Everybody's fucked in their own special way

Donnerstag, 10. März 2016

Bedeutende Dienstreisen (10 - zweiter Tag)



(Fortsetzung von gestern)

Das Hotel ist schnell gefunden, landestypisch steht eine kleine Flasche Wein als Präsent des Hauses auf dem Zimmer. Pech, dass ich gerade keinen Alkohol trinke. Auf dem Zimmer finde ich auch einen der rätselhaftesten Hinweise, die ich bislang in Hotelzimmern gesehen habe:



Am nächsten Tag schaue ich mal aus dem Fenster und kann die Warnung zumindest in Ansätzen nachvollziehen.


Ein Kollege, den ich unerwartet im Frühstücksraum treffe, berichtet mir, dass er den Blick auf das benachbarte Bordell hatte (in Trier nimmt man Bahnhofsvierteltraditionen noch ernst). Ich will also nichts gegen den Container gesagt haben. 


***


Die Sitzung, für die ich dann insgesamt 20 Stunden Reise auf mich genommen habe, dauert zwei Stunden. Das anschließende Essen ist gut, aber ich habe keine Zeit, weil ich zum Bahnhof muss.


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Die Strecke Trier-Koblenz bei Tageslicht ist wirklich beeindruckend. Wenn die Kinder aus dem Haus sind, mache ich mal eine Rheinreise mit dem Kajak und ertränke mich abschließend in einem Faß Riesling.


(Da ich diesen Teil der Reise mit meinem Kollegen machte, keine verschwommenen Fotos der Rheinschlösser. Der hält mich ohnehin schon für bekloppt oder  für verschroben. Recht hat er.). [Ergänzung 11:40 Uhr: Möglicherweise auch deswegen, weil die Strecke gar nicht am Rhein entlang führt.] 


***


Diesmal kein kontemplativer Aufenthalt auf dem Hauptbahnhof von Koblenz, wir erwischen den Anschluss. Die nächste Regionalbahn bleibt dann allerdings in Mainz stehen, weil jemand im Bahntunnel herumrennt. Wir machen also erst mal 40 Minuten Pause in Mainz, die Anschlüsse sind damit flöten. Aber was soll’s, bei den Reisezeiten macht eine Stunde mehr oder weniger auch nichts mehr aus; es stellt sich sogar ein gewisses Interrail-Feeling ein (Eine Änderung, die das letzte Jahr für mich gebracht hat, ist, dass ich mich nicht mehr über irgendwelche Reiseprobleme oder Ärgernisse aufregen will und kann. Ich habe ein Zuhause, zu dem ich fahren kann, und ich muss nicht meine gesamte Habe mit mir herumtragen. Kein Grund zur Klage.)


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Ich sehe auf der Bahn-App, dass mein Anschlusszug in Frankfurt auch Verspätung hat, ich renne also zu dem Bahnsteig, er steht tatsächlich noch da. Und jetzt passiert mir etwas, was ich so bislang nur von den Straßenbahnen in Augsburg kenne: Ich drücke mehrmals auf den Türöffner, der Zug steht noch, fährt dann aber ohne mich ab.


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Eine Stunde auf dem Hauptbahnhof Frankfurt zur freien Verfügung. Man könnte sich einmal ansehen, wie der Sonnenuntergang alles in zartes rosafarbenes Licht taucht (sind wir nicht alle in der Tiefe unseres Herzens kleine Prinzessinnen? Gut, Ihr nicht, ich schon.)


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Ich setze mich in den Zug, vor mir setzt sich ein kleiner Typ mit großem Koffer an einen Vierertisch, an dem schon ein anderer Passagier sitzt. Der andere Passagier murmelt etwas vor sich hin, der Neuankömmling sagt höflich: „Entschuldigung, ich kann Sie nur ganz schlecht verstehen, können Sie etwas lauter sprechen?“ worauf der andere durch den Waggon plärrt: „Sie haben mir gerade Ihren Koffer gegen mein Bein gerammt!“ Ein vielversprechender Anfang, die beiden kommen aber ihrer Verpflichtung, mich ein bisschen zu unterhalten, nicht mehr nach. Der Kleine sieht sich dann auf seinem Laptop nur irgendwelche Livekonzerte von Metal-Bands, die wahrscheinlich so gruselig klingen, wie sie aussehen an (gut, gerade guckt er Dr. Who, wollen wir mal nicht so sein.) Vielleicht sitzt ja auch hinter mir irgendein Dödel, der mir auf den Laptop starrt? (Schnell mal umdrehen und sehen, wer rot geworden ist). 


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Eigentlich wären stundenlange Zugfahrten ja die idealen Gelegenheiten, allen möglichen Kram zu erledigen. Eigentlich.


