Everybody's fucked in their own special way

Samstag, 23. November 2024

Brüsseler Geheimtipps

 Mal wieder unterwegs, seit langem mal wieder Brüssel. Mit dem Zug dauert das 7-8 Stunden. Kann man ja mal probieren, ob das klappt. Einmal Umsteigen, das macht es spannend.

Hinfahrt eher ereignislos, der Zug nach Frankfurt hat zwischendurch 10 Minuten Verspätung, das hätte das Umsteigen unmöglich gemacht. Bis Frankfurt aber wieder aufgeholt, also alles kein Problem. Im Zug nach Brüssel dann einige aufgeregte Fahrgäste, die neue Kommission muss noch bestellt werden. Wichtige Erkenntnisse werden ausgetauscht. Meine eigenen Aufgaben sind eher trivial und nicht politisch.

In Brüssel einigermaßen pünktlich angekommen. Vor dem Bahnhof Central eine riesige Baustelle, um die man als Fußgänger weiträumig rumlaufen muss. Der Weg ins Hotel dauert ein bisschen länger als geplant deswegen. Die Stadt ist ein bisschen wie Berlin, laut, schmutzig, betriebsam und international. Gefällt mir sofort wieder. Kaum angekommen, mache ich mich gleich wieder auf den Weg. Ich treffe mich zum Abendessen. Meine Begleitung kippt mir gleich zu Beginn ein Bier über meine Winterjacke. Ließ sich zwar trocknen, die nächsten Tage begleitete mich aber stets ein Geruch von schalem Bier. Hätte man noch einen Aschenbecher über mich ausgeleert, wäre das die Original-80er-Kneipenerfahrung gewesen.

Da ich keine Lust auf die Metro habe und auch nicht Taxi fahren will, ich hab's ja nicht eilig, gehe ich alles zu Fuß. Das verschafft mir einige Kilometer, im Wesentlichen immer zwischen Königlichem Viertel und Rue Belliard, hin und her. Nicht nur, dass meine Jacke nach Bier riecht, bei meinen Schuhen löst sich auch die Sohle. 



Der nächste Tag gehört der Arbeit, aber wieder mehrmals zwischen Hotel und anderen Orten gewandert. Bockig wie ich bin, hält mich auch der Regen nicht ab, ich nutze aber ausnahmsweise meinen Regenschirm, den ich sonst nur neben Äpfeln in der Aktentasche herumtrage. Da ich den Regenschirm nie nutze und die Äpfel manchmal vergesse, ist der Regenschirm an manchen Stellen fleckig und klebrig, aber: Hurra! der belgische Regen hat hier säubernde Wirkung. 

Ich treffe viele Leute, die ich kenne, einige mag ich sogar. Im beruflichem Kontext bin ich immer gleichmäßig freundlich, egal wie furchtbar die Menschen sind. An diesem Abend ist aber einer dabei, mit dem ich im Leben nie mehr sprechen will, da muss ich ein bisschen ausweichen. Jemand anderen treffe ich, den ich fünfzehn Jahre nicht gesehen habe, er erinnert sich tatsächlich an eine Sache, auf die ich moderat stolz bin, von der ich aber nicht erwartet hätte, dass sie noch irgendjemand weiß. Nett.

Reden werden gehalten, Buffets eröffnet, irgendwann kann ich wieder durch die Kälte zum Hotel gehen.

Am nächsten Tag gehe ich wieder zum Bahnhof, um einiges schneller: Man hätte einfach durch die Unterführung unter der Baustelle durchgehen können. 



Rückfahrt weitgehend pünktlich und ereignislos. 



3 Kommentare:

  1. DANKE 🙏🏻 lb Andreas 👩‍❤️‍👨

    ... da sind ja einige Lauf- Kilometer 🚶🏼‍♂️für meine unterhaltsame Morgähn Lektüre... 🗞️ zusammen gekommen 🔝
    Schönes, erholsames WE 🍂 ☀️ ☁️🤗

    "Wer aus Brüssel berichtet, bewegt sich zwischen Traum und Bürokratie."
    Wolfgang Klein, dt. Journalist, ARD-Korrespondent in Brüssel *tja*

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    1. Ich traf weder Träume noch Bürokratie. Straßendreck und Regen.

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    2. ... + kein Platz für Poesie 🤷🏻‍♀️ *schadepupade*

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