Everybody's fucked in their own special way

Samstag, 30. September 2023

Es beginnt

 Die erste angebissene Feige am Baum. Jetzt übernehmen die Waschbären die Ernte.



Freitag, 29. September 2023

Blüte und Nagetier

 


Eigentlich ist die Königskerze am Nordbahnhof schon verdorrt, aber es gab noch neue Blüten. Nachdem ich dieses Foto gemacht habe, spricht mich ein Mann an, etwa mein Alter. „Schauen Sie sich auch die Mäuse an?“ Ich schaue mir tatsächlich auch die „Mäuse“ an, seit ein paar Monaten sind in dem Beet vollkommen ungenierte Ratten, die umher rennen. Ich bejahe und kläre ihn über die Art der Mäuse auf. Wir gehen bis zum Invalidenpark, unterhalten uns über den Invalidenstraßenfuchs und überlegen, ob die Erdlöcher beim Verkehrsministerium von den Füchsen oder doch eher von Karnickeln sind.

Mittwoch, 27. September 2023

Maulbeeren

 


Vor ein paar Jahren, als ich darüber las, wie die preußischen Könige in Berlin große Maulbeerbaumplantagen anlegen ließen, um groß in die Seidenproduktion einzusteigen, machte ich mich auf die Suche nach Maulbeerbäumen in Berlin. In der Nähe der Friedrichstraße fand ich einen der letzten alten Bäume, Jahrhunderte alt, vom Stahlträger gestützt. In Pankow machte ich mich auf die Suche nach Maulbeerbäumen in Bürgerpark und Schönholzer Heide - nichts zu finden. Meine Anzuchtsversuche blieben ohne Resultat. So dauerte es bis zum Mai diesen Jahres bis ich meine ersten Maulbeeren aß. Nicht in Pankow, sondern an einem Strand südlich von Kini auf Syros. Aber der Reihe nach.

Ich war nach Syros gefahren, um mir die Heimatinsel von Markos Vamvakaris einmal anzusehen. Bei früheren Ägäisreisen war ich dort nie gewesen, es war Zeit, das nachzuholen. Mit Markos Autobiographie im kleinen Rucksack kam ich zuerst zur Inselhauptstadt und sah mir die Stadt auf dem Hügel, Ano Syros, an, in der Markos aufgewachsen war.Inzwischen war ich schon weitergereist nach Kini, einem Fischerdorf im Westen. Alte Vorsaison-Regel: Fischerdörfer sind immer gut, da kriegt man normalerweise auch etwas zu essen, wenn ansonsten alles noch geschlossen ist. Einquartiert hatte ich mich in der Pension Markos, deren Besitzerin Maria geduldig mit mir griechisch sprach. Während sich in Ano Syros die griechische Haute volée trifft und die Lokale „Hygge“ heißen, ist in Kini alles wie gewohnt. Mein Zimmer kostet zwanzig Euro die Nacht, der Frappé zweifünfzig.

Markos Vamvakaris wurde 1905 auf Syros geboren, ging ein paar Jahre zur Schule, musste alle möglichen Arbeiten übernehmen, als Hütejunge, in der Baumwollfabrik, als Zeitungsjunge, bis er 1918 abrupt die Insel verlassen musste, weil er einen Felsbrocken die Straße vom hohen Hügel in Ano Syros herunter rollen ließ, der ein Hausdach zerschlug. Mit 13 kam er nach Piräus, arbeitete im Hafen, schleppte Kohlen, arbeitete als Metzger, rauchte Haschisch und spielte Bouzouki. Sein bekanntestes Lied, Frankosyriani, besingt ein katholisches Mädchen aus Syros. Der Sänger zählt die ganzen Orte auf der Insel auf, die er mit seiner Flamme besuchen will. Ich hatte die vage Idee, (ohne Begleitung einer Frankosyriani) die Orte abzuspazieren. So groß ist die Insel ja nicht, und was der 10jährige, der noch nicht mal Schuhe hatte, geschafft hat, sollte ja auch für mich erreichbar sein. Finika, Parakopi, Galissa, Della Grazia, Pateli, Neochori, Alithini, Piskopio - wie schwer kann es schon sein? Nun ja.