22 Uhr Hauptbahnhof (nein, ich gehe jetzt nicht noch einmal am Humboldthafen vorbei). 

21 Kommentare:

  1. ... mönsch Kinners, kommt DU in der WELT herum + kannst recht viel -unterhaltsames - erzählen (ړײ)

    "sind wir nicht alle in der Tiefe unseres Herzens kleine Prinzessinnen? Gut, Ihr nicht, ich schon" -> dafür lieb ich Ihnen !!! *dasaberniegesagthabundzugebenwerd...hehe*

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    1. Den Satz habe ich auch nur für dich geschrieben, Engelchen.

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  2. Also mir gefällt der der Ausblick, aus dem Zimmer. Wer will den schon immer nur Sonne, Strand und Palmen sehen?

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  3. Immer neue Rätsel: Wo sieht man den Rhein, wenn die Zugfahrt von Trier nach Koblenz geht?
    Die Idee, nicht über verpasste Anschlüsse zu lamentieren finde ich auch prima. Mir fiel auf, nach Jahren rede ich nur noch über solche Mißgeschicke, warum auch immer. Es ist wohl der Hauch von Abenteuer...

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    1. Du nimmst mirs vorweg, man müsste halt auchmalauf die Landkarte schauen, dann würd man schnell erkennen, dass man von Trier nach Koblenz an der Mosel entlang fährt.
      Und da ist eine Bootsfahrt ja auch viel schöner und durch die Schleusen erlebnisreicher als auf dem Rhein. :-)

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    2. Da war ein Fluß und irgendwo war ein Hotel Loreley, da dachte ich, wird schon der Rhein sein (ich hätte noch einmal auf die Landkarte sehen müssen, da ich geographisch die totale Niete bin. Ausnahmsweise hat hier die akribische Recherche, für die AiP ja bekannt ist, versagt).

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    3. (Ich nehme aber an, dass man sich auch an der Mosel irgendwo in einem Faß Riesling ertränken kann.)

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    4. Und warum nennen die das Land dann Rheinland-Pfalz? Heißt doch nicht Moselland-Pfalz!

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    5. Wahrscheinlich bist halt erst inKoblenz richtig wach geworden, und ab da war der Fluß an dem "irgendwo ein Hotel Loreley war" wirklich der Rhein.
      Und ja,an der Mosel gibt es vorwiegend Riesling, (der übrigens durchaus mindestens so empfehlenswert ist, wie der vomRhein!)

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  4. Man fragt sich allerdings tatsächlich im Sinne der Nachhaltigkeit, ob man die 2 Stunden Sitzung nicht auch irgendwie über dieses Internetz hätte mitmachen können, Prinzesschen ;-)

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    1. Gibt es etwas nachhaltigeres, als einen Flug zu buchen, der annuliert wird? Außerdem gibt es Dinge, die nicht über das Internet erledigt werden können, sondern in Person vorgenommen werden müssen. Das wird dir jeder Drogenkurier bestätigen.

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    2. So gesehen hast alles richtig gemacht! :-)

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    3. Ist zwar selten, kommt aber vor..

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  5. Es gibt in Trier allerdings auch Hotels mit einer schöneren Aussicht! Na ja, wenn du ja eh nur eine Nacht da warst, ists ja nicht so wichtig, wo du geschlafen hast.
    Ein längerer Aufenthalt ist anzuraten. Dann allerdings besser außerhalb der Fastenzeit. :-)

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    1. Das Hotel war in Ordnung und über längeren Aufenthalt in der Nähe von Rhein/Mosel oder was weiß ich habe ich ja tatsächlich nachgedacht.

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    2. Ein Lesetipp: Hanns-Josef Ortheil, "Die Moselreise"
      - Vater und Sohn vor langer Zeit, wunderbar entspannend zu lesen..., sogar Hotels gibt es in dem Buch, die es noch gibt!
      Mosel lohnt immer, sogar mit Kindern.

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    3. ... komme - ursprünglich - aus der wunderschönenundsohimmlischen PFALZ
      + kann dem o.g. positiv geschriebenem nur recht geben:

      Sunneschei

      Oooooooh do gucken mol,
      wie schää!
      Seh ’nas?
      Ma siehds nit nur,
      ma riechts ach,
      was ä Wunner,
      die Nadur!
      Kaum kummdse raus,
      do’d Groß,
      schdreggde mol ihr Fieler aus,
      do blinzeld alles mol zurick.
      Hach,
      was schääne Dache werma hawwe,
      lossenen nei,
      de Sunneschei!

      + die Landeshauptstadt "MAINZ" liegt am Rhein !!! *alla hopp*

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  6. Bei deiner Planung eines längeren Aufenthalts in der "Rheinprovinz" (denn dazu gehörte der nördliche Teil vonRheinland-Pfalz) könntest da auch noch die Saar einbeziehen, die nicht weit von Trier in die Mosel mündet.
    Und bei Bedarf kann ich dir noch weitere Tipps geben. :-)

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