtung sitzen darf, untermauert mit physikalischen Überlegungen, in welcher Richtung man schneller kotzen müsse. Ich bin jetzt allein mit den Borussen im Waggon. Unerwartet kommt das Gespräch der Borussen auf Politik. Nicht alle der Borussen wussten, dass am Abend die Sondierungen beendet wurden. Einer erklärt laut, dass er es gut finde, dass der Lindner da einfach aufgestanden sei, also er finde das gut, dass der Lindner einfach gegangen sei, irgendwie finde er das gut.
Ich suche mir einen anderen Waggon.
*Die hießen etwas anders. Ich habe aber festgestellt, dass die eine eigene Website haben, auf der auch Fotos von ihren Reisen eingestellt werden.
Ich bin zu früh am Bahnhof und stelle fest, dass ich eigentlich einen früheren Zug nehmen kann. Mein Ticket ist flexibel. Ich steige ein, der Zug wurde am Ostbahnhof bereitgestellt, so dass am Hauptbahnhof fast alles noch frei ist. Vielleicht die Hälfte der Sitze ist reserviert, also kein Problem, Platz zu finden. Kaum habe ich mich hingesetzt, kommen eine Reihe von jungen Leuten in den Großraumwagen. Sie haben offensichtlich zwei Vierertische reserviert (Berlin - Bad Oeynhausen). Sie tragen alle Trainingsanzugsjacken auf denen "Eastgate Borussen"* steht. In die Gepäckablage wandern Bierkästen und Schnapsflaschen. Der erste Mitreisende steht auf und geht vorsichtshalber einen Waggon weiter. Ich habe nie verstanden, wie man bereits um acht Uhr in der Früh stockbesoffen sein kann, aber es muss gewisse Reize haben. Einer der Borussen sucht den Weg auf die Toilette und rennt deswegen ein bisschen die Gänge auf und ab. Ein anderer probiert aus, ob es im Waggon beim Rülpsen ein Echo gibt. Der Waggon leert sich weiter. Ich bleibe noch, überlege mir, ob es wohl möglich sein wird zu arbeiten, und wünsche mir meine sensible Mitreisende von letzter Woche ins Abteil. Zwei Borussen diskutieren die genaue Mischung einer Bloody Mary, ein anderer sucht den Bierkasten, den er vor fünf Minuten in die Gepäckablage gestellt hat. Auf dem Gang treffen sich mehrere Borussen, die in verschiedene Richtungen ausgeschwärmt sind, um das Klo zu finden. Weitere Reisende wechseln den Waggon. Die Borussen freuen sich über die Bewegung und verdächtigen sich gegenseitig, dass jeweils der Gestank des anderen die Mitreisenden vertreibe. Zwei streiten sich, wer in und wer entgegen der Fahrtrichtung sitzen darf, untermauert mit physikalischen Überlegungen, in welcher Richtung man schneller kotzen müsse. Ich bin jetzt allein mit den Borussen im Waggon. Unerwartet kommt das Gespräch der Borussen auf Politik. Nicht alle der Borussen wussten, dass am Abend die Sondierungen beendet wurden. Einer erklärt laut, dass er es gut finde, dass der Lindner da einfach aufgestanden sei, also er finde das gut, dass der Lindner einfach gegangen sei, irgendwie finde er das gut.
Ich suche mir einen anderen Waggon.
*Die hießen etwas anders. Ich habe aber festgestellt, dass die eine eigene Website haben, auf der auch Fotos von ihren Reisen eingestellt werden.
Dienstag, 21. November 2017
Montag, 20. November 2017
Sonntag, 19. November 2017
Samstag, 18. November 2017
500.000
Fast zwei Jahre hatte es anfangs gebraucht, um die 50.000 Zugriffe zu erreichen (die Beschreibung der damaligen Festivitäten findet sich hier). Inzwischen sind wir nach über fünf Jahren (seit 17.11.2017, irgendwann nach 10 Uhr) bei 500.000 Zugriffen angelangt. Das ist immer noch fernab jeglicher Massenwirksamkeit oder kommerzieller Verwertbarkeit (die hier eh nicht gesucht wird), aber trotzdem: offenbar lesen hier doch ein paar Leute mit.