Nach Finika, Parakopi, ich werde dich überall hinbringen

Galissa, Dellagrazia, und wenn es mich auch umbringt

Kini kommt in Frankosyriani nicht vor, aber Markos ging mit seinen Brüdern oft dorthin zum Baden. Etwa sechs Kilometer von Kini entfernt liegt Galissa, das im Lied vorkommt. Es gibt einen Pfad die Küste entlang, von dem ich mir vorstellen kann, dass er auch schon vor hundert Jahren so verlaufen ist. Die Straßen täuschen darüber, dass die richtigen Wege hier die Eselspfade sind (auch wenn ich keine Esel mehr gesehen habe). Der Spaziergang beginnt am Hafen, bei einem Frappé, bei einem Denkmal für die Seenotrettung. Eine Seejungfrau hält einen Ertrinkenden fest. Mich hatte verwirrt, als Maria mir vorher erzählt hatte, dass das Café bei der Gorgone sei, weil ich mit Gorgone eigentlich eine Schreckensgestalt verbinde, das Wort bezeichnet aber jetzt im Griechischen wohl einfach Seejungfrau. Es ist merkwürdig in der Ägäis ein Denkmal für Seenotrettung zu sehen, weil dort inzwischen zahllose Menschen ertrinken, ohne dass viel zur Rettung unternommen wird. Man kann das auf die Griechen schieben, aber es geschieht mit unserer Billigung, voll Erleichterung, dass es weit entfernt ist. Wir können anscheinend mit allen Furchtbarkeiten leben, wenn sie weit genug entfernt geschehen und wenn wir davon ausgehen, dass die Grausamkeiten nur anderen passieren.


Vom Hafen geht es Richtung Süden, am Strand entlang. Irgendwo soll der Weg nach oben gehen, ich versuche erst einen Hohlweg, der aber zu einem Bauernhof führt. Ich gehe zurück und finde den Weg, der der Küste entlang nach oben zu einer Kirche geht. Es gibt wenig, was schöner ist als einen Weg das erste Mal zu gehen. Nie zu wissen, welcher Blick sich nach den nächsten Schritten ergibt. Und der Blick auf die Bucht von Kini und dann die Küste entlang ist auch wirklich angenehm.



Am Wegesrand wächst viel wilder Fenchel, perfektes Futter für viele Schmetterlingsraupen. Während ich gehe, bin ich auch umschwärmt. Ich überlege mir, nächstes Jahr Fenchel nur für die Schmetterlinge anzubauen. Über mir schwebt ein großer Vogel, ein Seeadler? Weder kann ich so gut sehen, noch bin ich ornithologisch genügend bewandert, um es sicher zu wissen. 



Die Luft riecht nach Oregano und Thymian, der wild am Wegesrand wächst. Es ist noch ein weiterer Geruch in der Luft, wie Aperol, den ich keinem Kraut zuordnen kann. Ich nehme mir ein paar verblühte Salbeiblüten mit, nach Markos soll der Syros-Salbei praktisch gegen alle Krankheiten helfen. Leider geht er in Pankow nicht auf.




Nach einer Dreiviertelstunde Eselspfad mündet der Pfad in eine Straße, die nach dem Meister benannt ist. Der Weg wird langweiliger, aber man kann Kühe ansehen. Schließlich komme ich in Galissa an. Eigentlich Zeit für das Mittagessen, aber kein Lokal hat auf. Vorsaison. An einem Kiosk kaufe ich mir Wasser, Kekse und ein Bier und lege mich an den Strand. Eigentlich könnte man noch weiter nach Finikas und Dellagrazia gehen, auch nur noch 6 km weiter, dann hätte man schon ein Drittel Frankosyriani abgelaufen. Allerdings bin ich zurückhaltend, man muss halt immer noch zurück, und das macht aus einem 12 km Spaziergang einen 25 km Marsch. Ich gehe also gleich zurück, der Weg sieht auf dem Rückweg bekannt, aber doch ganz anders aus. Wieder in Kini am Strand angekommen, gehe ich noch einmal in den Hohlweg. Und tatsächlich: Die Bäume sind Maulbeerbäume. Ich pflücke ein paar der Beeren. Sie schmecken süß, fast wie Brombeeren. 


