Everybody's fucked in their own special way
Mittwoch, 6. November 2019
Freitagstexter - Pokalverleihung
Ich habe mir alles durchgelesen und ich habe es reiflich erwogen: Wer bekommt den beliebten Freitagstexter-Pokal? Zu betexten war ein Bild eines Hundes, der auf einem Fensterbrett sitzt und durch eine Scheibe, auf der sich die gegenüberliegenden Häuser spiegeln, den Betrachter ansieht. Der Blick des Hundes ist traurig, zumindest melancholisch. Was ist die Geschichte dazu?
Annika machte einen ersten Anlauf mit: "Oh, ich eigne mich nicht zum Freitagstexter." Das wäre eine ziemlich Meta-Bildunterschrift gewesen, eine, die anscheinend auch das Gefühl vieler ansonsten eifriger Kommentatoren trifft, die alle schön stille schwiegen. Gut, aber noch nicht gut genug. Angelnette, die in unser aller Kommentarspalten bloggt, hatte folgenden Vorschlag: "Du hast zwei Möglichkeiten: Entweder du nimmst mich so wie ich bin, oder du kannst mir auf meinen geilen Arsch gucken wenn ich gehe." Wenn der Hund noch ein bisschen pampiger und weniger melancholisch geguckt hätte und wenn man den "geilen Arsch" durch einen "pelzigen Hintern" ersetzt hätte, wäre das Rennen wohl gelaufen gewesen. So nur eine ehrende Erwähnung. Herbert ist der erste, der Sozialkritik ins Spiel bringt: "Winston trauert um seine Spielgefährtin: Schmitzens sind samt Katze des Mietwahnsinns wegen aufs Land gezogen." Ich muss sagen, dass ich davon begeistert bin, dass der Hund Winston heißt und ich hätte zu gerne ein Foto von Winston und Schmitzens Katze gesehen. Herbert hat aber keinen Blog und seinen Beitrag nur außerhalb der Konkurrenz abgegeben, deswegen auch hier noch keinen Pokal. Roswitha dagegen hat eine mysteriöse Erzählung: "Von dem Tag an, an dem sich die Verwandlung von Gangolf Müller- Griebenstein vollendet hatte, saß er am Fenster und wusste nicht mehr, was er tun sollte. Im Büro hörte niemand mehr auf ihn, alle Macht war dahin. Traurig schaute er in die novembergraue Strasse. Ein Hundeleben erwartete ihn." Das finde ich sehr faszinierend, vor allem ist das eine Erklärung für die Tristesse im Blick des Hundes. Außerdem hat schon das letzte Mal hier jemand gewonnen, der die Verwandlung in einen Hund beschrieben hat, das wäre eine schöne (wenn auch für dieses Blog eher untypische) Maßnahme der Kontinuität und Konsistenz bei der Preisverleihung. Andererseits bin ich mir nicht sicher, ob das Hundeleben so viel schlechter als das Büroleben ist. Auf mich hört auch niemand mehr im Büro und ich habe noch nicht einmal eine kalte Nase! Nein, die Traurigkeit des Hundes muss noch andere Gründe haben. Und hier trifft mich Annika mit ihrem nächsten Vorschlag ins Mark: "Ich bin alt und brauche das Geld." Das ist die Erklärung für den resignativen Blick, für diese Kopfhaltung, für das Fehlen jeglicher Selbstachtung: Ja, ich weiß, ich sitze hier für irgendwelche Ommas unwürdig auf dem Fensterbrett herum, aber was soll man machen, der Futternapf füllt sich nicht von selbst, und schau dich mal selber an.
Der Pokal geht also an Annika, die am Freitag die schwierige Aufgabe hat, diese desolaten, frustrierenden Novembergedanken wieder auf eine etwas verträglichere Ebene zu bringen. Verpasst es nicht!
Daneben muss ich noch den Magritte-Sonderpreis der Publikumsjury verleihen: Frau Kirschblüte hat das Bild in den richtigen kunstgeschichtlichen Zusammenhang eingeordnet: "Das ist Karel, die Reinkarnation des "Mädchen mit dem Perlenohrring" ("Meisje met de parel" von Johannes Vermeer). Er wartet gerade auf seinen Ghostwriter, dem er seine Biografie diktieren möchte. Arbeitstitel: "Nie wieder Perlen vor die Säue", denn das Schweineleben war die Vorstufe zum Hundeleben. Warum Karel seine Lebensgeschichte nicht selbst verfasst? Er hat leider (immer noch) eine Sauklaue..."
Wer versinkt jetzt nicht in Gedanken, was man im Leben so gemacht haben muss, um erst als Schwein und dann als Mops reinkarniert zu werden. Oder, noch wichtiger: Dass Vermeer ein wirklich guter Maler gewesen wäre, wenn er nur mehr Hunde am Fenster gemalt hätte.
Wir alten Bummelstudenten haben natürlich gemerkt, dass der Hund in die falsche Richtung kuckt, aber das lässt sich ja mit modernster Technik heutzutage hinbiegen:
Vielen Dank an alle für die wunderbaren Beiträge!
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Ohoh... "Sage nie Mops zu einer Bulldogge"... Da sehe ich die Sprechblase schon über dem Kopf aufplopppen... Herzlichen Glückwunsch an Annika!!!! Ich danke auch für den Publikumspreis... hehe... Aber du hast es ja auch herausgefordert mit dem Bild!
AntwortenLöschenMir war klar, dass der Pinscher kein Mops ist. Aber es gibt keine bessere Art, Kommentare zu provozieren, als dumme Fehler zu machen....
Löschen☜✿☞ GRATULATION an Annika ☜✿☞ *RESPEKT*
AntwortenLöschenIch packe mal am Weiterüben...
am
Ausgesetzt-ohne-Kompass-Tag 2019
6. November 2019 in der Welt
...denn der nächste Freitagstexter kommt bestimmt (ړײ) *hehe*
... und MIR, auf die "ehrende Erwähnung" nun mal gar nix - also - null komm a nix kaufen kann !!! *♥DANKE*
LöschenIm Hinblick auf deine Klage, dir davon nix kaufen zu können, denke ich an die Worte, die mir einmal eine weise Frau gesagt hat: Du hast zwei Möglichkeiten: Entweder du nimmst mich so wie ich bin, oder du kannst mir auf meinen geilen Arsch gucken wenn ich gehe.
Löschen... kenne ich denn die weise Frau ?
LöschenGeniale (ړײ) geile Aussage (ړײ) ! *hehe*
Ich bin begeistert, gönne Annika von Herzen den Preis und spinne meine Geschichte weiter.
AntwortenLöschenDas ist gut! Kafka, nur mit Hunden anstatt mit Käfern!
LöschenDanke, danke, danke für die Glückwünsche, wobei ich nicht umhin komme, sowohl Roswithas als auch Kirschblütens Beitrag weitaus preiswürdiger zu finden.
AntwortenLöschenMeinen Vorschlag sage ich mir jeden Morgen auf dem Weg ins Büro und sogar im Büro sage ich den öfter, und zwar so oft, dass mir ein Kollege aus der Mediengestaltung zum Geburtstag eine Tasse schenket, auf der er diesen Satz platziert hatte.
Aber nun gut, morgen wird es bei mir ein Foto geben, über das sich dann andere den Kopf zerbrechen können; falls da jmd. Lust zu hat.
Es gibt schon Gründe, warum dein Beitrag mich persönlich sehr ansprach..
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