Der Tag beginnt mit unheilvollen Vorzeichen. Punkt 0 Uhr
steht die Katze vor der Schlafzimmertür und maunzt bedrohlich. Sieht sie
Geister? Ist sie selbst besessen? Wir werden es nie erfahren, denn ich bin ja
nicht blöd und stehe auf.
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Kurz nach fünf ist das bestellte Taxi noch nicht da. Ich
gehe ein bisschen die Straße entlang und finde ein Taxi, das langsam den
Bürgerpark umkreist. Er habe die Straße nicht gefunden, meint der Taxifahrer.
Gut, dass ich ihn gefunden habe, so komme ich pünktlich zum Flughafen.
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Frau
Ackerbau schickt mir ein Foto von etwas, was der Kater hineingetragen
hat. Überlege kurz, einen Fünftblog „What the cat dragged in“ zu eröffnen, der
sowohl für Katzen- als auch für Splatterfans geeignet wäre. Wahrscheinlich aber
doch nur für die Schnittmenge dieser zwei Gruppen. Damit lässt sich dann auch
kein Geld verdienen.
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Ich habe wieder Gelegenheit, den Enteisungsmaschinen bei ihrer Arbeit zuzusehen. Irgendwie sieht das immer so aus wie in einem alten
Science-Fiction-Film.
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Sitzung in einem wirklich schönen Besprechungssaal, der so
riesig ist, dass gut dreißig Teilnehmer im Kreis sitzen können. Der Gastgeber
verrät mir, dass hier ansonsten Besprechungen gehalten werden, bei denen keiner
der Beteiligten in der zweiten Reihe sitzen wolle, deswegen sei die Bestuhlung
so zweckmäßig. Es geht um klassische Themen, wie bürgerkriegsähnliche Zustände
und Onroad/Offroad Parking
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Ich habe zwei Präsentationen dabei, eine halte ich gleich
gar nicht, weil keine Zeit mehr ist, bei der anderen stelle ich fest, dass sie
nach zwei Folien aufhört, obwohl ich eigentlich fünf gemacht habe. Muss mir
merken, dass es ein guter dramatischer Effekt ist, wenn man ankündigt, jetzt
wollen wir mal die Ergebnisse ansehen, und dann sogleich eine leere Leinwand
kommt. Noch besser ist natürlich der dramatische Effekt, wenn einem selbst
auch bewusst ist, dass keine Folie mehr kommt.
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Ich bekomme Nachricht, dass in Berlin gestreikt wird, mein
Rückflug scheint aber einer der letzten zu sein, der noch geht. Da ich schon
das letzte Mal gezwungenermaßen den Zug von Stuttgart nach Hause nehmen musste,
wäre das auch ein bisschen zuviel des Guten. Die Berliner Streiks sind immerhin
gut gemischt, erst zwei Tage Schulen, dann ein Tag Bodenpersonal. Der
Schulstreik führte zu familiären Grimm, da nur bei J.S. und nicht bei
J.J. gestreikt wurde.
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Am Flughafen tut sich erstmal lange nichts, es wird eine
Verspätung von 45 Minuten angekündigt, wenigstens nicht annulliert wie die
anderen Flüge nach Berlin. Irgendwann können wir in den Bus einsteigen, der
fährt allerdings lange nicht los. Im Flughafenbus der völlig irrationale Impuls, zu dem Herren neben mir: "Aus dem Weg, du Schwammerlkopf" zu sagen. Nach zehn Minuten teilt uns der Fahrer mit,
dass wir wieder aussteigen dürfen. Der Flug wurde doch annulliert. Wenigstens
weiß ich schon, was man in solchen Fällen machen muss; gleich zum
Ticketschalter, Bahnticket holen und zum Hauptbahnhof hüpfen. Die Ankunft in
Berlin verschiebt sich damit um 5 Stunden. Ich bitte mein Büro, mir für den Zug
einen Platz reservieren zu lassen, bekomme aber nach 15 Minuten die Nachricht,
dass man keine Plätze mehr reservieren könne. Der Zug sei dicht.
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Man muss aber zugeben, dass der Stuttgarter Bahnhof
interessant aussieht. Da muss ich mir mal ein bisschen mehr Zeit für nehmen.
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Nach einer dreiviertel Stunde Fahrt wird dann doch ein Sitzplatz frei. Kann
man nicht meckern (wie schon letztes Jahr hier geschrieben: Ich rege mich über
Reisekatastrophen nicht mehr auf. Bringt ja nichts.) Ich sitze an einem Vierertisch, mir gegenüber ein schwerer Herr mit traurigen Augen (nein, kein Spiegel), der mir immer gegen das Schienbein tritt und mich gelegentlich anhustet. Er lagert seine benutzten Papiertaschentücher auf dem Tisch zwischen uns. Neben ihm ein weiterer schwerer Herr mit Schnurrbart, der eine Schlafbrille und Ohrenstöpsel dabei hat und uns während der Fahrt etwas vorschnarcht. In der S-Bahn vom Hauptbahnhof nach Hause sitzt neben mir ein Asiate mit einem Berlinale-Programm und einer großen Spiegelreflexkamera. Er sieht sich auf seinem Handy sehnsüchtig Facebook-Fotos von jungen Frauen an, schließt die Fotos und öffnet sie dann gleich wieder, immer wieder, immer wieder.
Ich werde mich nicht
mehr darüber beklagen, dass die Reisen inzwischen zu langweilig seien.
Sei froh, dass du keinen Rückflug bekommen hast. Eine Freundin hatte nämlich das Pech. Und dann kam sie in Berlin an und niemand öffnete das Flugzeug, weil das Bodenpersonal gestreikt hat. Sie mussten noch 1 Stunde im Flieger ausharren. Und sie meinte, sie weiß jetzt ganz genau, was Platzangst ist.
AntwortenLöschenKommt drauf an - gruselig wird's ja nur, wenn die Lüftung und Klimaanlage aus ist. Ich kann die Streikenden in Tegel verstehen - da ist so eine Überlast, die wirklich gefährlich werden kann.
LöschenDANKE -> sehr schöne Abendlektüre (ړײ)
AntwortenLöschenWenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen.
Urians Reise um die Welt
Matthias Claudius (1740-1815)
Dieses Zitat ist mir besonders lieb, weil die nächsten Zeilen des Gedichts sind: "Da hat Er gar nicht übel dran getan, Verzähl' er doch weiter, Herr Urian"
LöschenDass man nicht erzählt, sondern "verzählt" gab es also nicht nur bei uns im Süden, sondern auch im hohen Norden. Matthias Claudius liegt mir ohnehin sehr am Herzen.
„Tue das Gute vor dich hin und bekümmere dich nicht, was daraus werden wird.“
LöschenMatthias Claudius ... auch so lieblich ♥