Everybody's fucked in their own special way

Freitag, 23. Juni 2017

Moderner Tanz und Verbrechen

(Fangen wir mit dem Verbrechen an.)

Nach dem Unwetter gibt es keine größeren Schäden in unserem Garten, Frau Ackerbau findet aber Folgendes:


Das war ein Vogel, außer den Federn ist nichts mehr zu sehen. Es könnte eine Amsel gewesen sein, der Flaum ist allerdings grau. Kontrolle im Haus: Kein Vogelkörper zu sehen. Verdächtig sind natürlich die Katzen, vor allem Markos, der Killer. Er hat zwar bislang nur ganz am Anfang mal einen Vogel gefangen und scheint inzwischen eher zu tapsig dafür zu sein, aber zuzutrauen ist es ihm.

Ich schaue mir die Federn genauer an. Die Federkiele sind intakt, nicht zerbissen. Das spricht jetzt eher gegen Markos als Täter: Ihm ist ja vieles zuzutrauen, aber Federn ausrupfen kann er doch nicht. Das deutet eher auf einen anderen Vogel hin. Eine Nebelkrähe? Wir werden es nicht erfahren.

***

Die Katzen nutzen die Abende inzwischen, um über den Rasen zu hüpfen. Dabei folgen sie einer Choreographie, die mich an verschiedene Aufführungen modernen Tanztheaters erinnert, die ich vor langer Zeit gesehen habe. Sie schreiten den Raum ab, verharren weit entfernt voneinandet, sich starr fixierend. 

Plötzlich beginnt eine zu rennen, mit Hüpfern und springt über die andere. Neue Positionen werden eingenommen. Ruhe, Bewegung, Sprünge, das Durchmessen des Raumes. Markos sitzt unter dem Kirschbaum, den Blick nach oben auf die Schwalben auf 50 Meter Höhe. In Aktion gerät er aber erst, als ein Nachtfalter an ihm vorbeifliegt. Er hüpft, macht sich lang, entdeckt seinen inneren Nurejew. 

Danach wollen die Katzen gestreichelt werden.

9 Kommentare:

  1. Der Mensch lässt sich grob in zwei Gruppen einteilen: in Katzenliebhaber und in vom Leben benachteiligte.

    Francesco Terarca *tja*

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  2. Das Verbrechen wird wirklich schwer aufzuklären sein!
    Tanztheater können Katzen richtig gut. Sei es zu zweit, oder manchmal reicht auch einfach ein Stückchen Karton: fixieren, fangen, in die Luft werfen, hinterherhüpfen.
    Und natürlich darf hinterher der Applaus und das Lob nicht fehlen: Streicheleinheiten!

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  3. Zitat
    Er hüpft, macht sich lang, entdeckt seinen inneren Nurejew.

    Danke für diesen Satz, damit beginnt mein Wochenende und vielleicht, nur vielleicht suche ich auch meinen inneren Nurejew wenn mir im Garten ein Nachtfalter begegnet.
    Gestreichelt will ich dann natürlich auch! Ausgiebig! Hingebungsvoll!
    Frau Irgendwas ist immer

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    1. Ich wünsche jeden Erfolg für diese Wochenendplanung!

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  4. So möchte ich springen können, und die Wiese und die Katzen, für das alles freue ich mich.

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