Als ich einen Monat später wieder in Pankow bin, sehe ich in der Kissingenstraße die roten Flecken auf dem Bürgersteig. Ich schaue nach oben und sehe Maulbeeren, vor St. Georg stehen drei Bäume, Mitte der Siebziger gepflanzt, mir noch nie aufgefallen. Ich strecke mich und pflücke ein paar Beeren. Sie schmecken fade und wässrig.



Montag, 25. September 2023

Der verwunschene Baum an der Panke

 


Die hohle Weide sieht überraschend gut aus, die letzten Jahre hatte ich schon gedacht, sie würde absterben. Ein paar andere Weiden pankeabwärts sehen dagegen ziemlich krank aus 

Sonntag, 24. September 2023

Ablenkungen

 Die Waschbären beginnen, die Krokuszwiebeln wieder auszugraben. Der Rasen besteht aus einer Reihe von Löchern. Ich werde heute wieder Blumenzwiebeln nachlegen.

Einen Vorteil hat es bis jetzt, die Bärchis haben noch nicht gemerkt, dass die Feigen reif sind. Letztes Jahr fiel die Ernte ja quasi aus, weil die Waschbären alles abgeräumt haben. Dieses Jahr können wir jeden Tag ein Pfund ernten. Mal schauen, wie lang das noch geht.



Samstag, 23. September 2023

Wellness-Urlaub in Pankow

 


AiP-Leser kriegen wie immer einen 10%igen Rabatt bei Buchung über www.rent-a-scheißhäusl.de.

Freitag, 22. September 2023

Gingko

 Aus den stinkigen Früchten der Gingkobäume aus dem Invalidenpark sind tatsächlich - nach langer, langer Zeit - ein paar Gingkobäumchen geworden. Mal schauen, wie ich die überwintere - nicht mein größtes Talent.



Donnerstag, 21. September 2023

Filling the void

Möglicherweise habe ich hier schon mal das Waschbärenproblem erwähnt. Als ich am Wochenende mit Frau Ackerbau darauf wartete, dass sie ein Fahrrad im Laden bekommt (das alte, keine zwanzig Jahre alt, wurde uns aus der Garage geklaut, vermutlich nicht die Waschbären, aber kann man diesen Masken-Rockys wirklich trauen?), beschlossen wir, in den gegenüberliegenden Baumarkt zu gehen, wo ich dann hunderte Blumenzwiebeln kaufte, um in jedes Waschbärenloch im Rasen eine Zwiebel zu legen. Begonnen habe ich mit 60 Krokussen, die bei weitem nicht ausreichten. Hoffen wir mal, dass die Zwiebeln nicht auch wieder ausgegraben werden, ich habe aber noch ein paar Hundert Zwiebeln zum Nachlegen. Pankow stabil.



Dienstag, 19. September 2023

Rätselbild (2)

 Man macht sich keine Vorstellung, wie viel Farbe in Berlin auf die Straße gekippt wird. Bei diesem Beispiel lässt sich der Ablauf aber schwer erraten. Kein Eimer, der vom Gepäckträger fiel, wahrscheinlich auch keine Waschbären. Nicht alles kann man erklären, was an der Grenze zwischen Prenzlauer Berg und Friedrichshain geschieht.



Sonntag, 17. September 2023

Rätselbild

Etwas ist hier passiert und die Spuren sind klar und deutlich. Ein Eimer Farbe fällt vom Gepäckträger eines Fahrrads. Ein Kinderzimmer wird dann erst mal nicht türkis gestrichen.




Spuren lügen nicht: Die Waschbären haben diesmal nichts damit zu tun 

Samstag, 16. September 2023

Nächtlicher Besuch

Unser Rasen sieht aus wie ein Kartoffelacker, leider ohne die Kartoffeln. Sicher Hunderte von Löchern, die ins Gras gegraben wurden. Wir tragen es, wie das meiste, stoisch. Ist eh zu trocken für den Rasen. Und gegen die Waschbären kommste nicht an, in Berlin, haste keene Schangse. 

Ungeduldige Nachbarn schlagen Luftgewehre oder Gift vor, aber ich sage ihnen: Wer vom Waschbärengift lebt, wird durch das Waschbärengift sterben. Da fällt's den Nachbarn wie Schuppen von den Ohren und man bleibt beim Murren und Motzen, wie es so städtischer Brauch ist. Besser so. Ein Kollege erzählt mir, dass er Wildschweine im Garten hat, die beim Graben den liebevoll begrabenen Hund exhumiert haben. Dann doch lieber die maskierten Rockys.

