Ältere Blogleser werden sich möglicherweise erinnern: Es gab hier immer eine regelmäßige Zusammenfassung der Inhalte des Zweitblogs. Während die ersten Übersichten jeweils vier bis sechs Wochen umfassten, hatten Teil 30 und 31 schon jeweils ein halbes Jahr im Blick. Und jetzt sind tatsächlich schon eineinhalb Jahre vergangen seit dem letzten Überblick. Höchste Zeit also, die Zeit seit Mai 2020 zusammenzufassen. Und ein Hinweis, für diejenigen, die erfahrungsgemäß bei den Nebenzimmer-Posts nach den ersten zwei Sätzen aufhören (also schon zu spät): Ab morgen gibt es wieder den musikalischen Adventskalender, jeden Tag ein Lied, das ich 2021 gerne und viel gehört habe; das meiste auch Lieder, die 2021 erschienen sind.
Was war also los die ganze letzte Zeit?
Im Juli habe ich einmal über verschiedene Romane aus Afrika geschrieben, die ich gerne gelesen habe. Empfehlungen für alle, die einmal einen anderen Blick auf den Kontinent bekommen wollen und natürlich für alle, die gerne spannende Lektüre haben. (Ergänzung: Ich habe zwischenzeitlich auch die anderen Romane von Sue Nyathi gelesen, die ich auch sehr empfehlen kann.)
Noch einmal Lektüre: Please kill me, eine oral history of punk. Ein komplett deprimierendes Buch, keiner der Publikumslieblinge kommt auch nur einigermaßen gut weg. Die Musik von ein paar Leuten kann ich mir jetzt nicht mehr anhören, nachdem ich ein paar der Geschichten kenne. "Frau Ackerbau hat sich anfangs noch gewundert, dass ich alle paar Minuten "was für Arschlöcher" gemurmelt habe. Misogynie und Drogensucht sind eine schlechte Mischung, aber anscheinend das Fundament der Populärkultur."
Ein kurzes Stück zu Jacqueline Taieb, einer französischen Sängerin der 60er Jahre, die eine der fantastischsten Beatplatten veröffentlicht hat, die ich kenne. Bin nur zufällig darüber gestolpert, wieder so ein Anlass, wo man sich wundert, warum bestimmte Musik bekannt ist und andere nicht. Frau Taieb ist wahrscheinlich im letzten Jahr die am häufigsten gehörte Sängerin im Hause Ackerbau gewesen.
Im Dezember gab es dann erstmalig den musikalischen Adventskalender, Lieder aus 10 Ländern, die ich alle gern und oft gehört habe. Geht morgen auch wieder los, dann allerdings weitgehend mit Liedern aus 2021, aber ähnlich weit gestreut.
2021 begann mit einer Spurensuche nach den 42 wilden Weibern aus Dahomey, angeregt durch einen kurzen Film aus dem Berlin der 1890er Jahre: Auf Twitter gab es letztens einen kleinen Film zu sehen, eine etwa halbminütige Szene aus der Friedrichstraße im Jahr 1896, in Farbe. Man sieht die Pferdegespanne, eine Art Bus, bei dem die Passagiere auch auf dem Dach der Kutsche sitzen, Elegante Passanten und Passantinnen mit Sonnenschirmen überqueren die Straße. Zwei der Gebäude haben Reklameschilder, Castan's Panopticum sowie das Passagen-Panopticum gleich daneben. Die Szene spielt also an der Ecke zur Behrensstraße, eine Querstraße von Unter den Linden entfernt. Wenn man vor der Behrensstraße Richtung Bahnhof Friedrichstraße sieht, würde man heute das Westin Grand-Hotel sehen, wo damals das Passagen-Panopticum war. Das Passagen-Panopticum hat zwei große Reklameschilder, auf denen "42 wilde Weiber aus Dahomey" angekündigt werden. Das Publikum wusste offenbar, was dabei zu erwarten sei, und offenbar war sich auch das Panopticum sicher, dass es sich um einen Publikumsrenner handeln würde. Ein kleines Stück zur Berliner Kolonialgeschichte.
Dann begann eine Reihe, in der ich immer kurz neue Musik vorstellte, die ich in dem Monat gehört hatte. Einiges davon wird man dann auch wieder im Adventskalender finden. Hier finden sich die Zusammenstellungen von März, April, Juni, August, Oktober. Alles eher indie-, obskur, aus verschiedenen Gründen eher folklastig und sehr gut hörbar.
Dazwischen geschmuggelt hat sich eine Dokumentation, die ihren Ausgangspunkt in einem Tippfehler auf Twitter gefunden hat. Wie wäre es, wenn es das innovative deutsch-italienische New-Wave-Duo "Due Laternenpfähle" gegeben hätte, die es dann doch nicht so weit wie DAF geschafft haben. Die authentische Geschichte, garniert mit Soundbeispielen, findet man nur hier.
Auch in den nächsten Monaten wird es drüben immer wieder etwas zu lesen geben (bis Weihnachten sogar täglich). Die Zeiten sind halt gerade nicht so, dass man alles durchführen kann, was man sich so vornimmt.
Die gesammelten Inhaltsverzeichnisse für den Zweitblog finden sich wie immer unter dem Tag Nebenzimmer.