In Berlins Straßen kehrt Ordnung ein, es gibt gar nicht mehr so viel interessanten Rost auf meinen täglichen Wegen. So muss ich tatsächlich ernsthaft darüber nachdenken, wie ich die Rost-Parade befüllen kann. Allerdings schaute ich letzthin, als mich dieser Gedanke plagte, etwas genauer auf den Platz vor dem Neuen Tor und stellte fest, dass dort eigentlich die idealen Objekte sind. Ich habe zwar eine gewisse Abneigung gegen Kunst-, Edel- oder Gebrauchsrost, rostiger Kram soll rostig sein, weil er alt ist oder sich keiner richtig um ihn gekümmert hat. Hinter diesen Blumenschalen stand zwar sicher auch ein künstlerischer Impuls, aber zumindest mit der Befüllung werden diese künstlerischen Schönheiten wunderbar relativiert. Der Kontrast zwischen rostigem Schälchen und prächtigen Blümchen funktioniert halt bloß, wenn man tatsächlich auch etwas Schönes pflanzt. Hier war aber eher ein mir verwandter Geist zugange. Aber wenn das nicht zu Anfang November passt, weiß ich auch nicht.
(Die wahre Schönheit erkennt man erst, wenn man das gesamte Ensemble sieht:)
Musikalisch haben wir uns ja ohnehin schon vom Rost entfernt. Bei den Blumenarrangements fiel mir spontan Dead Flowers von den Rolling Stones ein, also nehmen wir das, auch wenn da gar kein Rost drin vorkommt. Ich bin ja nicht der größte Freund des Stoneschen dicke Hose Rocks, aber ein paar Lieder sind ja ganz hübsch. Außerdem passt das Lied zumindest zu dem vom letzten Monat, dort wurde ja Gemecker von Bob Dylan und Joan Baez über die frühere Beziehung vorgestellt. Bei Dead Flowers pampt Mick Jagger seine frühere Flamme Marianne Faithful an, vollkommen grotesk, weil er sich im Text als armen Junkie darstellt, während Marianne ja mit den Reichen und Schönen unterwegs sei. Schon eine traurige Gestalt, der Jäger Michi, auch damals schon.