Everybody's fucked in their own special way

Sonntag, 14. Juli 2019

Ins achte Jahr

Heute schließt das siebte Jahr Ackerbau in Pankow ab, insgesamt nun etwa 2250 Posts, die fast ein Siebtel meiner Lebenszeit und fast ein Drittel meiner Zeit in Berlin abdecken. Wahrscheinlich wären die Jahre davor interessanter gewesen, aber vielleicht auch nicht. 

Das siebte Jahr hat mit einer Pause begonnen, in der ich das alles hier etwas aus den Augen verloren habe. In der Pause habe ich gelernt, dass es schwer ist zu bloggen, wenn es mit dem geistigen Wohlbefinden nicht zum Besten steht, aber auch, dass es nicht gut für meine geistige Gesundheit ist, wenn ich nicht blogge. Also mache ich mal besser weiter.

Gedanken über inhaltliche Entwicklung dieses Blogs mache ich mir schon länger nicht mehr. Die Stadt und mein Gemüt geben mir jeden Tag etwas mit und ich habe  genügend Vertrauen darauf, dass das Ganze irgendwie, irgendwo, irgendwann in der Zusammenschau Sinn ergeben wird. Man geht die Wege, die man gehen muss. Und ich bin froh über Jede und Jeden, die mich hier begleiten. 



Insgesamt beginnt sich Bloghausen zu entvölkern, viele alte Bekannte hören auf, wenig neue kommen dazu. Das ist aber wohl der Lauf der Dinge; ich kann jeden verstehen, der sich anderem Zeitvertreib zuwendet, ich selbst war mir ja auch einige Zeit nicht sicher, ob und wie es hier weitergehen kann. 

(Das Publikum bei der Geburtstagsfeier wird langsam unruhig. Eigentlich waren Torte, Sekt und eine lustige Rede versprochen.) 

Tatsächlich hört sich das jetzt alles viel zu düster an, dazu gibt's aber keinen Grund: Freuen wir uns darüber, dass es weitergeht. Ich freue mich, dass es noch so viele alte Begleiter (you know who you are) gibt, von denen ich lesen kann, und auch, dass ich immer noch neue schöne Blogs kennenlerne wie z.B. die von Roswitha oder Libralop oder auch alte Blogs entdecke, die ich vorher nicht so richtig im Blick hatte wie z.B. Geschichten und Meer.

Ist es wichtig, was ich, was irgendjemand ins Internet schreibt? Ich weiß es nicht. Aber ich weiß, dass ich - obzwar inzwischen über 50 Jahre alt - niemals zynisch oder rechtsradikal werde, sondern immer noch in der Lage sein werde, mich über die Dinge, die ich in der Stadt hier sehe und finde, zu wundern und zu freuen. Michali, für den die Beschreibung "Never took no shit from no one" wohl erfunden wurde, sieht seinem kleinen Bruder von irgendwo noch belustigt und besorgt zu. Ich werde ihn nicht enttäuschen.

Und hiermit ist das Buffet eröffnet, greift zu, das Blog macht die übliche Sommerpause, irgendwann im August lesen wir uns wieder. So Gott will, ن شاء الله, liegt noch viel Zeit vor uns.




Freitag, 12. Juli 2019

Handelt es sich um ein Fahrrad?



Fahrräder spielen seit Anfang an eine gewisse Rolle in diesem Blog. Zwar habe ich das Fahrradfahren in Berlin praktisch ganz eingestellt, da ich mich an den Verkehr hier nicht so recht gewöhnen kann, Fahrräder prägen aber die Stadtbild hier in ganz besonderer Weise. Nicht alle sind so mysteriös wie das einbetonierte Rad am Nettelbeckplatz, die Rad-Torsi säumen allerdings die Straßen wie Kamelknochen die Wüste.

Vielleicht müsste man die wahren Berliner Geschichten aus der Sicht von Rädern erzählen? Es gäbe vielleicht die Räder-Gruselgeschichten, in denen die gebrochenen Radgespenster plötzlich aus dem Dunkeln auftauchen oder gar die Zombie-Rad-Geschichten, bei denen sich die geschundenen Überreste auf einmal schweigend und torkelnd zu einer großen Masse vereinigen und Jagd auf die Menschen machen, die sie so achtlos am Straßenrand zurück gelassen haben. 

(Eigentlich wäre das eine schöne Blogaktion, eine Sammlung von Rad-Genre-Geschichten, aber ich fürchte, die Zahl der Mitwirkenden wäre sehr, sehr überschaubar.)



Donnerstag, 11. Juli 2019

Feigen



Die Feigenernte beginnt früh dieses Jahr. Der Baum hat zwar schon immer früh Früchte angesetzt, diese sind aber meist bald abgefallen, weil es noch zu kalt war und erst die nächste Feigengeneration reifte aus. Dieses Jahr werden die ersten schon Anfang Juli reif, und der Baum ist noch voller Feigen, die dann im Herbst so weit sein werden. Die Feigen sind auch sehr groß, wahrscheinlich weil ich den Baum dieses Jahr ausgiebig geschnitten habe. Weniger um bessere Früchte zu bekommen, sondern weil die Feige inzwischen so gewachsen ist, dass man kaum zur Terrassentür herauskam.


