(Fortsetzung von gestern)
Das Hotel ist schnell gefunden, landestypisch steht eine
kleine Flasche Wein als Präsent des Hauses auf dem Zimmer. Pech, dass ich
gerade keinen Alkohol trinke. Auf dem Zimmer finde ich auch einen der
rätselhaftesten Hinweise, die ich bislang in Hotelzimmern gesehen habe:
Am nächsten Tag schaue ich mal aus dem Fenster und kann die
Warnung zumindest in Ansätzen nachvollziehen.
Ein Kollege, den ich unerwartet im Frühstücksraum treffe,
berichtet mir, dass er den Blick auf das benachbarte Bordell hatte (in Trier
nimmt man Bahnhofsvierteltraditionen noch ernst). Ich will also nichts gegen
den Container gesagt haben.
***
Die Sitzung, für die ich dann insgesamt 20 Stunden Reise auf
mich genommen habe, dauert zwei Stunden. Das anschließende Essen ist gut, aber
ich habe keine Zeit, weil ich zum Bahnhof muss.
***
Die Strecke Trier-Koblenz bei Tageslicht ist wirklich
beeindruckend. Wenn die Kinder aus dem Haus sind, mache ich mal eine Rheinreise
mit dem Kajak und ertränke mich abschließend in einem Faß Riesling.
(Da ich diesen Teil der Reise mit meinem Kollegen machte,
keine verschwommenen Fotos der Rheinschlösser. Der hält mich ohnehin schon für
bekloppt oder für verschroben. Recht hat
er.). [Ergänzung 11:40 Uhr: Möglicherweise auch deswegen, weil die Strecke gar nicht am Rhein entlang führt.]
***
Diesmal kein kontemplativer Aufenthalt auf dem Hauptbahnhof
von Koblenz, wir erwischen den Anschluss. Die nächste Regionalbahn bleibt dann
allerdings in Mainz stehen, weil jemand im Bahntunnel herumrennt. Wir machen
also erst mal 40 Minuten Pause in Mainz, die Anschlüsse sind damit flöten. Aber
was soll’s, bei den Reisezeiten macht eine Stunde mehr oder weniger auch nichts
mehr aus; es stellt sich sogar ein gewisses Interrail-Feeling ein (Eine Änderung,
die das letzte Jahr für mich gebracht hat, ist, dass ich mich nicht mehr über
irgendwelche Reiseprobleme oder Ärgernisse aufregen will und kann. Ich habe ein
Zuhause, zu dem ich fahren kann, und ich muss nicht meine gesamte Habe mit mir
herumtragen. Kein Grund zur Klage.)
***
Ich sehe auf der Bahn-App, dass mein Anschlusszug in
Frankfurt auch Verspätung hat, ich renne also zu dem Bahnsteig, er steht
tatsächlich noch da. Und jetzt passiert mir etwas, was ich so bislang nur von
den Straßenbahnen in Augsburg kenne: Ich drücke mehrmals auf den Türöffner, der
Zug steht noch, fährt dann aber ohne mich ab.
***
Eine Stunde auf dem Hauptbahnhof Frankfurt zur freien
Verfügung. Man könnte sich einmal ansehen, wie der Sonnenuntergang alles in
zartes rosafarbenes Licht taucht (sind wir nicht alle in der Tiefe unseres Herzens kleine Prinzessinnen? Gut, Ihr nicht, ich schon.)
***
Ich setze mich in den Zug, vor mir setzt sich ein kleiner
Typ mit großem Koffer an einen Vierertisch, an dem schon ein anderer Passagier
sitzt. Der andere Passagier murmelt etwas vor sich hin, der Neuankömmling sagt
höflich: „Entschuldigung, ich kann Sie nur ganz schlecht verstehen, können Sie
etwas lauter sprechen?“ worauf der andere durch den Waggon plärrt: „Sie haben
mir gerade Ihren Koffer gegen mein Bein gerammt!“ Ein vielversprechender
Anfang, die beiden kommen aber ihrer Verpflichtung, mich ein bisschen zu
unterhalten, nicht mehr nach. Der Kleine sieht sich dann auf seinem Laptop nur
irgendwelche Livekonzerte von Metal-Bands, die wahrscheinlich so gruselig
klingen, wie sie aussehen an (gut, gerade guckt er Dr. Who, wollen wir mal
nicht so sein.) Vielleicht sitzt ja auch hinter mir irgendein Dödel, der mir
auf den Laptop starrt? (Schnell mal umdrehen und sehen, wer rot geworden ist).
***
Eigentlich wären stundenlange Zugfahrten ja die idealen
Gelegenheiten, allen möglichen Kram zu erledigen. Eigentlich.
22 Uhr Hauptbahnhof (nein, ich gehe jetzt nicht noch einmal
am Humboldthafen vorbei).
