Everybody's fucked in their own special way

Samstag, 12. November 2016

Bedeutende Dienstreisen (18)



Abfahrt 5:29 Uhr Gesundbrunnen, das ist zu früh. Aber es geht nach Bremen. Ich habe es inzwischen geschafft, in jedem Bundesland wenigstens einmal zu übernachten, Bremen ist aber die Ausnahme. Schade eigentlich. Und mehr als den Bahnhof kenne ich dort auch noch nicht.


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Zwischenstopp in Hannover, Rock City. Ankunft in Bremen kurz vor 9 Uhr. Es ist ein klarer, kalter Tag, die Stadt sieht eigentlich ganz nett aus. Der Bettler vor dem Bahnhof sagt, als ich ihm Geld in seine Papptasse werfe, jovial: „Moin. Gelegenheit, etwas Gutes zu tun am Morgen“ und lächelt mich an. Er greift damit die mittelalterliche Ansicht auf, dass Bettler einem die notwendige Gelegenheit geben, seine Barmherzigkeit zu zeigen, man ihnen also praktisch dankbar sein kann. In den heutigen Tagen der Selbstoptimierung ein unerhörter Gedanke. Ich mag den Gedanken aber ganz gerne, immer noch besser, man trifft Leute, die einen dazu bringen, etwas Gutes zu tun.


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Überhaupt: Die Leute hier sind nett. Ich gehe versehentlich auf dem Radweg und werde weder angebrüllt, noch attackiert. Mir fällt eine Wasserflasche aus der Aktentasche und eine junge Frau hebt sie auf und gibt sie mir mit einem Lächeln.


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Vor mir unterhalten sich zwei Frauen: „Der Typ, mit dem ich schreibe, der ist zwei Jahre jünger, hat zwei Kinder und kommt aus Oldenburg.“ – „Das geht ja gar nicht!“ Ich finde nicht heraus, welche dieser drei Eigenschaften das KO-Kriterium ist.


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Bremen ist auch schön. Überall altes Gemäuer mit interessanten Fassaden. Leider habe ich keine Zeit.



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(Sahen die Bremer Stadtmusikanten wirklich so aus?)


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(Da kommt also das Becks Bier her. Das erklärt auch, warum in Bremen Zapfhähne auf der Straße stehen. Hatte so was ja schon vermutet.)



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(Nenne diese Pokemons!)


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Es folgt eine ganz amüsante Sitzung. Meine Aufgabe ist es, das Schlimmste zu verhindern, das gelingt ganz gut. Experten werden angehört, die erschreckende Divergenzen bei der Frage zeigen, ob es sich bei Zucker um ein homogenes Massengut handelt. Ich habe mal wieder Berührung mit den Dingen, mit denen ich mich vor einem Jahrzehnt beruflich beschäftigt habe. Verschiedene Leute meinen, dass das ja spannende Fragen seien. Ja.


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Auf der Heimfahrt geht die Sonne blutrot über einer schon im Nebel verhangenen Heide unter. Warum hat mir keiner gesagt, dass die Gegend dort so schön ist?

Die Rückfahrt geht nicht über Hannover, sondern über Hamburg Rock City. Am Hauptbahnhof die ultimative Bahntrollerei. Auf dem Bahnsteig wird durchgesagt, dass der ICE, der mit zwei Zugteilen fährt, heute in umgekehrter Wagenreihung fahren werde, obwohl er dann genau so einfährt, wie er auf dem  Wagenstandsanzeiger angezeigt ist. Leute irren von einem Ende des Bahnsteigs zum anderen. Ich bleibe, wo ich bin und tue recht daran.


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In Bremen wissen Friseure noch, was sich gehört:

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Ach, Bremen. 



17 Kommentare:

  1. Ich bin von dem Steinstuhl, auf dem man Kinder platt sitzt, ganz fasziniert! Da liegt sogar noch Köder in Bonbonform ganz hinten auf dem Sitz... Üble Falle...

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    1. Das Gesicht ist zwischen den Füßen einer Steinstatue. Aber das macht es auch nicht weniger rätselhaft.

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    2. Das Gesicht ist der Lahme. Die Strecke welche der Lahme in einem Tag schafft, ergibt dem Umfang des Bürgerparks. Den hatte die Steinstatue den Bremer Bürger zum Geschenk gemacht.

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    3. Ich wusste ja, dass wir einen Bremen-Spezialisten hier haben... Danke!

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    4. Dank an OLepedia, dem Bremer Korrespondenten. Aber wie verhält sich denn die Lahmheit zur Größe des Parks? An einem besonders lahmen Tag ist der Park nur 10qm groß und an Energydrinktagen 100x so groß oder wie lautet die Zauberformel?

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    5. In Bremen ist halt alles relativ. Wenn man den Hinterausgang von Bahnhof nimmt sind ca. 800m bis zum Schlachthof. Dort fanden immer Punkkonzerte statt. Der Rückweg ist aber immer dreimal so lang gewesen.

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    6. Kanntest du damals eigentlich auch die Verdener Punks?

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    7. Ich glaube nicht, dass ich jemanden aus Verden kannte.

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  2. BREMEN -> recht hübsch, auch SO... mit den Stadtmusikanten... und den freundlichen Menschen ✿

    Wir wollten in Bremen kein Gegentor kassieren.
    Das hat auch bis zum Gegentor ganz gut geklappt.

    Thomas Häßler *DASwurdemirimNetztfürBREMENangeboten...seltsam...(ړײ)*

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  3. Ich bin ja mal wieder schwer begeistert, was Du der Bloggergemeinde von Deinen Dienstreisen so mitbringst. Für den Kiezneurotiker die Stino-Friseure und mir den Kanaldeckel.
    In Bremen habe ich auch Geld versenkt. Zwar nicht in die Becher eines defizitären Mitmenschens sondern in das berühmte Bremer Loch. Sag bloß. das ist Dir beim "Stadtbummel" nicht aufgefallen? ;-)
    https://tonari.wordpress.com/2014/07/21/story-pics-2014-29/

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    1. Da war ich wohl nicht weit entfernt, aber ich hatte nur 2x 15 Minuten vom Bahnhof zum Hotel und zurück. Das nächste Mal...

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  4. Ich hatte noch nicht gewusst, dass die Planstellen der Bremer Stadtmusikanten nun mit Schweinen, Ferkeln und einem Hund besetzt sind, die auch noch auf einen menschlichen Musikanten hören.
    Bin ich froh, dass eine Nostalgikerin den alten Musikanten ein buntes Denkmal setzte, damit diese nicht ganz aus dem Gedächnis verschwinden. Danke für diesen spannenden Bericht.

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    1. Das sind Skulpturen aus einer Schweine-Gasse; ich hatte gehofft, dass OLe auch hier mit Erläuterungen einspringt....

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    2. Googlepedia hilft:
      https://de.wikipedia.org/wiki/Schweinehirt_und_seine_Herde

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    3. Google entzaubert die Welt. Hätte sich jeder ja eine Geschichte ausdenken können.

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    4. Das hättest du vorher sagen sollen, dass ich dir eine Geschichte von Schweine im Weltall oder so auftische...

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    5. Ich bin in der Hinsicht auch konsequent inkonsequent...

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