(Fortsetzung und Schluss von hier)
Die reifen Oliven fielen auf die schwarzen Kunststoffnetze, die unter die Bäume gelegt worden waren. Ich weiß nicht, wie oft man schon die Früchte eingesammelt hatte, im Januar kamen dann die letzten Oliven herunter. Die Arbeit begann damit, dass Elyseos und ich die Netze an gegenüberliegenden Seiten hochhoben, damit die Oliven in der Mitte einen Haufen bildeten. Dabei musste man aufpassen, möglichst nicht auf die überall herumliegenden Oliven zu treten. Das brachte mir regelmäßige Ermahnungen ein. Die Oliven wurden dann mit der Hand in einen großen Plastiksack geschaufelt. Neben Oliven war da natürlich auch alles mögliche andere dabei, Laub, kleine Stöcke, aber Elyseos meinte auf meine Fragen stets nur: "Inside sack". Eine tote Maus, die wir auch einmal fanden, wurde allerdings aussortiert. Die Säcke mögen voll so ca. 30-40 kg gehabt haben. Wenn genug beisammen waren, holte man Kostas, den Esel, der ein spezielles Tragegeschirr aufgesetzt bekam. Links und rechts wurden je zwei Säcke angebunden, oben kamen auch noch zwei dazu. Die Säcke wurden zur alten Farm gebracht, wo ein Rüttelsieb an einem Baum aufgehängt war. Mit diesem Gerät wurden die Blätter und Holzstücke ausgesiebt.
Die Oliven waren klein, eher länglich und vorne spitz zulaufend und zu meiner Überraschung von einem sehr dunklem Rot. Der Farbstoff war so stark, dass ich mir in dieser Zeit auf Dauer mehrere Arbeitshosen versaut habe, weil man die roten Flecken an Knie und Hosenaufschlag nicht mehr wegbekam. Die Hände, die durch die Arbeit ohnehin schwielig und rissig waren, wurden auch zuverlässig rot eingefärbt. Ich fragte Elyseos, ob ich eine Olive vom Baum probieren könne, er erlaubte es freundlich und hatte dann seinen Spaß, als ich die Olive gleich wieder ausspuckte: die Früchte sind so bitter, dass sie nicht genießbar sind. Erst durch Einlegen in Salzlake werden die Bitterstoffe soweit reduziert, dass man die Früchte essen kann. Ich war einigermaßen erstaunt festzustellen, dass die Oliven, die ich bisher kannte, entweder unreif (grün) oder so stark mit Salz und Ätznatron behandelt waren, dass man vom eigentlichen Geschmack kaum noch etwas ahnen konnte. Seitdem suche ich mir meist die roten Kalamata-Oliven, die noch am nächsten am eigentlichen Geschmack sind.
Die ausgesiebten Oliven mussten wieder in Säcke gefüllt werden. Elyseos, der selbst kein Auto hatte, hatte einen Bekannten gebeten, die Säcke mit einem Pickup abzuholen. Dazu musste man die Säcke aber erst einmal zur Straße bringen. Eine Aufgabe für Kostas und mich. Von der Alten Farm zur Straße führte nur ein schmaler Eselspfad den Hang entlang, vielleicht einen halben Kilometer lang, mit einer mäßigen, aber nicht zu unterschätzenden Steigung. Kostas bekam wieder sein Tragegeschirr und wir banden die Säcke fest. Mir wurde der Eselsstrick in die Hand gedrückt, ich sollte vorausgehen. Dabei schärfte mir Elyseos ein, den Strick kurz zu halten, damit sich Kostas nicht mit dem Fuß verheddern konnte) Nun haben Esel meistens keine besondere Lust zum Arbeiten, Kostas stand nur da, war nicht zu bewegen. Ich lernte, dass man griechische Esel mit lauten "Ela, Ela"-Rufen antreibt. (das funktioniert auch mit deutschen Kindern, wie ich inzwischen festgestellt habe). Das erfüllte seinen Zweck, allerdings ist es so: Wenn sich der Esel in Bewegung setzt, ist er nur schwer aufzuhalten. Also: Ich brüllte Ela, Ela, Kostas kam in Fahrt, ich immer etwa zwei Meter vor ihm, mit dem Strick in der Hand, den schmalen Eselspfad hinaufrennend, immer in Sorge, ich könnte stolpern und Kostas über mich rüber trampeln. Die Strecke mussten wir einige Male absolvieren, bis alle Säcke am Straßenrand standen. Am Schluß hatten weder ich noch Kostas mehr Lust, er sah mich nur mit vorwurfsvollen Augen an: ich hatte ihm natürlich wieder kein Brot mitgebracht.
Ziemlich geschafft fuhr ich mit zur Ölpresse, dabei handelte es sich um ein Gebäude mitten im Dorf, das mir vorher nicht aufgefallen war. Offenbar brachten alle Bauern ihre Oliven dorthin und ließen das Öl pressen, so ähnlich, wie es bei uns auf dem Land ab und zu Mosteteien gibt, wo man Äpfel hinbringt. Die Oliven wurden in eine Presse geschüttet, die Flüssigkeit kam in eine Zentrifuge, auf der einen Seite spritzte das rote Wasser heraus, auf der anderen wurde das Öl abgefüllt. Die Halle roch sehr intensiv nach dem roten Bitterstoff, der Geruch hat sich mir nachhaltig eingeprägt. Wir hatten über eine Tonne Oliven gebracht, so dass einige 100-Literfässer Öl abgefüllt werden konnten.
Damit war die Arbeit im Olivenhain für das Jahr zuende, Elyseos hätte zwar noch verschiedene andere Aufgaben gehabt, aber ich machte mich dann wieder auf den Weg zum Hafen. Die Zeit hatte mir klar gemacht, dass die Arbeit, so schön sie auch war, zumindest für mich keine dauerhafte Perspektive war: Zu karg, zu eingeschränkt war das Leben in diesem Paradies. Ich hatte einige getroffen, die sich dort ihren Traum vom anderen Leben verwirklicht haben, für mich war's anscheinend nix. So hatte ich mir (wieder einmal) ein schönes Ausstiegs-Traumszenario dadurch kaputt gemacht, dass ich's ausprobiert hatte.
Nach einer ausgiebigen Verabschiedung und nach den drei Tagen Rückfahrt kam ich wieder zuhause an. Ich hatte wieder einen etwas nüchternen Blick auf das Studium, weil ich ja jetzt wusste: Gemüsebauer in Korfu scheidet als Alternative leider aus.
Gemüsebauer in Korfu *lach* . Hast Du denn schon mal Schafzüchter in Spanien probiert? Man soll doch seinen Traum leben! (Ich glaube aber, der Satz war ursprünglich irgendwie anders gemeint *g*).
AntwortenLöschenLG Papierfrau
Nein, meine sonstigen Alternativplanungen waren dann doch ganz anderer Natur....
LöschenAlso ich hätte noch Ziegen hier auf Zypern zur Auswahl...
AntwortenLöschenDas wäre natürlich tatsächlich noch eine Alternative... da komme ich noch einmal ins Grübeln... Gruß nach Zypern! Andreas
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