Everybody's fucked in their own special way

Dienstag, 14. Januar 2020

Straßenorakel

Ich werde das Gefühl nicht los, dass die Berliner Straßen immer mehr zum Orakel werden. Sie überschütten mich mit seltsamen Zeichen und ich verstehe nicht einmal die Hälfte davon. Wenn ich gelernt hätte, die Zeichen der Straße zu lesen, wäre ich jetzt vielleicht reich oder würde mich zumindest rechtzeitig aus dem Staub gemacht haben, wenn der Komet auf die Stadt fällt. 

So sehe ich den ganzen Kram, manchmal unterbrochen von der unbedarften Frage der Begleiter: "Was fotografierst du denn da?", obwohl die Absurditäten doch klar und deutlich zu sehen sind. Immerhin kriegt man so das Blog voll. 

Vor Weihnachten hatte ich schon einmal hier Vorzeichen  aufgezählt, wie z.B. die Marionette im Baum am Pappelplatz. Irgendwo habe ich mal gelesen, dass die zusammengeknoteten Schuhe, die über Äste und Masten geworfen werden, Zeichen dafür seien, dass an dem Platz Drogen verkauft werden. Wenn das stimmte, müssten sie aber in Berlin überall hängen. Und: Wenn das stimmt, was bedeuten dann kaputte Marionetten im Baum? Verbrechen und unvorstellbare Ausschweifungen? Wie dem auch sei, heute komme ich wieder am Pappelplatz vorbei, die Marionette hängt noch im Baum, diesmal sehe ich aber den Kopf, der mir im November nicht aufgefallen ist (wenn ich mir das damalige Foto noch einmal ansehe, habe ich den Eindruck, als sei er damals noch gar nicht da gewesen). 

(Mir sagt das nichts, aber vielleicht ist es ja für Euch ein brauchbares Orakel?)

Nicht weit davon entfernt folgende Figur:


Die Himmelsschatulle der Engel ist aufgebrochen worden? (Vielleicht von dem Typ im Baum, der dafür seine Strafe bekommen hat?) Aber warum hat man denn einen Engel mit Geldschatulle auf dem Friedhof? Was passiert hier nur?

Es gibt eine Berliner Gesetzmäßigkeit, dass alles, was man sieht, bald darauf eine Art Echo hat. Vielleicht ist es auch so, dass, wenn man eine Geldschatulle sieht, dann gleich viel besser aufpasst, ob weitere herumstehen. Auf jeden Fall komme ich auf dem Heimweg an dem Bushäuschen am S-Bahnhof Wollankstraße vorbei und sehe dort auf der Bank zwei leere Flaschen Wodka stehen neben einer Geldkassette, in der noch der Schlüssel steckt. Der Besitzer stand wohl einige Meter entfernt und telefonierte in einer Sprache, die ich nicht verstand. Ich hätte ihn gerne gefragt, was das Orakel bedeuten sollte: Sollte ich mehr trinken? Oder besser mein Geld wegsperren? 

Ich werde es nie erfahren. 

16 Kommentare:

  1. Vielleicht bist ja genau du auserkoren, die wichtigsten Rätsel der Menschheit zu lösen.
    Die Ansätze finde ich schon sehr beeindruckend.
    Lieben Gruss durch den Morgennebel der Zeit,
    Brigitte

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    1. Das wäre schlecht für die Menschheit. Ich sehe meine Rolle mehr als jemand, der von der Seite seltsame Gegenstände wirft.

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  2. orakel sind ganz meines. ich kann dir nur sagen: solange du keine vollen geldkassetten findest, kannst du die geheimnisse von magie nicht erfahren. jupiter im bodennebel.

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    1. Hmm. Vielleicht sollte ich doch mal wieder zur Bank gehen?

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  3. Orakel sind doch wunderbar, du bist ausersehen, nur Ruhe bewahren. Wenn du es nicht verstehst, geht es einfach weiter, wie mit der Geldkassette. Bedenke aber, die Stadt ist nicht feindlich, nur voll von Individuen. Und die tragen so manches rum!

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    1. Die Stadt ist nicht feindlich, das stimmt. Eher jovial gleichgültig.

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  4. Tag der Poesie am Arbeitsplatz 2020
    14. Januar 2020 in der Welt


    BERLIN und Poesie:

    https://www.haus-fuer-poesie.org/de/poesiefestival-berlin/home-poesiefestival-berlin/

    *dakannDIRvielleichtgeholfenwerden...GedkassetteENGELSundBankfilialen*

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    1. Allein auf dem Tisch,
      Der Apfel, schon leicht faulig.
      Ich beneide ihn.

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  5. Also der Kopf im Baum, das ist eindeutig ein Teil von PanTAu und der kann, sollte er noch am Leben sein, zaubern! Und das Orakel der Geldkassetten: erst wenn Du nächtens davon träumst wirst Du reich.... ob an Vermögen oder Erfahrung sei mal dahingestellt ;-)
    Gruß Papierfrau

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    1. Ich hatte mir noch überlegt, an wen er mich erinnert... Pan Tau, natürlich.

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    2. Mein erster Gedanke war „Oh, Stan Laurel!“ Mein zweiter „… war das auch ein zeitreisender Android?“

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  6. Eine ausgesetzte Marionette im Park hatten wir hier auch schon mal, wenn Du meinen seinerzeitigen Tweet erinnern magst. Zwar fiel die relativ schnell der all­ge­mein­baden­ser Kehr­wochig­keit zum Opfer, aber dafür trug der (sonst unauffällige) Busch direkt neben der sei­ner­zei­ti­gen Fund­stätte seit­dem mehr­fach interessante Früchte: einen Schnuller, eine Socke, eine Klett­tasche mit per­sön­li­chen Unter­lagen, einen violetten Spitzen-BH, noch­mals einen Schnuller, zuletzt ein Paar Hand­schuhe. Für Inter­pre­ta­tions­hilfen wäre ich dank­bar.

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    1. Da würde man gerne Freud persönlich um Interpretation bitten.

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    2. Update: seit gestern liegt eine dunkelblaue Wollmütze obendrauf. Nimm das, Freud!

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    3. Update: zweimal je ein linker Handschuh.

      Das Interessante ist ja, dass diese Dinge nicht akkumulieren, sondern anscheinend jeweils ausgetauscht werden. Ich bin da was ganz Großem auf der Spur.

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    4. Eine Tauschbörse für Handschuh-Fetischisten?

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