Mindestens die Hälfte der 500.000 sind Spambot-Zugriffe, da ich nicht denke, dass hinter Zugriffen aus Frankreich, Irland oder Russland wirklich Leser stecken. Aber auch dann ist das noch eine ganz nette Bilanz. Spannender ist für mich immer die Anzahl der Kommentar: Hier sind wir inzwischen bei weit über 11.000.
Allen Leserinnen und Lesern herzlichen Dank! Wie schön so ein Jubiläum feiern zu können, sonst müsste man ja schon wieder ein Bild von Schuhen vor der Bustür bringen.
(Wenn der derzeitige Betrieb anhält, feiern wir die erste Million im Februar 2022).
Mindestens die Hälfte der 500.000 sind Spambot-Zugriffe, da ich nicht denke, dass hinter Zugriffen aus Frankreich, Irland oder Russland wirklich Leser stecken. Aber auch dann ist das noch eine ganz nette Bilanz. Spannender ist für mich immer die Anzahl der Kommentar: Hier sind wir inzwischen bei weit über 11.000.
Allen Leserinnen und Lesern herzlichen Dank! Wie schön so ein Jubiläum feiern zu können, sonst müsste man ja schon wieder ein Bild von Schuhen vor der Bustür bringen.
(Wenn der derzeitige Betrieb anhält, feiern wir die erste Million im Februar 2022).
Freitag, 17. November 2017
Donnerstag, 16. November 2017
Im Zug
Ich suche meinen Platz, Großraumwagen, Vierertisch. Mir gegenüber sitzen zwei junge Männer. Auf der anderen Seite des Ganges sitzt ein älteres Ehepaar am Vierertisch an den Fensterplätzen, das Gepäck auf die noch freien Plätze gelegt, damit gar nicht erst jemand auf den Gedanken kommt.
Die jungen Männer sind wohl Freunde, die gemeinsam einen Ausflug nach Berlin machen. Sie unterhalten sich in normaler Gesprächslautstärke über gemeinsame Bekannte, Kinder, Hochzeiten. Ich klappe meinen Computer auf und bearbeite meine E-Mails. Mein Gegenüber erzählt jetzt etwas von einer Kiefer-OP, ich konzentriere mich auf die Arbeit. Plötzlich kommt die ältere Dame von nebenan und bittet die jungen Männer, leiser zu reden. Das Thema würde sie nicht so interessieren. Ich schaue sie überrascht an, die zwei hatten sich eher leise, in vollkommen normaler Lautstärke unterhalten. Die zwei sagen aber, kein Problem, und führen dann die Unterhaltung fast flüsternd weiter. Ich versuche weiter zu arbeiten und muss mit halbem Ohr einer Unterhaltung zwischen dem Ehepaar über verschiedene zu bezahlenden Rechnungen zuhören. Den jungen Männern wird das Flüstern zu langweilig, der eine holt sein Handy und einen Kopfhörer heraus und hört über Kopfhörer Musik. Zuerst dringt noch viel nach außen, sein Kollege, der mithört, lässt aber leiser stellt. Beide hören dann über Kopfhörer, ab und zu dringt ein leises tz oder brp von der Musik zu mir. Da steht wieder die Dame neben ihnen und sagt, das sei alles störend und sie bitte darum, dass die Musik leiser gestellt wird. Mir wird das jetzt irgendwie zu dämlich und ich sage, dass ich genau gegenüber sitze und nichts außer leichtem Brummen höre, sie dagegen sitze noch ein paar Meter weiter entfernt. Sie sagt, das müsse eben daran liegen, dass ich schlechte Ohren habe, sie höre die Musik und fühle sich gestört. Ich sage ihr, dass ich auch ihre Unterhaltung über die Überweisungen mithören musste, ein Zugabteil sei eben kein Schweigekloster. Sie meint noch, es handele sich aber hier um ein Ruheabteil und geht dann beleidigt wieder. Wir sitzen im Zug in einer Familien- und Handyzone, kaum ein Ruheabteil.