... mönsch Kinners, kommt DU in der WELT herum + kannst recht viel -unterhaltsames - erzählen (ړײ)
AntwortenLöschen"sind wir nicht alle in der Tiefe unseres Herzens kleine Prinzessinnen? Gut, Ihr nicht, ich schon" -> dafür lieb ich Ihnen !!! *dasaberniegesagthabundzugebenwerd...hehe*
Den Satz habe ich auch nur für dich geschrieben, Engelchen.
LöschenImmer neue Rätsel: Wo sieht man den Rhein, wenn die Zugfahrt von Trier nach Koblenz geht?
AntwortenLöschenDie Idee, nicht über verpasste Anschlüsse zu lamentieren finde ich auch prima. Mir fiel auf, nach Jahren rede ich nur noch über solche Mißgeschicke, warum auch immer. Es ist wohl der Hauch von Abenteuer...
Du nimmst mirs vorweg, man müsste halt auchmalauf die Landkarte schauen, dann würd man schnell erkennen, dass man von Trier nach Koblenz an der Mosel entlang fährt.
LöschenUnd da ist eine Bootsfahrt ja auch viel schöner und durch die Schleusen erlebnisreicher als auf dem Rhein. :-)
Da war ein Fluß und irgendwo war ein Hotel Loreley, da dachte ich, wird schon der Rhein sein (ich hätte noch einmal auf die Landkarte sehen müssen, da ich geographisch die totale Niete bin. Ausnahmsweise hat hier die akribische Recherche, für die AiP ja bekannt ist, versagt).
Löschen(Ich nehme aber an, dass man sich auch an der Mosel irgendwo in einem Faß Riesling ertränken kann.)
LöschenUnd warum nennen die das Land dann Rheinland-Pfalz? Heißt doch nicht Moselland-Pfalz!
LöschenWahrscheinlich bist halt erst inKoblenz richtig wach geworden, und ab da war der Fluß an dem "irgendwo ein Hotel Loreley war" wirklich der Rhein.
LöschenUnd ja,an der Mosel gibt es vorwiegend Riesling, (der übrigens durchaus mindestens so empfehlenswert ist, wie der vomRhein!)
Man fragt sich allerdings tatsächlich im Sinne der Nachhaltigkeit, ob man die 2 Stunden Sitzung nicht auch irgendwie über dieses Internetz hätte mitmachen können, Prinzesschen ;-)
AntwortenLöschenGibt es etwas nachhaltigeres, als einen Flug zu buchen, der annuliert wird? Außerdem gibt es Dinge, die nicht über das Internet erledigt werden können, sondern in Person vorgenommen werden müssen. Das wird dir jeder Drogenkurier bestätigen.
LöschenSo gesehen hast alles richtig gemacht! :-)
LöschenIst zwar selten, kommt aber vor..
LöschenEs gibt in Trier allerdings auch Hotels mit einer schöneren Aussicht! Na ja, wenn du ja eh nur eine Nacht da warst, ists ja nicht so wichtig, wo du geschlafen hast.
AntwortenLöschenEin längerer Aufenthalt ist anzuraten. Dann allerdings besser außerhalb der Fastenzeit. :-)
Das Hotel war in Ordnung und über längeren Aufenthalt in der Nähe von Rhein/Mosel oder was weiß ich habe ich ja tatsächlich nachgedacht.
LöschenEin Lesetipp: Hanns-Josef Ortheil, "Die Moselreise"
Löschen- Vater und Sohn vor langer Zeit, wunderbar entspannend zu lesen..., sogar Hotels gibt es in dem Buch, die es noch gibt!
Mosel lohnt immer, sogar mit Kindern.
... komme - ursprünglich - aus der wunderschönenundsohimmlischen PFALZ
Löschen+ kann dem o.g. positiv geschriebenem nur recht geben:
Sunneschei
Oooooooh do gucken mol,
wie schää!
Seh ’nas?
Ma siehds nit nur,
ma riechts ach,
was ä Wunner,
die Nadur!
Kaum kummdse raus,
do’d Groß,
schdreggde mol ihr Fieler aus,
do blinzeld alles mol zurick.
Hach,
was schääne Dache werma hawwe,
lossenen nei,
de Sunneschei!
+ die Landeshauptstadt "MAINZ" liegt am Rhein !!! *alla hopp*
;-)
LöschenDenke ich mir auch immer.
AntwortenLöschenBei deiner Planung eines längeren Aufenthalts in der "Rheinprovinz" (denn dazu gehörte der nördliche Teil vonRheinland-Pfalz) könntest da auch noch die Saar einbeziehen, die nicht weit von Trier in die Mosel mündet.
AntwortenLöschenUnd bei Bedarf kann ich dir noch weitere Tipps geben. :-)
Ich komme gelegentlich darauf zurück ;-)
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