Everybody's fucked in their own special way

Samstag, 30. März 2019

In Wartestellung

Die Amsel hat es sich schon einmal im Kirschbaum bequem gemacht, auch wenn die Ernte erst in ein paar Monaten beginnen kann. Seit einigen Wochen haben wir wieder Amselgesang im Garten, leider gibt es meine 17.30 Uhr-Amsel ja schon seit längerm nicht mehr. Ob der Amselhahn, der jetzt herumfliegt, der gleiche ist wie letztes Jahr, kann ich momentan nicht richtig beurteilen. Im letzten Jahr hatten wir mindestens zwei Amselpärchen im Garten. Ein Amselhahn hatte ein paar weiße Federn am Kopf, war dadurch also unterscheidbar. Den Gesang meiner Neu-Amseln kenne ich leider noch nicht so gut wie den der 17.30 Uhr-Amsel. Ich glaube auch, dass die Neu-Amseln keine so große Neigung zu Coltrane, Chuck Berry und Krankenwagensirenen haben wie mein alter Sänger.



Dienstag, 26. März 2019

Sonntagsbeschäftigung

Gutes Wetter war angesagt, also konnte man sich nicht vor der Gartenarbeit drücken. Ich wollte mich endlich um unseren Kompost kümmern, dessen Einfassung schon seit Jahren kaputt ist. Ich habe die Einfassung entfernt, und habe jetzt einen schönen Haufen Komposterde. Die habe ich gedanklich allerdings auch schon dreimal verplant, für die Tomaten, für die Kürbisse etc. Werde ich also doch wieder Pflanzerde zukaufen müssen. 

Im Kompost finden sich viele Haselnüsse; wenig verwunderlich, unsere Hasel steht genau daneben. Die Nüsse sind allerdings meist geknackt, bei einigen deutet mir alles darauf hin, dass das unsere Brandmäuschen waren, die auch ganz gerne Nester in den Kompost bauen. Ob es noch Brandmäuse im Garten gibt, weiß ich nicht, die Katzen haben ja ihr mörderisches Regiment bei uns. 

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Meine Chilis und Paprika mussten jetzt umgetopft werden. Ich muss wieder feststellen, dass ich offenbar folgenden Zettel beim Einpflanzen als vollständig ausreichend ansah:


Keine Ahnung, was das sein sollte. Muss ich halt warten, bis die Früchte kommen.

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Im Gottesdienst war das Evangelium das Gleichnis vom Feigenbaum, der drei Jahre keine Früchte getragen hat. Danach fragte mich Frau Ackerbau, ob ich auch sofort an unsere Magnolie gedacht hätte. Ich versuchte zu leugnen, aber natürlich habe ich an das undankbare Ding gedacht. Da wir anscheinend barmherziger sind als der Bauer im Gleichnis, darf die Magnolie allerdings schon seit zehn Jahren bleiben, obwohl sie nicht blüht. 

Die Magnolie habe ich stehen lassen, die Haselnuss musste ich allerdings stutzen, weil sie eines unserer Beete komplett verschattet hat. Leider macht man sich beim Bäumepflanzen nicht so richtig Gedanken darüber, wie viel Platz die ein paar Jahre später brauchen. 

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Frau GeschichtenundMeer bloggt ja jede Woche einen Wochenmäander mit Gedanken, Hinweisen, Erlebnissen, die sie über die Woche gesammelt hat. Ich finde das immer ein schönes Format. Diese Woche war sie so nett auf meinen Post "Ein Stück vom Himmel" zu verlinken und kurz zu beschreiben, wie sie sich vorstellt, wie die Beiträge hier zustande kommen. Das hat mich sehr gefreut, auch wenn die Wirklichkeit natürlich viel prosaischer ist. Ich habe mich dann aber dagegen entschieden, das zu kommentieren: Ich mag es ja auch nicht, wenn bei meinen Beiträgen zu viel Realität in die Kommentare kommt. Lustig fand ich allerdings, dass ich bei (nur) einem Aspekt der Beschreibung sofort das starke Bedürfnis der Richtigstellung hatte (dem ich dann doch nicht nachgegeben habe). 

Die zutreffendste Beschreibung meines Wirkens hat m.E. ohnehin der Kiezschreiber vor einem Jahr gemacht; der hatte aber auch den Vorteil, mich aus der Nähe studieren zu können. 

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Die erste Gelegenheit für einen Frappé. 






