Everybody's fucked in their own special way

Donnerstag, 12. Dezember 2019

22 Jahre Berlin machen blöde

Letzter Auswärtstermin des Jahres in Stuttgart. Ich muss zu einem Büro mit der Hausnummer 4, war dort auch früher schon einmal, so dass ich mich vage erinnere. Ich finde auch die Straße gleich, gehe die Häuser entlang, es sind große Gebäude in einer Einkaufsstraße. Nummer 3 ist ein Modegeschäft, ich gehe weiter an einer kleinen Seitenstraße vorbei, schaue nach dem nächsten Haus, einem Schuhgeschäft: Das ist schon Nummer 5. Sollte ich den Eingang übersehen haben? Ich gehe noch einmal zurück, schaue auch in der Seitenstraße, manchmal sind die Eingänge ja auch in den Seitenstraßen, aber auch da ist die Nummer 4 nicht. Ich schaue mir die Eingänge an den Häusern noch einmal an, nein, da ist keine 4. Ich bin ratlos, da klingelt das Telefon. Es ist der Kollege, der fragt, ob ich rechtzeitig angekommen bin und noch zur Besprechung komme, die jetzt ja beginnen soll. Ich sage ihm, dass ich im Prinzip vor dem Haus stehe, aber zwischen Modegeschäft und Schuhgeschäft irgendwie die Nummer 4 nicht finde. Am Telefon gibt es eine kurze peinliche Pause und der Kollege sagt so sanft und einfühlsam wie möglich: Da ist die Nummer 4 auch nicht, die ist auf der anderen Straßenseite. 

Ich brauche einen kurzen Moment, um zu verstehen, und stelle mit Erschrecken fest, dass ich nach 22 Jahren in Berlin anscheinend nicht mehr in der Lage bin, ein vernünftiges und sinnvolles Hausnummersystem zu verstehen. Verstreut meine Asche an den Ufern der Panke. 

11 Kommentare:

  1. Finde weder ein Hausnummer-Zitat noch eine Witz dazu, also

    darf die Kleine Kalender hier, zum Einsatz kommen:

    Events im Dezember 2019
    12 Do

    Vollmond Dezember
    Tag des Weihnachtssterns

    Es war also der Vollmond schuld und nicht Herr Ackerbau (ړײ) *zwinker*

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    1. Ich bin enttäuscht! Beim ersten Anlauf fand ich dieses hier: Nach einer bewegten Feier nimmt der Wiener Feuilletonist Peter Altenberg in einer Taxe Platz. Während der Fahrer den Motor anläßt, fragt er: 'Und wo darf i eahna hinfohrn?' Darauf Altenberg: 'Fahren's noch der Hausnummer zweiundzwanzig. De Gossn sog i eahna späta!"
      Mehr Mühe geben, Engelchen!

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    2. MENNO...


      Hab am Haus gerade den Briefkasten, die Klingel und die Hausnummer entfernt.
      Wenn schon Datenschutz dann richtig!

      ... (ړײ)

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  2. in den streusiedlungen hier sind hausnummern willkürlich. aber navi sei dank auffindbar.

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    1. Bei uns gab es teilweise auch noch die Hausbezeichnungen, "der Kirchsattler" etc. In Vor-Navi-Zeiten nicht ganz einfach.

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  3. Warum nur ist es nicht überall gleich, diese Nummerierung? In Karow war sie für uns auch verwirrend.

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    1. Die Berliner Hausnummerverteilung ist heimtückisch. Aber offensichtlich habe ich sie schon vollständig internalisiert.

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  4. Tröste dich, genau umgekehrt erging es mir, als ich vor Jahren meine Cousine in Berlin besuchen wollte. Ich habe zwar auf Anhieb die Urbanstraße gefunden, aber nicht die Hausnummer. Es hat gedauert, bis ich begriffen habe, dass die Nummer 1 GEGENÜBER einer Hausnummer mit über 220 ist. Typisch Landpomeranze, dachte ich, zu blöd in der Großstadt zurechtzukommen. :-)

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    1. Nach bestimmten Zeitablauf gewöhnt man sich aber offensichtlich an den Berliner Irrsinn und hat ihn vollkommen internalisiert..

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  5. Frater Mosses wollte kommentieren, aber irgendwie schluckt die Seite wieder alle Kommentare.
    Per E-Mail:

    "Stimmt, das war vor vielen Jahren eines der ersten Details, an dem ich bemerkte, dass Berlin allenfalls für’s Amüsemang taugt, aber nicht zur dauerhaften Ansiedlung menschlichen Lebens. Zum Glück wusste ich da schon, dass ich (wahrheitsgemäß) untauglich zur Vaterlandsverteidigung befunden würde, sonst hätte ich doch noch dahin ziehen müssen."

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  6. Vielen Dank für den freundlichen Service! Wie man sieht, war das wohl nur ein Rülpser in der Matrix. So, ich geh dann mal die Falaffeln wenden …

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