Everybody's fucked in their own special way

Mittwoch, 6. Mai 2020

Das Terrassen-Office

Ich habe jetzt viel Gelegenheit, auf der Terrasse zu sitzen. Selten vor der Arbeit, manchmal während der Arbeit, häufig nach der Arbeit. Wahrscheinlich hatte ich auch deshalb den Eindruck, dass die Kirsche länger blüht als die letzten Jahre: die letzten Jahre habe ich den Kirschbaum eigentlich nur am Wochenende gesehen.

Ich habe also jetzt auch einen genaueren Einblick in unsere Gartendynamik. Leider ist es so, dass Elstern im Nachbarsgarten ein Nest gebaut haben. Ich denke ja manchmal, dass es hier keine Entwicklung im Blog gäbe, aber weit gefehlt: Die letzten sechs Jahre haben genügt, um aus einem elstertoleranten ein elsterkritisches Blog zu machen. Keine Ahnung, warum ich 2014 Elsternester als gute Sache ansah, inzwischen müsste, wenn ich jemals im Fernsehen wäre, ein Textband mit der Aufschrift "Elsterkritiker" gezeigt werden. Auf jeden Fall haben die Nachbarn ein Elsternest und die Elstern patrouillieren in unserem Garten. Sie kommen immer zu zweit und checken das Gelände. Frau Ackerbau macht mich zurecht darauf aufmerksam, dass ich ansonsten ornithophil bin und selbst die dümmsten Piepmätze mag und hier bei den Elstern irgendwie inkonsequent bin. Klar, mich erzürnt, dass ich öfters tote nackte Vögelchen im Garten finde, die von den Elstern geraubt und fallen gelassen wurden. Aber ehrlich gesagt sind die Sitten meiner Freunde, der Nebelkrähen, auch nicht viel besser. Vielleicht mag ich die popperhafte Aufmachung der Elstern nicht. Wie dem auch sei, seit die Elstern das Terrain übernommen haben, halten sich die anderen Vögel eher fern. Die Amseln halten Abstand, ich muss allerdings auch zugeben, dass ich dadurch letzthin zu einem Stereokonzert zweier Amselböcke, links und rechts, weit genug entfernt gekommen bin. Die Spatzen kümmern sich natürlich nicht, verschwinden zwar, wenn es sein muss, schnell, hüpfen aber durch die Hecke und plärren markerschütternd "Tschilp". 

Ab und zu kommt mal eine Nebelkrähe, vor der sich auch die Elstern wegducken; im Kirschbaum gab es schon vereinzelte Gefechte. Das kann noch heiter werden, wenn die Kirschen dort erst einmal wachsen. 

Letzthin kamen allerdings auch seit langem einmal wieder die Distelfinken, die kleinen Närrchen. Sie zerrten an den Pusteblumen herum, ich wünschte mir, sie blieben hier über den Sommer. 

Als die Nachbarkatze in den Baum kletterte, sorgten die Elstern dafür, dass sie sich bald wieder verzog. Da war ich ausnahmsweise mal im Team der Elstern, eine Inkonsequenz, auf die mich Frau Ackerbau zurecht und wiederholt hinwies. Sie will allerdings nur, dass ich endlich zugebe, was für ein schändliches Treiben die Spatzen im Gemüsebeet veranstalten, aber egal wie elsterphob ich sein mag, ich bleibe spatzophil.  Die Spatzen beginnen jetzt auch wieder Blödsinn in der Dachrinne zu machen, sie rumpeln herum und lugen dann über die Kante nach unten. 

Mag die Quarantäne auch dauern, ich glaube, mir wird nicht langweilig. 

18 Kommentare:

  1. elstern sind hier zuzügler. gabs früher, weil kälter nicht. bei mir sind noch keine, aber ich mag sie auch nicht, so hübsch sie aussehen. nesträuber.

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    1. Ja, Nesträuber. Deswegen mag ich auch keine Eichhörnchen.

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  2. ELSTERN ... habe auch ein Päärchen, im Gefechtsmodus, mit viel Geschrei...auch der anderen Vögel, die dadurch vertrieben werden... SCHADE !!!

    Events im Mai 2020
    6 Mi

    Internationaler Anti-Diät-Tag
    Eta-Aquariiden-Maximum

    Namenstag: Antonia, Gundula, Victoria

    Hab´s FEIN, im Garten-Modus ... ✿
    DANKE für die Morgenlektüre ... ♥

    Bleib GESUND und #wirbleibenzuhause

    *winkewunke*

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    1. Eta-Aquiridien Maximum. Ich schlag's nicht nach und fühle mich beruhigt.

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  3. Ich habe nachgeschlagen, aber 1 Stunde vor Sonnenaufgang schaue ich mir keine Sternenschauer an. Freue mich, dass du dich mit dem homeoffice etwas ausgesöhnt hast, geht auch vorbei. Später einmal wirst du deinen Enkelkindern erzählen wie dieser Frühling war.

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    1. Ich habe keinerlei Grund zur Klage insoweit. Die Invalidenstraße läuft ja nicht weg.

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  4. Pica Pica, die Elster. Ich mag diese Vögel, wenn sie im Spätsommer mit ihrer Brut durch die Parks und Gärten marodieren und alles und jeden anpöbeln. Die Elster und der Spatz sind Berlin. Dreist und vorlaut.

    Schöne Grüße aus Kreuzberg!


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  5. Hach, ein Terrassenbüro … das ist fast besser als mein Bier­gar­ten­büro der Jahre 1997/98, in das ich vor dem Kanalum- bis Neubau in der Innenstadt flüchtete. Wenn Holz­fuß­boden und Büro­stuhl im Takt von Press­luft­hammer und Beton­ver­dich­ter im Untergrund vibrieren, ist weder an Konzentration noch an geordneten Satz tech­nisch-natur­wissen­schaft­licher Texte zu denken. Also wandelte ich je­den nach­mittag mit Hunden und Korrekturfahnen eine Stunde durch tie­fen Wald zum Lost-Biergarten, korrigierte vor mich hin. nahm das eine und andere Getränk zu mir und wandelte zum Sonnenuntergang wie­der heim. um die Korrekturen in der Stille der Nacht umzusetzen.

    Entspannter und damit motivierter habe ich nur noch selten gearbeitet.

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    1. Bis jemand dahinter kam, dass über Seiten nur "lölölö" und "zefixzefix" auf den Seiten stand.

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    2. Pscht! In der aktuellen Auflage isses ja immer noch so, aber … pscht!!

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  6. Elster, Eichelhäher, Star, Nebelkrähe, Spatz, Meise, Amsel... gibt's hier bei mir hinter dem Haus bunt gemischt. Die scheinen sich nicht aneinander zu stören. Ich hab sogar eine Spatzenzucht direkt am Fenster. Es gibt Nachwuchs, 3 Spätzchen plärren vor sich hin. Wenn ich wüsste, wie ich hier Bilder einfügen könnte, könnte ich es auch beweisen. Hab 1x Beweisfotos gemacht als ich das Dach des Spatzenheims gelüftet habe.

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    1. Na, in Kreuzkölln mischt sich's besser.

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    2. Schade, dass du kein Blog hast, wo du sowas einstellen könntest!

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    3. Hab das Problem mit den Bildern mal schnell so gelöst: https://kirschblueten-tsunami.blogspot.com/2020/05/spatz-content.html

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    4. Für alle: Unbedingt die Spatzenfotos ansehen!

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    5. Erledigt. Will jetzt auch ein Blog und Spatzenbabyfotos haben.

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