Die jungen Leute hören weiter Musik. Natürlich höre auch ich jetzt manisch in die Stille, ob nicht doch irgendetwas von der Musik zu hören ist, spüre jedem tz und brp nach und kann mich kaum auf die Arbeit konzentrieren. Selten sind mir die Minuten im Zug so lange geworden. Ich setze mir selber Kopfhörer auf und höre das Wohltemperierte Klavier, keine Ahnung, ob das jetzt auch einen der Anwesenden belästigt. Mich spricht zumindest keiner an.
Später steigen noch mehr Leute ein, neben das ältere Ehepaar setzen sich andere Leute, die mit ihnen dröhnende Unterhaltungen führen. Irgendwann geht eine Mutter mit zwei kleinen Kindern durch den Waggon, sie trägt auf dem Rücken ein etwa 1,20m großes rosa Einhorn aus Plüsch. Alle Passagiere an den Vierertischen sehen Mutter und Einhorn nach, in sanftem Neid auf sie vereint.
Die jungen Männer sind wohl Freunde, die gemeinsam einen Ausflug nach Berlin machen. Sie unterhalten sich in normaler Gesprächslautstärke über gemeinsame Bekannte, Kinder, Hochzeiten. Ich klappe meinen Computer auf und bearbeite meine E-Mails. Mein Gegenüber erzählt jetzt etwas von einer Kiefer-OP, ich konzentriere mich auf die Arbeit. Plötzlich kommt die ältere Dame von nebenan und bittet die jungen Männer, leiser zu reden. Das Thema würde sie nicht so interessieren. Ich schaue sie überrascht an, die zwei hatten sich eher leise, in vollkommen normaler Lautstärke unterhalten. Die zwei sagen aber, kein Problem, und führen dann die Unterhaltung fast flüsternd weiter. Ich versuche weiter zu arbeiten und muss mit halbem Ohr einer Unterhaltung zwischen dem Ehepaar über verschiedene zu bezahlenden Rechnungen zuhören. Den jungen Männern wird das Flüstern zu langweilig, der eine holt sein Handy und einen Kopfhörer heraus und hört über Kopfhörer Musik. Zuerst dringt noch viel nach außen, sein Kollege, der mithört, lässt aber leiser stellt. Beide hören dann über Kopfhörer, ab und zu dringt ein leises tz oder brp von der Musik zu mir. Da steht wieder die Dame neben ihnen und sagt, das sei alles störend und sie bitte darum, dass die Musik leiser gestellt wird. Mir wird das jetzt irgendwie zu dämlich und ich sage, dass ich genau gegenüber sitze und nichts außer leichtem Brummen höre, sie dagegen sitze noch ein paar Meter weiter entfernt. Sie sagt, das müsse eben daran liegen, dass ich schlechte Ohren habe, sie höre die Musik und fühle sich gestört. Ich sage ihr, dass ich auch ihre Unterhaltung über die Überweisungen mithören musste, ein Zugabteil sei eben kein Schweigekloster. Sie meint noch, es handele sich aber hier um ein Ruheabteil und geht dann beleidigt wieder. Wir sitzen im Zug in einer Familien- und Handyzone, kaum ein Ruheabteil.
Die jungen Leute hören weiter Musik. Natürlich höre auch ich jetzt manisch in die Stille, ob nicht doch irgendetwas von der Musik zu hören ist, spüre jedem tz und brp nach und kann mich kaum auf die Arbeit konzentrieren. Selten sind mir die Minuten im Zug so lange geworden. Ich setze mir selber Kopfhörer auf und höre das Wohltemperierte Klavier, keine Ahnung, ob das jetzt auch einen der Anwesenden belästigt. Mich spricht zumindest keiner an.
Später steigen noch mehr Leute ein, neben das ältere Ehepaar setzen sich andere Leute, die mit ihnen dröhnende Unterhaltungen führen. Irgendwann geht eine Mutter mit zwei kleinen Kindern durch den Waggon, sie trägt auf dem Rücken ein etwa 1,20m großes rosa Einhorn aus Plüsch. Alle Passagiere an den Vierertischen sehen Mutter und Einhorn nach, in sanftem Neid auf sie vereint.
