Everybody's fucked in their own special way

Mittwoch, 15. Februar 2023

Wem die Stunde schlägt

 Ich liege in meinem Hotelbett und wache von einem Läuten auf. Ein Glockenschlag, der nahegelegene Rathausturm schlägt die Viertelstunde. Ich muss nicht nachsehen, wie spät es ist, es muss etwa sechs sein, meine normale Aufstehzeit, aber heute muss ich mich weder um Katzen noch um Schulkind kümmern, kann also ein bisschen liegen bleiben. Die Stadt ist hier so freundlich, den Glockenschlag des Nachts pausieren zu lassen.

In Berlin hört man wenig Glocken, Sonntags um neun oder zehn zum Gottesdienst, um sechs das Abendläuten. Nicht verkehrt, dass nicht dauernd gebimmelt wird, keine klerikale Lärmdominanz wie auf dem Dorf. Ab und zu mag ich aber diesen Laut, kurzes Innehalten, welcher Kirchturm ist es, ist Gottesdienstzeit oder irgendein Papst gestorben?

Das Viertelstundenläuten vermisse ich nicht. Ich erinnere mich an schlaflose Nächte, in denen die Glocke unerbittlich jede weitere Viertelstunde markierte, die man keine Ruhe fand.

Nachtrag: Und heute in der Früh wurde ich in Pankow von einem Glöckchen geweckt. Stellte sich aber heraus, es war nur der Warnton der Müllabfuhr beim Rückwärtsfahren.

9 Kommentare:

  1. Schöne Glocken - Gedanken 😉

    ... zum heutigen Tag des Regenwurms am
    15. Februar 2023 in der Welt 🐛Hörste DU ihn denn auch 🤔 🤫 😁

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    1. Bin jetzt zu faul, das passende Lied zu verlinken

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    2. Gut, dann gibts halt ein Gedicht:

      Der Regenwurm
      Ein langer dicker Regenwurm
      geriet in einen Wirbelsturm,
      der trug ihn bis zum Himmel.
      Nun dient er oben, nein, wie fein,
      dem allerliebsten Engelein
      als Klöppel einer Bimmel.
      — Heinz Erhardt

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  2. auch kleine glöckchen können denken auslösen und erinnerung, passt. unsere kirche nebenan ist eine simultankirche, katholisch und evangelisch, sie läutet die stunden, um 11 h vormittags, totenglocke und für den gottesdienst. samstags läutet sie um 16 uhr den sonntag ein. da wir es gewöhnt sind, fällt es nicht mehr auf.

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  3. hier bimmelt es leise um 12 und um 6. glöckchen von einem großen bauernhof. das die leute mittags zum essen rief.

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  4. Als ich hierher zog, vor ~15 Jahren, fühlte ich mich sofort zuhause und merkte, dass mir jahrelang der Stundenschlag gefehlt hatte. Den mag ich immer noch, aber das teils Viertelstunden-lange außer-der-Reihe-Gescheppere der Pfaffen beider Sorten nervt, zumal die Evangelen vor ein paar Jahren einen neuen hölzernen Glockenstuhl einbauen ließen, um mit allem Blech gleichzeitig lärmen zu können – mit dem stählernen davor ging immer nur eine Glocke.
    [hier drei schwarze Totenköpfe mit Blitzen einfügen]

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