Der erste Schnee ist gefallen. Am Morgen liegt er noch dort im Garten, wo kein Rasen mehr ist, sondern bloße Erde. Es ist Samstag, ich sitze am Küchentisch, nicht am Schreibtisch im ersten Stock. Ich werfe die erste Runde Erdnüsse, wie immer waren die Nebelkrähen schon irgendwo in der Nähe und kommen angesegelt. Ausnahmsweise zu dritt, der Dritte darf aber erst, nachdem sich die Stammgäste bedient haben. Natürlich sind auch die Elstern gleich im Kirschbaum. Formal lassen sie den Krähen den Vortritt, faktisch sind sie aber so schnell, dass sie den Krähen alles wegessen könnten. Alle Vögel sind vorsichtig; in der Gegend sind einfach zu viele Katzen unterwegs. Ich sehe noch jemand im Kirschbaum, einen Eichelhäher. Er wartet, bis die Rabenvogel-Kollegen weg sind, und holt sich auch eine Erdnuss. Er nimmt sie nach oben auf den Ast, hält sie mit den Krallen, und pickt die Schale auf. Die Krähen legen sich meist ein paar Nüsse nebeneinander, packen sie in den Schnabel und verschwinden schnell. Da kommt noch ein Eichelhäher, ich schmeiße noch ein paar Erdnüsse, würde mich freuen, wenn die häufiger Gast wären. Die Häher greifen zu, es kommen wieder Knicks und Knacks, meine Nebelkrähen und das Elsterpärchen. Zeit für eine frische Tasse Tee.
An der Feige hängt ein Meisenknödel, den normalerweise die Spatzen kontrollieren; ich habe schon einige Zeit damit verbracht, die Fresshierarchien der Spatzen zu ergründen, ohne Erfolg. Heute haben die Spatzen anderes zu tun, so dass ein Trupp Kohlmeisen sich bedient. So winzig und so wunderbar. Akrobatik am Meisenknödel.
Ich muss an verschiedene Menschen denken, jemand im Krankenhaus, der operiert werden muss, Leute, die eine lange Fahrt vor sich haben. Keine gute Zeit für so etwas, keine gute Zeit.
Draußen sind drei Stare aufgetaucht und klopfen den Rasen ab. Einer zieht einen langen Wurm heraus. Ich hole noch eine Tasse Tee und werfe noch ein paar Erdnüsse auf den Rasen.