Eine Parabel

 (Das ist lang her, aber wirklich so passiert.)

Als ich im Zivildienst war, musste ich im Winter im Wald des Krankenhauses beim Bäumefällen helfen. Nach einem starken Sturm fuhren mein Chef und ich mit dem Traktor in den Wald, um den Schaden zu begutachten. Der Sturm hatte eine riesige Fichte umgeworfen, die am Rand des Waldes stand. Sie war komplett entwurzelt, der massive Wurzelstock ragte hoch empor, teilweise über eine kleine Böschung . Mein Chef holte die Kettensäge und wollte schon den dicken Stamm aufschneiden, als er noch einmal inne hielt. Den Baum hatte es im Umfallen gedreht. Wenn man den Stamm absägte, würde der Wurzelstock in das kleines Bächlein gleich daneben fallen und es praktisch wie ein Damm dicht machen. Es wäre dann nahezu unmöglich, den Wurzelstock da wieder rauszuziehen. Wir überlegten eine Zeitlang, ob man eine Kette um den Stock legen könnte und mit dem Traktor verhindern könnte, dass der Stock so ungünstig fällt. Aber unser 25 PS-Fendt war kaum stark genug.

Wir fuhren also zum Bauern im nächsten Ort, der einen großen Traktor hatte. Nun hatte mein Chef zwar ein gutes Gespür für Gefahren, er konnte sich aber nicht immer richtig verständlich machen. 20 Minuten später stand der unwillige Bauer am Baum und mein Chef versuchte ihm klarzumachen, dass man mit der Kette und dem Traktor den Wurzelstock wegziehen müsste, während man den Stamm absägte. Dem Bauer leuchtete das nicht ein. Er hörte sich das fünf Minuten an, sagte dann etwas wie: ich weiß gar nicht, wo das Problem ist, packte die Kettensäge und begann unter dem Protest meines Chefs, den Stamm abzusägen. Als er fast durch war, machte es einen lauten Kracks, der Wurzelstock senkte sich, brach ganz vom Stamm und fiel in das Bächlein, das nunmehr verschlossen war wie durch einen Steindamm.

„Ach so,“ sagte der Bauer und kratzte sich den Kopf.