Everybody's fucked in their own special way

Donnerstag, 6. August 2020

Battle of the saints (zusammen in einer Wanne flüssigen Pechs)

Der erste Tag begann natürlich mit Wassertreten, danach gab es einen Spaziergang in die Stadt. Auf dem Weg dorthin an Maisfeldern vorbei, bei denen allerdings noch keine Kolben zu sehen waren, sondern nur Ackerwicken. Ich muss zugeben, dass ich auch ein Blog, das nur Fotos von Ackerwicken zeigen würde, als ein sehr löbliches Unternehmen ansehen würde. Demnächst also vielleicht Ackerwicken in Pankow. 

Im Stadtpark latschten wir durch den Barfußpfad, bis es dann zu regnen und gewittern begann. Auf dem Rückweg machten wir einen kurzen Zwischenhalt in der Stadtpfarrkirche, St. Justina. In dieser Kirche war ich eigentlich immer nur zu den Schuleinführungsgottesdiensten. Wenn man nach oben sah, gab es ein Bild von zwei Menschen, die zusammen in einer Wanne saßen, daneben eines von einer Frau auf dem Richtplatz, das Schwert schon über ihrem Kopf erhoben. Neben ihr liegt schon der Rumpf eines Geköpften. Das war immerhin schon ein bisschen Ablenkung für die Schulgottesdienste; ich kann mich nicht erinnern, dass man sich über diese blutigen Darstellungen gewundert hätte; man war ja auch schon den mit Pfeilen übersäten Sebastian gewöhnt. Es lag nahe, dass die demnächst Geköpfte St. Justina sein müsste, mehr wusste ich allerdings auch nicht. Diesmal hatte ich aber die Möglichkeit nachzulesen, die zwei sind St. Justina und St. Cyprian. Cyprian war ein Zauberer, der dann von Justina bekehrt wurde, später wurden dann beide von Diokletian verfolgt, der sie in einen Bottich mit heißen Pech setzen ließ. Hier wurden sie allerdings von Engeln befreit. Als die beiden dann geköpft werden sollten, waren leider keine Engel mehr zur Stelle. 

Beim Abendessen kam das Gespräch auf etwas kontemporärere Heilige: In der Gegend wird die Heilige Crescentia von Kaufbeuren verehrt, die im 17./18. Jhd. dort gelebt hat. Es gibt eine Geschichte, die recht beliebt ist, dass 1945 in einer Bombennacht die Kaufbeurer die Hl. Crescentia angerufen haben, die dann die britischen Bomberpiloten so verwirrt hat, dass sie ihr eigentliches Ziel Kaufbeuren nicht finden konnten. (In Kaufbeuren gab es reichlich Munitionshersteller.) Das Wunder wäre aus meiner Sicht ohnehin schon bedenklich, schwieriger wird es dann noch einmal, weil die britischen Bomber dann nach Kempten weiterflogen und die Kemptner bombardierten. Ich weiß jetzt nicht, ob die Kemptner damals versäumt haben, ihren St. Mang anzurufen, damit dann Marktoberdorf an der Reihe gewesen wäre, oder ob bei einem Wettstreit Crescentia eben stärker als der St. Mang wäre. Das hätte dann etwas von den griechischen Kriegen und dem jeweiligen Beistand der unterschiedlichen Götter. 

(Ich fürchte, es wird auch bei den weiteren Urlaubsberichten noch ein paar Heilige geben.)

8 Kommentare:

  1. Überschrift verspricht ...
    einen
    Hollywood Blockbuster (ړײ)

    und

    Heiligen Epos
    mit Blümchendeko und Wassertreten

    anstatt ...(ړײ)

    DANKE, mit

    Verklärung des Herrn am 06.08.2020

    und von

    Gilbert, Hermann ... (ړײ) (haben heute Namenstag)

    *hehe*

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  2. Heilig´s Blechle! Mir wird ganz blümerant bei solch schaurigen Gemälden.

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  3. Ich bin baff, auch bei Bombendrohung funktioniert das "St-Florians-Prinzip", man bittet um Verschonung und bietet Alternativziele an. Und die Geschichte der Deckengemälde sind so blutrünstig, dass sie keineswegs jugendfrei waren oder sind.

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    1. In diesen Barockkirchen sah man so manches, was man besser nicht gesehen hätte.

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    2. Die Ladenburger hier konnten das ganz ohne Heilige: Wenn Bomber im Anflug gemeldet wurden, machten sie einfach alle das Licht aus. Die Bomben radierten dann die Mannheimer Innenstadt aus, was im Fortgang zu den bekannten Quadraten führte, und Ladenburg behielt seine spätmittelalterliche, auf römischen Ruinen erbeute Altstadt.

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    3. Warum denn das Licht ausmachen, wenn man eine Heilige hat?

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