Freitag, 22. März 2019

Tiere sehen dich an

Bei einem Nachbarschaftstreffen in den letzten Tagen habe ich Neuigkeiten zur Tierwelt in der Umgebung erfahren. Mitte Dezember war mir ja der Silberreiher beim Haus der Nachbarin aufgefallen. Sie hat mir nun erzählt, dass er über eine Woche regelmäßig zu Gast war, dann aber von weiteren Besuchen abgesehen hat, als er keine Goldfische mehr aus ihrem Teich ziehen konnte. Ab und zu kommt er wohl noch, um zu sehen, ob schon neue Fische gesetzt wurden. 

Der derzeitige Bestand der Waschbären  in der Nachbarschaft beträgt wohl drei. Sie baden gerne in Gartenteichen, essen Katzenfutter, wenn es draußen aufgestellt wurde, oder klettern um zwei Uhr nachts das Fallrohr der Dachentwässerung hoch. Wo sie genau hausen, ist aber unbekannt. Bei uns graben sie nur gelegentlich Löcher in den Garten.

Der Fuchs wird noch regelmäßig gesehen, ich selbst hatte schon länger nicht mehr das Glück. Ebenso wird von einem Falken berichtet, der sich regelmäßig Beute holt. 

Die einzigen Tiere, die alle immer wieder mal sehen, sind die Ratten.

Montag, 18. März 2019

Heiligtümer der Alten Götter

Absägen und mit Stacheldraht einwickeln wurde mehrfach probiert, hilft aber nicht: Der Baum wächst immer wieder zu seiner jedes Gefühl für Proportion verspottenden Gestalt. Jeden Montag muss die Stadtreinigung die widerwärtigen Opfergaben, die vor dem Baumtorso abgelegt werden, einsammeln und vernichten. Die Schriftzeichen auf den kleinen Zetteln, die manchmal dabei sind, konnten bis jetzt nicht identifiziert werden.

Das Bezirksamt sagt auf Nachfrage, es handle sich um "Kinderstreiche", doch alle Anwohner wissen es besser.


Sonntag, 17. März 2019

Samstag, 16. März 2019

Zukunft

In der Invalidenstraße finden die Schülerdemonstrationen am Freitag statt. Ich sehe die jungen Leute, es sind mal mehr, mal weniger; heute war ein richtig großer Aufmarsch, die Polizei sprach von 15-20.000 Leuten. In den Eltern-E-Mail-Gruppen der Schulklassen tobt eine Schlacht über Demonstrationen und Schulpflicht, die mit den schlimmsten Sanktionen der Eltern-E-Mail-Gruppen endet: Man maßregelt sich gegenseitig wegen E-Mail-Formalien. 

Die Transparente sind teilweise merkwürdig, einer trägt ein Pappschild mit "Wir wollen ficken" herum. Warum nicht. In den Zeitungen tobt auch eine Schlacht, die sich manchmal so liest als wären die alten Zyniker überzeugt, dass jeder genauso zynisch ist wie sie oder zumindest, dass jeder, der nicht zynisch ist, doof sei. Das ist eine Position, die moralisch so bankrott ist, dass ich sie nicht einmal vertreten wollte, wenn sie denn stimmte. Ich nehme aber an, den Demonstrierenden ist die Meinung der Erwachsenen zu ihrem Tun ohnehin etwa so wichtig wie der Mehrheitsgesellschaft die Zukunft der nächsten Generation wichtig ist. Meinen Segen brauchen die Jungen nicht. Aus meiner Sicht auch nicht den Segen der Schulen. Ziviler Ungehorsam setzt eben Ungehorsam voraus. 

Ich habe das Gefühl, dass es nicht schaden kann, dass die junge Generation sich daran gewöhnt, dass man bestimmte Dinge manchmal machen muss, auch wenn nicht alle einverstanden sind oder auch wenn es zu persönlichen Nachteilen führt. Sie werden Übung darin brauchen können. Ich wünsche ihnen viel Glück.

Freitag, 15. März 2019

Donnerstag, 14. März 2019

Zehlendorfer Pflasterstrand

Das dynamische Kopfsteinpflaster-Kunstprojekt am Nordbahnhof wurde zwar jäh beendet, die liebe Annika sandte mir aber diese Belege, dass die Pflasterkunst im bürgerlichen Westen noch gepflegt wird. Kein Wunder, da wohnt die Kultur!

Für alle, denen diese Woche zu wenig Pflastersteine im Blog waren, also eine neue Ladung:



Mittwoch, 13. März 2019

Tagungsnachlese

Ein Kollege erzählt mir, wie seine Kieferchirurgin ihm einmal versehentlich den Kiefer gebrochen hat. 

Ein ehemaliger Kollege erklärt mir seine Blockchain. 

Irgendwo bellte ein Hund.