Allerdings haben wir jetzt eine Nachtkamera, um sicherzugehen, dass es wirklich die Waschbären sind. Und tatsächlich: Kommen zu dritt und graben um. Herr Ackerbau sitzt auf der Terrasse und erwägt, Blumenzwiebeln in all die Löcher zu werfen, aber ach! die würden ja auch wieder ausgegraben.


Gegen Wesen, die niedlich aussehen und Schaden verursachen, lässt sich halt nicht viel machen.

Freitag, 15. September 2023

Das langsame Auslaufen

 


Wenn ein Blog länger brach liegt, werden die Zugriffszahlen immer schwächer, irgendwann stuft Google einen in der Suche zurück, so dass sich nicht mal mehr die Leute einfinden, die bei der Suche nach „Gartennazi“ oder „Grottenstengel“ hier aufschlagen. Es rascheln dann nur noch die Bots herum und die widerwärtigen Leute, die die Kommentare mit Werbung für Südtiroler Hotels vollschreiben, weil Backlinks zu einem besseren Google-Ranking führen. [Exkurs: Falls Sie hier mitlesen: Sie müssen nicht so sein! Sicher gibt es Aussteigerprogramme für SEO-Optimierer! Man darf ja bei mir fast alles in die Kommentare schreiben, aber wenn wieder einer anfängt, „Beim Strudlerhof in Oberbrunz habe ich auch gutes Kürbiskernöl getrunken“, der wandert sofort in den Spam.] Merkwürdigerweise finde ich - nachdem ich schon verschiedene längere Pausen machen musste - dieses Stadium, wenn sich kaum mehr hierher verirrt, immer ganz befreiend. Wenn ohnehin schon keiner mehr da ist, kann man auch wieder machen, was man will. Mal schauen, wie es weiter geht, aber ich bin ja immer schon ein Freund des Jeden-Tag-von-vorne-anfangens. Scheint mir auch so, als gäbe es gerade wieder etwas mehr Blogaktivität allgemein, hoffen wir mal das hält sich.

Donnerstag, 14. September 2023

Straßenmarkt in Pankow (2)

 Jetzt aber wirklich: Die besten Stücke sind schon weg.

"Es ist eine metapher auf unsere vergängliche welt, auf unser streben nach immer mehr konsumismus in einer welt, die uns nicht erträgt. der müllhaufen als spiegel, wir sinds die da liegen." Carsten


Mittwoch, 13. September 2023

Straßenmarkt in Pankow



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Dienstag, 12. September 2023

Zufall, Qualm, Limo

Und er sagte: Herr, das ist ein Scheißjahr. So viele Leute sterben, alle müssen ins Krankenhaus, die Erde verdorrt, die Nazis vom Schulhof sind auf einmal Minister. Ich mag nicht mehr schlechte Fotos vom Straßenrand bloggen, während alles um mich brennt. Und lustig finde ich den Kram eh nicht mehr.

Und eine zornige Stimme kam vom Himmel: Wer ist es, der den Ratschluss verdunkelt mit Gerede ohne Einsicht? Wo warst du, als ich die Erde gegründet? Sag es denn, wenn du Bescheid weißt. Kennst du der Steinböcke Wurfzeit, überwachst du das Werfen der Hirsche?

Und er antwortete dem Herrn, dass er schon zugebe, hier nicht so die Ahnung zu haben, er sei ja jetzt kein Biologe oder Förster oder so, aber die sicher überlegt gestellten Fragen und Hinweise hülfen ihm jetzt weder in Bezug auf das Bloggen noch in Bezug auf die Nazis, also jetzt nicht bös gemeint, aber Steinböcke seien irgendwie auch sein geringstes Problem.

Und der Herr seufzte: Siehe, du wirst in die Karl-Marx-Allee gerufen werden, folge dem Weg zur Palisadenstraße,  dort werde ich dir die drei Worte offenbaren, die dir helfen und dich fürderhin leiten sollen. Und mach mal das Fenster auf Kipp.

Und es geschah nach seinem Wort.