Mittwoch, 15. November 2017
Dienstag, 14. November 2017
Oberflächen
Im Urlaub kam ich manchmal gar nicht richtig vom Fleck, weil mich die Straßenoberflächen oder die Wände so fasziniert haben. Risse, Flecken, Verwitterung, zufällige Strukturen und Muster. Ein bisschen ist ja auch schon hier im Blog gelandet.
Ganz neu ist diese Beschäftigung ja nicht, allerdings hat das ganze dann noch einmal einen Schub gemacht. Wahrscheinlich war es für mich ähnlich wie für einen jungen Hund, der spazierengeht, während der von den ganzen interessanten Gerüchen überwältigt wird, konnte ich an keiner verwitterten oder mit Flechten überzogenen Fassade vorbei gehen.
Das Interessante an den Bildern sind ja dann die Strukturen (anders als sonst bearbeite ich nach, indem ich den Kontrast steigere). Solcher Inhalt ist dann aber eine Wendung des Blogs ins Ästhetische, die ich aus verschiedenen Gründen lieber vermeiden würde. Allerdings habe ich ja viel weniger Einfluss auf meine Bloginhalte, als sich so mancher vielleicht vorstellt.
Ganz neu ist diese Beschäftigung ja nicht, allerdings hat das ganze dann noch einmal einen Schub gemacht. Wahrscheinlich war es für mich ähnlich wie für einen jungen Hund, der spazierengeht, während der von den ganzen interessanten Gerüchen überwältigt wird, konnte ich an keiner verwitterten oder mit Flechten überzogenen Fassade vorbei gehen.
Das Interessante an den Bildern sind ja dann die Strukturen (anders als sonst bearbeite ich nach, indem ich den Kontrast steigere). Solcher Inhalt ist dann aber eine Wendung des Blogs ins Ästhetische, die ich aus verschiedenen Gründen lieber vermeiden würde. Allerdings habe ich ja viel weniger Einfluss auf meine Bloginhalte, als sich so mancher vielleicht vorstellt.
Montag, 13. November 2017
Feine kleine Blogaktion
Letzthin habe ich bei einer Blogaktion beim Fellmonsterchen mitgemacht. Die Idee kam vorher von Beagle Tibi, ich habe noch versucht, herauszufinden, wer die Aktion ursprünglich initiiert hat, aber da gab es wohl schon viele Runden. Die Idee ist so einfach wie schön: Die ersten drei Kommentatoren mit eigenem Blog bekommen irgendwann im Jahr ein Überraschungspäckchen mit Kleinigkeiten. Bedingung ist nur, dass sie dann auch einen Blogpost machen und den drei ersten Kommentatoren irgendwann Päckchen schicken.
Am Freitag habe ich das Päckchen vom Fellmonsterchen bekommen. Der Inhalt zeigt, wie beunruhigend gut sie mich einschätzen kann. Drin zu finden waren: Noisetteschokoladekugeln, ein Fläschen Bio-Ouzo, Vinyl-Glasuntersetzer, die wie kleine Schallplatten aussehen, sowie ein Kärtchen. All das passt wunderbar. Die Glasuntersetzer-Schallplatten haben dann sogar noch kleine Label mit passenden erfundenen Liedtiteln "Cover and Protect" (das war eigentlich die erste Version von "Search and Destroy" von den Stooges), "Tea time (don't spill this)" (Ältere werden sich daran noch als die B-Seite von "I'm a believer" von den Monkees erinnern) oder "No marks on the table" (das einzige Lied, das von der Zusammenarbeit von the Who und den Grateful Dead jemals veröffentlicht wurde).
Besser hätte man Kleinigkeiten für mich nicht zusammenstellen können, vielen Dank!
Und nun geht es weiter: Wer von mir ein Kleinigkeiten-Päckchen bekommen will, kommentiert hier unter dem Beitrag. Leider können nur Blogger mitmachen, damit die Aktion weitergeht. Das Päckchen kommt dann irgendwann in den nächsten sechs Monaten.
