(Fortsetzung von hier)
Die Sonne ging erst gegen 8 Uhr auf, das Wetter war trocken und ich machte mich gegen 9 auf zu der alten Farm, einem kleinen Stall, vor dem Kostas, der Esel, angebunden war. Die Farm lag innerhalb eines Olivenhains. In Korfu werden die Olivenbäume kaum geschnitten, es gibt dort phantastisch knorrige uralte Bäume. Für die Olivenernte ist das natürlich eher ungünstig, da die Bäume auch sehr groß sind. Ähnlich wie bei Obstbäumen, die nicht geschnitten werden, sind die Früchte auch eher klein, mit großem Kern. Das Pflücken vom Baum, wie es z. B. in Italien bei besonders guten Olivensorten gemacht wird, wäre hier nicht sonderlich hilfreich. Aber auch das Herunterrütteln der Früchte funktioniert hier wegen der hohen und starken Bäume nicht besonders gut. Die Korfioten behelfen sich damit, dass sie zur Erntezeit große Netze unter die Bäume legen. Die reifen Oliven, die durch den Wind herunterfallen, werden dann in den Netzen gesammelt. Da die Oliven dabei beschädigt werden, gilt das Öl als nicht so hochwertig. Mir hat's aber immer geschmeckt, und ich kenne wenige Orte, wo man so schöne Bäume sehen kann.
(Kostas; im Hintergrund sieht man zusammengelegte Netze)
Ich hatte mich auf einen Stein gesetzt und wartete auf den Chef. Kostas, der Esel, interessierte sich nur mäßig für mich. Ich hatte nicht daran gedacht, ein bisschen altes Brot für ihn mitzunehmen, nahm mir das aber für den nächsten Tag vor.
Wer nicht kam, war Elyseos. Ich wartete noch etwa bis 10 und machte mich auf den Weg in den Ort, um zu sehen, was los war. Ich kannte Elyseos gut genug, um zu wissen, dass er sicher schon lang vor Sonnenaufgang aufgestanden war. Ich traf ihn in der Taverna, wo er sich gerade ein Spiegelei mit Knoblauch und einen Mokka zubereitete. Nein, heute sei doch Feiertag, da könne man nicht arbeiten. Nach einigem Hin und Her fiel mir ein, dass Dreikönigstag war. Also machte ich erst mal mit Brotzeit, wünschte allen, die in die Taverna kamen, Chronia polla, viele Jahre, den griechischen Feiertagsgruß.
Im Januar war der größte Teil der Ernte schon erledigt, deswegen ging Elyseos die Sache eher ruhig an. Mir sollte es erst mal Recht sein.
(Fortsetzung folgt)
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