Mittwoch, 10. Juli 2019

Hut ab!

Falls Ihr in Berlin zufällig einen Typen ohne eine sehr hässliche Mütze sehen solltet, sagt Ihr ihm bitte, dass er sie vor dem Rewe wieder abholen kann?

Montag, 8. Juli 2019

Unter Verdacht

Die Kinder erzählen, dass im Garten Federn liegen. Ich schaue es mir an, neben der Hecke liegen graue Federn, eher klein, sie müssen von einem kleinen Vogel sein. Ein paar Meter noch einmal das Gleiche, nahe dem Zaun dann Federn, zwei blutige Krallen und ein blutiger Kopf. Die Katzen schleichen herum, aber das sieht nicht nach einem Katzenmord aus. Die Federn sind ausgerupft, die Federkiele nicht geknickt. Das kriegen Katzen nicht hin.


Die Verdächtigen sind die Elstern. Diese stehlen nicht nur Eier, sondern auch Jungvögel, zerhacken und verspeisen sie. Wahrscheinlich haben sie am frühen Morgen getötet.

Ich sammle die Reste des Vögelchens ein. Ein junger Spatz? Ich weiß es nicht.

Samstag, 6. Juli 2019

Verpasste Chancen



Leider waren schon alle Zettel abgerissen - nun habe ich keine Chance mehr zu erfahren, was die Person, die dieses Blatt an die Ampel bei der Invalidenstraße geklebt hat, für einen Vorschlag zur Verbesserung der Welt hatte. Aber ich halte es für ein sehr gutes Konzept, sich jeden Tag eine kleine oder große gute Tat zu überlegen - das gelingt uns vielleicht auch ohne fremde Hilfe. 

(Auch erfreulich, wenn auch vielleicht nicht unmittelbar weltverbessernd: Ich kann mit diesem Bild die höchst unregelmäßige Reihe "Hunde der Invalidenstraße" mit dem Hund, dessen Kopf aus dem Ampelmast wächst, weiterführen.)

Freitag, 5. Juli 2019

Gleisunterführung

Einen unruhigen Ort hat sich dieses Kraut ausgesucht, das buchstäblich unter den Gleisen weiterwächst. Es will uns anscheinend etwas mitteilen, offenbar beginnt die Botschaft mit "Q". (Ich bin schon mal gespannt, wie's weitergeht.)




Mittwoch, 3. Juli 2019

Fahrradballet am Nordbahnhof

(Und immer der nagende Zweifel, ob die Überschrift "Bikes nach erschöpfendem Liebesspiel" nicht doch mehr Klicks gebracht hätte.)

Dienstag, 2. Juli 2019

Exoten

Dieses Jahr ist es mir ja gelungen, meine etwas exotischeren Pflanzen ohne größere Verluste zu überwintern. Die derzeitige Hitze vertragen ja zumindest diese Pflanzen ganz gut. 

Im zweiten Jahr ist die mediterrane Mispel, die ich aus einem Kern einer Mispel bei Elyseos gezogen habe. Bis hier Früchte zu erwarten sind, muss man wohl noch ein paar Jahrzehnte warten; normalerweise tragen die Bäume nördlich der Alpen ohnehin keine Früchte. 

Noch kleiner ist der Johannisbrotbaum, den ich aus einem zypriotischen Johannisbrotbaumsamen gezogen habe. Das heißt, ich hoffe mal, dass das ein Johannisbrotbäumchen wird und nicht nur irgendein Unkraut ist, das sich in den Pflanztopf geschmuggelt hat. Nach zwei Jahren geht es hier auch noch nicht so richtig vorwärts; anderseits wohl ganz gut, ich habe ja eh keinen Platz mehr im Garten. 

Ganz vielversprechend dagegen die Zitrone, gezogen aus einem zypriotischen Zitronenkern. Der erste Winter, nach dem man sie nicht halbtot wieder aufpäppeln musste. 

Ebenfalls vielversprechend: die Kaffeepflanze (gekauft). Nachdem mir schon letztes Jahr eine verreckt ist, habe ich dann doch noch einmal nachgelesen und festgestellt, dass die Pflanzen es zwar heiß haben wollen, aber trotzdem im Schatten stehen sollen. So sieht es aus, als würde der Kaffee diesmal länger halten. 

Erfreuliches auch von der Olive. Die sieht dieses Jahr so aus, als würde sie Früchte tragen. Mal schauen, ob aus den Blüten tatsächlich Oliven werden. Wenn ja, werde ich hier natürlich groß rumtönen (so wie ich es ohnehin schon wegen meiner Feigen tue).

Das Problem mit den ganzen mediterranen Pflanzen ist, dass sie zwar mit der derzeitigen Hitze ganz gut klarkommen, dass aber trotzdem die Wintertemperaturen hier deutlich zu kalt sein können. Wir werden bald feststellen, dass es nur eine begrenzte Anzahl von Pflanzen gibt, die potenziell -20 Grad im Winter und dann +40 Grad im Sommer vertragen können. Und das sind nur die Temperaturen, über die Auswirkungen des mangelnden Niederschlags reden wir ein andermal. Und das Problem haben nicht nur Hobbygärtner, sondern vor allem Landwirte.