Ich bin ja eigentlich bei Blogaktionen eher zurückhaltend, aber diese finde ich sehr schön. Als ich nach der Schule durch Griechenland reiste, fand ich es beim Essen immer schwierig, wenn man zusammen zahlte und nicht einzeln abrechnete. Das hatte den einfachen Grund, dass ich damals nur ein sehr bescheidenes Budget hatte, und mir deswegen nur wenig oder günstige Sachen bestellte. Wenn man dann mit etwas hungrigeren Leuten am Tisch saß und einfach die Rechnung durch die Anzahl der Personen teilte, konnte das mich praktisch ein Tagesbudget kosten. Die Griechen, mit denen ich darüber redete (die sich auch alle über die "Deutsche Rechnung" lustig machten), konnten das gar nicht verstehen. In Griechenland ist es wohl so, dass, wenn man in der Gruppe unterwegs ist, immer nur einer zahlt. Auf meine ungläubige Nachfrage, dass doch beim nächsten Mal vielleicht ganz andere Leute dabei seien und die einen doch mehr und die anderen weniger äßen, zuckten meine Gesprächspartner nur die Schultern. Irgendwie gleiche sich das alles schon aus, einmal zahlt man halt, das andere Mal zahlt jemand anders. Diese Sicht finde ich sehr sympathisch, zu geben, auch wenn man nicht unmittelbar weiß, ob es eine Gegenleistung gibt, sondern darauf vertrauen, dass die Großzügigkeit immer weitergegeben wird (und dann vielleicht auch einmal wieder bei einem selbst ankommt). Die Briten haben dafür den Ausdruck "Random acts of kindness", ein schönes Konzept.
Am Freitag habe ich das Päckchen vom Fellmonsterchen bekommen. Der Inhalt zeigt, wie beunruhigend gut sie mich einschätzen kann. Drin zu finden waren: Noisetteschokoladekugeln, ein Fläschen Bio-Ouzo, Vinyl-Glasuntersetzer, die wie kleine Schallplatten aussehen, sowie ein Kärtchen. All das passt wunderbar. Die Glasuntersetzer-Schallplatten haben dann sogar noch kleine Label mit passenden erfundenen Liedtiteln "Cover and Protect" (das war eigentlich die erste Version von "Search and Destroy" von den Stooges), "Tea time (don't spill this)" (Ältere werden sich daran noch als die B-Seite von "I'm a believer" von den Monkees erinnern) oder "No marks on the table" (das einzige Lied, das von der Zusammenarbeit von the Who und den Grateful Dead jemals veröffentlicht wurde).
Besser hätte man Kleinigkeiten für mich nicht zusammenstellen können, vielen Dank!
Und nun geht es weiter: Wer von mir ein Kleinigkeiten-Päckchen bekommen will, kommentiert hier unter dem Beitrag. Leider können nur Blogger mitmachen, damit die Aktion weitergeht. Das Päckchen kommt dann irgendwann in den nächsten sechs Monaten.
Ich bin ja eigentlich bei Blogaktionen eher zurückhaltend, aber diese finde ich sehr schön. Als ich nach der Schule durch Griechenland reiste, fand ich es beim Essen immer schwierig, wenn man zusammen zahlte und nicht einzeln abrechnete. Das hatte den einfachen Grund, dass ich damals nur ein sehr bescheidenes Budget hatte, und mir deswegen nur wenig oder günstige Sachen bestellte. Wenn man dann mit etwas hungrigeren Leuten am Tisch saß und einfach die Rechnung durch die Anzahl der Personen teilte, konnte das mich praktisch ein Tagesbudget kosten. Die Griechen, mit denen ich darüber redete (die sich auch alle über die "Deutsche Rechnung" lustig machten), konnten das gar nicht verstehen. In Griechenland ist es wohl so, dass, wenn man in der Gruppe unterwegs ist, immer nur einer zahlt. Auf meine ungläubige Nachfrage, dass doch beim nächsten Mal vielleicht ganz andere Leute dabei seien und die einen doch mehr und die anderen weniger äßen, zuckten meine Gesprächspartner nur die Schultern. Irgendwie gleiche sich das alles schon aus, einmal zahlt man halt, das andere Mal zahlt jemand anders. Diese Sicht finde ich sehr sympathisch, zu geben, auch wenn man nicht unmittelbar weiß, ob es eine Gegenleistung gibt, sondern darauf vertrauen, dass die Großzügigkeit immer weitergegeben wird (und dann vielleicht auch einmal wieder bei einem selbst ankommt). Die Briten haben dafür den Ausdruck "Random acts of kindness", ein schönes Konzept.
