Das Frühstück hier ist bemerkenswert - Kaffee, Croissant, Obstsalat, Wurst, Käse, Orangensaft. Während ich frühstücke kann ich den Rauschschwalben zusehen, die über meinem Kopf Kunststücke fliegen.
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Ich fahre nach Agios Georgios, an den Strand. Zunächst denke ich, ich hätte mich wieder verfahren, weil es wieder in Serpentinen nach oben geht, aber der Weg ist richtig und ich komme zur Hauptstraße. Die Karten sind alle eher ungefähr.
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In einem Ort sind die Straßen mit KP beschmiert. Nach etwas Nachdenken fällt mir ein, dass das Kalo Pascha, Frohe Ostern, heißt (die kommunistische Partei heißt KKE). Auf einem Abbruchhaus steht "Jesus ist auferstanden" in großen weißen Lettern.
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(Parabel auf die politische Berichterstattung, die Weltläufe oder was weiß ich)
- Was siehst du in den Wolken?
- Einen Totenkopf mit Trump-Frisur.
- Und hier?
- Auch.
(Kurze Überlegung, ob das Foto der Wolke, die aussieht wie Prinzessin Leia beim Kacken die politisch/poetische Kraft dieser Parabel schwächen würde. Ist wohl so.)
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Die alten Griechen erzählen sich, dasd die Seelen der ertrunkenen Seeleute in den Kieseln gefangen seien. Wenn man sie ans Ohr halte, höre man sie schreien.
(Natürlich erzählt niemand sich so einen Stuss. Und wenn, würde ich es eh nicht verstehen. )
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Ich trinke einen Frappé und esse einen griechischen Salat. Das Lokal füllt sich langsam mit den verschiedensten Nationalitäten. Ein Schweizer ohne Zähne, Holländer, Deutsche. Am Nebentisch liest eine Frau ihrem Mann aus dem Reiseführer vor. Der Mann steht mitten im Satz auf, geht zum Terrassenrand, macht ein Foto, kommt wieder zurück. Die Frau macht ihm Vorwürfe wegen dieses Verhaltens. Er entgegnet nur, sie sei ja immer so schnell eingeschnappt. Die Mitmenschen, die man unwillkürlich beobachtet, sei es, dass sie vordrängeln, dummes Zeug erzählen oder sich streiten, sind ja eigentlich meist nur ein Zertspiegel der eigenen schlechten Eigenschaften. Aber man weigert sich, den Spiegel zu erkennen und kann alle Dummheit und Niedertracht nur den anderen zuschreiben.
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Das Wasser ist frisch, aber nicht unangenehm. Es geht ein Wind, es gibt Wellen. Glücklicherweise hat mir Kindergartenfreund M. vor Jahren mal eine Schwimmbrille mit geschliffenen Gläsern, -8.0 und -6.0 Dioptrien gemacht. Ohne Brille sehe ich nix, wenn ich meine im Meer verlöre, hätze ich ein größeres Problem.
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Mein Autofahrerlebnis wird sogar noch besser, als ich endlich herausfinde, wie man im Radio einen Sender richtig einstellt. Mit der 60er Jahre Schlagerfassung der Rembetika-Musik kurve ich über die Straßen.
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An diesem Schild standen Frau Ackerbau und ich schon auf unserer Hochzeitsreise. Nach langer Analyse hatten wir uns für einen langen Weg durch die Olivenhaine entschieden, allerdings standen wir nach einer Stunde wieder an genau der gleichen Kreuzung. Ich habe heute mehr Glück.
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Ich fahre zum Korrission-See, ein Binnensee, nur durch Dünen vom Meer getrennt. Ich freue mich auf das Gehen, vom Auto aus verpasst man dich viel. Ich war früher im Urlaub fast immer zu Fuß unterwegs, ich hatte allen Grund sparsam zu sein. Ich kannte deswegen die Umgebung um Umkreis von 2 km meist ganz genau, hatte aber oft die wesentlichen Sehenswürdigkeiten nie gesehen. Dann muss man sich eben selbst die Sehenswürdigkeiten bestimmen (in diesem Satz liegt ein Teil der Erklärung für diesen Blog).
