Der Weihnachtsbaum in der Kapelle war natürlich größer als die anderen - ich denke mal, so 6 Meter hoch. Die höchste Leiter, die wir hatten, war etwa einen Meter kürzer, so dass man sich einigermaßen strecken musste.
In dem Krankenhaus war ein pensionierter Priester, der die Gottesdienste hielt, und der etwas merkwürdig war. Jedenfalls musste die Sakristeischwester einen Zeitpunkt abpassen, an dem er nicht im Haus war, weil er auf keinen Fall sehen durfte, dass mein Chef und ich den Baum aufstellten. Ich habe keine Ahnung, warum das so war, aber da die Schwestern den Zorn des Pfarrers fürchteten, musste das als genau koordinierte Kommandoaktion durchgeführt werden. Als mein Chef und ich in die Kapelle kamen, sah uns die Sakristeischwester an und fragte: "Süß oder sauer?" Wir waren beide für "süß"* und die Schwester machte eine Flasche Meßwein auf, die wir praktisch auf Ex trinken mussten, der Pfarrer durfte ja nichts merken. Die Sakristeischwester hätte eigentlich jeden Grund gehabt, auf uns sauer zu sein, weil wir immer ihr Neugepflanztes aus den Beeten jäteten (mein Chef hatte den höchst unbiblischen Ansatz, lieber mal alles auszureißen, damit nicht am Schluss irgendein Grottenstengel übrig bleibt). Aber die gute Schwester war immer freundlich und ertrug uns tapfer.
Nun musste ich mit einigem Wein intus auf die Leiter steigen und zunächst die Christbaumspitze anbringen. Ich hatte eigentlich Angst vor hohen Leitern und bis dahin immer erfolgreich vermieden, solche Kletteraktionen zu machen, hier nützte es nichts (Rückblickend habe ich fast alles, was ich versucht habe zu vermeiden, dann doch irgendwann machen müssen, und dann festgestellt, dass es gar nicht so schlimm war. Das hätte mir mal einer mit 13 erklären müssen). Ich stand also hoch droben, auf der letzten Leiterstufe und befestigte die Christbaumspitze. Das war noch einigermaßen einfach, weil sich bei der Spitze mein Chef und die Sakristeischwester zumindest einig waren, wo sie angebracht werden sollte... Anders beim restlichen Schmuck. Ich stand in 5 Meter Höhe mit irgendwelchen Christbaumkugeln, während mir Sakristeischwester und mein Chef zubrüllten, wo ich den Kram hinhängen sollte. Nicht immer waren sie gleicher Meinung. Und die Präzision ließ (nicht nur hier) sehr zu wünschen übrig. "Hierhin?" - "Na, an den Ascht** da!" - "Welchen denn? Den?" - "Na, an den oina". Ich hab's dann halt irgendwo hingehängt.
Zweimal hatte ich das Vergnügen, das Krankenhaus mit Bäumen auszustatten, dann beschloss ich für mich, dass das genug Baumschmücken fürs Leben war. Und jetzt habe ich ja meine Hilfstruppen, halte mich mit Schmückhinweisen aber zurück.
*Mein Gott, ich war eben noch jung.
** Nicht zu verwechseln mit dem Asch.
Weihnachtsbaum am Bürgerpark - nett, nicht? Aber wie immer im Leben, alles eine Frage der Perspektive:
(Dreimal dürft Ihr raten, welches Bild mir besser gefällt)
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