Sonntag, 12. November 2017
Samstag, 11. November 2017
Wichtige Durchsage der BVG!
Vor dem Betreten des Busses Schuhe ausziehen!
("Solange hier nich alle in Socken sind, fahrma nich los. Ick hab Zeit....")
Freitag, 10. November 2017
Ich war in Brüssel!
Das könnte ein frittiertes Saxophon sein. Frau Kirschblüte hat mich überzeugt, dass das eine belgische Spezialität sei.
(Noch ein wertvoller Tipp für Dienstreisen: Unbedingt unmittelbar vor einem festlichen Abendessen mit einem Kollegen 150 m vom Lokal entfernt eine Tüte Fritten essen. Am besten dann mit den Fritten noch schnell auf ein kleines Bier in ein Straßencafé setzen, möglichst so, dass ein Vorgesetzter einen im Vorbeigehen trotz bester Deckung sieht und zwingt, vor dem Abendessen noch weitere Biere zu trinken. Beim Dinner dann ausführliche Tischgespräche über Schopfmakaken und Pinguine führen. Wenn außer einem selbst keiner mehr redet, heißt das nur, dass alle gebannt zuhören).
Donnerstag, 9. November 2017
S 1
Auf dem Heimweg in der S1. Draußen ist es schon dunkel, die Bahn ist gut gefüllt. Ich stehe in der Tür, schaue von meinem Smartphone auf, um zu sehen, an welcher Station wir sind. Meine Mitreisenden schauen auch auf die Handys oder in Bücher, einer trinkt sein Feierabendbier. Ich schaue durch den Waggon, da fallen mir, nacheinander, drei Frauen auf, die sich ebenfalls im Waggon umsehen. Alle drei haben kupferfarbenes rötliches Haar, leicht geflochten. Sie sitzen weit auseinander, dürften etwa 25, 40 und 60 Jahre alt sein. Sie könnten die gleiche Person, nur in verschiedenen Lebensaltern, sein. In einer S-Bahn, in der niemand die Mitfahrenden ansieht, sehen sie mich, nacheinander, mit müden Augen an, und senken dann den Blick, als hätte ich einen Test nicht bestanden. Für einen Moment bin ich mir fast sicher, in eine merkwürdige Zeitreisenden-Geschichte geraten zu sein. Was passiert jetzt noch in der S 1, dass die Zeitreisende in drei Manifestationen mitfährt?
Bevor ich es erfahre, muss ich aussteigen.
Bevor ich es erfahre, muss ich aussteigen.
Mittwoch, 8. November 2017
Dienstag, 7. November 2017
Reisenotizen
Bei den Dienstreisen habe ich ja nicht das Vergnügen, über die Alpen zu fliegen, bei unserer Hinreise allerdings schon. Und es war zwar bewölkt, aus den Wolken ragten allerdings die Gipfel heraus. Eine wirklich schöner Anblick, auch für einen routinierten aus dem Flugzeugfensterstarrer wie mich.