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Ich wundere mich über den süßlichen Geruch in der Luft, der so gar nicht zu einem See passt. Dann sehe ich's: es ist der blühende Ginster. Vor ziemlich genau zwanzig Jahren war ich tausende Kilometer nördlich auf Islay, da blühte und roch der Ginster auch.
Am See gibt es reichlich zu sehen. Ein paar Strandschönheiten:
Bücher, die jemand liegen ließ:
Aber manchmal ist der große Stein, der aussieht wie ein Schildkrötenpanzer dann doch wirklich ein Schildkrötenkadaver.
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Ich kaufe ein paar Vorräte ein, der Verkäufer erzählt mir, dass heute ein großes Fest, der Namenstag von Kostas und Eleni, ist (also wird die halbe Insel Namenstag haben).
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Hier zeigt sich, es kommt nur auf die Perspektive an:
Blick nach Osten.
Blick nach Westen.
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Auf meinem Balkon höre ich wieder den Rauchschwalben zu und unterhalte mich über Twitter bei einem Bier. Eine Elster taucht auf, wird aber von den Rauchschwalben mit einem Schnabelhieb auf den Kopf begrüßt und verjagt.
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Am Abend 50 m zur Taverna, ich teile mir kleine Fische mit der maunzenden Katze. Der Kellner vergißt mich, aber das macht nichts. Zum Schluß wieder einen Ouzo aufs Haus, definitiv zu viel.
Trump ist definitiv zu oft in den Medien - sonst würde man nicht in den alltäglichsten Dingen sein Konterfei erkennen.. :-)
AntwortenLöschenSolange du am Strand nur Stein-Seelen-, Bücher- und Schildkrötenleichen findest, geht es ja noch. Um diese Jahreszeit scheint ja - was Touris anbelangt - nicht viel los zu sein.
Und: an die Perspektive Richtung Osten könnte ich mich gewöhnen!
Katzen sind einfach pfiffig. Die wissen innerhalb von 5 Sekunden, bei WEM es sich lohnt zu maunzen. :-)
Ja, hier ist noch Vorsaison. Denke aber, dass es auch im Sommer eher überschaubar bleibt.
LöschenAbend-Abenteuer-Lektüre ... vom FEINSTEN ... in Wort & Bild (ړײ)
AntwortenLöschen*freudigaufkommendesgibbelndindieN8kipp...leidermitohneOuzo*
Naja, eher Abenteuer für die etwas reifere Generation...
Löschen!!! -> BEST AGER <- !!! *zwinker*
LöschenDas mit den Seelen im Stein klang plausibel ... von daher würde ich sagen, dass du ein Talent für die Legendenbildung hast ^_^
AntwortenLöschenWünsche dir einen schönen Urlaub!
Ich werde dann mal ein Buch über Volkslegenden aus aller Welt schreiben...
LöschenIch bestell gerne schon mal ein Exemplar. Alternative Fakten sind ja en vogue .. ^_^
LöschenWunderbar, allein reisen bringt uns den Menschen anderswo näher, weil die Aufmerksamkeit zur Umgebung grösser ist.
AntwortenLöschenUnd es scheint, überall gibt es den Müll und Reste von irgendetwas genauso wie wunderbare Blüten und Katzen und Vögel... Ich bekomme Reiselust beim Schauen und Lesen.
Erholsame, spannende Tage wünsche ich.
Ja, überall findet sich etwas zu sehen.
LöschenAuf dem ersten der See[fahrersee]lenbilder sehe ich eher eine Schweinenase. Wahrscheinlich sehen die Seelen von verschweinerten griechischen Seefahrern so aus.
AntwortenLöschenDas klingt plausibel, v.a. weil ja Odysseus hier einige Kilometer weiter nördlich gestrandet ist (man sieht noch sein versteinertes Floß). Sollte doch mehr an der Geschichte dran sein?
LöschenSo muss investigativer Journalismus klingen ...
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