Montag, 11. März 2019

Feiertagsbeschäftigung

Am Freitag gab es eine Premiere: Wir in Berlin hatten einen Feiertag, während ansonsten alle anderen in Deutschland arbeiten mussten. Berlin hatte nämlich bislang als Feiertage nur die bundesweiten Feiertage, man konnte also sicher sein, dass wenn in irgendeinem Bundesland gearbeitet wurde, das auch in Berlin so war. Die Zeiten sind vorbei. Nebeneffekt war, dass ich trotz Feiertag immer wieder meine E-Mails kontrollieren musste, um dringenden Kram zu erledigen. Außerhalb Berlins war niemandem klar, dass am 8.3. Ruhe herrschen sollte. 

Das Wetter war schlecht genug, dass man ohne schlechtes Gewissen zuhause auf dem Sofa bleiben konnte. Ich musste mich allerdings endlich um meine Tomatenpflänzchen kümmern. Dieses Jahr habe ich das bislang komplett schleifen lassen, kurz sogar überlegt, ob ich überhaupt Tomaten ziehen will (Setzkartoffeln habe ich auch noch nicht bestellt). Bei Durchsicht meiner Sämereien habe ich zumindest beschlossen, dass ich dieses Jahr keine Tomatensamen bestelle, ich habe noch so viel Reste übrig. Ich habe jetzt mal ausgesät, allerdings auch eine für meine Verhältnisse bescheidene Sortenauswahl, nicht einmal zehn verschiedene. Rote Johannisbeere, Gelber Dattelwein, Black Plum bei den Cocktailtomaten, German Gold, Yellow Giant Belgium, Schlesische Himbeere und zwei griechische Sorten sowie eine geschenkte Sorte bei den Fleischtomaten. Mal schauen, was das wird. Ich bin ein bisschen beruhigt, dass Bottrop auch noch nicht viel weiter ist (naja, eigentlich schon, aber nicht in einem Maße, das mir wirklich Sorgen machen würde).

Sorgfältiger war ich dieses Jahr bei den Paprika und Chilis, die habe ich bereits vor ein paar Wochen angesät und erst einmal auf dem Fensterbrett stehen lassen. Allerdings auch alles Reste vom letzten Jahr. Überraschend gut aufgegangen, wenn ich mich dieses Jahr einmal vernünftig um die Chilis kümmere, könnte das ja auch mal was werden.  

Fest vorgenommen habe ich mir auch, dieses Jahr die sonstigen Pflanzen für den Gemüsegarten  selbst vorzuziehen. Das Geld für die ganzen Pflänzchen im Gartencenter kann man sich auch besser sparen, würde ich mal sagen. 

Ansonsten hat mir der zusätzliche Sofa-Feiertag nicht richtig gut getan. Ich verbringe immer noch zu viel Zeit damit, mich mit dem Drama der Briten zu beschäftigen. Das geht gerade dermaßen spektakulär schief. In Deutschland wird das ja im Wesentlichen als Amüsement gesehen, die Briten stellen sich ja auch sehr ungeschickt an. Die ganze Aktion hat aber furchtbare Auswirkungen für wirklich viele Menschen und Familien, im UK und in ganz Europa, so dass mir das Lachen langsam vergeht. In drei Wochen ist ja eigentlich Stichtag, mal sehen, ob es noch einmal eine Verzögerung gibt. Ein gutes Ende ist allerdings nicht zu sehen, unabhängig, wie es weitergeht. Ich habe nun zweieinhalb Jahre sehr nah verfolgt, wie eine Nation den Verstand verliert. Ich hoffe zwar immer noch, dass es anders ist, aber wahrscheinlich ist es nicht die Frage, ob das auch uns passieren könnte, sondern eher, wie lange es noch dauern wird. (Habe ich schon erwähnt, dass die Beschäftigung mit dem Thema mir nicht gut tut?)

Freitag, 8. März 2019

Jähes Ende der Hoffnung auf Dauercontent und künstlerischen Ruhm



Schon nach drei Tagen kamen die Pflasterer! Das konnte doch niemand ahnen. 
Ich hatte mich schon darauf eingestellt, dass ich jetzt die nächsten Wochen einfach immer jeden Tag ein neues Foto des sich auflösenden Kopfsteinpflasters in der Invalidenstraße/Ecke Caroline-Michaelis-Straße poste. Endlich hätte das Blog als langangelegtes ernsthaftes Kunstprojekt gewürdigt werden können. Ich hätte mir sogar ggf. einen schwarzen Rollkragenpullover gekauft! Alles kaputt gemacht durch unerwartete, ungefragte und unerwünschte Berliner Effizienz. Danke für gar nichts, Senatsverwaltung für Irgendwas!  

(Als künstlerische Übersprungshandlung kommen jetzt bildbearbeitete Pflasterbilder mit Motivationssprüchen. Bedient Euch!)