***
Wir kommen an zur letzten Woche der Saison. Viele Läden haben schon zugemacht, einige richten sich auf die letzten Tage ein. Den Leuten in den Touristenläden merkt man eine harte Saison an: Ein halbes Jahr fast rund um die Uhr schuften, um genügend Geld für den Winter zurück zu legen. Trotzdem sind die Leute noch aufmerksam und freundlich (ich hoffe mal, dass das auch daran liegt, dass unser Hotel ein vernünftiger Arbeitgeber ist). Weil wir im Tourisneyland sind, merkt man nur wenig von den Problemen der wirklichen Welt. Das wenige, was ich von den Einheimischen zu der Frage der katalanischen Unabhängigkeit aufschnappe, zeigt wenig Sympathie für die Katalanen. Das ist auf den Balearen, die zwar nicht zu Katalonien gehören, deren Amtssprache aber auch katalanisch ist, doch überraschend. (Aber wie gesagt: Wir waren nur im Tourisneyland. Ein ausführlicheres Gespräch haben wir noch mit einer deutschen Barbesitzerin geführt. Das hat bei mir zu der Vermutung geführt, dass es bestimmte Arten von Wahnsinn gibt, die bevorzugt Auswanderer in Feriengegenden befällt.)
***
Spätsaison-Herbstferien-Publikum, fernab von Malle-Klischees. Viele Familien mit Kindern. Die Eltern kommen mir alt und unentspannt vor, halb amüsiere ich mich, dass Einzelne für mich wie eine Prophezeiung der nächsten zehn Jahre sein könnten. Am zweiten Tag die Erkenntnis: Das ist nicht die Glaskugel, das ist ein Spiegel.
***
Das Wetter ist, erstaunlich genug, noch warm genug zum Baden. Das Mittelmeer Anfang November ist wärmer als die Ostsee in manchem August.
***
(Der dicke Vogel fängt den Wurm.)
***
(Der Kaktus zeigt uns den Finger.)
***
Bildschirmschoner-Fotografie. (Über eine andere Art der Fotografie, die mich beschäftigt hat, demnächst mehr.)
***
Am Strand wächst Mangold.
***
Am Sonntag sind wir tatsächlich fast die Letzten, die das Hotel verlassen. Angemessener Weise regnet es in Strömen.
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Wir kommen an zur letzten Woche der Saison. Viele Läden haben schon zugemacht, einige richten sich auf die letzten Tage ein. Den Leuten in den Touristenläden merkt man eine harte Saison an: Ein halbes Jahr fast rund um die Uhr schuften, um genügend Geld für den Winter zurück zu legen. Trotzdem sind die Leute noch aufmerksam und freundlich (ich hoffe mal, dass das auch daran liegt, dass unser Hotel ein vernünftiger Arbeitgeber ist). Weil wir im Tourisneyland sind, merkt man nur wenig von den Problemen der wirklichen Welt. Das wenige, was ich von den Einheimischen zu der Frage der katalanischen Unabhängigkeit aufschnappe, zeigt wenig Sympathie für die Katalanen. Das ist auf den Balearen, die zwar nicht zu Katalonien gehören, deren Amtssprache aber auch katalanisch ist, doch überraschend. (Aber wie gesagt: Wir waren nur im Tourisneyland. Ein ausführlicheres Gespräch haben wir noch mit einer deutschen Barbesitzerin geführt. Das hat bei mir zu der Vermutung geführt, dass es bestimmte Arten von Wahnsinn gibt, die bevorzugt Auswanderer in Feriengegenden befällt.)
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Spätsaison-Herbstferien-Publikum, fernab von Malle-Klischees. Viele Familien mit Kindern. Die Eltern kommen mir alt und unentspannt vor, halb amüsiere ich mich, dass Einzelne für mich wie eine Prophezeiung der nächsten zehn Jahre sein könnten. Am zweiten Tag die Erkenntnis: Das ist nicht die Glaskugel, das ist ein Spiegel.
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Das Wetter ist, erstaunlich genug, noch warm genug zum Baden. Das Mittelmeer Anfang November ist wärmer als die Ostsee in manchem August.
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(Der dicke Vogel fängt den Wurm.)
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(Der Kaktus zeigt uns den Finger.)
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Bildschirmschoner-Fotografie. (Über eine andere Art der Fotografie, die mich beschäftigt hat, demnächst mehr.)
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Am Strand wächst Mangold.
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Am Sonntag sind wir tatsächlich fast die Letzten, die das Hotel verlassen. Angemessener Weise regnet es in Strömen.